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Language:
Deutsch
Stats:
Published:
2025-06-08
Updated:
2025-09-07
Words:
58,230
Chapters:
19/?
Comments:
1
Kudos:
6
Hits:
318

Wail at the Moon

Summary:

Einige Zeit lang fand Stiles es vor allem amüsant. Das ganze Hin und Her zwischen Peter, Derek und Scott um die Frage wer der große böse Alpha war. Als ob auch nur einer von ihnen wirklich das Zeug zum Alpha hätte und der Rudelführer sein könnte. Nein, der Rudelführer des Hale/McCalls-Rudel von Beacon Hills war Stiles Stilinski, danke vielmals, und das obwohl er nicht einmal ein Werwolf war. Vor und nach dem Ende der Serie und was es wirklich bedeutet ein Rudel zu sein.

Notes:

Disclaimer: „Teen Wolf (MTV)“ ist nicht mein geistiges Eigentum. Alle Rechte liegen bei MTV, Paramount, Jeff Davis und Co. Ich spiele nur auf deren Wiese und verdiene kein Geld mit dieser Fic.

Spoilerwarning: Spoiler für alle 6 Staffeln und den Film, letzteres aber nur indirekt, da die Handlung vor dem Film spielt und der im Rahmen dieser Fic eher nie stattfinden wird, also keine Sorge

Warnings: Nicht-lineare Narration, Unzuverlässiger Erzähler, Angst, Gewalt, Horror, Bullying, Ableism, Character Death, Werwölfe (ist immerhin Teen Wolf), Polyamory, Kate Argent, Erw. der Ereignisse von Staffel 6 und Isaacs und Theos Backstoys, leichtes Season 5 und 6 Bashing, was gewisse Handlungsstränge angeht, die besonders ärgerlich waren und sowie leichtes Scott Bashing durch den POV diverser Charaktere (manchmal gerechtfertigt und manchmal weniger gerechtfertigt), canon-übliches Derek-Bashing durch den POV diverser Charaktere

Pairings: alle Canon-Pairings so wie diverse implizierte Pairings, inklusive: aktuelles Scott/Malia, Chris/Melissa, Mason/Corey, Thiam, Stydia, Ethan/Jackson, Derek/Braeden, vergangenes Scott/Kira, Stalia, Scott/Allison, Isaac/Allison, Chris/Victoria, Lydia/Jackson, Ethan/Danny, Liam/Hayden, Lydia/Aiden, impliziertes Sterek, Styles/Cora, Kira/Malia, Jordan/Lydia, Brett/Liam uvm. Seien wir mal ehrlich in dieser Serie wollte jeder jeden bespringen und das ist ein Thema in dieser Fic

Chapter 1: Prolog

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Wail at the Moon


Prolog


Einige Zeit lang fand Stiles es vor allem amüsant. Das ganze Hin und Her zwischen Peter, Derek und Scott um die Frage wer der große böse Alpha war. Als ob auch nur einer von ihnen wirklich das Zeug zum Alpha hätte und der Rudelführer sein könnte. True Alpha und Bruder in allem außer der Biologie hin oder her, Scott war etwas zu einfältig, etwas zu nett, etwas zu naiv und etwas zu schnell bereit anderen zu vergeben und jemals wirklich ein ernstzunehmender Rudelführer sein zu können. Der einzige Grund warum ihm irgendjemand folgte bestand letztlich darin, dass er eben die geheimnisvolle Art von wahren Alpha war, der von selbst rote Augen und die Alpha-Magie entwickelte anstatt sie stehlen oder erben zu müssen, was ihn in den Augen aller zu einer Art Messias der Werwolftums machte. In Wahrheit wusste er aber nicht was er tat (siehe das ganze Liam-Disaster).

Dereks Versuche wiederum waren sogar noch trauriger, denn er war zu verschlossen, zu aggressiv, zu misstrauisch, zu stur (!) und zu sehr von seiner Vergangenheit belastet um irgendjemanden anzuführen, ganz zu schweigen vom einem Werwolf-Rudel, und war gerade erst dabei zu lernen was es bedeutete ein Anführer und ein Alpha zu sein. Eine Entwicklung die  ironischerweise begann, nachdem er sein Alphatum freiwillig aufgeben hatte um seine Schwester zu retten. Irgendwann würde Derek ein großartiger Alpha mit ebenso von selbst roten Augen werden wie Scott, davon war Stiles überzeugt, aber dieses irgendwann war nicht heute.

Und was Peter anging … nun Peter war zu verrückt (nicht seine Schuld, aber ein Fakt), zu verschlagen (sehr wohl seine Schuld), zu machtgierig und zu wenig selbstlos um ein Anführer zu sein. Peter hatte seinen Nutzen, und wenn er gerade keinen psychotischen Schub hatte, dann war er eigentlich jemand, mit dem Stiles seine Zeit nicht ungerne verbrachte (nicht, dass er das jemals zugeben würde!), aber ein Anführer oder auch nur ein Alpha? Alleine die Vorstellung war doch wohl ein Witz!

Nein, Alphatum durch rote Augen hin oder her (was ja sowieso nicht viel bedeutete, siehe das Alpha-Rudel bestehend aus einem Haufen Alphas), keiner von diesen dreien hatte das Zeug zum Rudelführer. Sie waren nicht mal besonders gute Anführer.

Chris Argent, Scotts Mutter Melissa und Stiles Dad waren in dieser Hinsicht nicht nur besser in dieser Rolle, weil sie erwachsen waren (genau genommen waren Derek und Peter auch erwachsen, aber keiner, der fünf Minuten mit ihnen verbrachte, glaubte danach noch, dass sie das wirklich waren), sondern einfach deswegen weil sie bessere Anführer waren. Aber sie waren nur Anführer ihrer kleine professionellen Gruppen von Angestellten – der Jäger und Waffenhersteller, des Krankenhauses und der lokalen Polizei.

Nein, der Rudelführer des Hale/McCalls-Rudel von Beacon Hills war Stiles Stilinski, danke vielmals, und das obwohl er nicht einmal ein Werwolf war.

Stiles hatte sich diese Rolle nicht ausgesucht, er hatte sie einfach im Laufe der Zeit übernommen, weil sie jemand übernehmen musste. Zunächst einfach nur, weil sich jemand um Scott kümmern musste, dann weil jemand die Stadt vor allem dem übernatürlichen Wahnsinn schützen musste, der darin passierte, und dann schließlich, weil es nicht anging, dass es zwei rivalisierende Rudel in der Stadt gab, die gegeneinander anstatt zusammen arbeiteten, obwohl sie doch zusammen gehörten.

Scotts und Dereks Geschwisterrivalität war in dem Moment nicht mehr witzig, als Leben auf dem Spiel standen und keiner mehr Erica und Boyd finden konnte. Also beschloss Stiles, dass es Zeit war aus zwei Rudeln eines zu machen und alles in Ordnung zu bringen. Eine Tatsache, in die er weder Derek noch Scott einweihte, die er aber stillschweigend durchsetzte, was aber zunächst gerade mal Peter zu bemerken schien, der wissend grinste, aber kein Kommentar dazu abgab.

Und dann gab es nur noch einen Alpha mit roten Augen, und das war Scott, und Derek ordnete sich ihm unter. Und ungefähr zu diesem Zeitpunkt schienen alle Scott und Stiles für Co-Anführer zu halten, was nicht ganz falsch war, aber auch nicht ganz richtig. Denn immerhin konnte es, wenn es hart auf hart kam, nur einen wahren Anführer geben, und es bestand kein Zweifel daran wer dieser Anführer war. Selbst Theo erkannte das. Er wollte das ganze Rudel, er wollte Scotts Platz einnehmen, der Alpha sein, aber nicht der Rudelführer, denn der Posten war ja schon vergeben, an Stiles.

Leider kam mit der Erkenntnis um Theos Pläne, aber auch die Erkenntnis, dass Scott ernsthaft dachte, dass er der eine wahre Anführer wäre. Wohl weil er übernatürlich war, und Stiles nicht. Wegen Theos Intrigen und weil so viel auf dem Spiel stand, war Stiles bereit Scott all seine Dummheiten zu verzeihen und sogar darüber hinwegzusehen, dass sein allerbester Freund Theo ernsthaft abnahm, dass Stiles ein kaltblütiger Mörder war (der als normaler Mensch aus irgendwelchen Gründen körperlich dazu in der Lage sein sollte eine Chimäre aus anderen Gründen als einer (un)unglücklicher Fügung heraus totzuschlagen), aber leider stellte er bald fest, dass Scotts damaliger Versuch ihn aus allen übernatürlichen Chaos auszuschließen nur der erste in einer Reihe von Versuchen war.

Vermutlich war er selbst Schuld, weil er die Stadt verließ, aber Scott, Lydia und Malia enthielten ihm wissentlich alles, was in Beacon Hills abging, vor um ihn zu schützen und versuchten ihre Probleme selbst zu lösen, was entsprechend beinahe in die Hose ging und Leben kostete.

Zu diesem Zeitpunkt fand Stiles das alles nicht mehr amüsant. Scott schien seine eigene Legende zu glauben und sich für den Messias zu halten - er wollte im Krieg gegen die neue Jägerfraktion anführen, und das obwohl er nicht einmal sein eigenes Rudel zusammenhalten konnte. Kira war immer noch bei den Skinwalkern, Isaac irgendwo in Frankreich verschollen, und Jackson und Ethan hatte Scott einfach zurück nach London gehen lassen anstatt sie dort zu behalten, wo er ein Auge auf sie haben konnte, und er scherte sich scheinbar nicht darum was aus Hayden geworden war, und das obwohl er sie selbst in einen Werwolf verwandelt hatte (nachdem er das beim ersten Mal offenbar beinhart abgelehnt hatte und Hayden lieber hatte sterben lassen anstatt zumindest zu versuchen sie durch einen Biss zu retten).

Stiles wusste nicht viel über Tamora Monroe – er kannte nur die Hörensagen – aber er wusste, dass sie skrupellos und irre war und mindestens genauso gefährlich wie Gerad es gewesen war. Aber da sie mit niemanden aus ihrem Rudel verwandt war (und ja, Chris gehörte zum Rudel, so sehr Mr. Werwolfjäger das auch abstreiten würde, immerhin war er inzwischen mehr Vater für Scott als Rafael das war, allerdings war der Kerl auch keine wirkliche Konkurrenz in dieser Hinsicht), sollte es einfacher sein zu tun, was nötig war, um sie zu neutralisieren.

Peter hätte vermutlich kein Problem damit die Probleme, die diese Frau mit sich brachte, permanent zu lösen, und so sehr Scott sich vor harten Entscheidungen zierte, so sehr hatte Stiles kein Problem damit Peter dieses eine Mal zu erlauben seine dunkleren Instinkte auszuleben, wenn das einen Krieg verhindern könnte.

Aber um Monroe zu neutralisieren, musste sie erst einmal gefunden werden. Und solange das nicht der Fall war, konnte sie auf der ganzen Welt für Ärger sorgen. Und da ihr Rudel aufgrund von Scotts Nachlässigkeit über die ganze Welt verstreut war, war das Erste, was Stiles tun musste, ihr Rudel wieder zusammenzubringen. Isaac, Cora, Jackson, Ethan, Kira und Hayden mussten nach Hause kommen. Und sie brauchten Braeden und ihre anderem Verbündeten in ihrer Nähe. Und ja, das inkludierte auch – seufz – Theo, denn offenbar hatte er sich geändert und versuchte zu sühnen oder dergleichen.

Seit Liam ihn mit Kiras Schwert befreit hatte, machte er sich offenbar immer wieder nützlich, wenn er es einrichten konnte, entweder weil er ernsthaft Vergebung erlangen wollte (möglich), oder weil er ernsthaft bereute was er getan hatte (wohl kaum), oder - wenn man Mason glauben konnte (und das tat Stiles) - dann vor allem deswegen, weil er sich offenbar auf Liam fixiert hatte (mit welchem Endziel war noch unklar, aber laut Mason mit nicht wenig Erfolg). Und so sehr Stiles Liam gerne eine lange „Sohn, der ist nicht gut für dich“-Rede gehalten hätte, so sehr wusste Stiles, dass man seine Ressourcen nützen musste. Und wenn er Peter in sein Rudel ließ, nur weil der ab und zu nützlich war und sowohl mit Derek als auch mit Malia verwandt war, nun dann müsste er Theo, der ebenfalls nützlich war und seine Zukunft mit Liam offenbar bereits im Detail inklusive adoptierter Kinder plante, wohl auch in sein Rudel lassen. Oder zumindest in die Nähe von diesen.

Braeden und Parrish gehörten ja offiziell auch nicht zum Rudel, obwohl sie in Wahrheit sehr wohl Teil davon waren (Stiles hatte in der Tat beschlossen Parrish zu behalten, und Braeden war Dereks Gefährtin und hatte Malia das Leben gerettet und sich damit einen Platz im Rudel verdient). Man musste Theo ja nicht sagen, dass ihm vergeben worden war und er nun zu ihnen gehörte, zu denken er müsste sich immer noch beweisen würde ihn vielleicht dazu animieren härter daran zu arbeiten nützlich zu sein.

Und wenn gerade von Verbündeten die Rede war, Stiles fragte sich, ob Deaton wohl wusste wo seine Schwester inzwischen steckte. Sie unterrichtete nicht mehr an der High School und schien auch nichts mehr mit dem Eichen Haus herumzuhängen, und Deucalion konnten sie nicht mehr fragen, ob er eine Ahnung hatte wo sie steckte, aber zwei Druiden wären besser als einer, wenn es hart auf hart käme, sie zu finden wäre also keine schlechte Idee, vorausgesetzt sie wäre dieses Mal auf ihrer Seite. Außerdem bräuchten sie Kiras Eltern (na ja um ehrlich zu sein vor allem ihre Mutter) wieder auf ihrer Seite, wenn es wirklich zu Krieg kommen sollte, aber die würden ja wohl von sich aus kommen, sobald sich Kira ihnen wieder anschloss. Stiles vermisste seine einzig wahre Nerd-Freundin, und das nicht nur weil er sich mit niemanden sonst über Star Wars unterhalten konnte. Von allen ihrer verstreuten Rudelmitglieder war sie diejenige, die er am dringendsten wieder an ihrer Seite sehen wollte. Zugleich war sie aber wohl auch diejenige, die sie am schwierigsten wieder nach Beacon Hills locken würden.

Aber mit dem richtigen Plan sollte es möglich sein. Immerhin waren Pläne Stiles‘ Ding. Das alles sollte also kein allzu großes Problem sein. Zumindest sollte er als Rudelführer so tun als ob es das nicht wäre.

Dass alles wie immer furchtbar schief gehen würde und sie improvisieren würden müssen um es doch noch hinzukriegen, verstand sich von selbst. Immerhin lief es immer so. Aber am Ende erreichten sie ihr Ziel trotzdem immer. Das würde auch dieses Mal nicht anders sein.

Notes:

Weiter mit dem ersten Teil: „Rudelführer“.

Chapter 2: Rudelführer: I.

Summary:

Teil 1: Rudelführer

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Teil 1: Rudelführer


I.


„Wenn die High School ein Spiegelbild der Natur wäre, dann wäre Lydia Martin so eine Art Leitwolf.“

Sie waren gerade mal eine Woche lang Freshmen an der High School, und eine Woche hatte ausgereicht um Mieczysław Stilinski, ehemals bekannt als Mischief nun von allen Stiles genannt, klar zu machen, dass sich für ihn und seinen besten Freund Scott auf der High Scool genau nichts ändern würde. Sie waren immer noch die Außenseiter, immer noch diejenigen, die von anderen misstrauisch beäugt wurden, immer noch entschieden uncool. Immer noch Meilen davon entfernt die Freundschaft von jemanden wie Lydia Martin oder Danny Mahealani zu erringen.

Und irgendwie hatte Stiles, der Junge, der sonst immer einen Plan hatte, auch keine Idee wie er das ändern sollte. Seine Versuche die wundervolle Lydia Martin anzusprechen hatte zu nichts als empörtem Schweigen von ihrer Seite geführt, und Danny schien ihn nach wie vor nicht zu mögen, egal wie jovial er sich gab. Und wenn man dann auch noch bedachte, dass Jackson Whittemore ihn zu hassen zu schien (was durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte) und für Scott sogar noch weniger übrig hatte, nun dann war es nicht verwunderlich, dass die Clique der beliebten Freshmen bereits dazu übergangen war die beiden besten Freunde zu ignorieren und zu verspotten (wenn auch zugegebenermaßen nicht so fies wie man das in Hollywood-Filmen sah, sondern eher auf eine gönnerische Art und Weise, aber das machte alles eigentlich nur noch schlimmer).

„Ein Leitwolf?“ Scott warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Ja, denk darüber nach. Am ersten Tag, da hab ich sie angesprochen, und sie hat mich einfach ignoriert, nicht wahr? Und alle anderen haben damit begonnen sie nachzuahmen, sie ignorieren mich ebenfalls. Das bedeutet, dass alle tun, was das beliebte Mädchen tut. Und warum tun sie das? Weil Lydia cool ist, ja klar. Weil sie selbst mit ihr befreundet sein wollen und nichts tun wollen, was sie irritieren könnte, ja klar. Ergo, weil sie der Boss ist, das Sagen in unserer Schulstufe hat. Alle folgen ihrem Beispiel, weil sie der Leitwolf ist. Oder besser gesagt die Leitwölfin“, führte Stiles aus.

Scott zog seine Stirn kraus und meinte dann: „Wenn du das sagst. Ich finde nur nicht, dass uns alle ignorieren. Ich meine, Erica Reyes versucht doch immer in deiner Nähe zu sitzen, und Matt hat dir letztes Mal einen Stift geborgt….“

Natürlich musste Scott ihm widersprechen, weil er das einfach immer musste, aber das war Stiles inzwischen gewöhnt und es bekümmerte ihn nicht mehr. Deswegen erklärte er einfach: „Erica und Matt sind nicht cool, Scott! Erica ist mindestens genauso unsichtbar wie wir, vielleicht sogar noch mehr, weil die Leute unangenehm berührt sind, wenn sie sehen. Und Matt borgt allen ständig Stifte, das ist seine Art Freunde zu finden, bisher aber ohne Erfolg. Ich habe von der Hierarchie gesprochen, von denen, die an der Spitze der Nahrungskette stehen. Loser werden sich immer untereinander verbünden, die zählen nicht.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich Matt als Loser klassifizieren würde. Und Erica kann nichts für ihre Epilepsie, genauso wenig wie ich etwas für mein Asthma kann“, argumentierte Scott, „Ich meine, ich weiß ja für dich gibt es nur Lydia Martin, aber … wir könnten doch auch andere Freunde finden.“

„Freunde wie Erica und Matt?“, gab Stiles zurück, „Scottie, ich weiß nicht wie ich dir das beibringen soll, aber … Erica will vielleicht neben mir sitzen, aber nicht neben dir, denn soweit ich weiß, kann sie dich nicht besonders leiden, und Matt … na ja, um grausam ehrlich zu sein: Matt hält dich für ein bisschen zurückgeblieben.“ Es war besser Scott gar nicht erst auf irgendwelche Ideen kommen zu lassen. Wer wusste schon was sonst daraus werden würde?

„Was? Wieso denkst du das?!“, empörte sich Scott, „Wann hat Matt je…“

Süß aber ein bisschen dämlich“, zitierte Stiles, „Ich dachte immer er ist dein kleiner Bruder, weil er - na ja du weißt schon - so anders ist.

„Das hat Matt zu dir gesagt?!“ Scott war entsetzt.

Stiles zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wollte er mir ja nur schmeicheln, weil das impliziert hat, dass ich so viel schlauer bin als du. Aber jemanden, der meinen besten Bro runter macht, will ich nicht zum Freund“, erklärte er, „Und darum geht es doch: Wir haben einander. Wir brauchen sonst niemanden. Ich meine, es wäre cool nicht mehr unsichtbar zu sein, aber vom Leitwolf akzeptiert zu werden ist eine Sache, verzweifelt nach neuen Freunden zu suchen eine andere.“

„Und das heißt…?“, wollte Scott wissen.

„Dass wir uns weiter Wege überlegen sollten cool zu werden, aber nicht zwanghaft nach neuen Freunden Ausschau halten sollten“, meinte Stiles, „Wir sind eine Dyade – eine Gruppe von Zwei - das reicht doch aus. … Bis alle anderen, und nicht nur die anderen Außenseiter sehen, dass wir cool genug sind um mit uns befreundet sein zu wollen. Und dann, wenn es soweit ist, können wir Jackson abweisen. Wie cool wird das erst werden? Und dann sieht mich Lydia endlich, und ich kann sie dazu bringen sich in mich zu verlieben. Und Danny wird sich nicht mehr über mich lustig machen, sondern mit mir lachen. Und dann wollen sie alle neben uns beiden sitzen. Und wir können die besten aussuchen. Und erst Erica nehmen, weil sie von Anfang an neben mir sitzen wollte, und es daher am meisten verdient hat.“

Scott blinzelte und schien über diesen Plan nachzudenken. „Das erscheint mir alles sehr kompliziert“, meinte er.

„Ist es nicht. Der Punkt ist, wir müssen nur Lydia dazu bringen uns für cool zu halten. Dann halten uns alle anderen automatisch auch für cool. Verstanden?“ In gewisser Weise hatte Matt nicht Unrecht, manchmal war Scott ein wenig … langsam, aber das gehörte nun mal mit zu seinem Charme.

„Ja, aber wie genau wollen wir Lydia dazu bringen uns für cool zu halten?“, wollte genau dieser charmante Junge jetzt von Stiles wissen.

Das war der Krux, nicht wahr?

„Nun … Sportler sind cool, oder? Und Jackson ist besonders cool, und der spielt Lacrosse. Genau wie Danny. Und der ist auch cool. Also … sollten wir vielleicht auch Lacrosse spielen. Uns für das Team eintragen“, überlegte Stiles laut.

„Stiles, ich habe Asthma!“, rief ihm Scott in Erinnerung.

„Und ich immer noch den Schrieb aus der fünften Klasse, dass ich keinen Eishockey-Schläger halten darf, weil ich damit auf dumme Ideen komme. Deswegen hast du einen Inhalator, und ich nehme Adderall. Komm schon, das wird großartig! Wir beide im Lacrosse-Team! Was kann da schon schief gehen?!“


Stiles hasste Lacrosse aus ganzer Seele. Es war der dümmste Sport in der Geschichte des Sports – nicht gut genug für Landhockey, nicht cool genug für Quidditch, so unnötig brutal wie American Football, und definitiv kein Sport, in dem er gut war.

Scott hatte es noch schwerer als er, das war er bereit zuzugeben. Jackson schien ihn nämlich als schwächstes Mitglied der Teams identifiziert zu haben und nutzte seine Beliebtheit und sein Können aus um ihn auf alle möglichen Arten zu mobben. Und um andere dazu anzustiften ihn ebenfalls zu mobben. Aber Scott nahm es wie ein Kämpfer, er war nicht bereit aufzugeben. Stiles allerdings, dessen Idee Lacrosse gewesen war, nun der hätte nichts dagegen, wenn sie beide wieder aus dem Team austreten würden.

„Keiner, der nicht mindestens im Sterben liegt oder mehr als zwanzig Kilometer weg von hier wohnt, verlässt mein Team während der Season“, erklärte ihm Coach Finstock jedoch, als er das Thema ansprach, „Ja, du triffst nie ins Tor und kannst keine Pässe spielen und … kannst eigentlich überhaupt nicht spielen, aber ich kann auf keinen Spieler verzichten. Vor allem nicht, weil Greenberg sonst auf die Idee kommen könnte doppelt so viel Einsatz wie bisher zu zeigen, und das wäre eine Katastrophe. Also Milsinki…

„Stilinski. Oder von mir aus Stiles.“

„Miles, sag ich doch. Miles, gib einfach weiterhin dein Bestes und dein Freund McTavish…“

„McCall.“

„MacLall eben, soll das ebenfalls tun, dann werdet ihr sicherlich besser werden. Und die anderen Jungs werden sich an euch gewöhnen. Und wenn sie euch eine wirklich harte Zeit bereiten sollten, dann sagt ihr es mir einfach und ich blase ihnen den Marsch, okay?“

Und so blieb ihnen nichts übrig als im Team zu bleiben. Und petzen taten sie aber auch nicht, weil Jackson verdammt raffiniert darin war sein Mobbing von Scott wie normalen Sport aussehen zu lassen und ein Einmischen eines Lehrers alles nur noch schlimmer gemacht hätte.

„Jackson ist doch dein bester Freund, kannst du ihn nicht bitten Scott zumindest ein bisschen sanfter anzufassen?“, wandte sich Stiles also an Danny.

„Ich kann’s versuchen, aber Jackson gehorcht mir nicht. Ich bin sein bester Freund, nicht sein Boss. Versprich dir also lieber nicht zu viel davon“, erwiderte Danny ernst, „Aber normalerweise wird ihm so eine Machtdemonstration nach einiger Zeit langweilig und er wendet sich anderen Dingen zu. Ich denke, Scott hat es so oder so fast überstanden.“

Das war nicht sehr tröstlich. (Aber zumindest hatte Stiles so Gelegenheit gehabt mit Danny zu sprechen als wären sie beide normale Kerle in einer normalen Situation auf derselben sozialen Ebene). Aber er schien zu stimmen -  entweder das oder Jackson hörte doch auf Danny, denn kurz darauf hörte er auf Scott zu mobben.

Zumindest solange bis Scott in ihrem ersten Spiel aus Mangel an unverletzten Spielern heraus eingewechselt wurde. Und prompt alles versiebte.

Jackson kochte vor Wut, das konnte jeder sehen, aber vor dem Coach traute er sich nichts zu sagen.

„Nun, das war Pech. Ein Anfänger am Feld, zu viele Verletzte, Greenbergs Beinahe-Tod … das nächste Mal läuft es besser. Macht euch nichts draus. Ab unter die Duschen“, befahl der Coach, „Und Lahey … du bist verdammt groß gewachsen, weißt du das eigentlich? Daraus müssen wir was machen. Uns irgendeinen Spielzug daraus aufbauen. Ich werde darüber nachdenken. Jackson, gut gespielt heute. Mach so weiter, und du bringst es nächstes Jahr zum Captain. Milinski, sammle bitte die Wasserflaschen ein.“

Stiles musste also die Flaschen einsammeln und kam deswegen verspätet bei den Duschen an. Aber auch gerade noch rechtzeitig um mitzubekommen wie Jackson Scott wütend erklärte: „Und wenn du weniger Scheiße spielen würdest, dann hätten wir heute gewonnen, McCall! Was willst du eigentlich in diesem Team? Erstickst beinahe bei jedem zweiten Spielzug und kannst weder passen noch ausweichen! Ist dir klar, dass du uns heute vielleicht die Meisterschaft gekostet hast?!“

Die anderen Spieler standen um Scott und Jackson herum und wirkten ebenfalls eher wütend, und niemand machte Anstalten sich für Scott einzusetzen, aber zumindest sah es nicht so aus als wäre es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Lediglich Isaac ignorierte die Szene, die sich abspielte, und duschte sich im Hintergrund eifrig.

„Hey“, mischte sich Stiles ein, „Jetzt komm mal wieder runter. Oder zieht euch wenigstens alle was an, weil zwei nackte Kerle, die sich anschreien, das könnte dem Coach falsche Signale senden, selbst wenn keiner davon Danny ist.“

„Oh, sieh an. Der Babysitter ist da“, stellte Jackson fest, „Lass es gut sein, Stiles. Du kannst McCalls Kämpfe nicht ewig für ihn ausfechten.“

„Was willst du damit sagen?“, gab Stiles zurück.

„Ganz einfach: Dass du nicht alle Probleme für den Loser lösen kannst“, erwiderte Jackson ernst, „Oder planst du den Rest deines Lebens an seiner Seite zu verbringen? Lass ihn sich selbst verteidigen. Nur dieses eine Mal. Denn nicht du warst dort draußen am Feld, er war es. Willst du den Rest eures Lebens lang die Verantwortung für seine Taten übernehmen und ihn vor allen Folgen, die diese mit sich bringen, abschirmen?“

„Wenn es notwendig sein sollte…“, gab Stiles unbeeindruckt zurück.

Jackson warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Manchmal, Stilinski, weiß ich nicht wer von euch beiden schlimmer ist“, meinte er, „McCall, der nichts zustande bringt, oder du, der ihn ermöglichst damit auch noch durchzukommen. Und dann eure seltsame Co-Abhängigkeit…. Ihr seid wirklich nicht wie andere Leute, oder?“

An dieser Stelle mischte sich Danny ein, legte Jackson eine Hand auf die Schulter, und meinte: „Komm schon. Lass gut sein.“

Jackson warf ihm einen kurzen Blick zu und funkelte dann Stiles an. „Es ist kein Mobbing, wenn ich recht habe“, meinte er, „Und das wisst ihr auch. Ich habe Recht. Sie sind keine Freaks, weil sie Asthma haben oder an ADHD leiden. Sie sind Freaks, weil sie sich anders verhalten als alle anderen.“

„Vielleicht bist du in Wahrheit nur eifersüchtig“, schlug Stiles vor, weil er nun mal immer das letzte Wort haben musste. Und natürlich war Jackson eifersüchtig. Danny war zwar auf dem Papier sein bester Freund, aber er war mehr sein Dompteur als ein tatsächlicher Freund. Er hatte keine tatsächlichen Freunde. Während Stiles und Scott einander hatten. So einfach war das.


Allerdings war Stiles tatsächlich nicht wie andere Leute. Nicht nur, weil er es vorzog mit seinem Spitznamen anstatt seinem tatsächlichen Vornamen angesprochen zu werden, und nicht nur, weil er ein mutterloser Spasti war, sondern eben auch weil seine Gehirnchemie anders funktionierte als die der meisten anderen Leute. Laut Jackson war es nicht das, was ihn zu einem Freak machte, aber es brachte trotzdem  Nachteile mit sich. Aber auch Vorteile. Wenn er sich nämlich wirklich in ein Thema vertiefte, dann konsumierte er pausenlos und in beeindruckender Geschwindigkeit alle Informationen, die er zu diesem Thema finden konnte. Und diese Informationen spukten ihm dann so lange in seinem Kopf herum, bis er sie anbringen konnte. Das äußerte sich vielleicht schon einmal in Form einer Abhandlung über die Geschichte der Beschneidung auf seinem Wirtschaftskunde-Test, oder eben darin, dass er das, was er sich erarbeitet hatte, auslebte.

Als sein bester Freund in ihrem Sophomore Jahr (in dem sie immer noch Loser waren) vom einem wilden Tier gebissen wurde und sich folgerichtig in einem Werwolf verwandelte, las Stiles alles, was er über Werwölfe finden konnte, nach. Da es in Internet und Bibliothek aber keine tatsächlichen Fakten über Werwölfe gab, war er sich nie sicher wie brauchbar das, was er fand, auch tatsächlich war. Trotzdem half ihm das, was er über Werwölfe, tatsächliche Wölfe, menschliche Biologie und das Sozialverhalten von Raubtieren nachlas, aus um aus Scott einen halbwegs brauchbaren Werwolf zu machen.

Immerhin war er derjenige, der Scott beibrachte seine Kräfte unter Kontrolle zu bekommen, indem er seinen Herzschlag und seinen Puls kontrollierte, immerhin war er derjenige, der entdeckte, dass ein emotionaler Anker wirksamer war als die Werwolf Derek Hale-Standartmethode einfach nur wütend zu sein. Und er war auch derjenige, der den Serienmörder-Alpha und seine Taten im Auge behielt – indem er seinen Dad den Sheriff ausspionierte und ihm bei zugleich bei seinen Nachforschungen half, während Scott vollauf damit beschäftigt war nicht vom Vater seiner ersten festen Freundin auf Grund seiner Werwolf Natur getötet zu werden.

Vielleicht machte ihn dieses ganze Babysitten von Scott zu einem Freak, vielleicht hatte Jackson recht gehabt. Derek Hale sah ihn oft so an, als würde er ihn deswegen ebenfalls für einen Freak oder noch schlimmeres halten, aber er hatte immer schon auf Scott aufgepasst, und er würde auch weiterhin auf Scott aufpassen, Werwolf oder nicht.

Stiles mochte kein Jäger sein wie die Argents. Und er war kein Werwolf wie Derek. Und auch nicht was auch immer Dr. Deaton der Veterinär nebenbei noch so war. Aber er wusste trotzdem Bescheid, mehr sogar als alle diese anderen, dachte er manchmal. Denn die Argents sahen Werwölfe auf Grund ihrer Vorurteile nur so wie sie sehen wollten. Und Derek sah alles immer nur so düster wie es möglich war und so eingeschränkt wie er das in seinen Teenager-Jahren von seiner inzwischen hauptsächlich toten Familie beigebracht bekommen hatte. Und was Deaton wusste, wusste keiner so genau, aber wie auch immer er die Dinge sah, er schien vor allem bestrebt zu sein alles geheim zu halten, was er wusste. Aber Stiles sah was funktionierte und baute darauf auf. Wie er es in allen anderen Lebensbereichen bisher auch immer getan hatte. Werwölfe waren nicht viel anders als alles andere auch, stellten sich heraus.

Nun, zumindest Werwölfe wie Scott und Derek. Doch es stellte sich heraus, dass es nicht Derek gewesen war, der Scott gebissen hatte, sondern ein anderer Werwolf, dieser Serienmörder, den Stiles Dad jagte.

Dieser Serienmörder war ein Alpha, konnte andere Leute in Werwölfe verwandeln, und war stärker als alle anderen Werwölfe. Und er lief aus irgendwelchen Gründen mordend durch Beacon Hills und blieb dabei unerkannt, weil er sich offenbar besser unter Kontrolle hatte als Scott und sich weniger gerne in die Angelegenheiten anderer einmischte als Derek.

Doch Stiles war davon überzeugt, dass sie ihn trotzdem finden und aufhalten würden. Scott der neugeborene Werwolf und er, Stiles Stiliniski, sein bester sehr menschlicher Freund. Weil sie zusammen einfach stärker und schlauer sein mussten als dieser Alpha.

Denn der hatte Scott offenbar vor allem deswegen gebissen, weil er alleine war, während Scott und Stiles einander hatten, eine Dyade waren. Also von wegen Freaks. Zu schade, dass Stiles Jackson nicht unter die Nase reiben konnte wie sehr es sich manchmal auszahlen konnte anders als alle anderen zu sein.

Doch dann kam die Nacht, in der Scott versuchte ihn umzubringen, in der sich Stiles ernsthaft fragen musste, ob der verdammte Kerl damals nicht doch recht gehabt hatte und Co-Abhängigkeit in Wahrheit nicht doch ein Problem war, wenn es um Dinge wie Werwölfe und ihr Rudel ging.

Notes:

Diese Fic wollte einfach nicht kooperieren. Alles nach dem Prolog habe ich öfter als jemals zuvor irgendwo anders umgestellt, zerstückelt, umgeschrieben und nach hinten verschoben. Und nach dieser Stelle geht es unfertig weiter, obwohl ich normalerweise entweder weiter vorschreibe oder erst nach dem posten weiterschreibe und das immer vollständig.

Nun ja, lasst mich wissen, ob es euch bisher gefällt. Kapitel II von „Rudelführer“ wird folgen.

Chapter 3: Rudelführer: II.

Summary:

Rudelführer Teil 2.

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

II.


Brünett mit braunen Haaren, durchaus hübsch, und eindeutig fehl am Platz in der Beacon Hills High – das war Stiles erster Eindruck von Allison Argent gewesen. Scotts erster Eindruck musste ein wenig tiefgehender gewesen sein, und Lydias ebenfalls, denn offenbar hatte die Leitwölfin beschlossen, dass Allison Argent es wert war ihre Freundin zu sein. Ein Jahr lang war es Scott und Stiles nicht gelungen sich in der High School Hierarchie hochzuarbeiten, Allison schaffte es in wenigen Tagen bis nach ganz Oben.

Und sie schien auch wirklich nett zu sein, aber … na ja, es wäre gelogen, wenn Stiles behaupten würde, dass er nicht ein wenig neidisch wäre. Trotzdem versuchte er sein Bestes um nett zu ihr zu sein. Nicht nur wegen Scott, sondern auch deswegen, weil es ja wohl kaum ihre Schuld war, dass sie beliebt war.

„Sag mal, hast du ein Problem mit mir?“ Sie passten ihn zwischen Klassen ab und stellte ihn, beinahe so als wäre er ein Raubtier und sie eine Großwildjägerin (was ironisch war, weil ihr Vater ein Werwolf-Jäger war und all das), sie drückte ihre Bücher an ihre Brust und funkelte ihn herausfordernd an. „Weil Scott mir nämlich wirklich wichtig ist. Und er dir ebenfalls wirklich wichtig ist. Und ich will nicht zwischen euch stehen. Ich weiß wie schwierig es ist Freunde zu finden. Diejenigen, die man hat, sollte man auf jeden Fall solange behalten dürfen wie es möglich ist.“

Lydia Martin war hübscher als sie, das war eindeutig, aber diese hier war ähnlich feurig wie der Rotschopf. Vielleicht zog sie das zueinander hin.

„Scott und ich werden immer Freunde sein“, erwiderte Stiles, „Aber um deine Frage zu beantworten: Nein, ich habe kein Problem mit dir. Warum sollte ich eines haben?“

Allison hatte keine Ahnung vom Nebenjob ihres Vaters. Sie war ein ganz normaler Teenager ohne mörderische Absichten, niemand konnte ihr die Schuld daran geben, dass ihr Vater Scott und Derek am Liebsten tot sehen wollte und damit auch Stiles‘ Leben gehörig durcheinander wirbelte.

„Ich weiß nicht. Vielleicht fühlst du dich ja ausgeschlossen“, vermutete Allison, „Wegen dem Doppeldate zum Beispiel. Oder weil Scott und ich an meinem Geburtstag zusammen die Schule geschwänzt haben….“

„Ich meine, es sollte ja eigentlich kein Doppeldate werden, oder? Jackson hat sich und Lydia quasi selbst miteingeladen. Und wie du richtig sagst war es dein Geburtstag. Und du datest Scott, nicht Scott und mich, denn das wäre … seltsam, oder nicht? Ist doch klar, dass ihr deswegen mehr Zeit zusammen zu zweit verbringt“, gab Stiles ruhig zurück.

„Schon, aber … es könnte dich ja trotzdem stören“, merkte Allison an.

„Wieso? Nur weil sogar Scott jemanden gefunden hat, aber ich scheinbar alleine sterben werde? Nun, das ist ja wohl kaum deine Schuld.“ Stiles seufzte. „Ich will nicht behaupten, dass es keine Umstellung ist“, räumte er ein, „Aber ich bin froh, dass er dich gefunden hat. Weil das bedeutet, dass ich nicht mehr alleine auf ihn aufpassen muss. Wir können uns den Job von nun an teilen. Sei aber vorgewarnt: Scott fordert sehr viel Aufmerksamkeit.“

Allison schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Wenn sie lächelte, dann verstand Stiles sogar warum Scott so hingerissen von ihr war. „Ich bin froh“, meinte sie, „Ich wünsche mir nämlich, dass wir beide Freunde werden können.“

Stiles blinzelte überrascht. Nach einem kurzen Moment meinte er dann aber: „Nun das sollte sich einrichten lassen.“ Warum auch nicht? Immerhin würden sie gezwungenermaßen Zeit zu dritt miteinander verbringen. Und Allison war mit Lydia befreundet, wenn er also mit ihr befreundet wäre, dann würde ihm das einen Schritt näher an Lydia heranbringen. Und außerdem … war es vielleicht an der Zeit nachzugeben und doch mehr Leute in sein Leben zu lassen als nur Scott.

Denn ja, es war irritierend, wenn der beste Freund auf einmal weniger Zeit für einen übrig hatte. Es wäre im Grunde also nicht folgerichtig, wenn er stattdessen seine Zeit ebenfalls mehr mit anderen Leuten verbringen würde um dadurch weniger Zeit übrig zu haben um irritiert zu sein. Größere Freundesgruppen boten Sicherheit, oder nicht?

Was also sollte falsch daran sein seine eigene zu vergrößern?


Stiles und Scott funktionierten so gut zusammen, weil sie ein Team waren, ein Duo, eine Dyade, und weil sie immer ehrlich zueinander waren und sich immer alles anvertrauten, was dem anderen auf der Seele lag. Und das war etwas, das nicht alle von sich sagen konnten.

Wenn sich alle, die irgendetwas zu dem Thema Werwölfe wussten, zusammengesetzt hätten und ausgetauscht hätten, was sie wussten, dann hätten sie den Alpha vermutlich viel früher gefunden. Doch Kommunikation war nicht gerade die Stärke der Argents, der Hales, oder von Deaton. Deswegen musste sich Stiles sein Wissen zu allem, was mit dem Übernatürlich zu tun hatte, ja selbst erarbeiten. Dabei stellte er schnell fest, dass er mit seinen Theorien zur Natur der Werwölfe meistens richtig lag.

Recherche lag ihm im Blut (das und eine zukünftige Laufbahn entweder als Vertreter des Gesetzes oder als Krimineller, wobei er sich nicht sicher war welche dieser beiden Aussichten seinen Dad nervöser machte), und er recherchiere mehr zum Thema Werwölfe als er jemals zu irgendetwas anderem in seinem Leben recherchiert hatte. Und stellte dabei fest, dass Scott nicht mehr wirklich Scott war, nun da er ein Werwolf geworden war.

Scotts zunehmende Besessenheit von Allison Argent zum Beispiel sorgte dafür, dass er mehr über lupines Paarungsverhalten nachlas, als er ihm angenehm war. (Und im Zuge davon stolperte er über mehr Werwolf-Pornos als er gedacht hätte, dass existieren könnten). Das Meiste von dem, was er herausfand, war vermutlich nutzlos, aber immerhin lieferte ihm das alles Ansätze Scotts Probleme besser zu verstehen. (Und irgendwie darüber hinwegzukommen, dass Scott mit Lydia rummachte und dann auch noch die Stirn hatte Stiles darüber zu belügen, dass sie ihn mochte). Hunde-Rüden imponierten Hündinnen nun mal gerne, und Füchse bildeten Partnerschaften fürs Leben. Scotts Besessenheit von Allison war nicht nur darauf zurückzuführen, dass sie seine erste Freundin überhaupt war, sondern auch darauf, dass er ein Teenager-Werwolf war - vielleicht sah er in Allison seine Gefährtin und verhielt sich deswegen entsprechend. Und das Ding mit Lydia, nun, er war hormon- und wolfgesteuert. Scott musste sozusagen den Alpha heraushängen lassen um sich in seiner Männlichkeit bestätigt zu fühlen und all das Zeug. Scotts Betrug tat Stiles weh, aber er wusste, dass nicht Scott an sich die Verantwortung für seine Taten trug, sondern seine neue werwölfische Natur.

Denn diese neue Natur änderte alles. Wölfe und auch Werwölfe waren Rudeltiere. Durch den Biss und die Verwandlung reichte Stiles Scott nicht mehr aus, er wollte mehr, er suchte nach mehr. Scott und Stiles konnten nicht mehr weiterhin das einsame Duo bleiben, das sie bisher gewesen waren. Scott brauchte ein Rudel, sprich eine größere Freundesgruppe um weiter funktionieren zu können.

Doch Theo war schon vor langer Zeit weggezogen, und das Lacrosse Team verhielt sich nicht gerade wie ein Sport-Team, das man in Filmen und Sport-Animes vorgesetzt bekam, sondern eher wie die Art Team, das sich aus anderen kleineren Gruppen zusammensetzte. Also etwa aus Jackson und Danny sowie Scott und Stiles sowie den Seniors und den Juniors und denen, die nur im Team waren um Mädchen aufzureißen, und Isaac, der niemand anderen hatte, weil er ein Einzelgänger war, was aber niemand verwunderte, weil Isaac irgendwie Ablehnung ausstrahlte. Und ansonsten gab es niemanden in ihren Leben, den sie in ihre Gruppe einbinden konnten, das wusste Stiles. Niemanden bis auf Allison Argent - die selbe Allison Argent, deren Familie Werwölfjäger waren. Was Scott allerdings nicht davon abhielt sie weiterhin zu lieben und mit ihr zusammen sein zu wollen. Und da Scott sie so oder so in seinen Leben haben würde, war sie so oder so auch in Stiles‘ Leben.

Doch durch Allison schummelte Scott sich auch in Lydias und Jacksons Leben und schien nicht vorzuhaben die beiden wieder gehen zu lassen, und das war einerseits problematisch, da Jackson nun mal Jackson Whittemore war, andererseits ganz gut für Stiles, da das Lydia Martin dazu zwang ihn endlich zur Kenntnis zu nehmen. Und Stiles wusste auch, dass er nichts gegen diese neue Freundschaft unternehmen konnte, denn so sehr Scott Stiles vielleicht manchmal mit seiner Besessenheit von Lydia aufziehen und seine Besessenheit von Danny großzügig ignorieren mochte, in Wahrheit war der derjenige, der gerne ein guter Freund von Jackson Whittemore wäre, das wusste Stiles ziemlich sicher, hatte das aber bisher genauso ignoriert wie Scott seinerseits die Sache mit Danny ignoriert hatte.

Doch nun konnte er es nicht mehr ignorieren, und er war nicht der Einzige.

Denn Scott bildete sich sein eigenes kleines Rudel aus seinen neuen und alten Freunden, und dem Alpha war das nicht recht - er wollte Scott in seinem Rudel haben und wollte, dass er sein Menschen-Rudel dafür umbrachte.


Ich kann nicht glauben, dass Derek tot ist. Aber er hatte ihn sterben sehen, er hatte den Werwolf, der wie ein magischer lederjackentragender irgendwie unheimlicher Märchenprinz in sein Leben getreten war, sterben gesehen. Und der Alpha, der ihn getötet hatte, wollte nun auch noch ihn töten. Ihn und Allison und Lydia und Jackson. Und Scott? Nun, Scott wollte der Alpha nicht töten. Scott wollte er auf seiner Seite sehen.

Stiles erinnerte sich an den Traum, in den Scott Allison getötet hatte. Den er vom Alpha empfangen hatte. Es fügte sich alles zu einem Bild zusammen, nicht wahr?

„Er hat uns eingesperrt! Ich kann nicht glauben, dass er das getan hat!“ Allison wirkte nicht mehr so ungläubig wie in dem Moment, als Scott den Schlüssel im Schloss umgedreht hatte. Sie wirkte auch nicht mehr so empört wie noch vor wenigen Minuten. Stattdessen wirkte sie wütend.

Er hat uns aber eingesperrt, weil er nur so unsere Leben retten kann. Weil er uns nur so vor ihm selbst beschützen kann, konnte Stiles nicht sagen. Auch wenn er wusste, dass es so war.

„Ich bin sicher, dass er seine Gründe hatte“, versuchte er stattdessen vernünftig zu argumentieren.

„Den Grund uns so ohne schlechtes Gewissen im Stich lassen zu können?“, spottete Jackson, „McCall war immer schon eine schlechte Wahl, Allison. Das habe ich dir immer gesagt, aber du wolltest es nicht glauben. Falls wir das hier überleben, weißt du es danach hoffentlich endlich besser.“

Lydia sagte auffälliger Weise nichts zu diesem Thema. Ihr Blick deutete an, dass sie weit weg war.

„Wir werden hier schon nicht sterben“, warf Stiles ein.

„Das hat der Hausmeisters sicherlich auch gedacht“, gab Jackson nur trocken zurück.

„Scott würde uns nicht sterben lassen“, betonte Stiles, „Das würde er nicht. Das wisst ihr.“

„Ich dachte es zu wissen, aber jetzt…“ Allison schüttelte den Kopf. „Jetzt frage ich mich, ob ich ihn je wirklich gekannt habe.“

Und was sollte Stiles darauf erwidern? Dass er Scott kannte und es besser wusste? Wieso sollten ihm die anderen glauben, wenn er ihnen die Werwolf-Sache nicht erklären konnte? Und hatte die Werwolf-Sache im Grunde nicht auch alles geändert? Scott war nicht mehr der Scott, den Stiles früher gekannt hatte, er war dabei sich zu verändern. Seit er gebissen worden war, veränderte er sich ständig. Was wenn nicht Allison, diejenige war, die nur gedacht hatte, dass sie Scott kannte und nun eines besseren belehrt wurde? Was wenn Stiles derjenige von ihnen war, der Scott nicht mehr wirklich kannte?

„Ich kenne Scott“, erklärte er trotzdem mit fester Stimme, „Und ich weiß, dass er einen guten Grund für das hat, was er getan hat. Und dass er uns niemals schaden würde.“ Es klang so als würde er seinen eigenen Worten wirklich glauben.

Doch die Sache war die: Stiles Stilinski war schon immer ein guter Lügner gewesen, und besonders gut war er darin sich selbst zu belügen. Aber manchmal, da musste man eben an die eigenen Lügen glauben. Eben zum Beispiel immer dann, wenn man von einem verrücktem Alpha gejagt wurde.

Scott wird uns nichts tun. Der Alpha kann gar nicht so viel Macht über ihn haben. Oder? All seine Recherchen hatten Stiles nicht wirklich auch nur irgendetwas über die Macht, die ein Werwolf über denjenigen hatte, den er gebissen hatte, herausfinden lassen. Im Grunde also wusste er es nicht. Es gab so viel was er über diesen Alpha, seine Ziele und Motive und Pläne nicht wusste. Und es gab inzwischen täglich mehr, was er über Scott nicht wusste.

Aber das macht nichts. Ich vertraue ihm. Ich vertraue ihm. Es ist nur…

… ich wünschte, er würde mich wissen lassen was er vorhat.


Der Alpha wünschte sich, dass Scott Jackson, Lydia, Allison und Stiles umbrachte um so seine Loyalität zu ihm zu demonstrieren. Offenbar sah er sie alle als Scotts Rudelmitglieder an, weil Scott sie als sein Rudel ansah, und wollte die Konkurrenz eliminieren.

Doch der Mord fand nicht statt, doch der Zwischenfall in der Schule bei Nacht, wo Scott sie alle hätte umbringen sollen, sorgte für Probleme zwischen Scott und Allison sorgte, führte dazu, dass Derek, der den Anschlag auf sein Leben durch den Alpha knapp überlebt hatte, wegen Mordes gesucht wurde und deutlich weniger hilfreich war als er es bisher gewesen war (nicht, dass er bisher besonders hilfreich gewesen wäre, aber immerhin war er der einzige andere Werwolf, den sie kannten, und damit ihre einzige wahrhaft glaubwürdige Informationsquelle) und hatte eben jenen Kuss zwischen Scott und Lydia zu verantworten, der Stiles so quälte.

Letztlich lief es auf die Frage hinaus wer Scott wichtiger war: Der Alpha, der ihn erschaffen hatte, oder sein Rudel. Die Antwort war klar und zog für Peter Hale, den besagten Alpha, böse Folgen nach sich. Denn natürlich war Scott sein Rudel wichtiger. Denn sein Rudel hatte er sich ausgesucht, während sein Alpha sich ihm aufgezwungen hatte.


Peter Hale war offenbar schon länger nicht mehr im Wachkoma, er war derjenige, der Scott gebissen hatte, und derjenige, der all die Morde begangen hatte. Nicht einmal Derek hatte es geahnt, bis es zu spät gewesen war.

Peter Hale war vor all den Jahren im Hale-Feuer schwer verbrannt worden, hatte aber überlebt, als einzige Person, die sich im Haus befunden hatte. Derek und seine Schwester Laura waren zum Zeitpunkt des Brandes in der Schule gewesen, deswegen waren sie davon gekommen. Peter aber war nicht davon gekommen, obwohl er überlebt hatte. Sein Verstand war durch diesen Zwischenfall offenbar zerstört worden und hatte ihn zu einem verrückten Mörder werden lassen.

Mehr oder weniger. All seinen Opfern gab er die Schuld am Hale-Feuer.

Und er schien inzwischen nicht mehr so scharf darauf zu sein, dass Scott Stiles, Allison, Lydia und Jackson umbrachte. Oder besser gesagt, er wollte Stiles nicht mehr tot sehen. Dafür hatte er ihn aber entführt.

„Willst du den Biss? Damals im Wald hättest du es genauso gut sein können. Wenn du den Biss überlebst, würdest du stärker sein als alle anderen. Du hast mir geholfen, du hättest es dir verdient.“

Stiles schauderte von der körperlichen Nähe des anderen Mannes. Es war so einfach gewesen sich vor Derek ins Polizei-Auto zu setzen und ihm zu erklären, dass er keine Angst vor ihm hatte, denn in Wahrheit hatte es immer einen Teil von Stiles gegeben, der darauf vertraut hatte, dass Derek ihm nichts antun würde, selbst wenn er ein Mörder wäre. Vielleicht deswegen, weil er sich noch an den Derek von früher erinnern konnte, nur dunkel vielleicht, aber trotzdem als einen von ihnen. Klar, in Wahrheit machte Derek ihm Angst, aber nicht aus den offensichtlichen Gründen, sondern aus Gründen, die zu komplex waren als dass Stiles über sie nachdenken wollte. Sein Onkel Peter aber, der machte Stiles wirkliche Angst, die Art von „Sorge ums nackte Leben“-Angst, die um einiges unangenehmer war, als alles, was er jemals in Bezug auf Derek empfunden hatte.

Und die Tatsache, dass Peter Hale ihn zu mögen schien, machte nichts besser, nicht wirklich, es machte alles nur verwirrender. Stiles weigerte sich dem Werwolf seine Angst zu zeigen, und das schien ihm den Respekt des anderen Mannes einzubringen. Aber ein Biss…

Warum braucht er dazu meine Einwilligung? Scott hat er nicht nach seiner Meinung gefragt. Den hat er einfach so gebissen.

Dieses Hin und Her zwischen Wahnsinn und Klarheit machte den Alpha nur noch gefährlicher. Wollte Stiles den Biss? Wollte er ein Werwolf sein so wie Scott? Würde er sich Scott endlich wieder näher fühlen, wenn er ebenfalls ein Werwolf wäre?

In letzter Zeit konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass jedes zweite Wort aus Scotts Mund entweder Allison oder Derek war. Und so sehr er sich mit dem Allison-Teil abfinden konnte, so sehr machte es ihn eifersüchtiger, als er es jemals für möglich gehalten hätte, dass der verdammte Derek Hale auf einmal so ein großer Teil von Scotts Leben war. Und, dass die beiden Werwölfe durch ihre Natur Dinge miteinander teilten, die Stiles vorenthalten blieben.

„Du und Scott und Derek und ich, so sollte es sein, Stiles, das weißt du. Das spürst du. Genau wie wir es spüren.“ Diesen Teil hatte er vielleicht nur geträumt, diesen Teil hatte ihn Peter ins Ohr gehaucht als wäre es eine Art dreckiges Geheimnis.

Die Wahrheit war, dass Stiles es wollte, er wollte ein Werwolf sein, wollte, was Scott hatte, was Derek hatte, er hatte gesehen wie sehr es Scotts Leben verbessert hatte. Doch Ja zu sagen würde bedeuten, dass er sich für Peter Hale entschied.

In der Schule hatte sich Scott gegen seinen Alpha und für sein Rudel entschieden, Stiles musste es genauso halten. Er durfte seine Loyalität nicht Peter Hale schenken. Scott, Lydia und Allison und ja auch verdammte Jackson, sie waren es, die seine Loyalität besaßen. Er konnte sie nicht verraten, konnte sie nicht eintauschen gegen den Traum von Macht und Sicherheit und Verbundenheit.

Stiles Antwort auf Peter Angebot bestand in einem geworfenen Molotowcocktail, den Allison mit ihrem Pfeil hochgehen ließ um den Alpha zu erledigen, koste es was es wolle. Peter hatte Lydia gebissen. Ihr hatte er ebenfalls keine Wahl gelassen. Stiles, Scott, Allison und Jackson zeigten ihm was sie von dieser Tat hielten, zeigten wie unverzeihlich diese Tat war. Rache an all jenen, die seine Familie getötet hatten, war eine Sache gewesen, aber einen von ihnen zu verletzen, nur weil er es konnte, war eine andere.

Letztlich war es keine Frage für Stiles wem seine Loyalität galt. Es war nie eine gewesen, wahrhaftig geschwankt war er niemals. Vielleicht würde er nie ein Werwolf sein, aber er war trotzdem Teil eines Rudels, und dieses Rudel hatte Peter Hale für unwürdig befunden ihr Alpha zu sein.

Den Todesstoß führte ausgerechnet Derek aus. Der der letzten Familie, die ihm geblieben war, das Leben nahm, weil Peter ihn angelogen und benutzt hatte und seine Loyalität für selbstverständlich hingenommen hatte anstatt sie sich zu verdienen. In diesem Moment, in dem sie alle zusammen standen, selbst Allisons Vater der Jäger, fühlten sich die Dinge einfach richtig an. In diesem Moment machte irgendetwas in Stiles Klick. In dem Moment verstand er womit er seit Monaten gerungen hatte endlich, er verstand war es bedeutete ein Rudel zu sein. Und es fühlte sich verdammt gut an.

Zumindest so lange bis er das Rot in Dereks Augen sah.


„Du schleichst dich immer noch an wie ein Vampir.“ Derek war im Krankenhaus aufgetaucht, ohne Vorwarnung, wohl um nach Lydia zu sehen. Stiles hatte ihn erwartet. Nach allem, was mit Peter vorgefallen war, waren sie nicht fertig miteinander.

„Sie wird durchkommen“, behauptete Derek, „Sie ist dabei sich zu verwandeln, aber sie wird durchkommen.“ Stiles erkannte die Lüge als die Art von Lüge, die er Lydia, Jackson und Allison damals in der Schule erzählt hatte.

„Peter hat gesagt, dass es möglich ist, dass der Biss einen tötet“, wandte Stiles ein.

„Es ist möglich“, stimmte ihm Derek zu, „Aber wenn es passiert, dann … würdest du es sofort bemerken.“ Zumindest das klang nach der Wahrheit.

„Scott wird darüber hinwegkommen“, meinte Stiles, „Er will nur deswegen kein Werwolf sein, weil mit Allison zusammen sein will. Ich glaube nicht, dass er bedacht hat, dass ein Mord ihn mehr verändert hätte als der Biss.“ Er zuckte mit den Schultern. „Er hat Lydia gebissen, Scott damals, all diese Leute umgebracht, dich beinahe ebenfalls … Es war notwendig. Ich verstehe das, und er wird es irgendwann auch verstehen.“

Derek erwiderte einen Moment lang nichts. Dann meinte er: „Ich habe nicht um deine Zustimmung gebeten.“

Stiles hätte am liebsten aufgeseufzt. Verwandtenmord hatte Derek Hale nicht gerade umgänglicher werden lassen. „Hat er sie deswegen umgebracht? Laura, meine ich. Damit er der Alpha wird?“, fragte er nur.

Derek nickte, schien es aber nicht aussprechen zu können.

„Und damals vor der Schule?“

„Ich war Teil seines Rudels. Ich sollte loyal zu ihm sein und nicht zu euch“, erwiderte Derek nur, „Alphas … teilen nicht gerne.“

Nun, das erklärte wohl einiges über Peter Hale, nahm Stiles an. Er erinnerte sich an die Szene vor der Schule, an Peter, der in sein Ohr flüsterte, an Lydia blutüberströmt … Lydia hätte auch Teil von Peters Rudel sein sollen, aber er war bereit gewesen ihren Tod in Kauf zu nehmen um zu bekommen, was er wollte. Nein, es war notwendig gewesen, sie hatten ihn aufhalten müssen. Stiles drehte sich zu Derek hinüber um weiter nachzufragen und stellte fest, dass der Werwolf schon wieder verschwunden war.

Alphas rechtfertigen sich wohl auch nicht gerne, wie es aussieht. Nun, das ist keine besondere Überraschung, nicht wahr?

Und das dachte Stiles bei sich noch bevor all seine Probleme mit Alphas so richtig losgehen würden.

Notes:

Weiter mit Teil 3 dieses Kapitels.

Reviews?

Chapter 4: Rudelführer: III.

Summary:

Rudelführer: III.

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

III.


„Fragst du dich manchmal nach welchen Kriterien er sie auswählt?“

Stiles hätte gerne vorgegeben, dass er nicht wusste wovon sein bester Freund sprach, aber er wusste wer „er“ war und wer „sie“ waren und worum es ging, und das alles, obwohl er eigentlich lieber gelernt hätte als sich schon wieder über das Thema Werwölfe zu unterhalten. Peter Hale und seine Drohungen und Versprechungen waren endlich aus ihrem Leben verschwunden, Lydia hatte überlebt und schien trotz Nacktausflug in den Wald wieder einigermaßen sie selbst zu sein, Allisons Vater hatte davon abgesehen Scott umbringen zu wollen - sie sollten also eigentlich eine Minute zum Durchatmen haben, aber natürlich war das nicht der Fall.

Allisons Großvater war in die Stadt gekommen und eindeutig auf der Suche nach allen anwesenden Werwölfen, irgendjemand rannte schon wieder herum und brachte Leute um, und trotz dieser Tatsachen hatte Derek nichts Besseres zu tun als hinzugehen und Teenager zu beißen um so noch mehr Werwölfe zu erschaffen, was eine ausgesprochen dumme Idee war, aber im Grunde Dereks Problem sein sollte. Für Scott aber natürlich trotzdem sein Problem war.

„Teenager haben bessere Überlebenschancen, wenn sie gebissen werden, deswegen nimmt er Teenager“, erwiderte Stiles ruhig und runzelte dann verwirrt die Stirn. Was für ein Unsinn stand da in seinen Unterlagen? Das hatte er aber nicht mitgeschrieben, oder doch? Und wenn ja warum? Wie geistig abwesend war er eigentlich in den letzten Wochen gewesen?!

„Denkst du Danny mag Matt?“, sprach er dann aus was ihm zu allem anderen dazu ebenfalls noch beschäftigt, „Weil die zwei mehr Zeit miteinander verbringen, und Danny diesen Blick hat, du weißt schon, und ich aber finde, dass er besseres kriegen kann als Matt, weil Matt…“

„Du weißt, dass ich das nicht gemeint habe“, fiel ihm Scott ins Wort, offenbar ohne sich um Dannys Liebesleben zu kümmern, „Isaac. Erica. Was ist das Muster dahinter?“

Stiles seufzte. „Isaac ist groß gewachsen, und Erica kann gemein sein, was vorher keiner wusste, Derek aber gut gefallen dürfte?“, schlug er dann vor.

„Und wen wird er dann als nächstes auswählen? Jemanden, der … stark ist vielleicht?“ Scott schien darüber wirklich nachgedacht zu haben. Nur, dass er offenbar nicht verstanden hatte, was er gesehen hatte.

„Ist es nicht seine Sache?“, versuchte Stiles das Thema im Keim zu ersticken.

„Nicht, wenn er ihnen die Wahl lässt. Und nach allem, was wir wissen, tut er das. Wenn wir der Person, der er den Biss als nächstes anbietet, ausreden wollen ein Werwolf zu werden, wäre es gut zu wissen wen er im Auge hat um schon vorher klar zu machen, dass es nicht erstrebenswert ist ein Werwolf zu werden“, erklärte Scott.

Stiles war eigentlich nicht der Meinung, dass es nicht erstrebenswert war ein Werwolf zu sein, aber er musste ja auch nicht ständig wegen Leuten namens Argent um sein Leben fürchten. Ihm war durchaus aufgefallen, dass Derek ihm nie den Biss angeboten hatte. Ob er wusste, dass Peter das getan hatte? Aber vielleicht wusste er ja vor allem, dass Scott nicht wollte, dass neue Wölfe gemacht wurden. Und nie zulassen würde, dass ausgerechnet Stiles zu einem werden würde. Vielleicht.

„Wer ist stark? Mitglieder des Wrestling Teams vielleicht. Oder jemand aus unserer Mannschaft … Danny ist stark. Denkst du, er würde den Biss Danny anbieten?“ Scott versuchte laut nachzudenken, was süß wäre, wenn die Dinge, die dabei herauskamen, zumindest ein wenig mehr Sinn machen würden.

„Danny führt ein zu behütetes Leben, Derek würde ihm den Biss niemals anbieten“, erklärte Stiles.

„Wieso? Was meinst du damit?“

Stiles seufzte. Denn manchmal war es anstrengend, dass er immer derjenige sein musste, der Scott alles erklärte (und herausfinden musste wer und was da rumlief und Leute umbrachte, denn Scott war ja nicht in der Lage alleine nachzuforschen). „Scott, Derek wählt diejenigen aus, die sind wie er. Die Tragödien erlebt haben, beschädigte Ware sind. Weil die ja sagen würden zu einem Leben als Werwolf, in dem sie stärker sind und deswegen nie mehr verletzt werden können“, erläuterte er müde.

„Oh.“ Scott schien darüber einen Moment lang nachzudenken. „Aber man kann trotzdem verletzt werden. Man wird gerade deswegen verletzt. Die Jäger….“

„… sind der Preis dafür stärker, schneller, gesünder, widerstandsfähiger und mit besseren Sinnen ausgestattet zu werden. Und nie mehr alleine zu sein. Weil man ein Rudel hat. Denkst du Isaac oder Erica hatten vorher irgendjemanden?“ Stiles schüttelte den Kopf. „Derek wird jemanden auswählen, der es will.

Und vielleicht war das die wahre Antwort auf seine eigene Frage. Stiles wollte es nicht wirklich, nicht wenn man den Preis bedachte. Immerhin verlangten Alphas totale Loyalität. Ja zu sagen würde Stiles also Scott kosten, nicht wahr? Scott, der Derek und sein Rudel nicht mochte. Scott, der keine neuen Werwölfe sehen wollte. Scott, der der Alpha seines eigenen kleinen menschlichen Rudels war. Ein Rudel, das Stiles verlassen müsste, wenn er ja sagen würde. Und das würde nicht ohne Konsequenzen für seine Freundschaft mit Scott bleiben. Er würde ihn über kurz oder lang verlieren. Und Stiles war nicht bereit dazu Scott zu verlieren. Und das wusste Derek. (Und abgesehen davon wusste Stiles, dass ihn der Hale-Wolf nicht besonders mochte, also ja, vielleicht spielte das auch eine Rolle. Vielleicht).

Tja, soviel dazu.


Natürlich war Peter Hale, der erste Alpha, den sie kennengelernt hatten, vor allem ein Serienmörder gewesen, den es loszuwerden galt, aber auch Derek verhielt sich nach dem Mord an seinen Onkel, nachdem er zum neuen Alpha geworden war, nicht weniger eifersüchtig und besitzergreifend als Peter vor ihm, wenn es um Rudelfragen ging.

In Folge davon begann Stiles  zu begreifen wie ernst diese ganze Rudelsache für Werwölfe wohl war. Letztlich kam es sogar zur Konfrontation zwischen Scotts Rudel aka Scott, Stiles, Allison, Lydia und Jackson und Dereks Rudel, damals bestehend aus Derek, Isaac Lahey, Erica Reyes und Vernon Boyd. Weil Werwölfe nicht gerne teilten, auch wenn Derek es ohne zu blinzeln auf die ganze „Jackson ist ein Kanima und gefährlich“-Sache schob.

Genau genommen sollte Jackson in Dereks Rudel sein, denn immerhin hatte der ihn gebissen. Und Derek hatte Scott immer schon in seinem Rudel haben wollen. Es gab also keinen Grund für dieses ganze „wir gegen sie“-Spiel, doch Scott schien lieber sterben zu wollen als sich Derek zu unterwerfen (da sprach, wie sich später herausstellte, wohl der True Alpha aus ihm), und Derek war zu stur um einzusehen, dass er anderen gegenüber nicht nur den Macho heraushängen lassen konnte um zu bekommen, was er wollte. Und hatte Probleme mit Allison, weil sie eine Argent war, und Probleme mit Jackson, weil er sich für dessen Taten verantwortlich fühlte.

Und Stiles fand das alles unnötig, vor allem deswegen weil Derek sich trotz all dem jedes Mal zwischen ihn oder Scott und jede Art von Gefahr warf als wäre er Superman und sie Lois Lane und Lana Lang (natürlich war Stiles in diesem Szenario Lois, die coolere Love Interest). Und umgekehrt er und Scott Derek von Tag Eins an jedes Mal (wenn auch jammernd und grummelnd) geholfen hatten, wenn er wirklich Hilfe gebraucht hatte.

Wie gesagt sie sollten ein Rudel sein und nicht zwei verschiedene Rudel. Stiles war auch kein besonderer Freund von Jackson Whittemore, der reich und verwöhnt und athletisch und gutaussehend war, und den Lydia Martin liebte und dessen bester Freund Danny Mahaelani war, und der zu allem Überfluss auch noch einen Porsche fuhr. Aber ihn umzubringen war radikal, und wenn es eine Möglichkeit gab seinen Tod zu vermeiden, dann sollten sie sie ergreifen. Nur, dass Derek nicht einmal bereit zu sein schien daran auch nur zu denken.

Ein guter Alpha, ein guter Rudelführer, sollte seine Rudelmitglieder aber wichtiger nehmen als alles andere. Der sollte sich nicht aussuchen für wen er sich in die Schussbahn warf und für wen nicht. Derek beschützte Scott und Stiles und versuchte alles auf seine Derek Hale-Art um das Leben für Isaac, Erica, und Boyd besser zu machen, aber für Jackson war er nicht bereit zu tun was er konnte. Und das war einfach falsch. Das spürte Stiles ganz deutlich, und wurde ihm von seinen Recherchen zu Rudelverhalten im Falle eines tollwütigen Rudelmitglieds in Wolfsrudeln bestätigt. Wölfe mieden das erkrankte Tier mitunter, aber oft versuchten sie auch zu helfen oder passten ihr Verhalten an das des kranken Tieres an. Aber niemals verstießen sie das erkrankte Tier, niemals wandten sie sich gegen es.

Werwölfe sollten das genauso halten, ob das nun klug war oder nicht, zumindest sollten sie versuchen zu helfen. Und Stiles wusste, dass es Dereks Instinkt war zu helfen, und sein Verstand das Problem war.

Stiles Verstand sagte ihm auch, dass es besser wäre kein Risiko einzugehen und Jackson zu töten, aber tief in seinem Inneren wusste er es besser. Und er war bereit zumindest zu versuchen zu helfen. Ja, er mochte Mord oft als Problemlösung vorschlagen, aber nur deswegen, weil das jemand sagen musste, er erwartete von Scott Widerspruch und gab diesem jedes Mal sofort nach, weil Scott im Grunde immer recht hatte. Gewalt sollte der letzte Ausweg sein.

(Und Jahre später, als er wirklich einem Leben ein Ende setzte, erkannte Stiles wie falsch es war für so etwas so leichtfertig zu argumentieren. Jahre später würde er all diese radikalen Lösungen nicht mehr vorschlagen, nur um anderen die Möglichkeit zu geben ihm zu widersprechen. Jahre später erkannte er, dass es wichtig war immer auf seinen Instinkt zu hören anstatt seinem Verstand eine Bühne zu geben. Etwas, das auch Derek lernte, wenn aber erst nachdem er kein Alpha mehr war.)

Scott wiederum schien auch ziemlich schnell von der Idee besessen zu sein Jackson zu beschützen, egal was jemand anderer (Jäger, Derek, oder sogar Stiles) davon hielt. Scott und Jackson waren eigentlich auch nie wirklich gute Freunde gewesen (eher im Gegenteil), also nahm Stiles an, dass Scotts ausgeprägter Schutzinstinkt in Bezug auf Jackson daher rührte, dass er den anderen Jungen nun mal immer noch als Mitglied seines Rudels ansah, denn eigentlich hatte Jackson zusammen mit Lydia, Allison und Stiles ja schon zu Scotts Rudel gehört, bevor er von Derek gebissen worden war. Und das hatte sich für Scott scheinbar nicht geändert, Biss hin oder her.. Und anders als Derek wollte Scott eben niemanden zurücklassen, weswegen er bereit war alles für Jackson zu tun.

Machte ihn das zu einem besseren Alphas als Derek? Oder einfach nur naiv?

Stiles wusste, dass es einen Mittelweg zwischen den beiden Einstellungen geben musste, aber er wusste auch, dass er, wenn es sich um Lydia und nicht um Jackson gehandelt hätte, selbst ebenfalls dazu bereit gewesen wäre alles zu tun was nötig war um sie zu retten, deswegen unterstützte er Scott.

Zugleich wusste er aber eben auch, dass Scotts Rudel und Dereks Rudel ein Rudel sein sollten. Scott stimmte zwischenzeitlich zu Dereks Rudel beizutreten, aber es stellte sich heraus, dass er in Wahrheit mit Gerad Argent zusammenarbeitete um seine Mutter vor dessen Psycho-Drohungen zu retten, was Derek wiederum als Verrat ansah, und so gab es erst wieder keinen Frieden zwischen ihren beiden Rudeln.

Es war wohl eine Art Frage des Stolzes. Sowohl Derek als auch Scott waren zu stolz um sich dem anderen zu unterwerfen und sich zu entschuldigen. Schuld daran war offenbar diese ganze True Alpha-Sache. Alphas konnten oder wollten in den seltensten Fällen miteinander klar kommen, weil ihre Instinkte ihnen dazu rieten andere zu dominieren.

Stiles war kein Alpha, also hatte er dieses Problem nicht. Er hatte kein Problem sich Derek oder Scott zu unterwerfen, aber auch kein Problem beiden ins Gesicht zu sagen wann sie sich irrten. Aber er war ja auch kein Werwolf.

Doch man musste kein Werwolf sein um Teil eines Rudels zu sein. Das Hale-Rudel hatte vor dem Brand, bei dem fast alle gestorben waren, Menschen zu seinen Mitgliedern gezählt, und Scott sah in Menschen wie Allison und Lydia und Stiles und Jackson vor seiner Verwandlung zum Gestaltenwandler sein Rudel. Und Stiles war sich ziemlich sicher, dass Derek eben nicht jedes Mal zwischen ihn und jede mögliche Gefahrenquelle springen würde, wenn er ihn nicht auch als Mitglied seines Rudels ansehen würde.

Also beschloss Stiles der Mensch zu sein, der zwischen den beiden Werwölfen vermitteln würde. Er wollte aus ihren zwei Rudeln ein Rudel machen, ohne, dass jemand es merkte bis es zu spät wäre.

Eine Aufgabe die einfach sein sollte. Aber wann waren die Dinge jemals wirklich einfach?


Peter lebt wieder, Jackson ist auf einmal ein Werwolf, und Matt … Stiles wollte über all das lieber nicht nachdenken. Alles veränderte sich so schnell. Scott und Allison waren wieder einmal getrennt, dieses Mal endgültig. Lydia und Jackson waren wiedervereint, wenn Stiles Pech hatte, dann dieses Mal für immer. Allison hatte ihre Mutter verloren und ihr Großvater hatte sich als vollendeter Psychopath erwiesen (und als Heuchler). Und Stiles wusste nicht wo er mit irgendjemandem stand, wenn er ehrlich war. Isaac hatte sich in ihr Leben gedrängt, sich irgendwie zwischen ihn und Scott gedrängt. (Offenbar reichte ihm ein Alpha in seinem Leben nicht aus). Erica und Boyd waren zwar angeblich freigelassen worden, aber Stiles hatte sie bisher nicht wieder gesehen. Er wusste nicht, ob er sie wiedersehen wollte. Nach allem, was in diesem Keller passiert war, was sie gesehen hatten…

Ich bin nicht wie die anderen. Ich bin kein Held. Allison war zur Jägerin geworden, und sogar Lydia war zur Heldin geworden, während er…. Vielleicht gehöre ich nicht ihnen. Vielleicht ist meine Freundschaft zu Scott in dem Moment gestorben, als Peter ihn gebissen hat. Vielleicht war dieses ganze Schuljahr nur … ein sehr langer Epilog. Er hätte ja auch nicht erwartet, dass Scott und Allison jemals wirklich getrennt sein würden. Wäre es nicht passend, wenn Scotts Werwolftum ihm nicht nur seine Liebe, sondern auch seinen besten Freund nehmen würde?

„Sandwich?“

Isaac Lahey hatte sich ohne entsprechende Aufforderung neben ihn gesetzt und bot ihm nun einfach aus dem Nichts heraus ein Sandwich an. Stiles musterte ihn ungläubig. „Wieso bietest du mit dein minderwertiges Sandwich an?“, wollte er wissen.

„Du siehst unterzuckert aus“, behauptete Isaac, „Und wieso nennst du mein Sandwich minderwertig? Derek hat es gemacht.“

Stiles nahm das Sandwich entgegen, nicht weil Derek es für Isaac gemacht hatte, sondern weil er angebotenes Essen prinzipiell nie ablehnte. „Wie eklig“, kommentierte er den Anblick von Jackson und Lydia, die Arm im Arm über den Campus spazierten, „Er hat sie mieser als mies behandelt. Und jetzt tun alles so als wäre das nie passiert, und er ist total Zen, weil er jetzt ein Superwolf oder so was ist. Und damit ist alles wieder in Ordnung. Ja, ich weiß, er ist jetzt euer Wolfsbruder und damit total toll. Aber trotzdem…“ Stiles wusste, dass Jackson ihn genau hören konnte. Und wenn es nach ihm ging, dann sollte er ihn auch genau hören, denn ... Jackson hatte Lydia nicht verdient. Versklavt hin oder her, wie er Lydia behandelt hatte, war von ihm ausgegangen, nicht von Matt oder Gerad oder sonst jemanden….

Nicht an Matt denken.

Matt war einer von ihnen gewesen. Wie hatte einer von ihnen zu all diesen Dingen fähig sein können?

„Derek will, dass du vorbei kommst“, sagte Isaac plötzlich, „Er will mit dir reden.“

Stiles warf ihm einen überraschten Blick zu. „Keine Drohungen mehr, sondern Bestechung?“ Er hob das Sandwich hoch. „Eure Methoden bessern sich. Minimalst.“

Um seine Worte zu unterstreichen biss er herzhaft in das Sandwich. Wenn man ihn schon wieder Dinge aufzwang, die er nicht tun wollte, wollte er wenigstens etwas davon haben. „Derek könnte seine Drecksarbeit zur Abwechslung mal selbst erledigen. Ich bin ja auch nicht Scotts Botenjunge.“

Isaac warf ihm einen seltsamen Blick zu. „Derek will mit dir reden“, wiederholte er. Als würde es in Wahrheit nicht um Scott gehen, sondern um Stiles.

„Schön für ihn.“ Stiles war nicht in Stimmung es diesen Werwölfen leicht zu machen.

Isaac blickte kurz hinüber zu Jackson und Lydia. „Sie sind nicht wieder zurück nach Hause gekommen. Erica und Boyd“, sagte er dann leise.

Oh. So ist das.

Stiles Magen fühlte sich seltsam an. Es war wohl doch ein minderwertiges Sandwich.

„Derek will mit mir reden“, erkannte er, „Klar…. Warum auch nicht?“


„Es ist besser, wenn wir Scott damit nicht belasten, so einfach ist das.“

Es war schlimm genug, dass Erica und Boyd verschwunden waren. Die Angst um Melissa, der ganze Ärger rund um Allison, Scott wollte sich in diesem Sommer auch Scott konzentrieren, und Stiles unterstützte das. Außerdem gab es nichts, was Scott tun konnte. Er war nicht der Sohn des Sheriffs.

„Ich bin dagegen ihm das vorzuenthalten, aber bitte…“ Derek klang wie ein trotziges Kind.

„Seit wann denn das? Derek Hale enthält Scott McCall ständig Dinge vor, das gehört zu eurer Dynamik“, gab Stiles unbeeindruckt zurück, „Und es ist ja nicht so, dass das hier eine Verschwörung oder dergleichen ist. Ich helfe dir nur nach gemeinsamen Freunden zu suchen, das ist alles. Das ist nicht verboten.“ In keiner Welt, von der Stiles wusste, wäre Scott dagegen, dass Stiles Derek dabei half nach Erica und Boyd zu suchen.

Derek schien ihn einen Moment lang zu studieren. „Nun gut. Es ist deine Entscheidung“, meinte er dann. Das war neu. Derek Hale gestand Stiles das Recht zu wie ein Erwachsener Entscheidungen treffen zu dürfen? Wow. Diesen Tag sollte er sich im Kalender notieren.

Sie beäugten einander einen sehr seltsamen Moment lang aus den Augenwinkeln.

Schließlich meinte Stiles: „Also, was Peter angeht…“

„Er ist meine Verantwortung. Ich bin jetzt der Alpha. Ich habe ihn im Griff“, erklärte Derek schnell, „Er ist immer noch geschwächt von seiner Auferstehung, also keine Gefahr. Und er war hilfreich.“

Trotzdem wusste Stiles nicht was er von der Tatsache, dass Peter Hale irgendwo hier in der Gegend lauerte und sie gerade vermutlich belauschte halten sollte. Besonders wenn man bedachte, dass er derjenige war, der den ersten Molotowcocktail geworfen hatte. Was Peter vermutlich nicht vergessen hatte.

Seine Zweifel mussten sich deutlich in seinem Gesicht spielen, denn Derek fügte hinzu: „Er ist meine Familie, Stiles. Meine einzige Familie.“ Und zumindest das konnte Stiles gut verstehen. Auch wenn er der Meinung war, dass niemand nur Peter Hale zur Familie haben sollte.

„Sind deine Betas nicht auch deine Familie?“, warf er also ein, „Bin ich nicht deswegen hier? Um dir zu helfen deine Familie wiederzusammenzubringen?“

Derek nickte nur kurz. „Um Erica und Boyd zu finden, ja“, meinte er, „Sie sind mein Rudel, aber sie sind nicht … Ein Rudel kann sich ändern. Aber Familie, Familie ist das Einzige, was bleibt, egal was passiert. Es ist nicht dasselbe.“

Das schien Stiles nicht zu dem zu passen, was er gelesen hatte. In der Natur blieben Wolfsrudel immer zusammen, egal was passierte. Ja, Jungwölfe wanderten mitunter ab um eine eigene Familie und damit ein eigenes Rudel zu gründen, aber nichts an Erica und Boyd schrie „Verliebtes Paar bereit zum Durchbrennen zwecks Familiengründung“. Und selbst wenn, würde das erfordern, dass einer von ihnen ein Alpha wäre, was nicht der Fall war.

Nein, das alles klang viel eher nach einer traurigen Unsicherheit von Dereks Seite, der davon auszugehen schien, dass ihn jeder, der nicht durch Blut an ihn gebunden war, früher oder später zwangsläufig verlassen würde. Mit dieser Grundeinstellung zu leben muss sehr einsam sein, wurde Stiles klar. Und niemand sollte so einsam sein müssen.

„Es sollte aber das Selbe sein“, meinte Stiles, „Und ich glaube nicht, dass sie einfach so gegangen wären, nicht nach allem, was passiert ist. Sie würden sich melden. Erica würde sich melden. Wir werden sie finden, und sie werden zurückkommen, und dann wirst du sehen, dass ein Rudel genauso viel bedeuten kann wie eine Familie.“

Wenn es nach Stiles Stilinksi ging, würde niemand so einsam sein müssen, dass Peter Hale seine gesamte Familie darstellte. Und wenn es nach ihm ging, dann würde sich kein Rudel einfach so in alle Winde verstreuen. Weil das einfach nicht richtig wäre. Und das würde er allen anderen schon noch klar machen.


Vielleicht war er so besessen davon aus zwei Rudeln eines zu machen, weil ihm in diesem Sommer damals klar wurde wie einsam Derek Hale wirklich war. Und er sich selbst irgendwie auch sehr einsam fühlte. Er wusste, dass Scott immer Teil seines Lebens sein würde, aber auch Scott hatte Allison als Partnerin verloren, und das musste ihm zusetzen. Und Lydia konnte all das Verrückte, was ihr passiert war, mit niemanden teilen und war deswegen auch irgendwie einsam, besonders nachdem Jackson sie und Beacon Hills verließ und auf Druck seiner Eltern hin nach London zog. Und Isaac lebte bei Derek, weil er keine Familie mehr hatte. Warum also sollten sie nicht alle gemeinsam einsam zu sein? Als ein Rudel, als eine Familie?

Und ja, es sollte nicht allzu schwer sein sie alle zu vereinen. Isaac schien sich sowieso bereits zu Scott hingezogen zu fühlen und rannte ihm (und Stiles) wie ein verlorener Welpen hinterher, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Derek wollte Scott und Stiles in seinem Rudel haben, und nun wo Jackson nach London gegangen war, gab es niemanden mehr, den er aus seinem Rudel ausschließen wollte. Und Cora, seine verloren geglaubte und wundersamer Weise wieder aufgetauchte kleine Schwester,  schien zunehmend Zuneigung und Vertrauen zu Stiles zu fassen. Und nach dem, was mit Erica passiert war und der Bedrohung durch das Alpha-Rudel, schien zusammen zu halten die offensichtliche Lösung zu sein, oder nicht?

Nur leider stellte sich heraus, dass Stiles unterschätzt hatte wie stur Werwölfe (und Jäger und sogar Banshees) sein konnten.

Notes:

Weiter in „Rudelführer IV“.

Ja, Team „Sterek Sommer-Verschwörung“ hier. Irgendwie. Ehrlich gesagt finde ich all dieses Derek Stans VS Scott Stans und alle die was gegen Scott sagen sind Rassisten (in einem Fandom zu einer Serie über Werwölfe, die für das Andere stehen und damit unter anderem auch eine ziemlich offensichtliche Rassismus-Allegorie sind, siehe vor allem 6B zu diesem Thema) eher lächerlich und bin gar nicht erst bereit mich auf irgendwelche Diskussionen zu diesem Thema einzulassen. Mal war Derek ein schlechter Alpha, dann wieder Scott. Der Unterschied ist, dass in der Serie selbst Dereks Anführerquälität ständig gebashed wurden während er noch ein Alpha war, während True Alpha Scott als Held und Anführer in den Himmel gelobt wurde (vor allem von Melissa) egal wie schrecklich er sich aufgeführt hat (Season 5, ich sehe dich an). Nun auf jeden Fall: Stiles ist in beiden Teams und hält sich für den besseren Anführer als alle beide, was zugegeben nicht unbedingt schwer ist.

Reviews?

Chapter 5: Rudelführer: IV.

Summary:

Rudelführer: IV.

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

IV.


„Du willst was bitte von mir?“

Cora Hale war eindeutig eine Hale. Immerhin war sie sowohl mit der Attraktivität des Clans genauso wie mit dessen hervorstechendster Charaktereigenschaft – ständige Irritation vor allem in Bezug auf Stiles – gesegnet worden. Und momentan war sie irritiert, mehr als nur ein wenig wie es schien, und starrte Stiles an als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre.

Stiles wollte nicht lügen, dass die Werwölfin, die sie zusammen mit Boyd aus der Gefangenschaft des Alpha-Rudels gerettet hatten, nicht Erica sondern eine Fremde war, hatte ihn zuerst alles andere als glücklich gemacht. Dereks lange verloren geglaubte Schwester hin oder her, Cora war nicht nur eine Fremde, vor allem war sie nicht Erica. Denn die Erica, die Derek gefunden und in seinen Armen gehalten hatte, war eine tote Erica gewesen, während die fremde Cora leben durfte. Das war ein harter Schlag für sie alle gewesen, aber natürlich konnte Cora nichts dafür. Trotzdem war es leichter das zu sagen als es auch emotional zu begreifen.

Doch Erica war nun mal weg, und Cora war hier und hatte durch ihre Gefangenschaft ein Trauma erlitten. Stiles versuchte wirklich ihr gegenüber fair zu sein, sie als das zu sehen was sie war: Die Neue in Dereks Rudel, die in Wahrheit aber gar nicht so neu war, da sie immerhin seine Schwester war, und damit neben Peter dessen einzige überlebende Familie darstellte. Und damit war sie eine wichtige Verbündete.

Es war also höchste Zeit sie in ihre Gruppe einzuführen und näher kennenzulernen. Allerdings war Cora in mehr als nur einer Hinsicht Dereks Schwester – auch sie hatte kein wirkliches Interesse daran sich sozial in das Leben von Beacon Hills einzubringen.

„Eine Spieleabend. Eine soziale Interaktion, bei der man sich in der Gruppe zusammensetzt um Brettspiele, Kartenspiele, Partyspiele und bei speziellen Gelegenheiten, über die Filme gedreht werden, auch noch andere Arten von Spielen spielt“, erklärte Stiles, „Ich habe dich eingeladen.“

Cora warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Ich weiß was ein Spieleabend ist, Stiles. Ich bin nicht in der Wildnis aufgewachsen. Ich habe seit dem Feuer ein ganz normales Leben unter zivilisierten Wesen geführt“, meinte sie bissig.

„Nun, das ist gut zu wissen, ich war mir nämlich nicht sicher warum du hier niemals wieder aufgetaucht bist und wer dich nach dem Feuer großgezogen hat, also…“ Er verstummte angesichts ihres strengen Blicks. Sie ist wirklich mit Derek verwandt. Den Blick hat sie genauso drauf wie er.

„Ich weiß was du von mir willst. Ich verstehe nur nicht warum du der Meinung bist, dass so eine … Aktivität angesichts von allem, was gerade los ist, angebracht ist“, meinte sie.

Mit „allem was gerade los war“ meinte sie wohl die Pläne des Alpha-Rudels, zu denen gehörte , dass sie Derek dazu zwingen wollten sich ihnen anzuschließen, und die auch irgendetwas mit Scott vorzuhaben schienen.

„Ja, siehst du, darum geht es ja gerade. Die Voltron-Wolf-Zwillinge sind eindeutig undercover an der Schule um uns auszuspionieren, deswegen haben sie sich an Danny und Lydia heran gemacht. Deswegen wollen wir sie zu einem Spieleabend einladen um sie im Gegenzug ebenfalls auszuspionieren. Isaac und ich haben sie überredet zu kommen – na ja wir haben Lydia überredet, dass sie Danny überredet zu kommen, und die beiden mitkommen“, erklärte Stiles, „Und da Scott wegen Allison nicht kommen kann, brauche ich einen anderen Werwolf an meiner Seite.“

„Ich dachte Isaac ist dabei. Und wieso kann Scott wegen Allison nicht kommen?“, wunderte sich Cora.

„Isaac ist ein Welpe, der nicht weiß was er tut“, gab Stiles zurück, „Im Gegensatz zu dir, du bist schon dein ganzes Leben ein Werwolf, oder nicht? Und Scott und Allison sind nicht mehr zusammen, und deswegen wäre es seltsam, wenn sie beide kommen würden, aber damit es so aussieht als ob es einen guten Grund gäbe, dass Lydia kommt, muss ihre beste Freundin anwesend sein, also ist Scott derjenige, der nicht kommen kann, und … Was? Wieso starrst du mich schon wieder so an? Hab ich was im Gesicht?“

„Was soll das heißen Scott und Allison sind nicht mehr zusammen?“, wunderte sich Cora, „Allison ist Scotts Gefährtin. Sie sind immer zusammen.“

Offenbar gingen Werwölfe wirklich Partnerschafen fürs Leben ein. Gut zu wissen und ein Grund mehr Aiden im Auge zu behalten, damit der nicht auf komische Ideen in Bezug auf Lydia käme (obwohl müsste die nach dieser Logik dann nicht sowieso schon Jacksons Gefährtin sein?). „Hör mal, ich habe letztes Semester wahrlich genug von Scotts und Allisons Nicht Zusammensein obwohl sie immer zusammen sind-Phase mitgestalten müssen und bin nicht scharf darauf mich jetzt schon wieder auf Diskussionen darüber einzulassen. Ich weiß nur was mir gesagt wurde: dass sie sich getrennt haben und momentan nicht zusammen sind“, verteidigte er sich, „Und er deswegen nicht zum Spieleabend kommen kann. Mach es mir nicht so schwer, Cora, und komm einfach.“

Cora schüttelte ungläubig den Kopf. Dann meinte sie: „Ich weiß nicht. Ich auf einem Spieleabend. So was normales passt eigentlich nicht zu mir.“

„Ach was. Selbst dein Bruder hat sich weichkochen lassen eine Konsole in seinem Loft anzustecken und einmal in der Woche mit Isaac zu spielen. Und ja, es war ein harter Kampf ihn soweit zu bringen, denn er war wirklich niemand der normale Dinge tut, aber seit ich ihm erlaubt habe Peter zu behalten, hat er begonnen sich zu entspannen. Er lächelt sogar manchmal. Und macht so was Ähnliches wie Witze. Und diese Veränderungen haben begonnen, obwohl wir nicht wussten was aus Erica und Boyd geworden ist, also kannst du dich auch einfach entspannen und was normales tun. Ist wirklich nicht so schwer, glaub mir“, argumentierte Stiles, „Vielleicht kannst du Boyd mitbringen. Der sollte sich auch mal wieder unter Menschen wagen.“ (Obwohl dann alle als Paare dort waren, bis auf Stiles, Allison und Isaac, oder wären die als eine Art seltsames Dreierdate anwesend? Vielleicht sollte er Boyd doch lieber wieder ausladen, damit niemand auf falsche Gedanken kam, besonders nicht Scott!)

Cora musterte ihn einen Moment lang mit ihren großen braunen Augen. „In Ordnung“, meinte sie dann, „Ich werde zu deinem Spieleabend kommen. Aber nur um die Zwillinge auszuspionieren.“

„Klar, warum sonst solltest du Zeit mit mir – ich meine uns – verbringen wollen?“, witzelte Stiles, aber er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war bis er auch sie kleinkriegen würde. Er hatte ihren Bruder kleingekriegt und Lydia und sogar Danny. Cora Hale wäre kein Problem für ihn, davon war er überzeugt.


Boyd zu verlieren war schlimm genug gewesen, ihn durch Dereks Klauen zu verlieren machte alles schlimmer, ihn durch die Mithilfe der Zwillinge zu verlieren hätte das Schlimmste daran sein sollen (Verdammt, Ethan, ich habe dich davon abgehalten dich mit einer Kettensäge selbst ins Jenseits zu befördern, und das ist dein Dank?!), aber nachdem Stiles die Geschichte darüber gehört hatte wie Derek seine blauen Augen bekommen hatte, verstand er warum der Alpha-Wolf diesen Schlag möglicherweise nicht so einfach wegstecken würde können. Erneut hatte er jemanden, der ihm nahe stand, getötet, und erneut würde er sich die Schuld daran geben, dass es so weit gekommen war. Vielleicht mochte Stiles Peter nicht alle Details seiner Geschichte glauben, doch diesen Teil glaubte er ihm.

„Ist dir klar warum ich dir die Geschichte erzählt habe und nicht Scott?“ Peter Hale lehnte lässig an der Wand des Hale Lofts und starrte Stiles auf diese Art und Weise an, die Stiles immer schon unheimlich gewesen war und die sich der Werwolf niemals abgewöhnt hatte wie es schien.

„Weil ich hier geblieben bin und Scott nicht?“, schlug Stiles den offensichtlichen Grund, der nicht wahr war, vor.

Peter schüttelte nur seinen Kopf.

„Weil du es Cora erzählen wolltest, und ich zufällig auch da war?“, vermutete Stiles, „Oder weil du dir etwas davon versprichst es ausgerechnet mir, aber nur mir – und Cora – zu erzählen? Was weiß ich, du hast sicher irgendein verstecktes Motiv dafür, von dem ich nicht erwarte, dass du es mir mitteilen wirst.“

Peter grinste, meinte dann aber: „Ich habe es dir und nicht Scott erzählt, weil du es wissen musst, wenn du ein vereintes Rudel aufbauen willst. Du magst kein Alpha sein, aber du bist es, der die Arbeit in dieses Rudel hineinsteckt. Scott … Scott denkt, dass sich alles von selbst richten wird, dass der Instinkt die Oberhand gewinnen wird und alle einfach so magisch lernen werden miteinander klar zu kommen. Du weißt es besser. Du arbeitest auf das hin, was er für natürlich hält, und wenn es dann fertig gestellt ist, wird er sich mit den fremden Federn des Erfolges schmücken, den du ihm ermöglicht hast.“

„Also ist dein verstecktes Motiv, dass du Unfrieden zwischen Scott und mir säen willst?“, erkannte Stiles, „Wie originell.“ Peter Hale wäre wohl immer Peter Hale, egal was passieren würde.

„Scott verdient es nicht Alpha zu sein“, erwiderte Peter, „Ich zeige dir nur die Alternativen auf.“

„Dich?“ Stiles dachte einen Moment sich verhört zu haben. „Peter, du hast Menschen ermordet, Scott ohne seine Einwilligung verwandelt, Lydia beinahe umgebracht um selbst wieder zum Leben zu erwachen zu können, und ich bin mir nicht so sicher, ob alles, was du uns vorhin erzählt hast, so passiert ist wie du es darstellst. War es Derek, der wollte, dass Paige verwandelt wird, oder warst du es? Du hast mir das alles erzählt, weil du der Meinung bist, dass du besser als Derek weißt was das Beste für Derek ist. Vielleicht war das ja schon immer so.“

„Ich war nach dem Feuer nicht ich selbst“, betonte Peter, „Und dass Lydia überleben würde, wusste ich. Und alles andere … ich weiß du traust mir nicht über den Weg, aber mir liegt meine Familie am Herzen. Ich passe auf sie auf. Wie ich es immer getan habe, das haben wir gemeinsam. Ich will nur, dass du mich siehst wie ich bin - als wertvollen Verbündeten. Ich mag nicht mehr kämpfen können wie früher, aber ich weiß Dinge, Dinge, die du wissen musst, und auf die du hören solltest.“

Stiles schüttelte nur den Kopf. „Der Alpha wird nicht gewählt, soweit ich weiß wird er magisch gemacht von … was weiß ich was für Kräften“, meinte er, „Du willst beweisen, dass du wertvoll für uns bist? Nur zu. Vielleicht verzeihen wir dir eines Tages, aber mach nicht den Fehler zu glauben, dass du mich manipulieren kannst, denn ich sehe was du tust, und es gefällt mir nicht.“

Peter warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Wirklich? Wieso macht es dir dann keine Sorgen hier mit mir alleine zu sein? Ich denke, dass du kein Problem mit den Dingen hast, die ich tue. Ich denke es gefällt dir sogar“, behauptete er, „Du findest es aufregend jemanden um dich zu haben, von dem du nicht weißt was du von ihm zu erwarten hast. Bevor ich in dein Leben getreten bin, wurde es von Alltagslangeweile bestimmt und von der Frage ob Lydia und Danny dich endlich zur Kenntnis nehmen werden. Aber jetzt … dein bester Freund ist ein Werwolf mit einem großen Schicksal vor sich, Lydia weiß nicht nur wer du bist, ihr seid sogar befreundet, Danny scherzt mit dir als wärst du ein Gleichgestellter, du hast all diese Werwolf-Bodyguards, den Respekt der Argent-Jäger, eine potentielle Zukunft mit Cora, und du löst die übernatürlichen Fälle von Beacon Hills praktisch eigenhändig mit ein wenig weiblicher Unterstützung hier und da. Ich mag Scott gebissen haben, aber dein Leben habe ich genauso zum Besseren verändert, und das weißt du auch, und du genießt jeden Moment davon.“

Stiles funkelte den Mann wütend an. „Erica und Boyd sind gestorben“, rief er dem Werwolf in Erinnerung, „Jackson wurde zum Mörder ohne es zu wollen, genau wie Derek übrigens, und Matt …“

„Aber nichts davon ist meine Schuld“, widersprach Peter, „Ich war um all dies zu verhindern an eurer Seite. Und auch das weißt du. Es ist unser Rudel, Stiles, und was das bedeutet weißt du genau. Keiner der anderen begreift es – nicht einmal Derek oder Cora, Aber du begreifst es. Ich will dir nur helfen es so stark zu machen wie es sein muss um das Alpha-Rudel und den Darach überstehen zu können. Ein starkes Rudel ist ein vereintes Rudel mit einem starken Rudelführer und einem starken Alpha. Derek ist nicht diese Art Alpha. Und denkst du wirklich, dass Scott es ist?“

Stiles schüttelte erneut den Kopf. „Ich weiß, dass du es nicht bist“, meinte er, „Und alles andere wird sich weisen.“

So sehr Peter unrecht hatte, so sehr hatte er mit dem Punkt, dass sie vereint sein mussten recht. Nur zusammen wären sie stark genug um gegen das Alpha-Rudel und den Darach zu bestehen. Also war es an der Zeit sie alle endlich wirklich zu vereinen. Für Erica und Boyd. Und für ihrer alle gemeinsame Zukunft.


Vereinen sollte angesichts all der Gefahren, denen sie sich stellen mussten, einfach sein. Doch um vereint zu sein mussten sich alle gut genug verstehen um vereint sein zu wollen.

Da war zum einen das Allison-Problem – Derek hatte ihre Mutter gebissen um Scotts Leben zu retten, was natürlich dafür sorgte, dass sie nicht gut auf den Alpha zu sprechen war, doch nachdem sie die wahren Umstände um den Tod ihrer Mutter herum erfuhr, schien sie bereit zum Vergeben und Vergessen zu sein. Und Sympathie für Derek hin oder her, auch sie hatte Erica retten wollen. Darauf konnte man aufbauen.

Ein anderes Problem war das Boyd-Problem. Es verletzte Stiles doch nicht wenig, dass Boyd ihm erklärte, dass sie nicht wirklich Freunde wären, aber er ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern versuchte stattdessen sein Bestes um Boyd das Gegenteil zu beweisen. Doch leider führte das zu nichts, da Boyd starb, bevor sie wirkliche Freunde werden konnten.

Was schon schlimm genug wäre, wenn das Alpha-Rudel nicht ausgerechnet Dereks Klauen für den Mord an Boyd benutzt hätte. Und Ethan und Aiden dabei geholfen hätten ihn umzubringen, trotz allem, was Stiles (nicht Scott trotz gegensätzlichen Behauptungen) für Ethan getan hatte. Ethan und Aiden konnten nicht einfach Danny und Lydia daten und so tun als wären sie Freunde und dann so etwas abliefern!

Nicht, wenn es nach Stiles ging. Nicht nachdem Boyd deswegen gestorben war, nicht nachdem sie Derek dadurch beinahe gebrochen hätten! Die Zwillinge sollten für ihre Tat bestraft werden. Das mussten sie einfach.

Das dachte er zumindest zunächst. Doch er lernte auf die harte Tour, dass die Regeln der Zivilisation in der übernatürlichen Welt nicht galten. Die Zwillinge waren Omegas gewesen, Ausgestoßene, und hatten sich dann Deucalion unterworfen und taten was der ihnen anschaffte. Und sie schienen ehrlich zu bereuen, was sie getan hatten und Wiedergutmachung leisten zu wollen. An dem einzigen verbleibenden Alpha, der noch in Beacon Hills war, nachdem Derek seine Kraft aufgegeben hatte um Coras Leben zu retten, Deucalion die Stadt verlassen hatte, und der Rest des Alpha-Rudels und der Darach – alias Jennifer Blake – kein Problem mehr darstellten.

Scott ließ die beiden ein wenig zappeln, aber sie bleiben treu an seiner Seite, halfen ihm wo sie nur konnten. Und noch wichtiger: Derek verzieh ihnen. Was bedeutete, dass Stiles ihnen wohl auch verzeihen musste. Nebenbei wäre es heuchlerisch einem Serienkiller wie Peter Hale zu verzeihen, Ethan und Aiden hingegen aber nicht.

Also ja, den Zwillingen wurde vergeben, und sie wurden in das Rudel gelassen. Etwas, das sie aber nicht zu bemerken schienen. Es wunderte sie nicht, dass sie nicht wieder zu Omegas wurden sondern stattdessen Betas wurden. Scott war zum True Alpha geworden, was sie offenbar schwer beeindruckt hatte, da sie unbedingt in dessen Rudel wollten, obwohl sie eben schon die ganze Zeit über Teil dieses Rudels waren ohne es zu bemerken. Selbst Scotts Vater hatte bemerkt, dass Ethan zu ihrer „Clique“ gehörte. Ethan selbst schien das aber eben nicht aufgefallen zu sein, während Aiden … nun mit ihm hatte Stiles einige Probleme mehr, nicht zuletzt wegen der ganzen Lydia-Sache, aber auch weil er uneinsichtiger zu sein schien als sein Bruder. Aber letztlich gab es in jeder Familie ein Schwarzes Schaf. Zur Familie gehörte das Schwarze Schaf aber eben trotzdem.

Und was war ein Rudel letztlich anderes als eine Familie?

Und mit Familien kannte Stiles sich aus. Nach dem Tod seiner Mutter war er zur letzten noch übrig gebliebenen Familie seines Vaters geworden, und auch dieser Familie war er vorgestanden. Er hatte sie zusammengehalten, hatte den Haushalt geführt, seinen Vater emotional und beruflich unterstützt. Er mochte das Kind sein, aber letztlich war er derjenige, der auf seinen Vater aufpasste und nicht umgekehrt. (Oder zumindest nicht nur wenig umgekehrt).

Und so wie er heimlich seine Familie führte, führte er auch heimlich sein Rudel an.

Scott, Allison, Lydia, Derek, Isaac, Ethan und Aiden, Melissa, Chris, Kira, sogar Danny und endlich auch sein Dad – die waren gemeinsam mit den abwesenden Jackson und der nun ebenfalls wieder abwesenden Cora und irgendwie wohl auch zusammen mit Deaton und Peter sein Rudel. Sein Rudel, seine Ohana, seine Familie. Ob sie es wussten oder nicht, das waren sie. Und er hielt sie zusammen und führte sie an. Ob ihnen das bewusst war oder nicht.

Peter wusste es, Kira spürte es, Scott wollte es nicht wahr haben, und Derek hatte es nach all der langen Zeit endlich akzeptiert.

Bis der Nogitsune alles änderte. Und Stiles der Rudelführer zur größten Gefahr für das eigene Rudel wurde.

Notes:

Ich bin eigentlich ganz froh, dass sie Derek als Charakter zwischen Staffel 2 und 3 gerebootet haben, nur leider ergibt es storytechnisch an dieser Stelle wenig Sinn, also musste ich für diese Story nach einem Grund suchen. Und ja, Stiles spielt eine Rolle dabei, aber in Wahrheit liegt es vor allem an Peters Rückkehr in sein Leben (und ein wenig an Isaac), was kanonisch auch am Meisten Sinn macht, weil er endlich wieder eine Familie hat.

Cora/Stiles ist ein interessantes Paar das niemals war, aber letztlich hatte Cora so wenig vorhandenden Charakter, dass wir nicht wissen wozu es geführt hätte und stattdessen haben wir Malia und Stalia bekommen, was soviel besser war, also Schwamm drüber. Cora wird aber im weiteren Verlauf dieser Fic ähnlich wie Jackson, Isaac, Ethan, Danny und natürlich Kira wieder eine größere Rolle spielen.

Zunächst war das aber Teil 1: Rudelführer. Es folgt Teil 2: Leere, in der wir uns Season 3B und der Zeit danach näher zuwenden. Bis dahin wird es aber vermutlich etwas länger dauern, da ich wohl mindestens eine Woche lang nicht zum Arbeiten an dieser Fic kommen werde.

Reviews und Zwischengedanken sind aber willkommen. Und an dieser Stelle bedanke ich mich auch sehr bei den drei Personen, die mich bisher haben wissen lassen, dass sie diese Fic lesen und mögen.

Chapter 6: Leere: I.

Summary:

Leere: I.

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Teil 2: Leere


I.


Ich will nicht daran denken. An ihren leeren Blick, an die Dinge, die sie über mich gesagt hat … Würde es ihm bald ebenso ergehen wie seiner Mutter?

In einem Moment war noch alles in Ordnung gewesen, Stiles war ein Held, er hatte zusammen mit Scott und seinem Dad das Coyote-Mädchen gerettet, eine verschollene Tochter nach Jahren mit ihrem Vater wiedervereint (und nebenbei verhindert, dass besagter Vater seine Tochter in ihrer Coyoten-Form erschoss). Und im nächsten …

Diese Heldentat würde wohl seine Letzte sein. „Dabei war endlich alles gut“, murmelte er, „Dad weiß Bescheid, Melissa weiß Bescheid, wir sind alle ein Rudel, eine Freundesgruppe anstatt Rivalen, Scott ist endlich dabei über Allison hinweg zu kommen, und jetzt…“

Früh einsetzende Demenz. Drei Worte, die sein Leben schon einmal auf den Kopf gestellt hatten und es jetzt wieder auf den Kopf stellten. Wen werde ich zuerst nicht wieder erkennen? Scott? Oder meinen Dad? Nein, sein Dad hatte sich nicht so sehr verändert, ihn sollte er bis zuletzt erkennen, oder nicht? Aber er würde nicht nur Dinge vergessen, nicht wahr? Er würde auch paranoid werden und verwirrt und gemein … Gab es Warnzeichen, die ich übersehen habe? War das letzte Jahr nicht schon eine einzige Warnung? Die Asche, die Deaton mir gegeben hat, ich dachte, ich habe sie irgendwie magisch mehr werden lassen, aber was wenn in Wahrheit immer genug Asche da war? Und mein Misstrauen gegenüber Derek. Was wenn das woanders her kam als ich dachte?

Vielleicht hatte er seinem Dad in Wahrheit nicht deswegen so lange nichts über die übernatürlichen Vorkommnisse in Beacon Hills sagen wollen, weil er ihn beschützen wollte, sondern stattdessen, weil er Angst gehabt hatte, dass sein Vater ihn für genauso krank halten könnte wie seine Mutter es gewesen war.

Und jetzt bin ich genau das vielleicht trotzdem.

Stiles war immer so stolz auf seinen messerscharfen Verstand gewesen. Nur Lydia war schlauer als er, und vielleicht Danny, aber sonst ... er war immer überzeugt gewesen locker mit den Erwachsenen mithalten zu können, mehr noch, viele von ihnen sogar übertrumpfen zu können. Doch nun drohte er seine einzige Superkraft zu verlieren.

Andere waren Werwölfe, Kitsunes oder Banshees, andere wiederum konnten kämpfen und hatten Wissen, aber Stiles war der Schlaue gewesen, derjenige, der Dinge herausfand, derjenige, der die Rätsel löste, derjenige, dem keiner etwas vormachen konnte. Aber das war jetzt vorbei.

Kein Wunder, dass Cora gegangen ist, Peter hat sich in mir geirrt, ich bin es nicht, der alles zusammenhält, ich bin es, der alle mit hinunter ziehen wird. Er wusste, dass er den anderen sagen sollte was los war. Dass er es ihnen schuldete ihnen die Wahrheit über seinen Zustand zu sagen, aber … Er wollte nicht so angesehen werden, so angesehen werden wie seine Mutter immer von allen angesehen worden war, bevor….

Scott sollte an seiner Seite sein, jeden Schritt seiner medizinischen Reise lang, das wusste er, aber … Er wollte nicht, dass Scott, Derek, Lydia und die anderen ihn so sahen. So … alleine und verängstigt und am Ende. Ein Anführer musste immer stark sein. Durfte sich nie anmerken lassen, dass er genauso verloren war wie alle anderen auch. Die anderen hielten sich an ihn, weil er der Starke war. Wenn er nicht mehr stark war …

Aber es war anstrengend immer stark sein zu müssen. Seit seine Mutter ihre Diagnose bekommen hatte, hatte er stark sein müssen. Für seinen Dad, für seine Mom, für Scott, für Lydia, für Derek, für Beacon Hills, für verdammt noch mal jeden das ganze letzte Jahr über! Und er war so müde. Dass er nicht mehr schlafen konnte war doch der Grund warum Melissa dahinter gekommen war, dass irgendetwas nicht stimmte. Er war so müde, weil es so anstrengend war immer stark zu sein.

Sein Handy war wie von selbst in seiner Hand gelandet.

„Hey, Jackson. Nein, keine Sorge, es gibt keinen Notfall, mit Lydia ist alles in Ordnung. Abgesehen davon, dass sie eine Banshee ist, und wir immer noch nicht wissen was das eigentlich bedeutet, und sie und Aiden sind mal zusammen und dann auch wieder nicht, was weiß ich. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal dich als ihren Partner vermisse. Aber ich wollte eigentlich nur mal so hören wie es dir geht. Was macht London? Kommst du jemals wieder zurück nach Beacon Hills? Danny vermisst dich, glaube ich. Und wie gesagt besser Lydia dated dich als Aiden den halben Voltron-Wolf. Oder date Allison stattdessen, sie und Scott haben mit ihrer Trennung endlich ihren Frieden gemacht, und Scott hat sein Auge auf ein neues Mädchen geworfen, oder besser gesagt Kira hat ihr Auge auf ihn geworfen und er fühlt sich geschmeichelt, weil das vorher noch nie der Fall war, und ich glaube er mag sie auch. Allison ist also zu haben, glaube ich. Wobei es sein könnte, dass Isaac das anders sieht, der ist in letzter Zeit sehr anhänglich geworden, was sie angeht. Ich vermisse fast die Zeiten als ich dachte er ist in Scott verliebt. Aber das war wohl eher so ein True Alpha-Ding. Jetzt sind sie eher wie Brüder. Und es ist gut, wenn Scott einen neuen Bruder hat. Es ist nur … es wäre schön, wenn noch jemand hier ist, der auf Lydia und Allison aufpasst, nur für den Fall. Also?“

Stiles konnte sich nicht erinnern jemals so viele positive Worte hintereinander an Jackson Whittemore gerichtet zu haben. Die verblüffte Schweigen am anderen Ende der Leitung schien ihm recht zu geben. Auch Jackson war von seiner Rede überrascht worden.

Dann stellte Jackson ihm eine Frage.

Und Stiles tat, was starke Menschen und Anführer nun mal taten, wenn man ihnen diese Frage stellte: Er log.

„Ja“, sagte er, „Ich bin mir sicher, dass wirklich alles in Ordnung ist.“


Stiles war niemals jemand gewesen, der anderen zur Last fallen wollte. Wegen der Krankheit seiner Mutter hatte er früh lernen müssen selbstständig zu sein und andere zu umsorgen anstatt umsorgt zu werden. Und auch wegen der Krankheit seiner Mutter hasste er es hilflos zu sein und anderen beim Leiden zusehen zu müssen ohne etwas dagegen tun zu können. Vielleicht hatte er seine Rolle im Rudel deswegen so natürlich eingenommen.

Der Moment, als er dachte, dass er die Krankheit, die seine Mutter zerstört und getötet hatte, wirklich geerbt hatte, war der schrecklichste seines Lebens gewesen. Doch wenn man bedachte was wirklich los war und alles, was auf diesen Moment folgte, dann wünschte er sich rückblickend, dass er wirklich einfach nur unter früh einsetzender Demenz gelitten hätte. Doch nein, die Wahrheit war viel schlimmer.

Ein böser Kitsune, der Nogitsune machte sich in seinem Körper breit, übernahm die Kontrolle und versuchte Chaos zu stiften und Stiles Freunde und Familie zu töten. Und Stiles konnte nichts tun um sein Rudel zu retten, nicht auf lange Sicht. Er konnte einfach nur zusehen, er war ein Gefangener in seinem eigenen Körper.

Er sprengte die Polizeistation mit Derek und Chris Argent darin in die Luft, er bedrohte Kira Yukimura und ihre Mutter, die beiden neu in die Stadt gekommenen Kitsunes, deren Schicksal mit dem des Nogitsunes verbunden war. Er plante die systematische Zerstörung seines eigenen Rudels, all jener, die ihm am nächsten standen. Er versuchte zu kämpfen, seinen Körper zurückzuerobern, aber letztlich war es Scott, der ihn rettete. Scott und Lydia drangen in seinen Geist ein und halfen ihm dabei den Nogitsune aus seinem Körper zu verbannen.

Doch das war nicht das Ende vom Lied. Der Nogitsune erschuf sich seinen eigenen Körper, einen Körper, der aussah wie der von Stiles, und terrorisierte sie alle weiter. Es gelang ihm die Herrschaft über die Oni zu erlangen, und bevor sie ihn nach langem schweren Kampf besiegen konnten, verloren sie Aiden und Allison.

Es war anders als mit Erica und Boyd, es war härter und es war anders, weil Stiles sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass es dieses Mal seine Schuld war. Wenn er nicht so schwach gewesen wäre, wenn der Nogistune niemals seinen Körper übernommen hätte, wenn er darin gescheitert wäre einen Wirt zu finden, dann wäre nichts von all dem passiert, dann wären sie immer noch alle am Leben und vereint.

Deaton hatte sie vor dem Ritual gewarnt, dass sie durch ihren künstlich herbei geführten Tod der Dunkelheit eine Türe öffnen würden, doch Scott und Allison waren dem Nogitsune nicht erlegen, sie waren zu stark oder zu gut für ihn gewesen. Aber Stiles, irgendetwas in Stiles war so dunkel und leer gewesen, dass es den Nogitsune angezogen hatte. Kiras Angriff hatte ihn einen neuen Wirt suchen lassen, und er hatte sich für Stiles entschieden. Und dafür musste es Gründe geben, und Stiles wusste tief in sich, dass diese Gründe damit zusammenhingen, dass er nicht so war wie seine Freunde - er war nicht rein, nicht gut, nicht stark; er war beschädigte Ware, deswegen war er auserwählt worden.

Und als Endergebnis davon zersplitterte sein gerade erst mühselig vereintes Rudel – Allison und Aiden starben, Isaac und Ethan konnten nach ihren Verlusten nicht mehr in Beacon Hills bleiben und gingen, genau wie Chris Argent zu niemandes Überraschung. Scott hatte seine Gefährtin verloren und Lydia ihre beste Freundin, Kira fühlte sich an all dem schuldig, obwohl es doch in Wahrheit Stiles‘ Schuld war, und in der Folge fühlte sich nichts mehr richtig an.

Das Schuljahr ging weiter als wäre nichts gewesen, doch wieso drehte sich die Welt einfach weiter, obwohl Allison Argent nicht mehr Teil von dieser war? Und wieso gab niemand an dem, was passiert war, demjenigen die Schuld, der schuld war? Scott, Lydia, Derek, selbst Argent – keiner schien daran zu denken Stiles an dem, was passiert war die Schuld zu geben. Es wäre ihm lieber gewesen sie würden ihn anschreien anstatt ihn wie Glas zu behandeln. Nicht einmal Ethan machte eine böse Bemerkung. Falls er oder Isaac Stiles als den Schuldigen sahen, zeigten sie es ihm nicht. Und Scott, Scott schien gar nicht erst richtig um Allison zu trauern, er machte einfach weiter als wäre nichts geschehen. Als wäre Allison immer noch…

Und dann war auch noch Derek verschwunden, und auch das bemerkte Stiles erst als es zu spät war. Erst nachdem es Scott aufgefallen war. Normalerweise hätte Stiles zuerst bemerken sollen, dass Derek Hale verschwunden war, weil er eine Art zusätzlichen Hale-Sinn hatte, der ihm immer sagte was Derek oder Peter gerade trieben, und ob das gut oder schlecht für alle anderen war.

Doch nein, er war zu abgelenkt um zu bemerken, dass Derek sich länger als üblich nicht gemeldet hatte. Er könnte die Ausrede benutzen, dass er das neueste Rudelmitglied betreute – Malia Tate hatte Jahre als Coyote gelebt, kein Wunder, dass er sie danach im Eichen Haus wiedertraf, wo sie ihn zuerst angriff und dann entjungferte, und sich dann bereit erklärte ihm zu helfen, wenn er oder vielmehr Scott im Gegenzug dazu ihr dabei helfen würde zu lernen mit ihren Kräften umzugehen.

Stiles hatte nicht wirklich erwartet Malia in der High School zu sehen (Sie konnte doch wohl kaum auf Junior Level sein! Sie hatte seit Jahren keine Schulbildung irgendeiner Art mehr genossen, dass sie überhaupt noch normal sprechen konnte, grenzte an ein Wunder, aber die High School? Ja, das amerikanische Schulsystem war schlecht, aber so schlecht? Das war ihm neu. Aber offenbar war sie ein Genie, ähnlich wie Lydia, und klug genug um die High School zu besuchen, obwohl sie niemals die Mittelschule abgeschlossen – oder auch nur besucht – hatte), oder dass aus ihrer Begegnung im Keller mehr werden würde, aber offenbar hatte Malia beschlossen, dass sie von jetzt an ein Paar waren, und … nach all der Zeit als ewiger Single und ewige Jungfrau legte Stiles keinen Protest gegen diese Entscheidung ein.

Klar, gewisse Angewohnheiten der Wercoyotin waren gewöhnungsbedürftig um es vorsichtig auszudrücken (sein Rücken würde sich so schnell nicht von gewissen ihrer Angewohnheiten erholen), aber er mochte Malia; sie war anders als alle anderen – bedingungslos ehrlich, authentischer als sonst jemand, den er kannte, und ihm ähnlicher als sonst jemand wie er feststellte (ihr Color-Codeing war gleich. und das obwohl sie so lange als Coyote gelebt hatte) und mit der Zeit wuchsen die zusammen.

Es war wie eine magnetische Anziehungskraft, die selbe Macht, die ihn einst die Puppe hatte mitnehmen lassen und Malia dazu veranlasst hatte ihn deswegen zu verfolgen, die selbe Anziehungskraft, die sie im Eichen Haus zueinander hingezogen hatte, zog sie auch jetzt immer weiter zueinander hin.

Malia forderte viel seiner Zeit und Aufmerksamkeit, sein Dad, der nicht wusste wie merkwürdig Malia wirklich war, war begeistert, dass sein Sohn endlich wie jeder andere normale Teenager eine Freundin hatte, und Stiles selbst konzentrierte sich lieber darauf Malia zu helfen ihr inneres Tier unter Kontrolle zu bringen als darauf darüber nachzudenken wen er alles verloren hatte. Sogar Danny war gegangen. Nicht wegen Ethan, sondern weil er verfrüht seinen Abschluss gemacht hatte um aufs MIT zu gehen, aber das war ein Verlust mehr an den Stiles nicht denken wollte. Malia half ihm dabei an nichts anderes als sie zu denken.

Kein Wunder also, dass er auch nicht an Derek dachte, oder daran wie lange er ihn nicht mehr gesehen hatte.

Aber als ihm dann klar wurde, dass Derek verschwunden war, wurde ihm auch klar, dass er erneut versagt hatte, dass er nach Aiden und Allison schon wieder jemanden im Stich gelassen hatte. Und noch dazu ausgerechnet Derek, den er niemals hatte im Stich lassen wollen.

Die Leere, die den Nogitsune zu ihm hingezogen hatte, die Allisons Tod noch vergrößert hatte, in der der Verlust von Isaac und Ethan wiederhallte als würde sie ihn verspotten, diese Leere hatte er versucht durch Malia zu füllen, doch das hatte nicht ausgereicht. Der Gedanke daran, dass Derek etwas zugestoßen sein könnte, ließ sie ihn deutlicher als jemals zuvor spüren.

Und der einzige Weg die Leere zu besiegen bestand darin sie zu füllen. Mit Heldentaten. Als Erstes würde er Derek retten. Und danach würde er damit weitermachen den Rest seines Rudels und Beacon Hills zu schützen. Immerhin war er derjenige, der beides beim letzten Mal fast zerstört hätte.


„Wieso bekomme ich den Eindruck, dass ihr es witzig findet, dass ich beklaut wurde?“

Ein unglücklicher Peter Hale war meistens ein Problem für alle. Aber Stiles hatte wirklich größere Sorgen als den Einbruch in den Hale-Familien-Safe. Wie etwa den Todespool und all diese Assassinen, die auftauchten um die Kopfgelder einzusacken. (Auch wenn die beide Ereignisse offenbar zusammenhingen, weil die Assassinen mit Peters Geld bezahlt wurden).

„Ehrlich, Peter, ich habe momentan keine Zeit für Diskussionen über deine verletzten Gefühl“", erwiderte Stiles, der gerade dabei war seine Schulsachen zusammenzusuchen und sich ziemlich sicher war, dass sein Dad nicht begeistert gewesen wäre, wenn er wüsste, dass Peter Hale leibhaftig und schmollend in Stiles Zimmer stand, „Ich muss zur Schule. Um ein Auge auf Scott, Kira, Lydia und alle anderen, die zum Todespool gehören könnten, haben zu können.“ Früher war er mal zur Schule gegangen um zu lernen. Heute war der Unterricht mehr eine Art Nebeneffekt um seinen eigentlichen Job – den des Bodyguards – machen zu können.

„Wie Malia“, fügte Peter hinzu, „Dieser ganze Raum riecht nach ihr.“

Stiles warf Peter einen Blick zu. Der Mann war nicht nur schon wieder unheimlich, sondern war die letzte Person auf der Welt, mit der Stiles über Malia sprechen wollte, da er Malias leiblicher Vater war, was Malia aber nicht wusste und wenn es nach Stiles ging auch nie erfahren sollte, weil Peter nun mal Peter war.

„Jemand musste auf sie aufpassen“, murmelte er nur.

„Sie hat dich also zum Gefährten gewählt“, stellte Peter fest.

Stiles zuckte nur mit den Schultern. Das ganze Gefährten-Zeug hatte er noch nie verstanden.

„Nun, sie hätte schlechter wählen können, nehme ich an“, räumte Peter ein, „Immerhin wirst du auf sie aufpassen, wenn du dazu irgendwie in der Lage bist.“

„Klar, passe ich auf sie auf. Ich passe auf alle auf. Im Gegensatz zu anderen, die ich kenne. Wieso hast du nicht einfach gesagt, dass Derek verschwunden war?“, gab Stiles zurück.

„Es ist euch von selbst aufgefallen, oder? Und ihr habt ihn gerettet. Er ist wieder erwachsen. Alles ist so wie es sein sollte. Beinahe zumindest“, meinte Peter.

„Beinahe? Oh, nein, Peter Hale enthält uns schon wieder Dinge vor -wer hätte das gedacht?“, spottete Stiles und machte nicht den Fehler den Köder anzunehmen. Erstens weil er keine Zeit dafür hatte, weil er sowieso schon zu spät dran war, und zweitens weil er Peter nicht die Genugtuung bieten wollte auf ihn einzugehen.

„Vielleicht ist Derek ja nicht mehr der gleiche Mann, der er vorher war“, merkte Peter kryptisch an.

„Weil seine Augen nicht mehr blau sind, sondern gelb? Hah, da staunst du, was? Ich bemerke Dinge!“, erwiderte Stiles unbeeindruckt.

Nun schien Peter wieder zu schmollen. Stiles seufzte.

„Bist du aus einem bestimmten Grund hier?“, wollte er dann wissen. (Er nahm nicht an, dass es um Liam ging, den Freshman, den Scott gebissen hatte um sein Leben zu retten und der nun ein frischgebackener und sehr verwirrter Werwolf war. Peter wusste vielleicht nicht einmal von Liam. Hoffentlich wusste er nicht von Liam).

Peter blickte ihn merkwürdig an. „Ich wollte nur anmerken, dass ich ein Opfer bin. Ein Opfer, das Genugtuung haben will“, sagte er dann.

„Okay, ich habe notiert, dass du dein Geld zurück willst. Ich werde mich bei Gelegenheit, wenn uns mal zur Abwechslung keiner umbringen will, darum kümmern. Können wir jetzt gehen? Oder willst du an meiner Bettwäsche schnuppern um Malias Geruch besser einatmen zu können, weil das ja überhaupt nicht unheimlich wäre?“, versuchte Stiles ihn abzuwürgen.

„Nur weil du keine übernatürlichen Fähigkeiten mehr hast, heißt das nicht, dass du nicht ebenfalls in Gefahr sein könntest, Stiles“, meinte Peter plötzlich, „Es ist nicht deine Aufgabe die anderen zu beschützen. Sie können sich verteidigen. Du aber…“

„Ich bin nicht hilflos“, zischte Stiles.

„Nein, aber du bist verletzlicher als wir anderen“, behauptete Peter, „Malia liegt offenbar einiges an dir, und Derek sieht in dir einen Teil seiner Familie. Und ich … habe mich an dich gewöhnt, so wie man sich an einen besonders auffälligen Ausschlag gewöhnt.“

„Wie charmant“, meinte Stiles nur.

„Der Punkt ist: Vergiss über die Sorge um alle anderen nicht darauf auf dich selbst auch aufzupassen“, schloss Peter, „Es wäre schade, wenn es die einzig andere kluge Person in dieser Stadt erwischt.“

Natürlich würde Peter sie beide so sehen. Stiles rollte mit den Augen und ignorierte die Tatsache, dass ihn Peter Sorge seltsam berührte. Das sagt er nur um mich weichzukochen, damit ich Malia nicht von ihm fernhalte. Ist alles Teil seines Plans um ihr nahe zu kommen. Fall nicht drauf rein, rief er sich selbst in Erinnerung.

„Ich komme schon klar“, meinte er, „Mach dir lieber Sorgen um dich selbst. Du bist auch ein übernatürliches Wesen, oder nicht? Und vermutlich ebenfalls Teil des Todespools. Derek wäre vermutlich zumindest ein wenig verstört, wenn er sich verlieren würde.“

(Und das alles glaubte er damals tatsächlich wirklich).


Heldentaten hörten sich so lange verlockend an, bis das Blut eines Mannes, dessen Kopf weggeschossen worden war, in sein Gesicht spritze, nachdem Scotts Vater keinen anderen Weg gesehen hatte den Mörder aufzuhalten. Einen von vielen Mördern, die nach Beacon Hills und die Nachbarstädte kamen um die übernatürliche Bevölkerung gegen Bezahlung auszulöschen.

Todeslisten, Todespools, tote Übernatürliche. Stiles hatte das Gefühl, dass sie niemals verletzlicher gewesen waren. Kira lernte ihre Donnerkistune-Kräfte gerade erst kennen, Lydia erforschte ihre Banshee-Kräfte ebenfalls erst seit kurzem, Malia war noch immer dabei Kontrolle zu lernen, Dereks Wolfkräfte schienen immer mehr nachzulassen, und das neueste Mitglied ihres Rudels – Liam Dunbar, der erste Beta-Wolf, der von Scott gemacht worden war – hatte mehr als nur ein wenig Probleme damit seine neuen Kräfte zu kontrollieren. Und sie alle waren zum Abschuss freigegeben, genau wie Meredith, das Werwolf-Rudel von Satomi, der alten Freundin von Kiras Mutter, Deputy Parrish, der bisher nicht einmal gewusst hatte, dass er ein übernatürliches Wesen war, und alle anderen, die das Pech hatten zwischen die Fronten zu geraten.

Stiles schöpfte Trost daraus, dass Jackson, Cora, Isaac und Ethan sicher waren, weil sie Beacon Hills verlassen hatten. Und daraus, dass sie alle zusammenstanden, zum ersten Mal überhaupt vielleicht. Chris Argent, Deaton, Braeden, die ja eigentlich Söldnerin war, sogar Peter – alle waren hilfreich. Melissa und sein Dad taten was sie konnten, und sogar Scotts Dad und Lydias Mom, die keine Ahnung hatten was wirklich vor sich ging, griffen ihnen unter die Arme, wo es nur möglich war.

Ihre Stadt mochte unter Belagerung sein, aber zumindest beschützten sie sie gemeinsam.

Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit füllte die Leere in Stiles Seele zumindest ein wenig auf.

Zumindest solange bis alles auseinander brach und Wahrheiten ans Licht kamen, die besser verbogen geblieben wären.

Notes:

Ich finde all diese Fics, deren Ausgangspunkt ist, dass Stiles wegen der Nogitsune-Sache aus dem Rudel geworfen wird witzig, weil ich mir immer denke „Leute, habt ihre die Serie eigentlich jemals gesehen?“. Offenbar nicht.

Malia zählt zu meinen Lieblings-Charakteren, aber die Tatsache, dass sie wenige Wochen nach ihrer Rückkehr einfach so die High School besucht und mit Lydias Hilfe sogar den Aufstieg ins Senior Jahr und (vermutlich) den Abschluss schafft, war für mich immer das Unglaubwürdigste an „Teen Wolf“.

Im nächsten Kapitel geht es weiter mit Teil 2 von „Leere“.

Reviews?

Chapter 7: Leere: II.

Summary:

Leere: II.

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

II.


„Stiles, ist alles in Ordnung? Du bist so still. Ungewöhnlich still.“

Sie lagen wie immer zusammen in Stiles Bett, und Malia hielt ihn in ihren Armen, presste sich an seinen Rücken, und rüttelte nun an seiner Schulter um ihn zu wecken, falls er doch eingeschlafen sein sollte. „Was ist los? Woran denkst du?“, wollte sie wissen.

Auf diese Frage gab es zu viele mögliche Antworten. Vor Malia konnte Stiles nicht vorgeben eingeschlafen zu sein, ihre scharfen Coyoten-Sinne würden ihr sagen, wann er nur vorgab zu schlafen und wach war und wann er wirklich schlief, deswegen versuchte Stiles erst gar nicht Schlaftrunkenheit vorzuschanzen. Andererseits war sie aber nicht gerade seine erste Wahl dafür darüber zu reden woran er gerade dachte.

Denn immerhin hatte er sie beinahe verloren, als Malia herausgefunden hatte, dass Peter ihr wahrer Vater war und dass Stiles und Scott das gewusst und vor ihr verborgen hatten. Und das nachdem er sie und alle anderen seiner Freunde gerade erst beinahe an das Virus, das übernatürliche Wesen tötete, verloren hätte. Seit dem war Peter Hale ein wunder Punkt für Malia, was nur zu verständlich war.

Doch Peter Hale war auch wunder Punkt für Stiles und den Rest des Rudels. Immerhin hatte Meredith den Todespool für ihn und sozusagen in seinem Auftrag erstellt. Und ja, Peter konnte sich nicht mehr an das erinnern, was nach dem Feuer passiert war, und konnte sich nicht an seine Begegnung (wenn man das so nennen konnte) mit Meredith erinnern, wie er selbst immer wieder betonte, und er war damals verrückt gewesen und sein eigenes Geld war ihm gestohlen worden um für das Einlösen des Todespools zu sorgen. Aber letztlich war trotzdem alles seine Schuld, und sein Name war als einziger nicht im Todespool gelandet, und nachdem Stiles‘ Dad und alle anderen Peter das alles trotzdem verziehen hatten, war er hingegangen, hatte sich mit Kate Argent verbündet, und hatte sie alle verraten.

Zu behaupten, dass dieser Verrat nicht schwer wiegen würde wäre eine Lüge. Ausgerechnet Kate Argent, die Mörderin seiner Familie, hatte Peter seinem eigenen Rudel inklusiver Derek und Malia, seinen Blutsverwandten, vorgezogen, nur weil er dachte, dass es nur ihm zustand Alpha zu sein. Und ich wusste wie er wirklich ist. Und bin trotzdem auf ihn herein gefallen. Ja, ich habe ihn immer lautstark verdächtig, aber in Wahrheit doch nur deswegen, weil ich bewiesen bekommen wollte, dass er eben nichts Böses im Sinn hat…

Doch Peter hatte Böses im Sinn gehabt, Peter hatte Chris Argent gefoltert, versucht Malia zu korrumpieren und zum Bösen zu verführen, trug die Schuld daran, dass Derek beinahe gestorben wäre, und er hatte versucht Scott umzubringen. Und das ziemlich ernsthaft, zumindest nach Stiles Interpretation. (Bei Werwölfen, hatte er gelernt, liefen die Dinge manchmal ein wenig anders ab. Stiles hatte unverzeihlich lange gebraucht um zu kapieren, dass der Grund dafür warum Derek, Peter und Malia oft so ruppig mit ihm umgingen, nicht der war, dass sie ihm weh tun wollten, sondern der, dass sie sich ihm gegenüber instinktiv  genau so wie allen anderen Rudelmitgeliedern der übernatürlichen Sorte gegenüber verhielten. Und Scott hatte Isaac schon das eine oder andere Mal durch Zimmer geworfen, wenn er wütend auf ihn geworden war. Solche kleinen physischen Auseinandersetzungen waren innerhalb von Wolfsrudeln ganz normal und mussten nichts bedeuten, auch wenn sie von außen schlimm aussahen. Peter hatte Derek ja damals vor der Schule auch durchbohrt, aber was wie ein Mordversuch ausgesehen hatte, war keiner gewesen, sondern lediglich eine Disziplinierung. Doch dieses Mal war es anders gewesen, dieses Mal war es ernst gewesen).

Nachdem es ihnen gelungen war Peter zu überwältigen, war ihnen keine andere Wahl geblieben als ihn im Eichen Haus einzusperren. Im Grunde war er nicht so gesund wie er vorgegeben hatte zu sein. Entweder das oder er war geistig gesund und trotzdem immer gefährlich und würde es immer sein, also konnten sie ihn so oder so nicht einfach frei herumlaufen lassen. Was aber nicht heißt, dass mir diese Lösung gefällt. Eichen Haus ist kein guter Ort für geistig instabile Patienten.

Aber von dort könnte er nicht so einfach entkommen, und sie könnten ein für alle mehr herausfinden was mit ihm los war. Ob er verrückt war oder einfach nur böse geboren – er war dort fürs Erste sicher aufgehoben. Soll er dort einige Zeit lang schmoren, vielleicht nützt er die Zeit um über seine Taten nachzudenken. Sie konnten ihn nicht für immer dort drinnen lassen, aber … vielleicht zumindest für den Rest ihrer High School Karriere. Ein Abschluss-Jahr ohne sich ständig Sorgen darüber was Peter Hale tat oder nicht tat machen zu müssen wäre nicht das Schlechteste.

Und danach. Danach würden sie sich sowieso überlegen müssen wie es mit ihnen allen – mit dem ganzen Rudel - weiterging.

Über all das wollte Stiles aber nicht ausgerechnet mit Malia sprechen. Also sagte er stattdessen: „Ich habe an Derek gedacht. Daran, dass er sich jetzt in einen echten Wolf verwandeln kann. Wie seine Mutter früher. Ich weiß für dich ist die Coyoten-Form normal, aber für einen Werwolf ist das ein großes Ding. Derek Hale, der weiterentwickelte Werwolf. Vor ein paar Jahren dachte ich nicht, dass er mehr sein könnte als ein mies gelaunter Mobber. Und jetzt hat er zu sich selbst gefunden.“

Was gut sein sollte, aber für Stiles nicht gut war, denn Derek hatte seine neueste Verwandlung zum Anlass genommen um sich mal wieder abzusetzen. Vermutlich wollte er vor Cora mit seinen neuen Fähigkeiten angeben und so viel Abstand wie möglich zwischen Peter und sich bringen, aber … er war trotzdem weg. Und das nachdem Stiles ernsthaft gedacht hatte, dass er seinen Freund zum Sterben zurückließ um stattdessen Scott zu retten. Er hat überlebt, aber ich habe ihn trotzdem verloren.

Jackson, Cora, Isaac, Ethan, Danny – keiner von ihnen war je wieder zurückgekommen, nachdem sie Beacon Hills verlassen hatten. Ja, Derek war bisher immer wieder zurückgekommen, wenn er gegangen war, aber irgendwie spürte Stiles, dass es dieses Mal anders sein würde. Aber sogar Chris Argent ist zurückgekommen, obwohl Allison …

Nun, vermutlich würde Derek einige Zeit lang mit Braeden umherziehen und diese Kopfgeldjäger-Sache auszuprobieren. Und im Gegensatz zu Derek besaß Braeden ein Handy, und Stiles hatte ihre Nummer. So könnte er zumindest indirekt überwachen was Derek von jetzt an tun würde.

„Es ist in Ordnung ihn zu vermissen“, meinte Malia, „Du bist mein Gefährte, und Braeden ist seine Gefährtin. Ich bin nicht eifersüchtig.“

Stiles blinzelte einen Moment lang verwirrt. „Wovon sprichst du das bitte?“, fragte er dann verspätet, „Wenn ich Derek vermisse, dann so wie ich Isaac vermisse und nicht … Ich meine, was denkst du eigentlich was Derek und ich … ich meine, es gibt kein Derek und ich, gab es nie und wird es nie geben.“

„Warum nicht?“, wollte Malia wissen.

Was bitte ist denn das für eine Frage?!

„Ich meine so viel älter als wir ist er auch wieder nicht. Er ist im Alter von Deputy Parrish, wenn überhaupt, und der und Lydia sind doch auch gerade in der Balz-Phase und damit hat niemand ein Problem. Und das nicht nur weil er heiß ist. Parrish, meine ich. Derek … keine Ahnung, jetzt wo ich weiß, dass er mein Cousin ist, darf ich darüber nicht mehr nachdenken, nehme ich an. Aber du darfst das. Das ist nicht verboten“, meinte Malia.

„Wah….“ Stiles fehlten die Worte, weil das jetzt ein wenig zu viel von allem, was er nicht wissen wollte gewesen war. Lydia und Parrish, okay, ja, das hätte er kommen sehen müssen, nahm er an, aber er hatte es übersehen, weil er so viel anderes im Kopf gehabt hatte, und seltsamer Weise war er kein Stück eifersüchtig, was bedeuten musste, dass er Malia wirklich liebte, oder nicht? Und Malia hatte scheinbar in der Vergangenheit darüber nachgedacht, dass Derek heiß war, und nahm an, dass Stiles auch darüber nachgedacht hatte und …

„Parrish ist heiß?“, hackte er nach.

„Total. Wenn ich dich nicht hätte, würde ich ihn genauso anbaggern wie Lydia das tut“, meinte Malia.

„Das wäre aber nicht sehr nett Lydia gegenüber“, merkte Stiles an.

„Wieso? Wir können ihn doch beide haben“, meinte Malia verständnislos, „Ich meine, ich weiß ja, dass Kira exklusiv mit Scott zusammen ist, und das respektiere ich, und ich würde dich nie betrügen, Stiles, aber es gibt Gefährtenschaften und andere Partnerschaften und viel dazwischen. Parrish ist einer für dazwischen. Das weiß Lydia auch.“

„Zwischen was?“

„Zwischen Aiden und wer auch immer danach kommt“, meinte Malia, „Komm schon, denk mit.“

„Ehrlich gesagt will ich das nicht“, gab Stiles offen zu, „Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe wovon genau wir reden. Davon dass du scharf auf Parrish, Kira und Derek bist?“

Malia seufzte. „Manchmal bist du so seltsam, Stiles“, meinte sie, fast so als ob er der Seltsame von ihnen beiden wäre.

„Wie auch immer. Ja, ich vermisse Derek, aber nicht auf diese Art, okay?“, behauptete Stiles, „Und selbst wenn es anders wäre, glaube ich nicht, dass er mich jemals so sehen würde. Es ist nur … Ich dachte, ich lasse ihn zum Sterben zurück. Und dann ist er nicht gestorben, aber hat mich trotzdem verlassen. Ich meine uns. Das Rudel. Genau wie vor ihm Isaac, Cora, Jackson und Ethan. Und das macht mir Sorgen, dass Leute immer wieder einfach gehen. Und mich zurücklassen."

„Ich würde dich nie zurücklassen“, wiederholte Malia ihr Versprechen aus Mexiko.

„Ich weiß.“ Und trotz gegenteiliger Aussagen wusste Stiles, dass sie auch Scott, Lydia und Kira nie zurücklassen würde. Sie waren in den letzten Monaten alle zusammengewachsen und inzwischen mehr als nur eine Freundesgruppe, die zufällig zusammen rum hing. Und natürlich gehörten sie alle zum selben Rudel, aber es war auch mehr als das. Dass ständig jemand ging, sorgte auch dafür, dass alle anderen enger zusammenrückten und sich aneinander klammerten. Was irgendwie eine gute Sache war. Zumindest wenn es nach Stiles ging.

„Denkst du wirklich ich hätte diese Art von Gefühlen für Derek?“, wollte Stiles dann nach einigen Minuten der Stille wissen.

Malia seufzte theatralisch. „Das besprechen wir, wenn du reif genug bist, darüber zu reden“, erwiderte sie.

Was auch immer das schon wieder heißen sollte.

Sie verstummten wieder beide, und dann meinte Malia in die Stille hinein: „Ich kann dich denken hören, Stiles. Lass Derek Derek sein und schlaf ein.“

Stiles versuchte ihrem Befehl nachzukommen. Zunächst ohne viel Erfolg.

Kurz bevor er einschlief, glaubte er noch zu hören: „Wenigstens musst du jetzt nicht mehr ständig an Peter denken.“


„Ich glaube, ich habe herausgefunden was dein Problem mit mir ist!“

Theo Raeken hatte Stiles in den Fluren der Schule abgepasst und blickte ihn nun auf diese ernste verständnisvolle Art an, auf die Stiles nicht hereinfiel. Stiles hatte seit Theos Rückkehr nach Beacon Hills kein Geheimnis daraus gemacht, dass er dem anderen Jungen nicht über den Weg traute. Vor niemanden. Alle wussten, dass er ihn nicht mochte, selbst Liams bester Freund Mason Hewitt, der dieses Schuljahr neu ins Rudel eingeführt und in alles eingeweiht worden war und immer noch alles für besonders magisch und cool hielt, wusste, dass Stiles Theo nicht mochte.

Früher war Theo ein Freund von Stiles (und Scott gewesen), doch dann war er weggezogen und rechtzeitig zu Beginn ihres Abschluss-Jahres war er überraschend als neuer Werwolf wieder in Beacon Hills aufgetaucht - was für ein Zufall.

Theo war älter geworden und wirkte anders als früher, aber das war nicht alles – Stiles spürte tief in sich, dass dieser junge Mann, den er vor sich hatte, nicht der selbe Theo Raeken war, den er von früher kannte. Entweder er war ein Betrüger, oder er hatte sich verändert - wie auch immer er hatte Böses im Sinn, denn warum sonst sollten sich Stiles Härchen bei seinem bloßen Anblick aufstellen? Und mit seinen Eltern stimmte auch irgendetwas gewaltig nicht, was erneut für dunkle Machenschaften sprach.

Scott und die anderen hielten Stiles für paranoid, aber er wusste, dass irgendetwas mit dieser Version von Theo nicht stimmte. Nur leider glaubte ihm keiner, da sich Theo seit seiner Ankunft immer wieder auffällig nützlich machte (was für Stiles noch ein Hinweis darauf war, dass er Böses planen musste, denn er warum sonst sollte er immer helfen wollen und immer nützlich sein?).

Stiles musterte den jungen Werwolf von Oben bis Unten. Theo war durchtrainiert und sah ganz gut aus, nahm er an, alles Dinge, die früher anders gewesen waren, aber nicht daher rührte Stiles‘ Misstrauen gegen ihn, nein, es war etwas anderes, etwas, worauf er seinen Finger nicht legen konnte.

Theo hingegen schien zu glauben, dass er wusste was Stiles Problem war.

„Ach? Und was denkst du ist mein Problem?“, wollte Stiles wissen.

„Die anderen haben mir von Derek erzählt, davon, dass als weiterentwickelter Wolf die Stadt verlassen hat“, erklärte Theo, „Offensichtlich vermisst du ihn und fürchtest, dass ich seinen Platz einnehmen will.“

Stiles blinzelte. „Was? Das ist doch lächerlich“, meinte er dann, „Derek war nicht mal mit uns auf der Schule. Wie solltest du seinen Platz überhaupt einnehmen können?“ Ja, er vermisste Derek mehr als er erwartet hätte und dachte ziemlich oft an ihn, aber Theo nahm in ihrem Rudel sicherlich nicht Dereks Platz ein, wenn schon dann versuchte er eher den Platz von Isaac zu usurpieren.

„Es mag sein, dass wir andere Funktionen in deinem Leben einnehmen, aber es ist nicht zu bestreiten, dass ich deiner Meinung nach ein Eindringling von außen bin, der sich in dein Rudel drängt“, erklärte Theo, „Und die Leere füllen will, die Derek hinterlassen hat.“

„Ach, Unsinn“, behauptete Stiles.

„Oh, doch, du siehst wie die anderen sich mir öffnen, und das gefällt dir nicht“, fuhr Theo fort, „Scott sollte mir nicht vertrauen, weil das bedeuten würde, dass ein Fremder die Leere füllt, die von jemanden, der dir nahe stand, hinterlassen wurde.“

Stiles gab ein abfälliges Geräusch von sich. Er hatte kein Problem mit Neulingen oder Fremden, die frisch in sein Rudel kamen. Immerhin war es gewesen, der beschlossen hatte, dass Liam Mason in alles einweihen und damit ins Rudel lassen sollte. Immerhin brauchte jeder Teenager Werwolf seinen besten menschlichen Freund an seiner Seite, nicht wahr? Und dabei wusste Stiles eigentlich kaum etwas über Mason, außer, dass er schlau und schwul war und sich gut mit Danny verstanden hätte und genauso auf Liam aufpasste wie er selbst immer auf Scott aufgepasst hatte. Man konnte ihm also nicht vorwerfen, dass er jeden Neuzugang als Eindringling in sein Rudel ansehen würde, der jemand anderen ersetzte. Oh, nein, es lag eindeutig an Theo, dass er Theo nicht über den Weg traute, und nicht an ihm.

„Fremde werden zu Freunden oder mehr und füllen dadurch Leeren in unseren Leben, so läuft es nun einmal“, erklärte Stiles, „Damit hatte ich noch nie ein Problem.“

„Wenn sie ihren Platz kennen und dir nicht in die Quere kommen, wie Mason der arme Sophomore“, behauptete Theo, „Mit mir ist es anders, weil du eine Wunschvorstellung von deinem Abschluss-Jahr in deiner Vorstellung erschaffen hast, in die ich nicht hineinpasse. Ich war nicht miteingeplant. Scott, Lydia, Malia, Kira und du – das war eure Clique, alle anderen, die bei euch sein sollten, sind das nicht mehr, und es missfällt dir von meiner Anwesenheit daran erinnert zu werden.“

„Jetzt willst du also sagen, ich denke du ersetzt Allison und nicht Derek und das wäre ein Problem? Kannst du dich mal entscheiden wen genau ich laut dir so sehr vermisse, dass mir deine bloße Anwesenheit ein Dorn im Auge ist?“, spottete Stiles.

„Alle“, gab Theo unbeeindruckt zurück, „Du vermisst sie alle. Derek war nur der Letzte, der gegangen ist. Und du hast Angst noch mehr von ihnen zu verlieren. Vielleicht sogar sie alle. Du bist jemand, der immer alles unter Kontrolle haben muss. Das war immer schon so und hat sich nicht geändert, Stiles. Und meine Anwesenheit kannst du nicht kontrollieren. Sie löst in dir Dinge aus, mit denen du nicht gerechnet hättest. Aber das ist okay, wie du richtig sagst: Menschen kommen und gehen, das ist Teil des Lebens. Gib mir eine Chance, und ich werde dir beweisen, dass ich kein Störfaktor sein muss, sondern ein wertvoller Verbündeter sein kann.“

Stiles schüttelte den Kopf. „Siehst du, genau das macht dich verdächtig“, meinte er, „Du willst mir beweisen wie wertvoll du bist, damit ich dich akzeptiere. Niemand, der harmlos ist, gibt sich so viel Mühe von anderen akzeptiert zu werden.“

„Doch tun sie, wenn das der einzige Weg ist um Teil des Rudels zu werden“, behauptete Theo, „Es ist dein Rudel, Stiles. Du bestimmst wer aufgenommen wird und wer nicht. Scott mag der Alpha sein, aber letztlich hast du das Sagen. Du bist der Rudelführer. Es reicht nicht, wenn die anderen mich mögen, du musst mich akzeptieren, damit ich ein Teil von euch werden kann.“

Die letzte Person, die unbedingt von ihm als Rudelführer hatte akzeptiert werden wollen und dafür gearbeitet hatte (wenn man das so nennen konnte) war Peter gewesen. Und mit Peter hatte ich recht, rief er sich wieder in Erinnerung. Scott mochte ihn hundert Leute aufzählen, denen er zu unrecht misstraut hatte, sein Misstrauen war das eine Mal gerechtfertigt gewesen, und das war genug. Er würde den gleichen Fehler wie mit Peter nicht noch einmal machen. Nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand. Allison sollte die Letzte bleiben, die sie verloren hatten.

„Das hast du richtig erkannt“, meinte Stiles, „Und ich misstraue dir nicht, weil du irgendwen ersetzen willst. Ich misstraue dir, weil ich die anderen beschützen muss.“

„Aber nicht vor mir“, behauptete Theo, „Stiles, ich würde Malia, Kira, Lydia oder Liam nie etwas antun. Warum sollte ich auch? Ich will doch zu eurem Rudel gehören. Du und Scott, ihr kennt mich. Ihr wisst, dass ich keine Gefahr für irgendjemanden darstelle..“

„Scott denkst das“, unterbrach ihn Stiles, „Ich bin nicht überzeugt, darum geht es doch.“

„Dann lass mich dich überzeugen. Darum geht es mir“, argumentierte Theo, „Ich sage nur, dass du dich aus persönlichen Gründen vielleicht nicht ganz fair mir gegenüber verhältst. Dass du mich unbewusst ablehnst, ohne es selbst zu bemerken, und das aus Gründen, auf die ich keinen Einfluss habe. Und dass du, wenn es so ist, vielleicht darüber nachdenken solltest, mir eine faire Chance einzuräumen. Ich bin ich und niemand anderer, dafür kann ich nichts, und das solltest du nicht gegen mich verwenden.“

Stiles musterte den anderen Jungen nachdenklich. Er wirkte so ehrlich. Und doch…  Wenn Theos Verhalten Stiles nicht so sehr an Peter erinnern würde…

Vielleicht hat er recht. Nur dass es nicht um Derek geht, sondern um Peter. Vielleicht ist Peter der wahre Grund warum ich nicht fair zu Theo sein kann.

Stiles seufzte. „Nun gut, ich will versuchen unvoreingenommen zu sein“, räumte er ein, „Wenn du mir einwandfrei beweisen kannst, dass du nichts Böses im Sinn hast und auf unserer Seite bist, dann bin ich bereit dazu dir eine Chance zu geben.“

Theo grinste als er diese Worte hörte. „Mehr verlange ich gar nicht“, meinte er.

Stiles hoffte, dass er sein Versprechen nicht bereuen würde, aber er wollte nicht ständig an Peter Hale denken und all seine Entscheidungen und Handlungen von dem Werwolf beeinflussen lassen. Er wollte frei von der Vergangenheit sein und sich auf die Zukunft konzentrieren. Er wollte wirklich unvoreingenommen sein.

Doch natürlich sollte sich herausstellen, dass er die ganze Zeit über recht gehabt hatte und Theo genau die Schlange war für die er ihn immer gehalten hatte. Aber das wurde ihm erst klar, als es schon beinahe zu spät war.


Stiles wusste, dass man sich als Anführer weiterentwickeln musste. Niemand war perfekt, und das Leben bestand daraus, dass man ständig dazu lernte. Und vielleicht hatte Scott recht, vielleicht war er zu misstrauisch. Derek, Kira, sogar die Zwillinge - sie alle hatten sich im Laufe der Zeit als gute Verbündete entpuppt, denen er vertrauen konnte. Theo zu misstrauen kam ihm natürlich vor, aber er versuchte sich zu bessern, klarer zu sehen was er warum tat.

Nur um dann zu erkennen, dass er von Anfang an recht gehabt hatte. Dass Theo wirklich niemand war, den man vertrauen sollte. Seine instinktive Reaktion auf den neuen Werwolf war also richtig gewesen. Vielleicht musste er also in Wahrheit vor allem lernen auf seinen Instinkt zu vertrauen anstatt sich von allen anderen verunsichern zu lassen. Vielleicht war das die Lektion, die er aus dieser ganzen Geschichte lernen sollte.

Was allerdings seinen Co-Anführer betraf… Nun Scott schien immer mehr zu verlernen seinem Instinkt zu vertrauen je mehr Alpha er wurde. Sie waren so ein effektives Team von Rudelführern gewesen, weil Scott immer an das Gute und Richtige glaubte, während Stiles immer vom Schlimmsten ausging und sie sich am Ende irgendwo in der Mitte trafen.

Doch nachdem seine Augen rot wurden und sich Scott zum True Alpha entwickelte, schien er zu denken, dass das auch bedeutete, dass er Entscheidungen alleine treffen musste. Zunächst schien er noch einzusehen, dass er das lieber lassen sollte (wegen der ganzen Liam-Geschichte und deren Folgen), doch nachdem Derek Beacon Hills verließ, schien Scott zu denken, dass er nun der alleinige Beschützer der Stadt sein musste, und begann einen entsprechenden Helden-Komplex zu entwickeln, der leider auch mit einschloss, dass er dem Hype um sich selbst als True Alpha glaubte.

Und damit nahm das Unglück seinen Lauf. Für sie alle.

Notes:

Ja, der Teil über Parrish ist hier drinnen um eine gewisse … Heuchelei im Fandom anzusprechen. Parrish sagt in Staffel 3, dass er 24 ist. In der selben Staffel gibt es den 10 Jahre zurückliegenden Rückblick mit Derek als Sophomore, also ist er da höchstens 15, sprich er ist wenn überhaupt ein Jahr älter als Parrish. Vorausgesetzt Werwölfe altern nicht doch irgendwie anders, aber selbst wenn, war da nicht diese Sache mit Parrish ist gestorben und in Wahrheit gar nicht mehr Parrish, was wir schnell mal alle später wieder vergessen haben? Ach ja, und ich habe Vorarbeit für „Teen Wolf: The Movie“ geleistet, weil ich zwar selbst miterlebt habe, dass Menschen, die in der gemeinsamen Schulzeit immer nur Freunde waren, Jahre später ein Paar wurden, aber Malia/Parrish im Film trotzdem aus dem Nichts kommt und ich diese spätere Entwicklung hier ein wenig vorbereiten wollte (auch wenn wir nie den Time Frame des Films in dieser Fic erreichen werden).

Weiter geht es mit dem dritten Teil von „Leere“.

Reviews?

Chapter 8: Leere: III.

Summary:

Teil 3 von "Leere".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

III.


„Es freut mich ja dich zu sehen, aber mir ist nicht ganz klar warum du hier bist.“

Kira war mit ihrem Star Wars-DVD-Box-Set bewaffnet vor seiner Türe aufgetaucht und verlangte einen Film-Abend wie es schien. Stiles wollte sie nicht wegschicken, aber er konnte nicht abstreiten, dass ihn ihr Besuch überraschte.

Malia war damit beschäftigt mit Lydia zu lernen, weswegen Stiles an diesem Abend alleine war, doch er hätte eigentlich erwartet, dass Kira ihre Zeit lieber mit Scott als mit ihm verbringen wollen würde. Und dass sie einfach nur gekommen war um mit ihm Star Wars anzusehen, das kaufte er ihr nicht ab.

„Ich wollte einfach nur Star Wars mit dir ansehen“, behauptete die Kitsune trotzdem, „Ein Episode 5 und 6 Double Feature abhalten. Nur um mich daran zu erinnern, dass auf die dunkelste Stunde der Morgen folgt, und manchmal doch alles gut wird.“

„Das hättest du auch alleine tun können, dazu bräuchtest du mich nicht“, stellte Stiles fest.

Kira warf ihm einen kurzen Blick zu, seufzte dann, und warf sich theatralisch auf sein Bett. „Ich wollte einfach … nicht alleine sein“, erklärte sie dann.

Diesen Impuls konnte Stiles gut nachvollziehen. Die unterdrückten Erinnerungen an seine Mutter, die durch den Roman über die Dread Doctors wieder in ihm geweckt worden waren, führten dazu, dass er auch nicht gerade gerne alleine war (der andere Grund war, dass alleine zu sein ihm Zeit und Platz lassen würde über Donovan nachzudenken und darüber, dass er Scott belog, und zwar nicht nur über seine eigenen Taten, sondern auch über Theos Taten). Plus alleine zu sein ließ ihm Zeit über alle anderen aktuellen Probleme, die sie hatten, nachzudenken. Nun, da sie wussten, dass Liams Freundin Hayden Romero eine Chimäre war und die Dread Doctors hinter diesen her waren, musste er sich um noch mehr Dinge Sorgen machen als sowieso schon. Ablenkung wäre also vielleicht ganz willkommen. Aber zugleich hatten sie eigentlich Dringenderes zu tun als sich Star Wars anzusehen. Aber genau genommen war Kira nicht deswegen hier, nicht wahr?

Stiles setzte sich neben ihr aufs Bett. „Also gut“, meinte er, „Was ist los?“

Kira drehte ihren Kopf in seine Richtung. „Ich … ich glaube irgendetwas stimmt nicht mit mir, weißt du?“, meinte sie, „In letzter Zeit … Alles fühlt sich falsch an. Meine Kräfte. Und dann die Sache mit dem Buch. Ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren. Ich meine, schlimm genug, dass ich weder Koreanisch noch Japanisch kann, und meine Englisch-Noten so furchtbar sind, aber jetzt kann ich nicht einmal mehr lesen? Ist es schon so weit gekommen? Mason meint, es könnte daran liegen, dass ich eine Kitsune bin, aber … Ich meine, ich weiß immer noch so gut wie nichts darüber was es bedeutet eine Kitsune zu sein. Und in letzter Zeit fühlt sich einfach alles anders an als letztes Jahr….“ Sie verstummte. „Was wenn irgendetwas mit mir nicht in Ordnung ist?“

Nun, das erklärte wohl warum sie ausgerechnet zu ihm gekommen war, nicht wahr?

Stiles verschränkte seine Hände ineinander und erklärte dann langsam: „Letztes Jahr, als ich dachte, dass ich die Krankheit meiner Mutter geerbt hätte und meine geistigen Fähigkeiten verlieren würde, da hatte ich auch Angst. Ich wollte nicht, dass irgendjemand – besonders Scott – bemerkt wie viel Angst ich wirklich hatte, aber natürlich ist den anderen aufgefallen, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt. Und letztlich war das gut so, weil es Scott die Möglichkeit gegeben hat jeden Schritt meines Weges für mich da zu sein. Und dadurch, dass ich nicht alleine mit der ganze Sache war, hatte ich weniger Angst.“

„Du bist auch nicht alleine, Kira“, fuhr er fort, „Wir sind für dich da, wir alle. Scott, Lydia, Malia und ich, wir halten dir den Rücken frei. Wenn sich also wirklich herausstellen sollte, dass irgendetwas nicht mit dir stimmt, dann werden wir alle helfen wie immer wir können. Das verspreche ich dir. Und zusammen werden wir eine Lösung finden.“ Ob Magie oder Medizin, sie würden sicherlich nicht einfach so aufgeben. Nicht, wenn es um eine von ihnen ging, nicht wenn es um Kira ging. Was immer auch nicht mit ihr stimmte, sie würden sich dem zusammen stellen.

Er hielt Kira seine Hand entgegen. „Das verspreche ich dir“, meinte er ernst, „Und jetzt … ist es an der Zeit für Empire, findest du nicht? Happy End hin oder her, ich finde nichts muntert so sehr auf wie ein wenig Han Solo und Prinzessin Leia-Romanze! Such die DVD raus!“


Scott hält mich für ein Monster. Für einen Mörder. Tränen rannten Stiles über das Gesicht, während er sich an Roscoes Lenkrad festklammerte und den Jeep, sich selbst, Donovan, Theo und den Tag, an dem seine Mutter ihn geboren hatte, verfluchte. Der kaputte Jeep hätte ihn ein Warnzeichen sein sollen. Der Jeep fiel auseinander, genau wie ihr Rudel auseinander fiel. Derek war der eine gewesen, der niemals hätte gehen dürfen. Der letzte, der sie verlassen hatte, und gewusst hatte warum.

Scott hatte sich von ihm abgewandt, wie er vorausgesehen hatte. Weil ich ein Mörder bin, verstößt er mich… Doch was hätte Stiles sonst tun sollen? Donovan hatte sich an seinem Dad rächen wollen, und er war derjenige gewesen, der versucht hatte Stiles umzubringen, Stiles hatte sich nur verteidigt! Es war wie Theo gesagt hatte, es war Selbstverteidigung gewesen… eigentlich sogar ein Unfall …und…

… und Theo hatte ihn verraten! Vor seinem Dad hatte er die Tat noch auf sich genommen um Stiles zu schützen, aber Scott hatte er brühwarm alles erzählt! Und der hasste ihn jetzt, weil…

Warte, denk nach. Wer weiß was Theo Scott wirklich erzählt hat. Vermutlich hat er gelogen, und dein Misstrauen ihm gegenüber war von Anfang an gerechtfertigt. Es ist nicht Scotts Schuld, er …

… er glaubt Theo und nicht mir.

Alles tat so weh. Selbst als seine Mom gestorben war, selbst nachdem Allison seinetwegen… nichts davon hatte so weh getan wie das jetzt. Allison, vielleicht ist es wegen Allison. In Wahrheit hat er mir vielleicht immer die Schuld gegeben, an allem, was der Nogitsune getan hat, und die Sache mit Donovan sieht er jetzt als Bestätigung an…

Er musste mit jemanden reden. Stiles nahm sein Handy und starrte es wütend an. Derek hatte kein Handy, er besaß überhaupt kein verdammtes Telefon. Was nützte Derek Hale, wenn er kein verdammtes Telefon besaß?! Und wen sollte er sonst anrufen? Isaac, der ihn genauso hasste wie Scott, weil Allison seinetwegen gestorben war? Ethan, der ihn hasste, weil Aiden seinetwegen gestorben war? Cora, die einfach gegangen war und sich nie wieder gemeldet hatte? Den verdammten Jackson Whittemore? Schon wieder?

Und was sollte er überhaupt sagen? Wie sollte er beginnen das alles zu erklären? Jackson hatte getötet, weil er fremdkontrolliert worden war, nicht aus eigenem Willen. Matt und Gerad waren die wahren Mörder gewesen, Stiles hingegen…

Sollte er Peter im Eichen Haus anrufen? Peter, der keine Besucher empfangen und keine Anrufe entgegen nehmen durfte…

Nein, es musste Malia sein, aber Malia durfte nicht wissen was passiert war. Er wollte nicht, dass ihn genauso ansah wie Scott es getan hatte. Er hatte alles versucht um ihr beizubringen sich menschlich zu verhalten und nicht wie ein Tier, doch in Wahrheit war er das Tier von ihnen beiden. Und Kira, Kira, die verstehen würde, war weg, hatte Beacon Hills verlassen um eine Lösung für ihre Probleme zu finden, eine Lösung, die sie alleine suchen musste, obwohl Stiles ihr versprochen hatte, dass sie ihr beistehen würden…

Wut stieg in ihm auf, Wut, die immer heißer brannte und dann zu Verzweiflung wurde. Sie waren kein Rudel, sie waren ein Zustand, sie waren keine Familie, sie waren keine Clique, sie waren noch nicht einmal wahre Freunde. Sie waren…

… zersplittert, verloren, alleine.

Es wäre so leicht sich einzureden, dass das alles Theos Schuld war und er ihnen das alles irgendwie angetan hatte, doch die Wahrheit war, dass sie sich das alles selbst angetan hatten. Dass sie selbst Schuld an allem waren.

Er dachte, dass das sein Tiefpunkt sein musste. Dass es nicht schlimmer kommen könnte.

Doch dann kam Malia um ihn einzusammeln und gab auf der Heimfahrt zu, dass sie ganze Zeit über von Donovan gewusst hatte und das alles für „nicht wichtig“ gehalten hatte. Dass es für sie keine Rolle gespielt hatte. Da wurde Stiles klar, dass er seinen Tiefpunkt erst jetzt erreicht hatte, und dass die Dinge immer noch schlimmer werden konnten und immer noch dabei waren schlimmer zu werden.

Und er wirklich vollkommen alleine war. Mitten in seinem sogenannten Rudel.


Niemand kann alleine überleben. Oder besser gesagt: Niemand will alleine überleben. Und was zerbrochen war, konnte wieder zusammengeklebt werden. Das Rudel fand wieder zueinander.

Scott sammelte alle wieder um sich: Stiles, den er für einen Mörder hielt, Liam, der versucht hatte Scott umzubringen um Alpha werden zu können um so seiner Freundin Hayden das Leben retten zu können, Malia, die nach ihrer Mutter gesucht hatte und das vor allen geheim gehalten hatte, weil sie wusste, dass die anderen missbilligen würden was sie für diese Wiedervereinigung plante, Kira, die bei den Skin-Walkers zurückgeblieben war um dort die Kontrolle über ihre innere Kitsune zu erlernen, Stiles‘ Dad, der sich gegen Kira gewandt hatte, aber nicht gegen Stiles wenden konnte, Scotts Mom, die sauer auf Stiles Dad und Liam war, Parrish, der als Höllenhund irgendetwas mit den Dread Doctors zu tun hatte, was keiner so recht durchschaute, und Lydia, die sie zunächst aus dem Eichen Haus befreien mussten, in das sie zwangseingewiesen worden war. Sogar Chris Argent kehrte in die Stadt zurück um zu helfen.

Sie standen alle wieder zusammen um Lydia zu retten und die Dread Doctors aufzuhalten. Mason half wo er nur konnte und das vollkommen ohne Kräfte. Und ihre Probleme, nun die wurden fürs Erste einmal ignoriert, vielleicht sogar totgeschwiegen, aber sie taten zumindest alle so als würden sie einander verzeihen.

Manches war leichter zu verzeihen als anderes. Liam hatte Haydens Leben unbedingt retten wollen, das verstand jeder. Immerhin war es noch so lange her, dass Scott wegen seiner ersten Liebe sehr unvernünftig gehandelt hatte. Kira war von den Dread Doctors erwischt und verändert worden, was erklärte warum ihr Fuchs sich seltsam verhielt, und jetzt, wo sie das Problem kannten, konnten sie sich daran machen es zu lösen. Gemeinsam konnten sie Lydias Mutter davon überzeugen, dass Lydia kein Eichen Haus brauchte und eine Banshee und nicht verrückt war und so auch der Familie Martin dabei helfen wieder zusammenzuwachsen.

Anderes war schwerer zu übersehen. Scott hatte Stiles wirklich verletzt. Ihn zu verzeihen war nicht so einfach. Und Malia … sie und Braeden hatten ihr eigenes Ding laufen, einen Privatkrieg gegen den Wüstenwolf, in den auch Deaton und Stiles hineingezogen wurden, und der sie beinahe umbrachte.

Letztlich starb keiner, aber die Dinge waren auch nicht mehr so wie zuvor. Stiles würde Malia immer lieben, und er wusste, dass sie ihn liebte, aber sie waren nicht mehr zusammen und fanden auch nicht wieder zueinander. Und was Scott anging … von nun an stand irgendetwas zwischen den beiden besten Freunden, etwas unsichtbares, das sie die meiste Zeit über einfach ignorieren konnten, das aber trotzdem immer da war. Ein Moment des gebrochenen Vertrauens, über den keiner von beiden wirklich hinweg kam.

Über Donovan kam Stiles hinweg. Als seinem Dad klar wurde, dass er und nicht Theo die Begegnung mit Donovan gehabt hatte, stellte er sich bedingungslos auf die Seite seines Sohnes. Und das half Stiles dabei sich selbst zu verzeihen, zumindest ein wenig.

Was auch half war sich darauf zu konzentrieren die Dread Doctors aufzuhalten. Sie waren auf der Suche nach der perfekten genetischen Chimäre. Fehlversuche wie Hayden oder Corey Bryant ließen sie einfach sterben, und auch mit dem geglückten Versuch Theo waren sie nicht zufrieden. Sie suchten nach etwas anderem: Nach der Chimäre, die ihnen dabei helfen würde die Bestie von Gevaudaun zurück ins Leben zu bringen.

Und diese Chimäre war, wie sich herausstellte, niemand anderer als der so menschlich wirkende Mason Hewitt, den alle übersehen hatten, da er nur deswegen eine genetische Chimäre war, weil er seinen Zwilling im Mutterleib absorbiert hatte.

In Mason sollte die Bestie wiedergeboren werden. Und weil alle Mason mochten, arbeiteten alle zusammen um Mason zu retten. Liam hatte Hayden zwar durch Theos Intrigen zurückbekommen, würde aber nicht auch noch seinen besten Freund verlieren. Das würden sie nicht zulassen.

Theo hatte sich aus ein paar der verstorbenen Chimären sein eigenes Konkurrenz-Rudel aufgebaut. Da er sie alle zurück ins Leben gebracht hatte, fühlten sich ihm die vier Teenager wohl verpflichtet, und er schien die Idee Stiles‘ Rudel aus seine Seite ziehen zu können zumindest vorübergehend aufgegeben zu haben. Doch sein neues Chimären-Rudel fiel auseinander. Hayden und Corey liefen aus Liebe zu Liam und Mason heraus zu ihnen über, Josh und Tracy starben. Am Ende stand Theo ganz alleine, sogar sein angeblicher Verbündeter Deucalion hatte in Wahrheit die ganze Zeit über mit Scott gearbeitet und war dessen Spion in Theos Reihen.

Scott hatte wieder einmal geheime Pakte hinter Stiles‘ Rücken geschlossen. Das war nicht neu, aber es tat doch irgendwie weh, dass Scott ihm schon wieder Dinge vorenthielt und schon wieder alleine entschied wie vorgegangen werden sollte. Aber offenbar war es gerade in Mode Dinge vor Stiles zu verbergen und Entscheidungen ohne ihn zu treffen.

Letztlich diente Deucalions doppeltes Spiel seinem Zweck: Theo sah es nicht kommen und verlor – all seine Pläne die Kräfte der Bestie von Gevaudaun zu stehlen scheiterten, und Kira verbannte ihn mit ihrem Schwert von dieser Existenzebene.

Mason wurde gerettet, die Bestie und Dread Doctors besiegt. Hayden wurde schwer verletzt, wurde dieses Mal aber sehr wohl von Scott gerettet, Malias verrückte Mutter wurde aufgehalten ohne, dass sie getötet werden musste. Alles sollte wieder gut sein.

Doch es war nicht alles wieder gut: Kira ging zurück zu den Skin-Walkern. Und die unsichtbare Barriere zwischen Stiles und Scott und Stiles und dem Rest seines Rudels schien immer größer zu werden.

Jetzt, wo Liam und Hayden sowie Mason und Corey ein Paar waren, hingen die jüngeren Schüler öfter zu zweit oder zu viert herum, das war nur logisch, aber nachdem sowohl Scott und Kira als auch Stiles und Malia getrennt waren und sich Lydias Geflirte mit Parrish im Sand verlief, sollten die vier übrig gebliebenen Seniors ebenfalls näher zusammenrücken, doch das war nicht wirklich der Fall.

Zu Beginn des Schul-Jahres waren sie fünf Musketiere gewesen, doch jetzt, wo sich das Schuljahr dem Ende zuneigte, war es anders. Sie liebten einander über alles, und Stiles wusste, dass sie immer eine Familie, ein Rudel, Freunde, sein würden, aber die Dinge waren dabei sich zu ändern. Weil sie sich änderten.

Niemand sprach über Kira und ihre Abwesenheit, oder die toten Chimären oder Theo, aber trotzdem war alles anders als zuvor. Stiles und Lydia kamen sich näher – vor allem platonisch, aber doch, während er und Malia auseinanderdrifteten, und Scott … Scott hatte irgendwie sein eigenes Ding am Laufen.

Die Wahrheit war, dass Scott sich verändert hatte. Anstatt seinem Instinkt zu vertrauen wie in den Jahren zuvor, hatte Scott McCall in seinem Abschluss-Jahr damit begonnen nachzudenken, und da Scott nicht der Hellste war, war das Ergebnis entsprechend. Nicht nur, dass er Theo geglaubt hatte anstatt auf Stiles zu vertrauen, er hatte ja  auch Malia, Kira und Liam vergrault und viel zu lange gebrauchte um Chris Argent zur Hilfe zu rufen. Und schien aber trotz all dem  tatsächlich zu denken, dass er derjenige war, der entscheiden durfte wer zum Rudel gehörte und wer nicht. Und war bereit gewesen ausgerechnet Stiles aus diesem Rudel auszuschließen. Ironischerweise um ihn zu beschützen. Davor ein Serien-Mörder zu werden.

Und ja, er hatte sich bei ihenn allen entschuldigt und Wiedergutmachung geleistet, aber sie hatten einen Preis für seine Entscheidungen bezahlen müssen und zwar in Form von Kira. Und so wirklich besser wurden die Dinge nach dem Sieg über die Dread Doctors auch nicht. Scott schien sich immer noch für den Dreh- und Angelpunkt ihres ganzen Rudels zu halten.

Nur, dass niemand mehr etwas darüber sagte, weil Liam sich wegen seiner eigenen Taten schuldig fühlte und die anderen den Frieden wahren wollten.

Bis die Wilde Jagd nach Beacon Hills kam und sich wieder alles änderte.


„Wieso bist du eigentlich nicht so ein Hirn-Zombie wie all die anderen hier?“

Als er sich auf dem Bahnhof in der Gegenwart von Peter Hale (ausgerechnet!) wiedergefunden hatte, hatte Stiles eigentlich beschlossen, dass er mit Peter nur so viel wie notwendig war interagieren würde. Er würde sich auf keinerlei Smalltalk, keine Diskussionen darüber wer recht und wer unrecht getan hatte, oder auch nur Auskünfte darüber wie es Malia und Derek ging einlassen, sondern sich einfach nur darauf konzentrieren aus diesem Gefängnis der Wilden Jagd zu entkommen und in die reale Welt zurückzukehren. Das hatte Stiles sich vorgenommen, kaum, dass er Peter gesehen und realisiert hatte was passiert war. Aber nachdem es keinen sichtbaren Notausgang zu geben schien, den man auch benutzen konnte ohne gleich wieder am selben Bahnsteig zu landen, und abgesehen von einer armen Seele niemand der anderen Anwesenden Anstalten machte hilfreich zu sein oder ihn auch nur beachtete, blieb ihm wohl keine andere Wahl als sich doch mehr als geplant näher mit Peter Hale zu befassen.

Peter warf Stiles einen misstrauischen Seitenblick zu. „Falls du damit andeuten willst, dass ich irgendwie mit der Wilden Jagd zusammenarbeite, dann muss ich dich und dein Verschwörungstheoretiker-Gehirn enttäuschen. Ich bin hier genauso gefangen wie du. Und der Rest von uns“, erwiderte der Werwolf defensiv, „Ich bin nicht immer der Böse, der hinter allem steckt, weißt du? Auch ich kann ein Opfer sein. Auch ich bin ein Opfer!“

Stiles hatte eigentlich nicht vorgehabt diesen oder auch nur einen ähnlichen Vorwurf zu erheben. Ihm war klar, dass die Wilde Jagd eine Macht war, die sich von niemandem kontrollieren ließ und mit niemandem zusammenarbeitete. Und Peter hatte in alle seinen bisherigen Intrigen immer sehr weltliche und klare Ziele verfolgt, eine Zusammenarbeit mit der Wilden Jagd würde ihm nichts bringen, besonders nicht, wenn man bedachte, dass er derjenige war, der von ihnen geholt worden war, und das als Erster von ihrem Rudel…

„Ich wollte nicht andeuten…“ Stiles unterbrach sich und seufzte. „Ich halte dich nicht für den Teufel oder so was, okay? Ich weiß, dass du ein intriganter machtgieriger Mistkerl bist, aber ich weiß auch, dass du nicht an allem Übel in meinem Leben schuld bist und verdächtige dich zur Abwechslung mal nichts Bösem. Außer dem Ausbruch aus dem Eichen Haus, natürlich“, meinte er dann.

„Der mir viel gebracht hat. Ich bin weit gekommen, bevor ich wieder in Gefangenschaft geraten bin“, erwiderte Peter bitter.

„Und du hast es uns zu verdanken, dass du ausbrechen konntest. Wir haben Lydia rausgeholt, und die Chance hast du genutzt um ebenfalls zu entkommen“, fügte Stiles hinzu, „Und das kann ich dir nicht übel nehmen, wenn man bedenkt, was die mit Lydia machen wollten.“ (Seine eigenen Erfahrungen im Eichen Haus waren ja auch nicht gerade positiver Natur gewesen).

Peter beäugte ihn misstrauisch. „Du bist also nicht … wütend auf mich?“, vergewisserte er sich.

„Nicht mehr als vorher, und wegen nichts, was du in letzter Zeit angestellt hast“, gab Stiles zurück. Um ehrlich zu sein wog Peters Verrat nach allem, was er dank Theo mit Scott durchgemacht hatte, nicht mehr so schwer wie früher, „Ich hab mich nur gewundert warum du als einziger wach warst, als ich hier angekommen bin. Weil mich so was nun mal wundert, nicht wegen angeborenen Misstrauen dir gegenüber oder dergleichen…“

Peter schwieg in einen Moment lang. „Ich war eine Weile lang schon so wie die anderen“, behauptete er, „In meiner eigenen kleinen Phantasie-Vorstellung, dass ich auf einen Zug warte, gefangen. Aber dann…“

„Dann was?“

Peter zögerte bevor er fortfuhr. „Dann habe ich deinen Geruch gewittert“, sagte er leise.

Stiles blinzelte. „Okay….“, meinte er langgezogen.

„Es war ein … vertrauter Geruch. Und der hat mich aufgeweckt ,nehme ich an“, fuhr Peter fort, „Komm ja nicht auf falsche Gedanken, wenn es Malia oder Lydia oder Derek oder Scott gewesen wäre, dann wäre das Gleiche passiert.“

„Oh, keine Sorge, ich weiß, dass ich nichts Besonderes für dich bin“, konnte sich Stiles eine sarkastische Antwort nicht verkneifen.

Peter warf ihm einen wütenden Blick zu. „Immerhin hast du zugelassen, dass sie mich wegsperren. Genau wie alle anderen“, betonte er.

„Also war ich vorher etwas Besonderes für dich?“, stichelte Stiles, obwohl er wusste, dass es eine schlechte Idee wäre seinen einzigen Verbündeten gegen sich aufzubringen.

Peter starrte ihn nur an. „Ich wollte nur Alpha sein“, meinte er, „Weil ich ein guter Alpha wäre. Nicht so wie Scott. Scott ist kein guter Alpha.“

Als ob Stiles das nicht wüsste.

„Das bist du aber auch nicht“, stellte Stiles klar, „Du kannst noch so oft behaupten, dass du wegen dem Feuer nicht wusstest was du tust, aber letztes Jahr hast du dich dazu entschieden uns zu verraten und dich mit Kate zu verbünden. Mit Kate Argent, ausgerechnet! Und damals warst du nach eigener Aussage bei Verstand. Vielleicht ist Scott kein guter Alpha, aber ein besserer als du ist er allemal, Peter Hale. Und daran wirst du niemals etwas ändern können, denn du bist kein True Alpha, du könntest nur durch Mord oder Diebstahl wieder zum Alpha werden. Und die Tat alleine würde dich als guten Alpha disqualifizieren.“

Sie funkelten einander einen Moment lang an. Und verfielen dann beide in Schweigen.

„Ich nehme an niemanden von euch ist aufgefallen, dass ihr mich vergessen hattet“, meinte Peter dann.

Stiles seufzte. „Vielleicht hatten wir zur Abwechslung eine Sorgen weniger, aber abgesehen davon ist uns nichts aufgefallen, das ist wahr“, meinte er.

„Ihnen wird auch nicht auffallen, dass du weg bist“, behauptete Peter.

Darüber wollte Stiles nicht nachdenken. Darüber, dass sein Dad, Scott, Malia und Lydia nicht einmal bemerken würden, dass sie ihn vergessen hatten. Es war nicht ihre Schuld, so funktionierte die Wilde Jagd nun einmal, aber es tat trotzdem weh zu wissen, dass niemand sein Fehlen bemerken würde.

„Ich muss zurück zu ihnen. Mein Dad braucht mich. Ich bin alles, was er hat“, sagte er ernst. Denn ja, Scott, Malia, Lydia, keiner von ihnen brauchte ihn zum Überleben, nicht wirklich - er mochte sich gerne einreden, dass seine Anwesenheit in ihren Leben essentiell war, doch im Grunde wusste er es besser. Er war der kleine schwache unbedeutende Mensch, mit niemanden mehr zusammen, nicht mehr der selbe beste Freund, der er vor Theos Rückkehr nach Beacon Hills gewesen war, sie würden ohne ihn klar kommen. Aber sein Dad? Sein Dad brauchte ihn. Seit dem Tod seiner Mutter war Stiles es gewesen, der auf ihn aufgepasst hatte. Er musste auch weiterhin auf ihn aufpassen. Sonst würde es niemand tun. Nicht einmal Parrish.

„Denkst du nicht, dass ich nicht schon längenst wieder weg wäre, wenn es so einfach wäre von hier abzuhauen wie du es dir offenbar vorstellst?“, hielt ihm Peter entgegen.

„Du hast selbst zugegeben, dass du zwischenzeitlich wie die anderen warst und es aufgegeben hattest nach einem Fluchtweg zu suchen“, meinte Stiles, „Jetzt ist es anders. Jetzt bin ich da. Jetzt hast du einen Grund nach einem Ausweg zu suchen. … Für uns beide.“

Peter schüttelte nur seinen Kopf. „Oh ja, klar, ich habe nur darauf gewartet, dass du mir einen Grund gibst um weiterleben zu wollen“, meinte er sarkastisch.

„Natürlich hast du das“, erwiderte Stiles unbeeindruckt, „Immerhin willst du doch alles wieder gut machen, oder nicht? Dann mach dich nützlich und zeig mir, dass du es dieses Mal ernst meinst. Keine Spielchen mehr, keine Intrigen. Es geht um unser Überleben. Darum zu Malia zurückzukommen. Dafür musst du doch einfach bereit sein alles zu tun. Dann tu es auch. Beweis mir, dass ich auf dich zählen kann.“

Notes:

Staffel 5 von „Teen Wolf“ war alles andere als meine Lieblingsstaffel. Dafür gibt es viele Gründe, aber unter anderem auch den, dass die Argumentation der Antis „Scott ist kein guter Alpha und kein guter Freund“ in Bezug die diese Staffel zum ersten Mal wirklich stimmt. Die anderen haben sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber ihre Taten hatten weniger Auswirkungen… Seufz.

Weiter geht es mit Staffel 6 im nächsten (und letzten) Teil von „Leere“.

Reviews?

Chapter 9: Leere: IV.

Summary:

Teil 4 von "Leere."

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

IV.


Peter Hale konnte beeindruckend sein, wenn er wollte. Er entkam aus dem außerdimensionalen Bahnhof, überbrachte den anderen Stiles‘ Botschaft. Er starb bei dieser Aktion beinahe. Einmal dachte er zur Abwechslung nicht nur an sich selbst und bezahlte das fast mit seinem Leben, aber er tat es trotzdem. Er brachte Scott und Malia den Schlüssel zu Roscoe und damit den Beweis für Stiles Existenz, er ermöglichte Stiles auf diese Art Kontakt mit seinen Freunden aufzunehmen und mit ihnen zu sprechen und sie so dazu zu bringen sich wieder an ihn zu erinnern.

Nachdem sich Scott, Malia und Lydia wieder an ihn erinnerten, setzen sie alles daran ihn zu retten. Also konnte Stiles dank Peters Opfer schließlich nach Hause zurückkehren, ebenso wie alle Opfer der Wilden Jagd aus Beacon Hill in ihre Heimat zurückkehren konnten. Die Wilde Jagd konnte weiterziehen, und derjenige, der versucht hatte sie zu kontrollieren (und definitiv nicht Peter gewesen war, sondern eine Nazi-Werwolf, der seit dem 2. Weltkrieg von den Dread Doctors gefangen gehalten worden war), konnte aufgehalten werden und wurde als neuer Teilnehmer der Wilden Jagd von dieser auf ihrer weiteren Reise mitgenommen.

Peter überlebte, Stiles Dad konnte seinen Sohn wieder in die Arme schließen, und Stiles konnte Lydia in die Arme schließen, Lydia, die sich als einzige immer irgendwie an ihn erinnert hatte, Lydia, die ihn nie aufgegeben hatte, Lydia, die ihn endlich so sah wie er sie immer schon gesehen hatte, Lydia, die er nun endlich küssen konnte wann und wie er wollte, ohne, dass sie darüber jammerte oder es nur tat um bei ihm eine bestimme Reaktion auszulösen.

Dieses eine Mal gab es für sie alle ein Happy End. Dank Peter Hale.

Nun, okay, Theo war auch wieder zurück. Liam hatte ihn mit Kiras Schwert zurückgeholt in der Annahme, dass er ihnen helfen könnte, und als sich herausgestellt hatte, dass Theo sich an Stiles erinnern konnte, hatte sich das Rudel dazu entschlossen ihn in Beacon Hills zu behalten. Und nachdem er ihnen in der Folge auch wirklich geholfen hatte, hatte Liam sich dazu verpflichtet gefühlt ihn gehen zu lassen anstatt zurück in die Höllendimension zu verbannen, in die Kira ihn vorübergehend verbannt gehabt hatte. Deswegen lief er nun wieder frei herum.

Aber Stiles konnte damit leben, dass Theo wieder da war. Immerhin wussten inzwischen alle, dass man ihm nicht trauen konnte, Hayden und Corey gehörten zu seinem Rudel, während die restlichen Chimären tot waren, und Theo hatte nicht vor in der Stadt zu bleiben wie es schien. Sollte er anderen auf die Nerven gehen.

Stiles hatte endlich Lydia. Und sein Schulabschluss stand bevor, er hatte wahrhaft andere Dinge im Kopf als Theo Raeken.

Er hatte nicht nur Lydia, sondern stand nun auch Scott und Malia wieder näher - die unsichtbare Barriere, die zwischen ihnen gestanden war, hatte sich durch die erzwungene Trennung über Dimensionen hinweg aufgelöst. Sie alle hatten erkannt was sie aneinander hatten und wie wichtig sie einander waren. Die Dinge waren wieder so wie sie sein sollten.

Selbst Peter hatte sich selbstlos nützlich gemacht und dieses Mal niemanden verraten. Besser ging es beinahe nicht mehr.

Die schmerzende Leere in Stiles schien endlich gefüllt zu sein. Mit Liebe und Freundschaft und Rudel.

Natürlich konnte es nicht halten.


Liam verhielt sich ungewöhnlich anhänglich in letzter Zeit. Jedes Mal, wenn Stiles die Schule betrat und sich umdrehte schien der Sophomore da zu sein. Manchmal in Begleitung von Mason oder Hayden, manchmal zusammen mit Mason, Hayden und Corey, aber oft genug auch alleine. Denkt er jetzt, dass er meinen Leibwächter spielen muss oder so was?

Liam Dunbar war in Stiles Augen immer noch ein Welpe. Scotts Beta mit dem Wutproblem, den Stiles vor gar nicht allzu langer Zeit auf der Rückbank eines fahrenden Autos zusammen mit Derek dabei geholfen hatte sich selbst unter Kontrolle zu bekommen. Der Junge, der so viel jünger als er wirkte, obwohl er gerade mal zwei Jahre jünger war. Und der sich bisher eigentlich nicht besonders viel für Stiles interessiert hatte, zumindest hatte Stiles immer diesen Eindruck vermittelt bekommen.

Was war jetzt anders? Nun, Liam hatte unter der Gefahr der Wilden Jagd ein Stück erwachsener werden müssen, nahm er an.

Was den Stalker-Modus allerdings nicht erklärte.

Das nächste Mal, als er Liam dabei erwischte, wie er ihn beobachtete, schnappte er ihn sich einfach und zerrte ihn in die Umkleide ohne auf dessen Protest zu achten.

„Okay. Was ist los?“, wollte er wissen.

„Nichts“, behauptete Liam sofort, was offensichtlich eine Lüge war.

Stiles warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

„Na gut. Na gut.“ Liam hob abwehrend die Hände. „Es ist nur … ich bin froh, dass du wieder da bist und will sicher gehen, dass … na ja, dir nicht noch mal was passiert“, erklärte er.

Also spielte er Leibwächter. Wie … rührend.

„Ich kann selbst auf mich aufpassen, Liam“, meinte Stiles, weil das diplomatischer war als darauf hinzuweisen, dass Liam nicht wirklich gut darin war auf andere aufzupassen.

„Darum geht es doch. Du bist so … fähig. In jeder Hinsicht. Als du weg warst, da hat Scott sich zunehmend auf mich verlassen. Mich behandelt als würde er mich ewig kennen, als wären wir beste Freunde. Ich glaube, er hat uns beide unterbewusst verwechselt, weißt du. Und deswegen hat er von mir erwartet, dass ich es drauf habe. Im Lacrosse und als Werwolf, als Co-Anführer“, erzählte Liam, „Und ich habe wirklich mein Bestes gegeben, aber … die meisten meiner Ideen waren kein durchschlagender Erfolg.“

„Und du, du hast unserem Rudel einfach gefehlt“, fuhr er fort, “Ich meine, Mason ist gut in der Recherche-Sache, und zwar wirklich gut. Und Corey ist schlau und kennt sich mit den seltsamsten Dingen aus, aber keiner war mehr da, der verrückte Ideen hatte, die auch funktionieren. Und sobald ihr alle am College seid, bin ich der Alpha von Beacon Hills, zumindest laut Hayden und Mason. Und dieses Semester hat gezeigt, dass ich für diesen Job nicht bereit bin, also … Ich weiß auch nicht, will ich sicher stellen, dass du da bist um auf dich zurückzugreifen, wenn ich dich brauche weil schon wieder ein neuer Nazi-Alpha mit verrückten Plänen aufgetaucht ist oder dergleichen.“

„Verstehe.“

Liam sah zu Boden als würde er sich schämen und wirkte dadurch mehr denn je wie ein verunsicherter Welpe.

Stiles seufzte.

„Nur weil wir am College sind, sind wir nicht aus der Welt, Liam“, erklärte er dann, „Wir sind alle nur einen Telefonanruf entfernt. Egal ob Tag oder Nacht, wenn du uns brauchst, rufst du uns an. Du musst dich nicht unter Druck setzen und denken, dass du alles alleine stemmen musst und den Anführer spielen musst. Ich meine, Scott und ich, wir haben immer dadurch funktioniert, dass wir einander hatten. Du hast Mason, das hast du selbst gesagt. Wenn es darauf ankommt, dann bin ich sicher, dass ihr zwei gemeinsam alles hinkriegen werdet. Ihr werdet mehr zustande bringen als du jetzt vielleicht denkst.“

„Aber was wenn nicht?“, wandte Liam ein, „Was wenn ich versage, wenn wir versagen, und deswegen etwas Schreckliches passiert?“

Stiles dachte an Erica, an Boyd, an Aiden, an Allison, er dachte an Donovan. „Dann wirst du lernen mit den Konsequenzen zu leben“, erklärte er, „Verantwortung tragen ist nicht einfach. Im Gegenteil, es ist eine Bürde. Aber man wächst an ihr und wächst in seine Verantwortung hinein. Stück für Stück. Gerade durch die Tragödien, die man erleiden muss. Mach dir keinen Kopf, Liam. Nimm einen Tag nach dem anderen. Und denk daran, dass du niemals alleine bist. Wir sind ein Rudel, verbunden durch tiefere Bande als die meisten anderen. Die Macht der Liebe hat dazu geführt, dass man sich an mich erinnert hat, obwohl ich aus der Existenz gelöscht wurde. Was kann stärker sein als die Macht dieser Verbundenheit?“


Zwischen dem Schulabschluss, einer Beziehung mit Lydia Martin, und dem Collegebeginn kam Stiles nicht zur Ruhe. Alles war aufregend und neu, und alles änderte sich ständig. Kein Wunder, dass Liam bei dieser Aussicht Panik geschoben hatte.

Ein Teil von Stiles wollte Beacon Hills nicht verlassen. Nicht jetzt und eigentlich niemals. Es war seine Heimat, man brauchte ihn dort. Sein Dad brauchte ihn, sein Rudel brauchte ihn.

Aber er konnte nicht einfach sein Leben auf Dauerpause stellen, nur weil er sich vor Veränderungen fürchtete. Oder dachte, dass irgendein neues Monster auftauchen könnte.

Plus Rafael McCall hatte sich zum zweiten Mal in seinem Leben als nützlich erwiesen und alle Hebel, die ihm zur Verfügung standen, in Bewegung gesetzt um Stiles eine Ausbildung zu ermöglichen, die ihm den Weg zu seinem Traumjob ebnen sollte.

Dass das FBI eine realistische Möglichkeit für ihn war, hatte er eigentlich seit jener fatalen Nacht, in der Scott von einem Werwolf gebissen worden war, nicht mehr gedacht. Er war in den letzten Jahren eher davon ausgegangen, dass er mit seinem Dad und Parrish und Haydens Schwester im Beacon Hills Sheriff-Departement arbeiten würde. Großen Karrierechancen im FBI stand der Verantwortung als Rudelführer irgendwie im Weg.

Trotzdem war Rafael McCall im Sommer vor seinem Abschlussjahr plötzlich mit einem Bewerbungsbogen und einem Empfehlungsschreiben vor ihm gestanden und hatte ihm ernst erklärt, dass Stiles Stilinski sich jetzt entscheiden musste wie der Rest seines Lebens aussehen sollte.

„Es geht darum, ob du bereit bist eine Gelegenheit, die sich dir bietet, auch zu ergreifen. Oder ob du gewillt bist sie vorbeiziehen zu lassen, weil du nach Ausreden suchst sie nicht zu ergreifen. Wenn du diese Ausreden findest, dann passt du nicht ins FBI, aber Stiles, wir wissen alle, dass du ein verdammt guter Ermittler wärst. Du hast schon jetzt mehr Fälle gelöst als die meisten Leute, die doppelt so alt sind wie du. Du hast den Instinkt und die Fähigkeiten dazu viel Gutes zu tun. Ganz zu schweigen davon, dass dieses Wissen, was du und deine Freunde besitzen, ein Vorteil für jemanden in meiner Position wäre. Denk darüber nach, aber halte dir auch vor Augen, dass es du ernst meinen musst. Quantico ist heiß umkämpft, sie nehmen nur die Besten, aber vor allem auch diejenigen, die sich ihrer Sache verschrieben haben. Wenn du den Weg dorthin beschreiten willst, dann musst du es mit all deinen Sinnen tun. Keine Ablenkungen mehr, kein Adderall-Ausreden - es muss dein Fokus sein es nach Quantico zu schaffen und die Ausbildung dort zu überstehen.“

Auf diese lange ernste Rede hatte Stiles einfach nicht mit einen sarkastischen Kommentar antworten können. Zu ernst hatte ihn Scotts Vater angesehen, und zu sehr hatte Stiles gewollt was ihm angeboten wurde.

Und jetzt ein Jahr später wurde ihm erst klar wie sehr er das alles wirklich wollte. Nun, wo er nach all den Jahren endlich mit Lydia Martin zusammen war, da wurde ihm klar, dass er Quantico und das FBI sogar mehr wollte als Lydia Martin, obwohl er so lange Zeit nichts jemals mehr gewollt hatte als sie.

Also verließ er Beacon Hills, richtete seinen Fokus auf seine Zukunft, auf seinen Weg nach Quantico. Beacon Hills, sein Rudel, und Lydia würden immer da sein. Aber Rafael hatte recht gehabt, seine Chance nach Quantico zu kommen wäre eben nicht immer da. Er durfte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Er durfte sie sich nicht versauen.


Und dann sah er das Video vom halbnackten Derek auf der Flucht. Und da wusste er, dass er sich etwas vorgemacht hatte: Er würde diese einmalige Chance, die man ihm eingeräumt hatte, versauen. Weil es eine Sache gab, die ihm doch wichtiger war als eine Zukunft als FBI-Agent. Und das war sein Rudel. Für sein Rudel würde er immer alles opfern. Sogar das, was er mehr wollte, als alles andere auf dieser Welt.


Stiles stellte sein Rudel also über alles andere. Inklusive seine eigenen Wünsche. Und nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, hatte er angenommen, dass Scott, Malia und Lydia das genauso halten würden.

Und vielleicht taten sie das auch. Allerdings schienen sie ihn wegen seiner Entscheidung zum FBI gehen zu wollen nicht mehr als unverzichtbaren Teil ihres Rudels anzusehen. Er mochte Liam versprochen haben immer für ihn da zu sein und das auch so gemeint haben, doch offenbar hielten Scott und Lydia Liam und Mason aktiv davon ab Stiles dazu anzuhalten dieses Versprechen auch einzuhalten.

Das wurde ihm allerdings erst klar, nachdem er Derek gerettet hatte (und sich dabei schwer verletzt hatte; Derek mochte spotten, aber ein gebrochener Zeh tat weh, vor allem, wenn man keine Selbstheilung besaß!) und fast nebenbei erfuhr, dass Scott es verabsäumt hatte ihn über die Dinge, die in Beacon Hills geschahen, zu informieren um ihn zu schützen, weil er offenbar dachte, dass er entscheiden dürfte wer von seinem Rudel worüber Bescheid zu wissen hatte.

Nun war es nicht so, dass Stiles Scott noch nie Dinge vorenthalten hatte, aber niemals wirklich wichtige Dinge, die Leben und Tod von allen, die sie liebten, betrafen.

Man würde meinen, dass die Wilde Jagd Scott gelehrt hatte, dass sie Stiles im Zentrum des Geschehens brauchten (immerhin war sein Plan mit der Wilden Jagd klarzukommen laut den anderen offenbar zunächst vor allem der gewesen Stiles vor der Wilden Jagd zu retten, damit Stiles ihm sagen könnte was sie tun müssten um mit der Wilden Jagd klarzukommen), doch offenbar hatte er die falschen Schlüsse aus Stiles Verschwinden aus der Realität gezogen – nämlich die, dass Stiles zu kostbar war um ihn zu gefährden, was schmeichelhaft gewesen wäre, wenn es nicht so dämlich wäre.

Instinktiv wusste Scott, dass er Stiles an seiner Seite brauchte um Entscheidungen zu treffen, doch sein Verstand kaufte das ganze True Alpha-Ding und dachte, dass das bedeutete, dass er alleine anführen müsste.

Scott schien zunehmend in die gleichen Fallen zu tappen, in die Derek am Anfang seiner Alpha-Karriere gegangen war, je länger er Alpha war. Offenbar dachten all diese Alphas, dass man als Alpha eines Werwolf-Rudels machomäßig alleine zurechtkommen musste und vor allem von allen anderen respektiert und gefürchtet werden musste.

Was Unsinn war. Satomi hatte es, nach allem was Stiles wusste, anders gehalten und sich so über Jahrzehnte hinweg ein großes unter dem Radar fliegendes Rudel aufgebaut. Bis sie und all ihre Rudelmitglieder von Jägern abgeschlachtet wurden. Und anstatt Stiles daraufhin zu Hilfe zu rufen, wollte Scott alleine zu recht kommen. Anstatt sein Rudel um sich zu versammeln, wollte er sich der wahren Gefahr alleine stellen und die Lage mit Gewalt lösen. Was zwar gelang, aber einen Krieg zwischen den Übernatürlichen und den Jägern nicht verhindern konnte.

Stiles konnte nicht sagen, ob die Dinge anders ausgegangen wären, wenn er von Anfang an Teil der Sache gewesen wäre, aber er wusste, dass er mehr als ein wenig verstört darüber war, dass Scott, Lydia und Malia auf einmal zu denken schienen, dass er als schwacher Mensch nur eine Belastung für sie wäre und sich nicht alleine gegen Gefahr (durch vor allem andere Menschen) verteidigen könnte. Denn das war ihre Ausrede dafür ihn nicht hinzugezogen zu haben.

Er hätte akzeptieren können, dass sie sich von ihm verraten fühlten, weil er weggegangen war, doch nein, das war nicht die Ausrede, die sie benutzten.

Vielleicht waren ja die Erinnerungen an ihn nie vollständig zurückgekommen. Eine andere Erklärung hatte er nicht. Das sollten die Menschen sein, die er am meisten liebte: Sein bester Freund, seine wahre Liebe, und seine Gefährtin, doch sie behandelten ihn wie eine Damsel in Distress anstatt wie den Baseball-Schläger schwingenden Helden, der er war.

Immerhin versuchten sie ja auch nicht Mason auszuschließen. Oder Chris, oder Melissa, oder Stiles Dad. Mason war zwar genau genommen eine Chimäre, hatte seit dem Ende seiner Besessenheit aber keine besonderen übernatürlichen Kräfte mehr zur Schau gestellt und war um einiges weniger gut darin mit übernatürlichen Gefahren umzugehen als Stiles. Und Melissa war zwar hardcore, aber im Grunde vor allem Krankenschwester und ein normaler Mensch. Und was Stiles Dad anging, ja er war der Sheriff und hatte eine Waffe, aber er war genauso magisch wie Stiles (also gar nicht) und genauso verwundbar. Und hätte in dieser ganzen Auseinandersetzung mit den Jägern sterben können! Was übrigens ein Grund mehr gewesen wäre Stiles vorzuwarnen, dass etwas im Busch war.

Nun, wie auch immer, der Punkt war, dass Stiles hätte Bescheid wissen müssen. Aus verschiedenen Gründen. Und dass ihm niemand gesagt hatte was los war, ließ ihn ernsthaft daran zweifeln, ob die anderen inklusive Scott eigentlich jemals mitbekommen hatten wie viel er für das Rudel getan hatte. Wie es schien eher nicht.

Und das war ärgerlich.

Vielleicht hatten sie es vergessen, vielleicht hatten sie es nie mitbekommen, wie auch immer, er hatte eigentlich immer gedacht, dass zumindest alle wussten, dass Scott und er ihr Rudel gemeinsam führten. Aber selbst darin schien er sich geirrt zu haben.

Ihm fielen all die Gelegenheiten ein, bei denen irgendjemand so getan hatte als ob Scott der Alpha und damit der alleinige Führer ihres Rudels wäre oder als ob Scott etwas getan hätte, das eigentlich Stiles getan hatte. Und da wurde ihm klar, dass sie ihn niemals jemals für voll genommen hatten.

Sie hatten ihn nicht als Co-Anführer gesehen, und schon gar nicht als Rudelführer, sondern höchstens als lästigen Sidekick. Und selbst diesen Status hatte er nun, da er Beacon Hills verlassen hatte, verloren. Nun schien er für sie alle gar nicht mehr zum Rudel zu gehören.

Und diese Erkenntnis tat mehr weh als irgendetwas sonst.

Diese Erkenntnis machte ihm klar warum er sie ständig in sich gespürt hatte und zu füllen versucht hatte, die Leere. Weil er immer irgendwie gespürt hatte was alle anderen wirklich über ihn dachten, es aber nie hatte wahr haben wollen.

Nach dieser Erkenntnis könnte er sich einfach mit den Tatsachen abfinden.

Oder er könnte alle eines bessern belehren.

Und weil er Stiles Stilinski war, entschied er sich für die zweite Möglichkeit.

Notes:

Damit ist der zweite Teil dieser Fic „Leere“ beendet. Und im nächsten Teil kann nach dieser langen Einführung die eigentliche Handlung dieser Fic losgehen.

Mir ist klar, dass die Ereignisse von 6B vor allem nur sehr kurz im Prolog und hier im letzten Absatz erwähnt wurden, aber die hat Stiles ja Großteils auch nicht miterlebt, aber wichtige Fakten werden in den weiteren Folge dieser Fic noch erwähnt werden.

Reviews oder Gedanken zu der bisherigen „Teen Wolf laut Stiles Stilinski“-Zusammenfassung?

Chapter 10: Versammelt die Truppen: I.

Summary:

Erster Teil von Teil 3 "Versammelt die Truppen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Teil 3: Versammelt die Truppen


I.


„Du benimmst dich seltsam. Ist es, weil ich jetzt mit Scott zusammen bin? Ich habe ihm versichert, dass du kein Problem damit haben wirst. Lag ich falsch damit?“

Malia hatte Stiles gestellt, ein anderes Wort gab es dafür nicht, während er gerade beim Lebensmitteleinkaufen für seinen Dad war. Seit er für die große Finalschlacht nach Beacon Hills zurückgekommen war, hatte er sein Bestes getan um ihr aus dem Weg zu gehen, und natürlich war ihr das aufgefallen. Malia fiel wegen ihrer Vergangenheit als Vollzeit-Coyote mehr auf als die meisten anderen ihr zugestehen wollten, doch Stiles hatte immer gewusst, dass er nicht dazu in der Lage sein würde vor zu verbergen was in ihm vorging. Sie hatte von Donovan gewusst, und auch sonst immer alles bemerkt was mit ihm los war. Was ja genau der Grund war warum er ihr auswich und stattdessen seine meiste Zeit mit seinem Dad oder Lydia verbracht hatte.

Dass Scott und Malia ein Paar geworden waren, kam ihm irgendwie seltsam vor - er wollte nicht lügen was dieses Thema betraf - aber weniger wegen ihm selbst als viel mehr wegen Kira.

„Ich bin mit Lydia zusammen“, sagte er, „Es wäre doch sehr heuchlerisch von mir, wenn ich dir verbieten würde dir ebenfalls einen neuen Partner zu suchen. Ich will dass du glücklich bist. Und Scott ist ein guter Kerl, der seine Partnerin auf Händen trägt. Und ich will natürlich auch, dass er glücklich ist.“ Allerdings war er sich nicht so sicher, was Kira davon halten würde, dass Scott und Malia in ihrer Abwesenheit zusammen gefunden hatten, sobald sie wieder nach Beacon Hills zurückkäme. Wann immer das sein wird. Nicht so bald wie es scheint. Das ist wohl auch Scott klar geworden, weswegen er sich neu orientiert hat…

„Ich war allerdings ein wenig überrascht. Ich meine, Scott war nicht auf deiner Liste, oder? Ich hätte mehr mit Parrish gerechnet…“, räumte er ein.

„Scott war immer der Alpha“, erwiderte Malia, „Und er … mit ihm zusammen zu sein ist so ähnlich wie mit dir zusammen zu sein. Verstehst du?“

Nicht wirklich. Wollte ihm Malia damit sagen, dass sie Scott nur deswegen genommen hatte, weil sie Stiles nicht haben konnte? Und sollte ihm das schmeicheln, oder sollte er Scott bemitleiden? Oder meinte sie, dass sie damals, nachdem sie gerettet worden war, genauso gut bei Scott hätte landen können wie bei ihm und ihre ganze Beziehung nur reiner Zufall gewesen war? Darüber wollte Stiles lieber nicht nachdenken.

„Nein, aber das muss ich auch nicht“, erwiderte er, „Überraschende Paare sind momentan offenbar in, aber wie gesagt Hauptsache du bist glücklich.“ Scott und Malia waren nicht das einzige neue Paar von dessen Existenz Stiles erfahren hatte, nachdem er nach Beacon Hills zurückgekehrt war.

Melissa und Chris Argent waren keine wirkliche Überraschung, wenn er darüber nachdachte, aber er hatte es immer vorgezogen eben nicht über Melissas Liebesleben nachzudenken, da sie seit dem Tod seiner Mutter der Rolle seiner Mom am nächsten kam, und er es vorzog über das Liebesleben seiner Eltern nicht nachzudenken (zum Glück war der Versuch einer Romanze zwischen seinem Dad und Lydias Mutter im Keim erstick worden, bevor sie miteinander hatten ausgehen können, ansonsten wäre die Dinge zu Hause jetzt um einiges seltsamer als sie es sowieso schon waren), und er sonst darüber hätte nachdenken müssen, dass Melissa auch einmal mit Peter ausgegangen war.

Die wirkliche Überraschung waren die Neuigkeiten über Jackson und Ethan gewesen. Jackson dated Dannys Ex. Und ein männliches Wesen. Und jemanden, der nicht Lydia ist. Das war ein Gedanke, an den er sich wirklich erst einmal gewöhnen musste. Und ja, das würde dauern, weil Jackson nun mal Jackson Whittemore war. Aber er wollte nicht nur, dass Malia und Scott glücklich waren. Sein ganzes Rudel sollte glücklich sein, also gönnte er allen ihre neugefundene Liebe. Auch wenn ich nicht verstehe wie man einen Hauptgewinn wie Danny gegen Jackson Whittemore eintauschen kann… Aber das ist ein Stiles-Problem.

„Na gut“, meinte Malia, „Aber irgendetwas stimmt trotzdem nicht. Seit du zurückgekommen bist, hast du dich eigentlich nur Derek gegenüber wie immer benommen. Wir anderen … Es ist nicht gerade die kalte Schulter, aber irgendetwas ist anders. Bist du etwa immer noch sauer, dass wir dich nicht angerufen haben als das alles mit dem Anuk-ite und Monroe losgegangen ist?“

Natürlich war Stiles deswegen immer noch sauer, aber er wollte nicht zugeben, dass er so kleinlich war. Schon gar nicht gegenüber seiner Ex-Freundin, die nun mit seinem besten Freund zusammen war.

„Nein“, log er, „Ich bin deswegen nicht sauer.“ (Was wahr war, denn eigentlich war er viel mehr verletzt als sauer). „Natürlich stört es mich. Aber ich habe mich damit abgefunden, dass ihr eure Gründe dafür hattet.“ (Das allerdings war eine Lüge).

Malia musterte ihn mit einem Blick, der deutlich zeigte, dass sie ihm nicht glaubte.

„Na gut“, meinte sie, „aber was ist es dann?“

Stiles zögerte.

„Komm schon!“, forderte Malia, „Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst. Ich verurteile niemanden, schon gar nicht dich.“

Das stimmte prinzipiell schon, aber zugleich war Malia jetzt eben mit Scott zusammen, und Stiles wusste aus eigener Erfahrung, dass sie eine loyale Partnerin war, die nicht gerade positiv darauf reagierte, wenn man ihren Partner kritisierte. Also wäre es wohl besser diese ganze Sache indirekt anzugehen, nahm er an.

„Ich bin nur mit der Gesamtsituation unzufrieden“, meinte er, „Seit ich nach Beacon Hills zurückgekommen bin und erfahren habe was alles passiert ist; dass niemand außer Coach Liam geholfen hat als in seine Mitschüler verprügelt haben nur weil er ein Werwolf ist, dass Jackson und Ethan einfach so wieder zurück nach London gegangen sind, dass Kira immer noch bei den Skin-Walkern ist und Isaac sich gar nicht erst hat blicken lassen, Deucalions Tod, und dass Monroe entkommen ist und irgendwo dort draußen momentan vielleicht gerade eine neue Armee aufbaut … Das alles gefällt mir nicht. Genauso wenig wie Direktor Martins Passivität oder nicht zu wissen was aus den beiden am wenigsten gemochten Argents wurde… Du weißt, dass ich gerne alles unter Kontrolle habe, und im Moment habe ich einfach das Gefühl, dass wir nichts unter Kontrolle haben. Und das irritiert mich.“

Malia musterte ihn aufmerksam und nickte dann. „Okay, das sehe ich ein. Es erklärt nicht warum du dich uns allen gegenüber so seltsam verhältst, aber es erklärt was mit dir los ist“, erwiderte sie, „Jetzt stellt sich nur noch die Frage was du tun willst um dich wieder besser zu fühlen. Ich nehme an du hast einen Plan? Immerhin hast du immer einen Plan.“

Stiles nickte zustimmend. „Oh ja“, sagte er, „Ich habe tatsächlich einen Plan.“


Stiles war von Anfang an klar gewesen, dass sein Plan nicht auf besonders viel Gegenliebe stoßen würde, weswegen er ja auch gezögert hatte den anderen seinen Gedanken mitzuteilen. Er wusste aber auch, dass er nicht einfach einen auf Scott machen konnte und hinter den Rücken seines besten Freundes Entscheidungen treffen und durchführen konnte. Er musste zumindest ankündigen was er vorhatte.

„Also ich bin mir nicht so sicher, ob das eine gute Idee ist“, meinte Scott, „Nach allem, was passiert ist – und du warst ja nicht da, du hast es nicht miterlebt – ist uns alle an einem Ort zu versammeln eher nicht die Lösung. Es würde uns zu einem viel zu verlockenden Ziel machen. Nicht zu übersehen und all das. Monroe könnte zurückkommen und eine Handgranate in mein Haus werfen, wenn wir uns alle dort zu einer Besprechung versammelt haben, und das war’s.“

Das klang ziemlich offensichtlich nach etwas, das während Stiles‘ Abwesenheit in der einen oder anderen Form passiert sein musste, und das Argument war nachvollziehbar für ihn, aber auch sein Gegenargument sollte nachvollziehbar sein.

„Zusammen sind wir stärker“, erklärte er, „Und nach allem, was ich weiß, haben sie Jackson und Ethan angegriffen, weil sie dachten, dass sie alleine und damit leichter zu erwischen sind. Eine vereinte Front ist eine starke Front, finde ich zumindest. Hättest du Kira und Isaac nicht lieber hier als irgendwo dort draußen ohne zu wissen wo?“ (Und nein, Stiles fühlte sich nicht schuldig, weil er Kira ins Spiel brachte; im Gegenteil, irgendjemand musste an sie denken und alle anderen an ihre Existenz erinnern, neue Beziehung von Malia und Scott hin oder her).

„Natürlich“, behauptete Scott, „Aber ich will sie auch nicht unnötig gefährden.“

„Das will ich auch nicht“, erklärte Stiles, „Und ich finde eben, dass sie alleine verwundbarer sind als wenn sie bei uns sind.“

Scott schien einen Moment über die ganze Sache nachzudenken. „Es gefällt mir immer noch nicht“, gab er dann zu, „Aber vielleicht hast du recht. Vielleicht ist es doch das Beste uns alle zusammen zu führen. Ich fand ja auch, dass es eine gute Idee wäre dich zu beschützen, indem ich dich aus allen raus halte, und offenbar nimmst du mir das übel. Vielleicht nehmen die anderen es mir ja auch übel, dass ich sie versuche aus allem raus zu halten…“

Was nicht der Grund sein sollte um deine Meinung zu ändern. Ihre Sicherheit sollte der Grund sein, sagte Stiles nicht, sondern er wiederholte nur: „Es wäre besser, wenn wir alle zusammen sind und unser weiteres gemeinsames Vorgehen aufeinander abstimmen.“

„Also gut“, gab Scott schließlich nach, „Holen wir alle nach Hause.“

Was keiner von beiden aussprach war allerdings, dass keineswegs sicher war, dass die anderen auch alle nach Hause kommen wollen würden.


Um ehrlich zu sein hatte Stiles die ganze „Isaac ist in Frankreich“-Nummer immer für ein wenig verdächtig gehalten. Um so mehr da Isaac Beacon Hills zusammen mit Chris Argent verlassen hatte, Chris dann aber alleine in die Stadt zurückgekommen war, und das immer wieder.

Isaacs gesamte Familie war tot – sein Bruder und sein Vater waren gestorben, und von anderen Verwandten hatte Stiles nie auch nur ein Wort vernommen. Nach dem Tod seines Vaters war Isaac mehr oder weniger direkt bei Derek und dann später bei Melissa eingezogen, und niemand hatte das jemals in Frage gestellt. Keine Großeltern waren aufgetaucht und hatten ihr Enkelkind zurückgefordert, keine junge Tante hatte große Schwester für ihn spielen wollen, kein reicher Onkel hatte ihm sein Erbe angeboten, noch nicht einmal irgendein Cousin hatte sich materialisiert um nach dem Rechten zu sehen. Falls Isaac andere Verwandte hatte, war er ihnen herzlich egal. (Nicht nur weil sie sich nach dem Tod seines Vaters nicht um ihn gekümmert hatten, sondern auch weil sie ihn bei diesem Monster hatten leben lassen ohne einen Finger zu rühren um etwas dagegen zu unternehmen!).

Und ja, soweit Stiles wusste (und er wusste alles) hatte Isaac sich mit Dereks Hilfe emanzipieren lassen, eben für den Fall, dass doch ein verschollener Verwandter auftauchen würde, aber trotzdem war der Mangel an familiärer Fürsorge verdächtig. Doch wenn es doch irgendwo verschollene Verwandte gab, dann waren die sicherlich nicht in Frankreich zu finden.

Aus Frankreich stammte allerdings die Familie Argent. Wenn Isaac bei Verwandten untergekommen war, dann bei Chris Argents Verwandten, was angesichts der Tatsache, dass Isaac ein Werwolf war und die Argents eine Familie von Werwolfjägern ein beunruhigender Gedanke war. Noch mehr wenn man bedachte, dass neben der toten Allison Gerad und Kate die einzig anderen Verwandten von Chris waren, die man in Beacon Hills kannte.

Objektiv gesehen musste Chris irgendwann mal eine Mutter gehabt haben, die dafür verantwortlich war, dass weniger psychotisch geworden war als sein Vater und seine Schwester, und die möglicherweise noch lebte und/oder noch lebende Verwandte hatte, die auch nicht zwingenderweise alle Argent heißen mussten oder Werwolf-Jäger sein mussten, aber im Großen und Ganzen stand Stiles jeder Verwandtschaft von Chris Argent trotzdem misstrauisch gegenüber.

Natürlich hatte Chris Isaac wirklich gemocht, er würde den Jungen also wohl kaum freiwillig einer großen Gefahr aussetzen. Aber Stiles hatte im Laufe der letzten paar Jahre nun mal gelernt, dass es besser war misstrauisch zu sein.

Isaac hatte sich nach allem was er wusste so gut wie nie bei Scott oder Derek gemeldet, seit er nach Frankreich gegangen war. Derek besaß natürlich kein Telefon (weil er ein verdammter sturer Hale war und behauptete so etwas nicht zu brauchen, obwohl das so was von überhaupt nicht stimmte!), aber Scotts und Melissas Anschluss war seit sie nach Beacon Hills gekommen waren immer noch der gleiche, und Isaac hatte diese Nummer, weil er ja immerhin selbst einmal in diesem Haus gewohnt hatte. Dass das Rudel in den letzten Jahren mehr Kontakt mit Jackson Whittemore als mit Isaac Lahey gehalten hatte war eigentlich nicht einsichtig. Dafür musste es einen Grund geben, und ein Teil von Stiles hatte immer befürchtet, dass dieser Grund ein erschreckender sein könnte.

Am Anfang hatte er eingesehen und akzeptiert, dass Isaac wegen seines gebrochenen Herzens Abstand brauchte. Immerhin war er derjenige gewesen, der mit Allison zusammen gewesen war, als sie gestorben war. Und außerdem war Chris zu diesem Zeitpunkt noch bei ihm gewesen. Dann war alles mit Kate passiert und hatte Chris verständlicherweise alleine in die Stadt zurückgebracht und dazu gebracht die Stadt wieder zu verlassen, auf der Suche nach seiner verrückten Schwester. Zu diesem Zeitpunkt hatte Stiles eigentlich damit gerechnet, dass sie Isaac nach den Sommerferien wiedersehen würden. Denn wenn der Jäger durch die Staaten auf der Jagd nach seiner Werjaguar-Schwester zog, könnte er Isaac ja wohl kaum weiterhin so einfach in Frankreich zurücklassen, oder nicht?

Doch ihr Abschluss-Jahr begann, und Isaac kehrte nicht zurück. Und Theo brachte alles durcheinander, so dass Stiles eigentlich keine Zeit hatte sich darüber zu wundern was aus Isaac geworden war. Und da er Chris Argent in dieser Zeit auch nicht zu Gesicht bekam, nahm er eigentlich an, dass der Mann seine Suche beendet hatte und zu Isaac nach Frankreich zurückgekehrt war.

Doch dann kam Chris wieder zurück nach Beacon Hills um ihnen gegen die Dread Doctors zu helfen und blieb, und in all der Zeit erwähnte er Isaac mit keinem Wort. Und keiner kam auf die Idee nach Isaac zu fragen. Und dann wurde Stiles aus der Realität gelöscht und konnte gar keine Fragen mehr stellen, und als er zurückkam bestand eine seltsame Spannung zwischen Melissa und Chris bis der wieder untertauchte und Stiles‘ Schulkarriere endete. Isaac machte seinen Abschluss, wenn überhaupt, wohl in Frankreich. Und natürlich liefen sie sich später auch  in Quantico nicht über den Weg, warum sollten sie auch?

Jetzt war es also höchste Zeit herauszufinden was eigentlich aus Isaac geworden war und hoffentlich zu erfahren, dass es ihm gut ging.

„Ich hätte es bemerkt, wenn ihm was passiert wäre“, behauptete Derek, „Zwischen einem Alpha und seinem Beta besteht ein tiefes Band, das….“

„Du bist aber kein Alpha mehr und hattest zwischendurch deine Werwolf-Kräfte fast ganz verloren, erinnerst du dich?“, widersprach Stiles sofort, „Wer weiß, ob du ihn noch spüren würdest oder nicht? Und außerdem kann ich mich nicht erinnern, dass Scott gespürt hätte, dass du Peter umgebracht hast.“

„Das war etwas anderes“, behauptete Derek, „Scott war der Beta. Und außerdem war ihr Band kein einvernehmliches. Scott hat sich immer dagegen gewehrt. Aber wenn zum Beispiel Liam etwas zustoßen würde, dann würde Scott das aber spüren. Genau wie ich es bemerken würde, wenn Isaac etwas zustößt.“

„Noch mal: Du bist kein Alpha mehr“, betonte Stiles, „Woher willst du wissen, ob diese Regel für euch beide immer noch gilt?“

„Ein veränderter Status ändert nichts an dem Band. Wenn man es genau nimmt, dann sind Peter und Scott immer noch verbunden, und das obwohl Peter zwischenzeitlich tot war“, widersprach Derek, „Was denkst du warum Peter Scott immer wieder hilft? Aus der Güte seines Herzens heraus?“

Stiles war sich nicht sicher, ob er Derek glauben sollte, denn Derek wusste nicht so viel wie er dachte zu wissen. (Er hatte nicht einmal gewusst, dass Deaton der Abgesandte seines Rudels gewesen war). „Peter hat auch versucht Scott umzubringen, und die Mitglieder des Alpha-Rudels haben ihre Betas sogar wirklich umgebracht. Vergib mir also, wenn ich dieses mystische Band zwischen Beißer und Gebissenen nicht besonders ernst nehme“, gab Stiles zurück, „Ich glaube an Fakten, nicht an Gefühle basierend auf Werwolf-Mythologie.“

Derek verdrehte nur vielsagend seine Augen. „Ich glaube an Braedens Spionage-Fähigkeiten. Wenn ihm was passiert wäre, dann wüsste ich es“, meinte er. Von wegen mystisches Band zwischen einem Alpha und seinem Beta, Derek hatte darauf ja nicht mal selber vertraut!

„Er studiert an der Sorbonne“, behauptete Chris Argent.

„Isaac? Ernsthaft?“ Stiles konnte sich das irgendwie nicht vorstellen.

„Stiles, die Argents sind stinkreich. Nach Allisons Tod habe ich ihren College-Fund auf Isaac übertragen und vorher die pariser Privatschule für ihn bezahlt. Isaac ist verdammt klug, glaub es oder nicht, und talentiert. Weg von Beacon Hills zu sein hat ihm die Möglichkeit gegeben zu sich selbst zu finden, sein Trauma aufzuarbeiten, und neu anzufangen. Ja, nach Allisons Tod war es zunächst nicht leicht, aber inzwischen geht es ihm gut, besser als den meisten von uns hier, und wenn wir wollen, dass es so bleibt, dann sollten wir ihn einfach in Ruhe lassen. Er ist nicht in Gefahr. Einer meiner Leute hat ein Auge auf ihn, und er kann sich sehr gut selbst verteidigen wie du vielleicht noch weißt“, erklärte Chris, „Wir telefonieren wöchentlich. Isaac und ich. Und sein Leibwächter und ich. Ich passe auf mein Kind auf. Du solltest ihn einfach in Ruhe lassen. Es wird seine Gründe haben warum er sich nie mehr bei euch gemeldet hat.“

Das hörte sich alles zu vernünftig an um wahr zu sein. Und beruhigte Stiles kein bisschen, denn ja, ein toter oder verletzter Isaac wäre ein akzeptablerer Grund für die Funkstille als ein Isaac, der „Gründe“ gehabt hatte um sich nie mehr zu melden.

Stiles nahm sich einen Moment um als Rudelführer darüber nachzudenken, ob Chris recht hatte, und es besser wäre Isaac einfach in Ruhe zu lassen. Wenn er seinen Frieden gefunden hatte, über seinen Vater, Allison, Erica und Boyd, Dereks scheinbare Ablehnung, Scotts ewige Liebe zu Allison, und Stiles Taten als Nogitsune hinweggekommen war, hätte er es dann nicht verdient sein Leben weiterleben zu dürfen ohne jemanden von ihnen wiedersehen zu müssen? (Oder ziehst du das nur in Betracht um nicht bestätig zu bekommen, dass er dich hasst, weil Allison deinetwegen gestorben ist?)

Klar, er könnte stattdessen noch London gehen, Cora besuchen, oder nach einem Weg suchen um Kira zu befreien. Aber…

… vielleicht fühlte sich Isaac in Wahrheit nur genauso zurückgesetzt darüber, dass er nie angerufen worden war wie sich Stiles gefühlt hatte als er erfahren hatte was in Beacon Hills passiert war, während er in Quantico gewesen war und versucht hatte Derek den Hintern zu retten, und meldete sich deswegen nicht. Immerhin funktionierten Telefone in zwei Richtungen. (Moment, war das nicht Scotts Argument gewesen?! Verdammt!)

Aber wichtiger war: Stiles hatte beschlossen, dass es sicherer war, wenn sie alle wieder vereint wären. Und damit hatte er auch wirklich sie alle gemeint. Möglicherweise verletzte Gefühle hin oder her.

„Die Sorbonne, ja? Ich wollte immer schon mal nach Paris“, meinte er schließlich, „Sag mir einfach wo ich ihn finde. Es ist an der Zeit, dass dieses spezielle Kind nach Hause zu seiner Familie kommt.“

 

Notes:

Es folgt: Ein Trip nach Paris und ein Wiedersehen mit Isaac!

Reviews?

Chapter 11: Versammelt die Truppen: II.

Summary:

Teil von "Versammelt die Truppen".

Notes:

Zusätzliche Warning: Coach Lahey und seine Erziehungsmethoden werden diskutiert - also Extra-Angst und implizierter vergangene Kindesmisshandlung, außerdem: Trauer und Depression

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

II.


Vermutlich hätte Stiles vorhersehen müssen, dass Lydia, sobald sie erfahren würde, dass er nach Paris wollte, darauf bestehen würde mitzukommen. Immerhin war sie Lydia Martin, und so sehr sie sich in den letzten Jahren verändert hatte, so sehr konnte sie „einem romantischen Trip nach Paris“ nicht widerstehen.

„Es wird kein romantischer Trip werden“, hatte Stiles versucht sich herauszureden, „Wir besuchen Isaac. Empfindest du das als romantisch?“ (Und wenn ja, was genau hätte das dann zu bedeuten?).

„Paris ist immer romantisch. Jeder weiß das. Jackson hat mir immer versprochen mit mir nach Paris zu fliegen“, erklärte Lydia, „Sogar Aiden hat mir versprochen mit mir nach Paris zu fliegen. Jordan hat es mir nicht versprochen, weil wir … über wenig gesprochen haben, was nicht  mit Höllenhunden und Banshees zu tun hatte, aber er wäre mit mir nach Paris geflogen, wenn es sich ergeben hätte, da bin ich mir sicher.“

Offenbar versuchte sie ihm ein schlechtes Gewissen zu machen indem sie ihn mit ihren (besseren) Ex-Freunden verglich. Doch Stiles ließ sich davon nicht beeindrucken. Sein bestes Gegenargument („Malia hat mir nicht vorenthalten was in Beacon Hills vor sich geht, also haben wir wohl beide down statt upgegraded“) konnte er leider nicht bringen, weil es nicht wahr war (denn immerhin hatte ihm Malia genauso wie Lydia vorenthalten was in Beacon Hills vor sich ging und davor den Plan, ihre Mutter zusammen mit Braeden zu finden und zu töten, verschwiegen), also erwiderte er nur: „Du kannst gerne jederzeit mit Jackson oder Parrish oder beiden nach Paris fliegen. Mich bringen Rudelangelegenheiten dort hin. Es wird keine Zeit für Sightseeing oder Einkaufen bleiben.“

Doch Lydia Martin hatte sich noch nie von lächerlichen Dingen wie Vernunft eines Besseren belehren lassen, genau das hatte Stiles ja immer so sehr an ihr gemocht. Also kam sie doch mit nach Paris.

Was natürlich dazu führte, dass der ganze Ausflug komplizierter wurde als geplant gewesen war. Anstatt direkt zu Isaac zu gehen, gingen sie einkaufen, in ein Bistrot essen, fuhren mit einem Tourismus-Boot die Seine entlang, und landeten irgendwie mit Fotokameras bewaffnet vor dem Eiffelturm, dem Arc de Triomphe, und Notre-Dame, und dann auch noch vor und im Louvre. Dafür, dass das hier eigentlich kein Urlaub werden sollte, fühlte er sich verdammt nach einem an.

„Ach, komm schon, schmoll nicht“, meinte Lydia zu ihm, als sie erschöpft zusammen in einem kleinen Café saßen, „Iss noch was von deinem Sorbet, das hier ist echtes Sorbet und keine einfache Eiscreme…“

„Können wir jetzt endlich Isaac suchen, oder willst du vorher noch nach Disneyland?“, wollte Stiles noch wissen und verfluchte sich im nächsten Moment dafür, dass er diese Frage gestellt hatte. Sie würde doch nicht wirklich nach Disneyland wollen, oder? Immerhin konnte sie die diversen Disney-Attraktionen in den guten alten USA jederzeit besuchen, dazu musste sie nicht nach Europa fahren. Allerdings…

„Ich meine, ein kultureller Vergleich zwischen Disneyland Paris und den amerikanischen Disney-Parks wäre schon interessant“, sagte Lydia.

Stiles verdrehte sie Augen und suchte nach einem brauchbaren Argument gegen einen Trip nach Disneyland, aber bis auf die Tatsache, dass sie sich das nicht leisten konnten, fiel ihm nichts ein, und diese Tatsache hatte sie nicht davon abgehalten alles andere, was sie bisher bereits in Paris getan hatten, zu machen, also würde er es nichts bringen.

Und schon war Lydia auf ihrem Handy damit beschäftigt ihren Trip nach Disneyland für den nächsten Tag zu planen.

„Die Sorbonne ist kulturell auch interessant, weißt du“, warf Stiles ein, „Und wenn wir hingehen, dann könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – wir könnten sie Universität besichtigen und Isaac suchen…“

„Das hat alles bis übermorgen Zeit“, befand Lydia, „Dann hätten wir die drei Tage, die wir hier sind, am Besten genutzt. Planung ist alles.“

Oh ja, Planung war alles. Und Stiles hatte eigentlich geplant gehabt drei Tage Zeit zu haben um Isaac davon zu überzeugen mit ihnen nach Beacon Hills zurückzukommen. Doch stattdessen stand ihm jetzt ein Trip nach Disneyland Paris bevor wie es aussah. Wie toll.

„Oder wir tauschen die Tage. Vielleicht will Isaac ja mit nach Disneyland?“, schlug er vor.

Lydia warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Denkst du wirklich er war jahrelang hier ohne je dorthin gefahren zu sein?“, gab sie nur zurück.

Darauf hatte Stiles zugegebenermaßen keine Antwort parat.

Also verbrachten sie den nächsten Tag in Disneyland vor allem mit der Haupttätigkeit aller Leute, die jemals das Resort betreten hatten: Mit Schlangestehen. Aber zumindest konnte sich Stiles währenddessen überlegen was er am nächsten Tag am Besten zu Isaac sagen würde. Das war auch etwas. Oder nicht?


Mit seinem langen Scheidensaal und seiner unordentlichen Frisur und lockeren Haltung wirkte Isaac Lahey wie ein wahrer Pariser. Deswegen also die Schal-Besessenheit. Ich hätte mir gleich denken können, dass da mehr dahinter steckt.

Isaac hatte nie wirklich nach Beacon Hills gepasst, er war immer ein seltsamer Außenseiter gewesen. Camden war der sportliche beliebte Jock gewesen, den alle bewundert hatten. Isaac war in seinem Schatten aufgewachsen und war immer schon irgendwie merkwürdig gewesen. Durch die Misshandlungen, die er durch die Hand seines Vaters hatte erfahren müssen, war er zu einem unsicheren introvertierten Sonderling geworden, mit dem sich keiner so wirklich abgeben wollte.

Selbst Stiles hatte Isaac lange Zeit für vor allem sonderbar gehalten. Im Lacrosse-Team war er ein Einzelgänger gewesen; er spielte nicht wie Jackson oder Danny, weil er den Sport mochte, oder wie Scott und Stiles, weil er durch den Sport etwas erreichen wollte, er spielte Lacrosse weil sein Vater ihn dazu zwang, und das spürten alle und gingen ihm daher aus dem Weg. Als ihn dann auch noch über Nacht der Wachstumsschub erwischte, und er damit begann in die Höhe zu schießen, wurde er dadurch zu allen Überfluss auch noch irgendwie unheimlich.

Nachdem er zum Werwolf wurde, versuchte Isaac sich ein neues Image zuzulegen: Mit Lederjacke und neuer Einstellung kopierte er wie sein ganzes Rudel Derek, und wirkte dadurch nur noch unnahbarer als zuvor. Nachdem er dann „Alpha wechsle dich“ spielte und sich zuerst mit Scott anfreundete und dann seinem Rudel beitrat und sogar bei ihm einzog, änderte er sich wieder, wurde entspannter, sarkastischer, unangepasster, er wurde … Na ja, eigentlich wurde er mehr wie Stiles, wenn man es nüchtern betrachtete. Hatte er zuerst Derek kopiert, war er dann dazu übergangen den anderen Rudelführer in seinem Leben, also Stiles, zu kopieren.

Camden, Derek, Stiles – Isaac hatte immer so getan als ob er wie jemand anderer wäre um dazu zu passen. Vielleicht war er ironischerweise gerade mal in der Gegenwart von Allison und Chris er selbst gewesen - der Werwolf, der nur zu den Werwolf-Jägern ehrlich war.

Doch jetzt, unter all den pariser Studenten, wirkte er zum ersten Mal seit Stiles ihn kannte wie er selbst. Er lachte sogar mit den anderen.

„Vielleicht hatte Argent recht“, meinte Stiles leise zu Lydia, „Vielleicht sollten wir einfach wieder gehen.“

Lydia drückte seine Hand aufmunternd. „Wir sind den ganzen Weg hierher gekommen, wir sollten ihm wenigstens hallo sagen“, meinte sie, setzte sich in Bewegung und zog Stiles hinter sich her. Lydia zu daten bedeutete nun mal von ihr herumgeschupst zu werden, das hatte Stiles immer gewusst, er hatte es bei Jackson beobachtet, und nun erlebte er es am eigenen Leib. Sie sagte wo es lang ging (in jeder Hinsicht; sie machten rum, wenn sie es wollte, kuschelten, wenn sie es wollte, und was alles andere anging … nun da war noch nicht viel gelaufen, vor allem auch weil sie das so wollte, weil „wir uns auf diese Weise erst so richtig kennenlernen sollten, bevor wir zu viel machen“ und sie seit sie ein Paar geworden waren kaum Zeit miteinander verbracht hatten), also trottete er ihr brav hinterher.

Und blieb dann wie angewurzelt stehen, als ein anderer Student Isaac vor ihnen beiden erreichte und ihn zur Begrüßung auf den Mund küsste. Europäer waren zwar weniger verklemmt als Amerikaner und küssten sich bei allen möglichen Gelegenheiten, aber als Stiles den neu hinzugekommenen Studenten dabei beobachtete wie er sich bei Isaac unterhackte und leicht gegen ihn lehnte, war er sich doch ziemlich sicher, dass das kein freundschaftlicher Begrüßungskuss gewesen war.

„Zuerst Jackson und jetzt Isaac?“, murmelte er, „Haben sich alle dazu entschlossen ihre Zeit außerhalb von Beacon Hills dazu zu nützen um mit anderen Mitgliedern des eigenen Geschlechts zu experimentieren?“

„Keine Ahnung, hast du? Ich dachte, wenn du weit genug weg von Danny bist, muss ich mir darum keine Sorgen machen“, erwiderte Lydia leicht hin, „Oder gibt es etwas, das ich wissen sollte?“

Stiles warf ihr einen irritierten Blick zu. „Ich würde es nie wagen dich zu betrügen, egal mit wem“, erwiderte er.

„Dann ist ja gut. Komm schon.“ Lydia zog ihn wieder hinter sich her in Richtung Isaac, der seinen Kopf in ihre Richtung drehte, als er ihren Geruch witterte und sich dann wie sichtbar erschrocken von seinem speziellen Freund löste. Also lief da eindeutig was. Gut zu wissen.

„Stiles. Lydia“, begrüßte Isaac sie, als sie ihn erreicht hatten, „Ich wusste nicht, dass ihr vorhabt zu kommen.“

„Wir wollten dich überraschen“, meinte Lydia.

Stiles deutete auf den Jungen neben ihm. „Wer ist dein Freund?“

„Das ist Jean Claude“, erklärte Isaac. (Natürlich würde er Jean Claude heißen. Und wie Stiles jetzt feststellte umwerfende blitzblaue Augen haben und unfrisierte schwarze Locken, die ihm ein gewisses hungernder Künstler-Image verliehen. Natürlich würde Isaac auf so einen Kerl reinfallen!)

„Bonjours“, meinte Jean Claude.

„Bonjours“, erwiderte Lydia, „Je suis Lydia. Et c’est mon Petit Ami Stiles.“

Was heißt hier klein?! So klein bin ich doch gar nicht! Stiles warf Lydia einen empörten Blick zu, auf den sie aber nicht reagierte.

„ Enchantè de vous renontrer. Isaac m’a beaucoup parlé de vous“, behauptete Jean Claude.

„Das ist interessant, weil er dich uns gegenüber noch nie erwähnt hat“, gab Stiles zurück, und warf Isaac einen vielsagenden Blick zu, „Aber egal, wir würden uns gerne einen Moment alleine mit Isaac unterhalten. Nur wir Amerikaner sozusagen.“

Jean Claude warf Isaac einen fragenden Blick zu, woraufhin dieser nickte. Dann verabschiedete sich der Franzose, dieses mal allerdings ohne Kuss, und machte sich wieder davon. Isaacs andere Freunde winkten ebenfalls und zogen sich zurück.

Isaac musterte Stiles und Lydia einen Moment lang, seufzte dann und meinte: „Gehen wir ein Stück.“

Sie schlenderten zu dritt über den Campus. Im ersten Moment herrschte Schweigen vor, und Stiles versuchte sich an die Absurdität zu gewöhnen über einen Universitätscampus in Paris zu schlendern als wären sie alle vollkommenen normale Teenager zu Beginn des Rests ihres Lebens mit vollkommen normalen Problemen.

„Wie geht es Scott?“, wollte Isaac dann wissen, „Er ist nicht mitgekommen, oder?“

Stiles lag eine sarkastische Entgegnung ala „Oh doch, er ist unsichtbar und versteckt sich hinter Lydias Parfum“ auf der Zunge, aber er riss sich am Riemen. Isaac hatte diese Frage wie nebenbei gestellt, doch Stiles konnte eine gewisse Verletzlichkeit durchklingen hören, die ihm selbst nicht unbekannt war. Er dachte wieder daran wie er sich gefühlt hatte, als er erfahren hatte, was Scott, Malia und Lydia alles vor ihm über die Geschehnisse in Beacon Hills verborgen hatten.

„Scott denkt er muss alle beschützen“, sagte er, „Und dazu gehört für ihn auch diejenigen, die es aus Beacon Hills herausgeschafft haben, in Ruhe ihr Leben leben zu lassen. Chris Argent war übrigens auch der Meinung, dass wir dich in Ruhe lassen sollten. Hatte er recht? Willst du in Wahrheit gar nicht wissen was in Beacon Hills vorgeht? Was das Rudel so treibt?“

Isaac warf ihm einen Seitenblick zu. „Wollen ist der falsche Ausdruck“, meinte er, „Nach Allison … Als ich in Frankreich angekommen bin, war ich ziemlich fertig.  Wegen allem, was passiert war. Es ist seltsam, ich meine, ich war zum ersten Mal seit Jahren in Sicherheit, also hätte es mir eigentlich besser gehen sollen, aber …. nachdem ich realisiert hatte, dass ich nicht mehr auf der Hut sein muss, nachdem das Adrenalin nachgelassen hatte, da ist alles über mich hereingebrochen: Mein Dad und alles was er getan hat, sein Tod, ein Werwolf zu werden, Erica und Boyd, Aiden, Allison, der Nogitsune, das Alpha-Rudel … „

„Ich konnte tagelang nicht aus dem Bett aufstehen. Oder besser gesagt nicht unter dem Bett hervorkommen. … Du weißt ja wie das ist. Hast es schon mal gesehen.“ Isaac warf Lydia einen entschuldigenden Blick zu. „Stiles kann dir alles erzählen, wenn du möchtest, ich will es aber jetzt nicht noch mal durchleben.“

Sein Blick schweifte ins Nichts. „Also ja, es war schlimm. Chris hat das mehr als nur ein bisschen erschreckt. Vor allem, weil Allison doch gerade erst… Auf jeden Fall ging es vorbei, und die Dinge wurden besser. Mir ging es besser. Ich konnte neu anfangen. Mitten unter einer Familie, die Werwölfe jagt, ausgerechnet. Seltsam, ich weiß, aber … Auf jeden Fall verstehe ich warum er denkt, dass es besser für mich wäre, wenn ich fern von all dem in Ruhe leben kann. Das heißt aber nicht, dass ich nicht wissen will was passiert ist. Oder nicht helfen würde.“

Stiles nickte. Er konnte das alles sehr gut verstehen. Besser als ihm lieb war.

„Nach Allison … Ich hatte das Gefühl, dass sie niemand jemals ersetzen könnte. Ich wollte keine Mädchen daten. Aber irgendwann … Jean Claude … ich dachte, dass es vielleicht in Ordnung wäre ein paar der … verwirrenderen Gefühle, dich ich damals in Beacon Hills hatte, zu erforschen, indem ich neue Bekanntschaften schließe“, fuhr Isaac fort, „Ich wollte nicht … Ich wollte nichts vor euch verbergen oder so. Es ist nur … auch neu für mich. Ich meine, ich wusste, dass ich es dir sagen kann, Stiles. Und dir, Lydia. Kira hätte es verstanden, klar aber…“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich musste es selbst erst verstehen lernen.“

Ihm mitzuteilen, dass Jackson jetzt Ethan datete wäre wohl der falsche Ansatz, also unterließ Stiles das. „Ich denke nicht, dass Scott … oder Derek, was das angeht … ein Problem damit hätten, dass du dich selbst suchst“, meinte er stattdessen langsam, „Scott ist jetzt mit Malia zusammen. Und Derek mit Braeden. Und Melissa hat Liam sogar verziehen, dass er versucht hat Scott umzubringen. Sie hätte kein Problem damit, dass du mit nicht-vollkommen-platonischen Gefühlen für ihren Sohn unter ihrem Dach gewohnt hast. Sie ist eine coole Mom.“

„Das weiß ich doch, aber…“ Isaac unterbrach sich, aber er musste es nicht sagen. Sein Vater stand wie ein drohender Schatten zwischen ihm und allen anderen.

„Ich hab mal … ein Glas fallen lassen. War abgelenkt und übermüdet. Es ist mir einfach aus der Hand gerutscht und zersplittert. Ich sah es zerspringen und dachte jetzt schlägt er mich grün und blau. Chris, meine ich. Ich meine, ich wusste er würde nie die Hand gegen mich erheben, schon gar nicht wegen so einer Kleinigkeit, aber … ein Teil von mir hat es trotzdem erwartet. Und seine Mom, die ist altmodisch und war mit Gerad verheiratet, und ich dachte, wenn er’s nicht tut, dann tut sie es. Natürlich würde sie nie so was tun, sie ist viel zu nett dafür, aber … ich dachte trotzdem … Selbst bei Melissa, selbst bei Derek, manchmal sogar bei Scott…“ Isaac schüttelte den Kopf. „Ein Teil von mir rechnet immer mit dem Schlimmsten. Ein Teil von mir denkt auch immer, dass ich es verdient habe, das Schlimmste meine ich. Nicht das Rudelgerangel unter uns Wölfen, nein den echten Schmerz. Ich erwarte ihn immer. Ich weiß es besser, aber…“ Er zuckte mit den Schultern. „Bin nun mal kaputt in der Birne.“ Er zog eine Grimasse.

Stiles wechselten einen Blick mit Lydia. „Diese Ausrede bringst du immer noch was?“, meinte er dann, wenn auch sehr sanft, „Ich bin Isaac das Opfer. … Auch Opfer können andere anrufen.“

„Ja, ich weiß aber…“

„Ich dachte es ist, weil du mich hasst, weil Allison und Aiden meinetwegen gestorben sind. Weil du Angst vor  mir hast, weil ich dir weh getan habe so wie er es getan hat“, fuhr Stiles fort, „Aber stattdessen warst du einfach … was? Zu faul und wolltest dein Coming Out vor Scott verzögern, bis es sich nicht mehr vermeiden lässt?“

Isaac blinzelte. Dann kratzte er sich am Kopf. „Nun, das fasst es ganz gut zusammen, denke ich“, gab er zu, „Aber ehrlich: Angst vor dir? Komm schon, das ist doch lächerlich. Ich habe mich eher schlecht gefühlt, weil ich nicht mehr auf dich aufpassen kann. Jeder weiß, dass Scott dazu nicht fähig ist, aber woher sollte ich wissen, dass Derek sich absetzt?“

Stiles verpasste ihm einen nicht gerade vorsichtigen Stoß. Immerhin war Isaac ein Werwolf, für den konnte und musste es bei so was mehr sein, das wusste er inzwischen.

„Ich möchte dich hiermit wissen lassen, dass ich eigenhändig einen Nazi-Werwolf niedergeschlagen habe, ich brauche keinen Werwolf-Bodyguard“, meinte er, „Anders sieht es bei euch übernatürlichen Wesen aus. Es gab da in den letzten Monaten Entwicklungen…“

Und dann gab er eine schnelle Zusammenfassung über Monroe, Gerad, und alles andere, was vorgefallen war (soweit Stiles davon eben wusste). „Ich bin der Meinung das Rudel ist sicherer, wenn wir alle zusammen stehen und uns an einem Ort sammeln. Küss also deinen Freund und komm zurück nach Beacon Hills. Wo wir ein Auge auf dich haben können. Jackson und Ethan wurden in London überfallen, Paris ist also nicht gezwungenermaßen sicher. Und deine diversen Bewacher können nicht immer alles mitbekommen. Außerdem brauche ich einen verlässlichen Beta an meiner Seite. Liam hat irgendwas mit Theo, einem alten Freund von uns, der zurückkam und uns zwischenzeitlich umbringen wollte, am Laufen, und die Hales sind die Hales. Tu mir also den Gefallen und komm heim.“

Isaac nickte nur. „Ich werde versuchen Jean Claude zu erklären, dass ich ihn für einen anderen Mann verlasse, der mich dringender braucht, und hoffen, dass er mir verzeiht“, sagte er dann.

Stiles rollte mit den Augen. „Du kannst ihm versichern, dass er dich in einem Stück und unberührt zurückbekommt. Ich hab alle Hände voll mit Lydia zu tun“, meinte er nur.

Lydia nickte zustimmend.

„Ach ja, und so nebenbei: Wer genau ist Liam?“, wollte Isaac dann wissen.

Ach ja, sie hatten einiges aufzuholen, nicht wahr? „Die neueren Mitglieder des Rudels für dich in Kurzfassung, also? Lass mich nachdenken. Du weißt von Malia, und Parrish hat sich als Höllenhund entpuppt und gehört jetzt auch zum Rudel, genau wie Braeden irgendwie, auch wenn sie das nicht zugibt. Und dann sind da eben Scotts Beta Liam und sein bester Freund Mason, der eine Chimäre war, und dessen bessere Hälfte Corey, der chameleon-artige Kräfte hat, und dann war da noch Liams Freundin Hayden, die zuerst eine Chimäre war, dann von Scott gebissen wurde, also genau genommen auch ein Beta-Werwolf ist, die wir aber erst noch aufstöbern und zurückbringen müssen. Sie ist mir ihrer Schwester, die für meinem Dad als Deputy gearbeitet hat, untergetaucht, während ich am College war, und…“

Stiles erzählte und erklärte und stellte fest, dass Isaac ihm tatsächlich aufmerksam, wenn auch eindeutig verwirrt, zuhörte, und das tat erstaunlich gut, weil Stiles das Gefühl hatte, dass ihm schon länger niemand mehr wirklich zugehört hatte. Also redete er weiter und weiter, und beschloss, dass es doch eine gute Idee gewesen war Isaac heimzuholen. Und er auch alle anderen heimholen würde, und das so schnell wie möglich.

Notes:

Ein bisschen Fanon zum restlichen Argent-Clan und Isaacs Verschwinden aus der Serie und eine Begründung warum er nie zurückgekommen ist, bitte schön.

In Teil III von „Versammelt die Truppen“ geht das Zusammensammeln des Rudels weiter. Wen genau Stiles dort einsammelt, werdet ihr sehen (ich habe mich noch nicht entschieden, ob er geograpisch oder anders vorgeht).

Reviews?

Chapter 12: Versammelt die Truppen: III.

Summary:

Teil 3 von "Versammelt die Truppen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

III.


Geographisch machte es Sinn, dass ihr nächster Zwischenstopp nach Paris London war. Für Stiles machte es allerdings keinen allzu großen Sinn dorthin zu fliegen, weil … Jackson Whittemore dort war. Und er mit Lydia unterwegs war und mit dem irgendwie auf einmal viel verletzlicheren Isaac, und er immer noch nicht glauben konnte, dass Ethan Danny mit dem verdammten Jackson Whittemore ersetzt hatte als ob das die normalste Sache der Welt wär.

Aber manchmal war es wichtiger vernünftig zu sein als auf seine eigenen Gefühle zu achten, nicht wahr? Und so flogen sie nach London.

Wenig überraschend war Isaac noch nie in London gewesen und starrte jede Straßenecke mit großen Augen an, und Stiles hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Werwolf, wenn er nicht aufpassen würde, dazu im Stande wäre gemeinsam mit Lydia eine London-Stadttour zu planen, was er nicht zulassen durfte, da sie schon in Paris zu viel Zeit verloren hatten, weswegen er Feuer mit Feuer bekämpfte und Isaac dazu abkommandierte mit Lydia einkaufen zu gehen, während er sich mit Jackson und Ethan befassen wollte.

Lydia war über die Aussicht eines weiteren europäischen Shoppingtrips begeistert, und Isaac konnte so auch den Touristen spielen und wäre also genauso zufrieden, und Stiles würde sich auf diese Weise einen weiteren Tourist sein ersparen.

„Habt Spaß, ich erledige das Geschäftliche“, meinte er zu den beiden, und wusste sehr wohl, dass er auf diese Weise sowohl verhinderte, dass Lydia Jackson all zu bald wiedersehen würde als auch, dass Isaac unvorbereitet und zu direkt mit Jacksons und Ethans Beziehung konfrontiert werden würde. Also ja, seine Entscheidung brachte mehr als nur einen Vorteil mit sich.

Dachte er zumindest solange, bis er nichtsahnend Jacksons und Ethans Wohnung betrat und sich wenige Sekunden später am Rücken liegend auf den Boden wiederfand. So schnell ein erneuter Angriff durch die Jäger? Er blickte sich hektisch um und erkannte … Jackson und Ethan, die sich besorgt über ihn beugten.

„Ich hab dir gleich gesagt, dass mir der Geruch bekannt vorkommt“, behauptete Ethan, „Aber du musst ja immer zuerst angreifen und dann Fragen stellen. Sei froh, dass du deinen Schwanz nicht eingesetzt hast.“

„Aua“, beschwert er sich Stiles lautstark, „Und wehe du jagst mir schon wieder dein dummes Paralyse-Gift in den Körper! Ich verzichte auf eine Wiederholung! Greift ihr jeden gleich an, der eure Wohnung betritt?!“

„Du hättest dich voranmelden sollen“, gab Jackson zurück, „Nach allem, was das letzte Mal passiert ist, bin ich eben ein wenig paranoid geworden.“

„Hättest du meinen Geruch nicht erkennen sollen?“, beschwerte sich Stiles.

„Ich … kann nicht so gut riechen wie andere Werwölfe“, behauptete Jackson, doch Stiles hielt das für eine Ausrede. Jackson hatte ihn nur zu gerne aufs Kreuz gelegt, weil er sich im Grunde seines Herzens seit ihrer gemeinsamen High-School-Zeit nicht verändert war: Er war immer noch ein Mobber.

Ethan zog Stiles auf die Beine. „Das tut mir wirklich leid, aber Jackson hat recht, wir sind ein wenig übervorsichtig geworden. Kidnapping und Folter machen so was mit einem“, meinte er.

„Ja, ich erinnere mich. Mein letztes Mal ist noch nicht so lange her“, gab Stiles zurück und rieb sich seinen Schädel, „Zumindest wisst ihr euch zu verteidigen, das ist gut, nehme ich an….“ Zumindest solange er nicht derjenige war, vor dem sie sich verteidigen mussten.

„Was willst du hier, Stiles?“, wollte Jackson wissen, der offenbar der Meinung war, dass er sich bereits genug entschuldigt hatte.

Stiles warf ihm einen genervten Blick zu. „Entgegen besseres Wissen will ich dich mal wieder retten“, entgegnete er, „Schlechte Angewohnheit, ich weiß.“

„Sind wir in Gefahr?“ Ethan wirkte mit einem Schlag wirklich besorgt.

„Nicht in mehr Gefahr als bisher“, meinte Stiles schnell, „Monroe ist immer noch irgendwo dort draußen und baut sich vermutlich gerade eine neue Armee auf. Und ihr … ihr tut was? Geht zurück nach London, wo ihr auf den Präsentierteller sitzt?“

„In London sind wir klar gekommen, es war erst der Besuch in Beacon Hills, der für Probleme gesorgt hat“, behauptete Jackson, „Wir wollten euch helfen, und das haben wir. Jetzt wollen wir unser Leben weiter leben.“

„Ach ja, ich vergaß: Ihr spielt jetzt Erwachsene“, erwiderte Stiles.

„Genau genommen bin ich erwachsen. Und Jackson ist ebenfalls volljährig und hat einen Job und…“, setzte Ethan in.

„In der Firma seines Vaters, wegen dem Verbindungen seines Vaters, das zählt nicht“, behauptete Stiles wegwerfend, „Während wir anderen aufs College gehen müssen und eine wirkliche Ausbildung hinter uns bringen müssen, hat das Jackson Whittemore nicht nötig, weil er Jackson Whittemore ist. Was schön für Jackson Whittemore ist, aber nichts daran ändert, dass er diesen Job auch dann noch hätte, wenn er Jahre lang blau macht. Und zum Thema du seist ein Erwachsener, Ethan … Ernsthaft? Wie kann das sein, wenn du keine Kindheit und Jugend hattest? Bring mich nicht zum Lachen.“ Ethan hatte es geliebt an der High-School zu sein, egal was er behauptete, weil das einem normalen Leben so nahe gekommen war wie nichts anderes, was er zuvor oder danach erlebt hatte. Er hatte das nur aufgegeben, weil er Aiden verloren hatte, davon war Stiles überzeugt.

„Bei euch Werwölfen spielt das tatsächliche Alter sowieso keine Rolle“, fügte er hinzu. Denn es war immer ganz gut die anderen an diese Tatsache zu erinnern, um so zu verhindern, dass sich Leute wie Derek oder Peter oder eben Ethan für eine Autorität ihm gegenüber hielten, nur weil sie früher geboren worden waren.

Jackson starrte ihn wütend an, und Ethan war sprachlos. Stiles nutzte die Stille der beiden aus um sein Anliegen vorzubringen. „Auf jeden Fall habt ihr genug Rollenspiel betrieben. Es ist an der Zeit, dass ihr zurück nach Hause kommt. Ich versammle das ganze Rudel in Beacon Hills, wo wir unsere Kräfte zusammenschließen und uns eine Strategie gegen Monroe überlegen. Isaac habe ich schon in Paris eingesammelt, er kommt mit zurück, und ihr beide ebenfalls.“ Es war besser ihnen gar nicht erst das Gefühl zu geben, dass er ihnen die Wahl ließ, das würde alles leichter machen.

„Klar kommt Lahey mit“, meinte Jackson schließlich, „Der hat ja auch kein Rückgrat. Und lässt sich herumstoßen - das wurde ihm von seiner Kindheit an eingetrichtert. Im Gegensatz dazu lasse ich mich nicht herumstoßen. Und lasse nicht zu, dass du das mit Ethan machst.“

Nun das war ungefähr die Reaktion, mit der Stiles gerechnet hatte. „Erstens: Vorsicht, du bist der Nachbar, der nie was getan hat gegen dieses Herumstoßen wie du es nennst. Und Zweitens: Darf Ethan jetzt nicht mehr für sich selbst sprechen? Seid ihr deswegen zusammen? Weil Lydia gemacht hat was sie wollte, und du jemanden gesucht hast, dem du vorschreiben kannst, was er zu tun hat?“ Jetzt funkelte er Jackson herausfordernd an.

„Will Scott, dass wir kommen?“, warf Ethan jetzt ein, denn natürlich würde er nach dem Alpha fragen, nicht wahr? Weil er ja immer jemanden brauchte, der ihn herumkommandierte.

„Ja, wir sind uns einig was den Plan angeht“, behauptete Stiles schnell, was mehr oder weniger wahr war.

„Was McCall will, ist doch gleich“, sagte Jackson jetzt, „Er ist nicht unser Boss, genauso wenig wie du, Stilinski.“

„Derek ist auch dafür“, versuchte Stiles es mit weiter mit manipulativer Politik, „Genau wie Lydia und Malia. Es war eine Rudelentscheidung.“

Jackson schnaubte nur. „Euer Rudel. Das Rudel, das Ethan nie haben wollte. Das Rudel, zu dem ich nie gehört habe. Dieses Rudel meinst du? Wir haben uns Sorgen um unsere Freunde gemacht und wären daraufhin fast gestorben“, verkündete er, „Den Fehler machen wir nicht noch einmal. Fliegt nur zurück ins Möchtegern-Kanada für Hinterwäldler, wir verzichten.“

Oh, Jackson drehte so richtig auf. Offensichtlich wollte er wirklich nicht zurück nach Beacon Hills. Aber das war sein Problem, Stiles hatte nicht vor sich auf längere Diskussionen einzulassen. Er schüttelte nur den Kopf.

„Das hier ist keine Debatte, Jackson, so sehr ich deinen Standpunkt auch zu schätzen weiß: Klar will keiner mit Verstand lieber in den guten alten USA anstelle von Europa leben, aber wir befinden uns in einer Krise. Das Rudel befindet sich in einer Krise und steht zusammen, ob wir wollen oder nicht. Das Rudel, das dich als du versklavt und mordend durch die Stadt gelaufen bist beschützt hat, das Rudel, das Ethan verziehen hat, dass er dabei geholfen hat Boyd zu töten, dieses Rudel. Tu jetzt nicht so als würdet ihr nicht dazu gehören. Ihr seid keine Omegas, und das wisst ihr genau. Und ihr bezieht diese Kraft nicht nur voneinander. Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, genauso wenig wie sein Rudel. Du warst schon Teil des Rudels, bevor du jemals ein Werwolf warst, und Ethan war Teil des Rudels als er noch darum gebettelt hat aufgenommen zu werden. Wir sind wie die Mafia, einmal drinnen gibt es keinen Austritt mehr. Betrachtet euch als eingezogen, packt eure Sachen und kommt nach Hause, der Pate hat gesprochen“, erklärte Stiles ernst.

„Das ist doch wohl nicht dein-“, setzte Jackson an, doch Ethan unterbrach ihn. „Wir werden kommen“, versprach er. Jackson warf seinem Partner einen irritierten Blick zu. „Ich wollte unbedingt in das Rudel“, erklärte Ethan, „Das werde ich jetzt nicht gefährden, nur weil es unangenehm werden könnte.“

Jackson schüttelte nur seinen Kopf. „Unangenehm? Es geht um unsere Leben“, betonte er, „Was können wir schon groß tun oder beitragen? Sie kommen ohne uns klar.“

„Aber wir nicht ohne sie“, gab Ethan zurück, „Stiles hat recht, wir sind keine Omegas. Ich war ein Omega, ich weiß wie es sich anfühlt. Ich will das nie wieder spüren müssen. Aber wenn dein Rudel stirbt, dann wirst du unweigerlich zu einem Omega. Und das ist schlimmer als der Tod.“

Ethan hatte die düsterste Sichtweise sogar noch besser drauf als Derek und Isaac zusammengenommen, wie es schien. „Niemand wird sterben. Darum geht es doch gerade“, betonte Stiles, „Darum, dass wir es alle vereint und möglichst unverletzt aus der ganzen Sache rausschaffen.“

Jackson grummelte trotzdem vor sich hin. Vielleicht sollte Stiles Lydia doch mit ihm sprechen lassen. Sie würde zumindest wissen welche Knöpfe sie drücken musste um ihn zur Vernunft zu bringen. Aber ich bin Rudelführer, ich sollte das auch wissen.

Er seufzte. „Hör mal, Jackson. Du weißt, dass ich das mit deinem Vater und deinem Job und dem Rollenspiel nicht so gemeint habe, oder? Wir haben uns alle verändert und haben neue Verantwortung übernommen. Und du irrst dich, wenn du denkst du kannst nichts tun. Dein Paralyse-Schwanz ist nervig, aber auch nützlich. Und den hast nur du. Plus ein Whittemore mit seinen Verbindungen ist vielleicht ganz nützlich um Monroe aufzustöbern. Wir brauchen dich. Nicht nur als Anhang von Ethan oder als Dekoration, sondern wirklich. Du kannst uns helfen, du hast uns immer geholfen. Deswegen warst du ja immer Teil des Rudels“, sagte er, „Wir wollen einfach, dass alle nach Hause kommen. Es wird nicht für immer sein, sondern nur solange wie es notwendig ist. Danach kannst du dein Leben wieder so führen wie du es willst.“

Jackson seufzte. „Von mir aus“, meinte er, „Ich komme, weil es sein muss, aber nicht weil ich es will. … Und nur zu deiner Information, entgegen dem was alle denken habe ich nicht nichts getan. Ich habe meinen Eltern gesagt was ich gehört habe, wieder und wieder. Aber es hat sich nie was geändert. Niemals. Also habe ich irgendwann nichts mehr gesagt. Und was hätte ich tun sollen? Ich war doch selber noch ein Kind.“

Stiles blinzelte. „Verstanden“, meinte er nur.

„Dann sind wir uns also einig?“, erkundigte sich Ethan vorsichtig.

„Ja, wir sind uns einig“, bestätigte Stiles, „ihr müsst mich also nicht noch mal verprügeln. Fangt lieber schon mal an zu packen, ich rufe Lydia an und bringe sie auf den neuesten Stand. Ach ja, und eines noch: Isaac hat jetzt einen Freund und hatte irgendwie ein Problem mit dem Gedanken, dass wir ein Problem damit haben könnten, weil er früher offenbar doch in Scott verknallt war, und ich habe ihn noch nichts von euch beiden erzählt, also … Viel Spaß damit?“

„Ach, komm schon, Stiles?!“, beschwerte sich Jackson, „Ist das dein Ernst?!“

„Na ja, das Thema ist nicht aufgekommen“, log Stiles, „Seid vielleicht einfach … ein wenig zurückhaltend ihm gegenüber. Nur solange bis er ihm klar geworden ist, dass er jetzt sogar noch mehr mit Jackson Whittemore gemeinsam hat als bisher angenommen…“

„Warum müssen wir ihn wie ein rohes Ei behandeln?!“, wollte Jackson wissen, „Wir sind doch angeblich alle ein Rudel, sollte er sich nicht für uns freuen?!“ Er warf Ethan einen fragenden Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte.

Stiles drückte sich sein Handy ans Ohr und gab vor mit Lydia zu telefonieren, was angesichts der Tatsache, dass er neben zwei Werwölfen stand, die hören konnten, dass niemand am anderen Ende war, zwar genau genommen verlorene Liebesmühe war, aber er wollte über dieses spezielle Thema nicht weiterstreiten. Also hörte er Jackson einfach gar nicht mehr beim weiterjammern zu.


Es gab angenehmere Reisegruppen. Als sie zu fünft am Flughafen eintrudelten und auf ihren verspäteten Flug warteten, begann Stiles zu bereuen geographisch beim Einsammeln seines Rudels vorgegangen zu sein.

Er hatte immer gewusst, dass sich Isaac und Jackson nicht besonders mochten, und Ethan und Isaac waren auch nicht gerade das, was man als Freunde bezeichnen konnte. Isaac war ein braver Beta, der Ethan immer als Teil des Rudels akzeptiert hatte, weil Stiles und Scott das getan hatten, aber er war kein Fan, vor allem wegen Boyd, aber nicht nur deswegen. Neueste Erkenntnisse ließen Stiles vermuten, dass Ethans Beziehung zu Danny ebenfalls mitverantwortlich für Isaacs Ablehnung gegenüber Ethan gewesen war. Offenbar war Isaac auch immer der Meinung gewesen, dass Danny Besseres verdient hatte, als jemanden, der ihn nur datete um so das Rudel ausspionieren zu können. Und zumindest unterbewusst was er vermutlich eifersüchtig gewesen, denn wer, der an der Beacon Hills High an Jungs interessiert gewesen war, hätte nicht gerne Danny gedatet?

Umgekehrt musste Stiles ehrlich zugeben, dass er nicht wusste was Ethan von Isaac hielt. Er hegte die Vermutung, dass er den Beta nie wirklich als eigenständige Person wahrgenommen hatte, sondern nur als Anhang von Derek und Scott angesehen hatte.

Und dass Jackson und Ethan ihre Beziehung nun wenn schon nicht gerade geheim dann zumindest etwas diskreter vor Isaac halten mussten, trug nicht gerade dazu bei Zuneigung zwischen den drei jungen Männern wachsen zu lassen. Aber zumindest war niemand offen feindselig zueinander.

Im Gegenteil, Lydia war begeistert davon Zeit mit Jackson verbringen zu können wie es schien und umgekehrt genauso, was zumindest dazu beitrug Jackson zu befrieden, aber andererseits damit endete, dass Stiles nun Isaac und Ethan alleine betreuen musste, was irgendwie seltsam war, weil die beiden sich eben nicht sonderlich leiden konnten, und Ethan ihn auch noch nie sonderlich geschätzt hatte wie er sehr wohl wusste. Aber zumindest hörte er auf ihn, was mehr war als man über Jackson sagen konnte.

Ethan war auch nach wie vor einer der langweiligsten Gesprächspartner, die man sich vorstellen konnte. Für die Sorbonne und Paris interessierte er sich kein Stück, Isaacs Versuche von seinem neuen Leben zu erzählen stießen also gleich auf Granit, und da er seinerseits über seine Beziehung zu Jackson ja eher schwiegen sollte, waren seine eigenen Auskünfte über London eher einsilbig und nichtssagend.

Also lag es wieder mal an Stiles die Stille zu füllen, und er, der Stille immer schon gehasst hatte, und immer schon versucht hatte mit seinem Geplapper zu füllen, textete beide Werwölfe nun zu mit Geschichten über Quantico, die Jagd nach Derek, die Zeit als er von der Wilden Jagd entführt worden war, Lydia (aber nur kurz, weil das irgendwie peinlich war) und dann über Serienkiller, Akte X, Fringe und schließlich echte Abteilungen des FBIs ,von denen er eigentlich überhaupt nichts wissen sollte und über die er schon gar nichts erzählen sollte, zu, was dazu führte, dass ihn Ethan nach kurzer Zeit ansah als wäre er eine neue Lebensform, die der Werwolf so eben entdeckt hatte und mit der er so absolut nichts anzufangen wusste. Was wiederum dazu führte, dass Stiles schließlich verstummte, weil es ihm nicht gefiel so angesehen zu werden, was dazu führte, dass eine wirklich unangenehme Stille zwischen ihnen dreien einkehrte.

„Und kannst du diesen Serienkiller-Test entwenden und dann privat anwenden? Weil sich der nämlich nützlich anhört“, wollte Isaac schließlich in die Stille hinein wissen.

„Isaac, ich bin es, Stiles. Ich habe diesen Test bereits entwendet, aber das bringt uns nichts, weil unsere Feinde dazu neigen zuerst unheimlich zu sein und dann gleich dazu überzugehen zu versuchen uns umzubringen“, erwiderte Stiles, „Wir wissen also gleich, dass sie potentielle Serienkiller sind, und müssen sie nicht mehr testen.“

Ethan warf ihm nur wieder mit diesen Blick zu, woraufhin keiner das Thema vertiefte.

Warum tut er nur so als ob er mich zum ersten Mal sieht? Wir waren monatelang Klassenkameraden, es ist nicht meine Schuld, dass er nie auf mich geachtet hat und erst jetzt drauf kommt, dass ich nervös losplappere, wenn mir eine Situation unangenehm ist.

Stiles schielte nervös zu Ethan hinüber und wünschte sich zum ersten Mal in seinem Leben von Jackson Whittemore angesprochen zu werden, doch der war gerade dabei mit Lydia über irgendwelche Insiderwitze zu lachen. Stiles hasste das und warf den beiden einen düsteren Blick zu, den sie aber nicht einmal bemerkten. Dann ertappte er Ethan dabei, dass der den zwei alten „Freunden“ einen ähnlichen Blick zuwarf. Nun, zumindest hatten sie das gemeinsam: Sie waren beide eifersüchtig.

Isaac nuckelte mit abwesendem Blick am Strohhalm seiner Orangina-Dose. Offenbar hatte er es aufgegeben das Gespräch wieder in Gang bringen zu wollen.

Stiles seufzte. „Okay, das ist lächerlich“, verkündete er dann laut genug um Jackson und Lydia zu unterbrechen und dazu zu bringen ihm verwirrte Blicke zuzuwerfen. „Ihr habt recht, das was unfair von mir. Isaac ist kein rohes Ei.“

„Nein, bin ich nicht. Ich meine, ich habe es ausgehalten regelmäßig in eine Tiefkühltruhe gesteckt zu werden, also halte ich einiges aus“, meinte Isaac, was wiederum diverse andere in der Wartehalle herumsitzende Leute dazu brachte irritierte Blicke in seine Richtung zu werfen.

„Ethan dated jetzt Jackson“, informierte ihn Stiles, „Und ich habe sie gebeten diskret zu sein, was ein Fehler war, weil es alles seltsam gemacht hat, also… Du bist nicht der einzige Neuling in dem queeren Teil unserer … Gruppe. Gratulation. Hier, jetzt habt ihr was über das ihr euch unterhalten könnt!“

Gefühlt alle Augen in der Wartehalle ruhten jetzt auf ihnen fünf. Isaac blinzelte. Ethan wirkte verunsichert. Und Jackson seufzte. „Das war ja klar“, murmelte er.

Lydia räusperte sich. „Ich glaube, unser Gate wurde gerade geöffnet“, meinte sie.

„Gut, das ist gut“, meinte Stiles schnell, „Kommt schon, los geht’s. Isaac, lass die Dose hier, die darfst du nicht mitnehmen. Hop, hop, auf nach Hause.“

Ethan schüttelte nur seinen Kopf, während sich Lydia als erste erhob und Isaac nach einem Mistkübel für seine Dose Ausschau hielt und dabei auffällig an Jackson vorbei sah um ihn nicht direkt ansehen zu müssen. „Das wird ein langer Flug werden“, murmelte Jackson. Womit er vermutlich recht hatte. Aber immerhin hätten sie jetzt etwas zu bereden.

Nur ob das eine gute oder eine schlechte Sache war würde sich noch weisen müssen.

Notes:

Versammelt die Truppen geht im nächsten Teil weiter.
Unangenehme Interkationen wohl auch.

Reviews?

Chapter 13: Versammelt die Truppen: IV.

Summary:

Teil 4 von "Versammelt die Truppen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

IV.


Einen langen Flug später stand Stiles bereits der nächste Flug bevor. Er hatte Isaac bei Scott abgesetzt und Jackson und Ethan noch einmal beschworen in Beacon Hills zu bleiben und nicht einfach wieder abzuhauen, während er weg war (und Lydia damit beauftragt ein Auge auf die beiden zu haben, auch wenn ihm dieser Gedanke eigentlich nicht gefiel), und dann hatte er damit begonnen die Hales zu bearbeiten. Denn es hatte sich herausgestellt, dass Derek ein Heuchler war, der sehr wohl dafür war, dass ganze Rudel wieder zu versammeln, seine eigene Schwester aber in dieses ganze Rudel nicht inkludierte.

„Cora ist sicher dort, wo sie ist“, hatte er behauptet, „Nach dem Feuer war sie in Sicherheit, bis sie nach Beacon Hills zurückgekommen ist. Erst dort hat man versucht sie umzubringen. Es gibt Gründe dafür warum sie danach nie wieder zurück in die Stadt gekommen ist. Wir wollten uns lieber einen Weg überlegen Kira von den Skinwalkern zurückzuholen.“

Natürlich gab es Gründe dafür, dass Cora nie wieder zurück nach Beacon Hills gekommen war, genau wie es Gründe dafür gegeben hatte, dass Isaac nie wieder nach Beacon Hills zurückgekommen war, oder dafür, dass Jackson und Ethan sofort wieder zurück nach London gegangen waren und nicht willig gewesen waren ohne Extra-Einladung noch einmal herzukommen. Aber Stiles war trotzdem immer noch der Ansicht, dass das ganze Rudel vereint sein sollte.

„Um Kira werden wir uns noch früh genug kümmern“, hatte er erwidert, „Aber im Gegensatz zu ihr, gibt es niemanden, der Cora davon abhält wieder zurück nach Hause zu kommen, oder? Also sollten wir zuerst die leichtere Aufgabe erledigen und deine Schwester holen.“

„Wir brauchen Cora nicht“, hatte Derek behauptet und dann jede weitere Mitarbeit verweigert.

Was eigentlich kein Problem sein sollte, denn Derek war ja nicht der einzige Hale in Beacon Hills. Und während Malia Cora nicht kannte und nicht wusste wo sie steckte, sah die Sache bei Peter anders aus. Und Peter hatte noch nie ein Problem damit gehabt Derek in den Rücken zu fallen und Stiles Dinge zu erzählen, die ihn eigentlich nichts angingen.

Bis jetzt zumindest.

„Cora ist bei ihrem anderen Rudel“, hatte er behauptet, „Und dort gut aufgehoben. Lass sie am besten einfach in Ruhe. Wolltest du nicht noch Scotts Beta-Chimäre holen und Kira? Konzentrier dich lieber auf die.“

Das klang so gar nicht nach Peter, weil es sich vernünftig anhört. Was nur eines bedeuten konnte: Derek und Peter hatte hinter Stiles Rücken miteinander gesprochen! „Derek redet also wieder mit dir. Gratuliere“, hatte Stiles angemerkt, „Ich habe eure Meinung gehört und respektiere sie…. Aber ich wüsste trotzdem gerne wo Cora steckt.“

Peters einzige Antwort war ein Schulterzucken und ein „sorry, aber ich versuche mich mit der Familie zu versöhnen, Stiles“ gewesen. Doch damit hatte sich Stiles nicht abfinden wollen.

Er war zuerst nach Paris aufgebrochen, doch er hatte Malia beauftragt Peter ihrerseits zu bearbeiten, vielleicht hätte sie ja mehr Erfolg als er. Doch bei seiner Rückkehr stellte sich heraus, dass Peter seine Taktik vorhergesehen hatte und sich wieder einmal einfach abgesetzt hatte, wohl um so zu verhindern, dass man die Wahrheit aus ihm herauskitzeln konnte.

Also musste Stiles einen Hale mehr auftreiben.

Aber Peter Hale war noch nie besonders schwer zu finden gewesen und wäre sicherlich nicht zu weit weg. Er würde ein Auge auf Malia haben wollen, und das könnte er nicht vom Strand von Florida aus oder dergleichen. Nein, Stiles würde ihn finden. Und danach würde er Cora holen. Ob es den restlichen Hales gefiel oder nicht.

Danny hätte Peters Kreditkarte in Nullkommanichts gehackt. Aber man brauchte keinen Hacker, wenn man Parrish hatte. Da Stiles wusste was sein Dad von Peter Hale hielt, wandte er sich gleich an den Deputy, der Peter letzte Kreditkartenbewegungen zu einem billigen Motel ganz in der Nähe der Stadt zurückverfolgte. Stiles bedankte sich, schnappte sich Roscoe, und sammelte dann Malia und Derek ein, denn immerhin war Letzterer schuld an Peters Fluchtversuch, weil er ihm zum Informationsverweigern angestiftet hatte. Und da Monroe und ihre Leute immer noch irgendwo in der Nähe der Stadt sein könnten, sah er sogar ein, dass es besser wäre Peter dazu zu überreden zurück nach Hause zu kommen und kam freiwillig mit.

Die Fahrt zum Motel war vorhersehbar unangenehm. „Stimme es, dass Isaac jetzt einen Freund hat?“, wollte Malia wissen, „Denkt ihr, dass das bedeutet, dass jeder, der in die Stadt zurückkommt, auf einmal mit einem Vertreter des eigenen Geschlechts zusammen ist?“ Weil man sich auf Malia verlassen konnte die peinlichen Fragen zu stellen.

„Es ist durchaus möglich, dass du deine Chance bei Kira verpasst hast“, erwiderte Stiles, „Aber nein, ich halte das nicht für die allgemeine Regel. Immerhin bin ich mit Lydia zusammen, oder nicht?“

„Schon, aber genau genommen wurdest du in Dereks Armen aus der Gefahrenzone getragen“, meinte Malia dazu.

„Er war verletzt“, erklärte Derek.

„Fängst du jetzt schon wieder damit an?“, empörte sich Stiles im gleichen Moment.

Derek warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Womit?“, wunderte er sich.

„Ach mit nichts“, behauptete Stiles schnell, „Seht mal, da ist das Motel.“ Zum Glück war es im richtigen Moment aufgetaucht, da Stiles überhaupt keine Lust hatte diese Diskussion weiterzuführen.

Er parkte den Jeep und wandte sich dann seinen beiden Mitfahrern zu. „Also, der Plan ist vernünftig zu sein und ihn dazu zu bringen mit Heim zu kommen“, rief er ihnen in Erinnerung, „Benehmt euch also entsprechend. Auch wenn es euch schwer fällt.“

„Wir könnten ihn einfach zwingen mitzukommen“, meinte Derek, „Zu zweit sollten Malia und ich Peter leicht überwältigen können.“

„Das ist Plan B“, entschied Stiles, „Zuerst versuchen wir es mit Reden. Was keine Stärke von euch beiden ist, ich weiß, aber deswegen bin ich ja hier.“

Er scheuchte die beiden aus dem Jeep und folgte ihren besseren Nasen dann zu Peters Motel Zimmer.

Sie klopften und ein wenig begeistert wirkenden Peter öffnete ihnen die Türe. „Ach, ihr seid es“, stellte er fest, „Ich dachte, es wäre der Zimmerservice.“

Stiles schob sich an ihm vorbei in sein Zimmer. Das Motel Zimmer war klein und schmutzig und so überhaupt nicht Peter Hale-Style. Stiles drehte sich vielsagend zu Peter um. „Im Ernst? Was soll das hier darstellen? Verspätete Teeanger-Rebellion? Eine verfrühte Midlife-Crisis? Und wenn ja, wo hast du die heiße Blondine und die Harley versteckt?“

Peter rollte mit den Augen. „Es mag dir schwer fallen das zu glauben, Stiles, aber es dreht sich nicht immer alles um dich. Vielleicht wollte ich einfach Zeit für mich haben“, ätzte er.

„Aber klar doch. Und die hattest du ja jetzt. Also komm wieder nach Hause“, gab Stiles zurück.

„Nein, danke. Ich bin sehr glücklich hier“, behauptete Peter und setzte sich auf sein schmutziges Bett, „Und jetzt lasst mich bitte alleine.“ Er wirkte wie ein Schüler, der zum Direktor gerufen worden war.

Stiles warf Derek einen auffordernden Blick zu. Der seufzte. „Ehm, mir wurde nahe gelegt, dass ich dir sagen soll, dass es dir frei steht anderen alles, was du willst, über den Aufenthaltsort von gewissen Verwandten mitzuteilen, ohne, dass ich deswegen wütend auf dich werde“, verkündete dieser in einem alles andere als überzeugenden Tonfall.

Peter warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Ja, das klingt als würdest du es ernst meinen“, befand er dann.

Malia setzte sich neben ihm auf das Bett und wäre dabei fast von der Bettkante gefallen. „Hör auf zu schmollen, Dad, und komm heim“, forderte sie.

Peter schüttelte nur seinen Kopf. „So einfach ist das nicht“, behauptete er.

„Doch ist es“, betonte Stiles, „Du machst es schwierig, weil deine Hale-Gene das von dir verlangen. Aber es muss nicht schwierig sein. Zusammen sind wir stärker, zusammen zu Hause.“

„Zusammen zu Hause ist man nicht stärker, so wird man verbrannt“, betonte Peter.

„Willst du mir deswegen nicht sagen wo Cora ist?“, wollte Stiles wissen, „Hat es gar nichts mit Derek zu tun?“

„Ich weiß ihr hattet alle immer den Eindruck, dass ich mich nicht besonders um meine Nichte schere, aber ich liebe sie und will, dass sie sicher ist. Und in Beacon Hills, bei Scott McCall und seiner Wercoyotin, seiner Banshee und seinen Betas jeder Sorte wäre sie nicht sicher. Sie würde am Präsentierteller sitzen. Ich habe akzeptiert, dass du ihn niemals verlassen würdest, Malia. Und Derek kann auf sich selbst aufpassen. Aber wozu Cora dem allen aussetzen, wenn sie doch in Sicherheit ist?“, erklärte Peter, „Du kannst sie nicht beschützen, Stiles. Dieses Mal nicht. Sogar Deucalion ist gestorben. Ich bin lieber ein einsamer Omega als Schuld daran zu sein, dass meine Familie noch einmal ausgelöscht wird.“

Stiles nahm an, dass er es hätte wissen müssen. Doch wenn es um Peter ging, lag er irgendwie immer noch dauernd falsch. Trotz der langen Zeit, die sie sich inzwischen schon kannten. „Na gut“, gab er nach, „Ihr habt gewonnen. … Cora kann bleiben, wo sie ist. Sie muss nicht zurückkommen. Aber du musst sehr wohl heimkommen, Peter. Wir brauchen dich. Ich brauche dich. … Kommst du bitte zurück?“

Der ältere Mann schien sich diese Bitte einen Moment lang durch den Kopf gehen zu lassen, während er Stiles nachdenklich musterte, bevor er verkündete: „Von mir aus, aber ich verlasse mich darauf, dass du dein Wort auch hältst, Rudelführer. Keine Tricks, keine Intrigen hinter meinem Rücken. Du lässt Cora in Ruhe. Und zwar wirklich.“

„Ich glaube du verwechselst uns beide. Du bist der nicht-vertrauenswürdige Intrigant von uns beiden“, betonte Stiles, „Aber ja, ich werde mich an mein Wort halten.“ Was ihm gar nicht so leicht fiel zu versprechen, angesichts der Tatsache, dass er eigentlich sehr wohl geplant gehabt hatte weiterhin zu versuchen Cora zu finden und heimzuholen. Aber das konnte er sich nun wohl abschminken. Oder sollte es sich zumindest abschminken.

Malia warf ihm einen kurzen Blick zu und verkündete dann: „Na dann los. Nichts wie weg hier. Hast du ein neues Auto, das darauf wartet zerstört zu werden, oder müssen wir dich im Jeep mitnehmen?“

Peters Miene spiegelte einen Moment lang Abscheu wieder. „Der Jeep“, meinte er langgezogen, "Nein, danke. Was denkt ihr wie ich hierhergekommen bin? Per Anhalter? Oder schlimmer noch per Taxi oder gar mit dem Bus? Mein brandneuer Jaguar wartet. Du bist gerne eingeladen mit mir zu fahren, Tochter.“

„Ich werde mit dir fahren“, mischte sich Derek ein, „Malia fährt mit Stiles. Immerhin bin ich auch kein großer Fan vom Jeep.“

Stiles warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, auf den Derek aber nicht reagierte, und dann verließen sie alle das schmuddelige Motel Zimmer um Peter beim Auschecken zu helfen. Sein neuer Jaguar war tatsächlich vorhanden und noch nicht gestohlen worden, obwohl er ihn in dieser schlechten Gegend geparkt hatte, und er und Derek kletterten hinein und fuhren davon. Stiles sah ihn einen Moment lang nach und deutete Malia dann mit ihm zurück zu Roscoe zu kommen.

„Und? Wirst du dich an dein Versprechen halten?“, wollte Malia praktisch sofort, kaum, dass sie sich auf ihre Plätze gesetzte hatten, wissen, „Oder willst du weiter nach Cora suchen? Vielleicht kann uns Argent dabei helfen sie aufzustöbern. Oder Braeden.“

Stiles seufzte. „Nein, wir lassen sie erst einmal in Ruhe. Ich habe es versprochen, oder?“, erklärte er, „Es gefällt mir nicht, aber ich muss mich an mein Wort halten. Da wir immer noch nicht wissen wie wir Kira zurückbekommen sollen, ist Hayden die nächste. Ihre Schwester musste untertauchen, und Hayden ist mit ihr weggezogen um sie zu beschützen? Habe ich das richtig verstanden? Ich war schon nicht mehr in der Stadt als das alles passiert ist…“

„Es war ein wenig merkwürdig. Wir dachten eigentlich, dass wir nach der Wilden Jagd unsere Ruhe haben, aber Deputy Clark ist auf einen Wendigo gestoßen, als sie zusammen mit deinem Dad und Parrish auf Mörderjagd war. Sie hat den Kerl erledigt, aber es hat sich herausgestellt, dass seine Familie rachsüchtig ist. Daraufhin wurde beschlossen, dass es gesünder für sie wäre, wenn sie die Stadt verlässt und untertaucht bis Gras über die Sache gewachsen ist oder das Rudel alle Wendigos erledigt hat“, berichtete Malia, „Hayden ist als ihr Bodyguard mit ihr gegangen. Und nachdem sie ihre Schwester schon an einer neuen Schule angemeldet hatte, wollte sie nicht wieder zurück nach Beacon Hills ziehen, als die Gefahr vorbei war. Das war zumindest der offizielle Grund. Vielleicht konnte Clark aber auch einfach nicht mit dem Gedanken an das Übernatürliche klarkommen.“

Stiles hörte das Meiste davon zum ersten Mal. „Aber ihr habt den Rest dieser Wendigo-Familie erledigt, oder? Ich meine, die sind nicht immer noch hinter Clark her, oder?“, hakte er nach.

Malia schüttelte den Kopf. „Argent ist los gezogen um die paar, die entkommen sind, zu erledigen. Um den Hauptzweig der Familie haben wir uns gekümmert“, meinte sie, „Liam hatte deswegen ja eigentlich damit gerechnet, dass Hayden rechtzeitig zum Schulbeginn zurückkommt. Als dann klar wurde, dass sie das nicht tut, war er am Boden zerstört. Laut Mason hat er nur noch rumgejammert, dass sein Leben ohne sie sinnlos geworden ist.“

Ihre Blicke trafen sich einen Moment lang. „Junge Liebe eben“, merkte Stiles an.

„Tja, zumindest hatte er nicht lange Zeit dazu deprimiert zu sein, da ihn seine Klassenkameraden kurz darauf umbringen wollten, weil er ein Werwolf ist. Dagegen ist eine Trennung wohl das kleinere Übel“, schloss Malia auf ihre typisch einzigartige Art ihren Bericht ab.

„Ja, ich kann mir vorstellen, dass ihn das auf andere Gedanken gebracht hat“, erwiderte Stiles, „Aber anders als im Fall von Cora wissen wir wo sie jetzt leben, oder?“

Malia nickte. „Wir haben eine Adresse“, bestätigte sie.

„Gut, zumindest etwas.“ Stiles startete Roscoe.

„Dir ist klar, dass Derek mit Peter fahren wollte, damit sie über dich reden können, oder?“, merkte Malia nun an.

Stiles warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Ja, das habe ich mitgekriegt“, erwiderte er leicht patzig, „Als ob irgendjemand Roscoe nicht mögen könnte…“

Malia setzte zu einer Antwort an, doch er hörte ihr schon nicht mehr zu, weil er dabei war seine nächsten Schritte zu planen (und ihre Antwort auf seine Feststellung in Bezug auf seinen geliebten Jeep nicht hören wollte).


Stiles hatte Liam noch nie zu Hause besucht und war ein wenig überrascht über das große aufgeräumte Haus, in dem die Familie Dunbar/Geyer zu leben schien. Liams Mutter, die er bisher auch noch nie kennengelernt hatte, ließ ihn herein, wenn sie ihn auch mit nicht zu übersehenden Misstrauen musterte. „Ich war dieses Jahr nicht mehr auf der Schule, ich hab meinen Abschluss schon im Sommer gemacht“, versuchte Stiles sie zu beruhigen, „Liam und ich waren zusammen im Lacrosse-Team.“

Mrs. Dunbar schüttelte nur ihren Kopf. „Ihr älteren Jungs seid auch nicht gut für meinen Jungen“, meinte sie kühl, „Die Probleme haben neu angefangen, als ihr in sein Leben getreten seid. Sei lieber froh, dass mein Mann nicht hier ist, der würde dich gar nicht erst herein lassen.“

„Ich bin nicht wie Theo, in keinerlei Hinsicht“, betonte Stiles, „Und normalerweise versuche ich Liam aus Ärger raus zu halten. Ich bin ein zukünftiger FBI-Agent, mein Dad ist der Sheriff.“

„Ich weiß sehr genau wer du bist“, meinte Mrs. Dunbar, deren Meinung über ihn sich dadurch nicht zu ändern schien, „Liam kann momentan jeden Freund gebrauchen; das ist der einzige Grund warum ich dich zu ihm lasse.“

Stiles fiel kein passendes Gegenargument ein, weil er ihm schon gegen Lydias Mutter nie ein Argument eingefallen war wie er hätte beweisen können, dass er kein schlechter Einfluss auf ihre Tochter war, als diese noch gedacht hatte, dass Lydia dabei war verrückt zu werden und nichts von der ganzen Banshee-Sache hatte wissen wollen. Mrs. Dunbar wusste nichts über Werwölfe, wer wusste schon wofür sie ihn hielt? Vielleicht dachte sie Liam wäre in einer Art Gang; sie wäre nicht die erste die diesem Trugschluss erlag. Liam selbst hatte zu Beginn ihrer Bekanntschaft über Stiles und Scott sogar noch schlimmeres gedacht (was vor allem Scotts toller Idee ihn zu entführen, nachdem er ihn gebissen hatte, zu verdanken gewesen war).

Also grinste er nur unschuldig und machte sich auf die Suche nach Liams Zimmer.

Liam war gerade dabei Hausaufgaben zu machen. „Oh, hi, Stiles. Schon zurück? Wolltest du nicht nach Südamerika um Dereks Schwester zu holen?“, wunderte er sich.

„Was das angeht gibt es eine kleine Planänderung“, informierte ihn Stiles, „Cora bleibt erst mal wo sie ist. Stattdessen wollte ich Hayden zurückholen. Und da deine Mutter mich sowieso schon nicht leiden kann, kann ich dich genauso gut fragen, ob du mitkommen möchtest.“

„Hayden?“ Liams machte ein bestürztes Gesicht, beinahe so als ob ihm gerade erst wieder eingefallen wäre, dass Hayden überhaupt existierte. „Ich würde sie schon gerne wiedersehen“, meinte er, „Aber meine Eltern würden mich nie gehen lassen. Nicht nach allem, was passiert ist. Ich habe mehr oder weniger Hausarrest für den Rest meines Lebens. Mason und Corey müssen mich besuchen kommen, wenn sie mich sehen wollen. Und Theo schleicht sich heimlich herein.“ (Nach den Worten von Liams Mutter zu urteilen tat er das aber wohl nicht so heimlich wie Liam und er wohl dachten.) „Nolan wollte mich mal besuchen um die Lacrosse Taktik zu besprechen und wurde wieder weggeschickt. Mom hält nicht viel von Vergeben und Vergessen. Aber sie weiß natürlich auch nicht … na ja, sie weiß eigentlich so gut wie nichts.“

Stiles wusste nicht wirklich wer Nolan war, aber vermutlich war das einer der Mitschüler, die sich von Monroe und den Anuk-ite gegen Liam hatten aufhetzen lassen. Insofern war es kein Wunder, dass Liams Mutter ihn von ihrem Sohn fernhalten wollte. Liams Eltern, die nichts wussten….

„Vielleicht ist es an der Zeit das zu ändern. Weißt du noch wie ich dir damals gesagt habe, dass du Mason die Wahrheit sagen sollst, weil es immer einfacher ist, wenn sie die Wahrheit kennen? Mit sie war auch deine Familie gemeint. Melissa und mein Dad waren am Anfang nicht begeistert über die Wahrheit, aber es hat alles einfacher gemacht nachdem sie wussten was los ist. Genau wie im Fall von Mrs. Martin. Eltern können ungewollt zu großen Hindernissen werden, wenn sie nicht eingeweiht sind. Vielleicht solltest du ihnen einfach alles sagen“, erklärte Stiles und wunderte sich zugleich darüber, dass Scott Liam diesen Rat bisher offenbar noch nicht gegeben hatte, „Hat Melissa nicht erwähnt, dass dein Dad sowieso schon misstrauisch geworden ist, was das Übernatürliche angeht?“

„Schon, aber nicht in Bezug auf mich. Denke ich zumindest“, erklärte Liam, „Er und Mom denken, na ja, sie denken, dass ich gemobbt wurde, weil ich geoutet wurde, glaube ich. Sie verstehen nicht warum Mason und Corey nie Probleme hatte und ich schon, aber sie denken wohl, dass das was mit Lacrosse zu tun hat und all das.“

„Das ist doch Unsinn. Keiner hatte je ein Problem mit Danny“, meinte Stiles sofort, „Aber das können sie wohl nicht wissen, aber genau das meine ich ja: Missverständnisse wie dieses sind etwas, dem man vorbeugen kann. Und sollte. Mein Vorschlag ist also, dass du dich mit deinen Eltern zusammensetzt und ihnen alles erklärst. Und dann hoffentlich keinen Hausarrest mehr hast und mit mir kommen kannst um Hayden einzusammeln. Was hältst du davon?“

Liam nickte nachdenklich. „Wenn das für dich in Ordnung ist, dann würde ich es ihnen gerne sagen. Ich hab mich in letzter Zeit so alleine gefühlt und so abgeschnitten von ihnen“, gab er zu, „Aber ob ich deswegen keinen Hausarrest mehr haben werde, kann ich nicht versprechen. Vielleicht krieg ich eher noch mehr, weil ich so lange gelogen habe…“ Er zuckte mit den Schultern.

„Ach, ich bin sicher sie werden es verstehen“, behauptete Stiles, „Und dass wir schon morgen auf den Weg zu Hayden sein werden.“ Er hätte gleich wissen müssen, dass es nicht so einfach werden würde.

Notes:

Nein, ihr habt nichts verpasst. Ich habe die ganze Geschichte und Hayden und Deputy Clark geretconned, damit es einen Grund gibt warum die beiden Beacon Hills verlassen haben (denn eigentlich ist Clark ja nicht besonders viel in Season 6A passiert, was Haydens Sorge um sie rechtfertigen würde).

Ursprünglich hätte Stiles mit Derek und Peter nach Südamerika fliegen sollen um Cora zu holen, doch dieser Plan wurde geändert. Aber keine Sorge, Cora wird trotzdem in dieser Fic zurückkehren, nur eben anders als ursprünglich geplant.

Weiter geht es im nächsten Teil.

Reviews

Chapter 14: Interne Spannungen: I.

Summary:

Teil 1 von "Interne Spannungen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Teil 4: Interne Spannungen


I.


Als Stiles die High School abgeschlossen hatte, war er eigentlich davon ausgegangen, dass er damit die immer wieder unangenehmen Lehrer-Schüler-Gespräche hinter sich hätte. Wenige Stunden in Quantico hatten ihm bewiesen, dass diese Annahme ein Irrtum war, aber er war trotzdem davon ausgegangen, dass er zumindest in Beacon Hills nie mehr wie ein reuiger Sünder vor eine Autoritätsperson sitzen würde müssen, die ihm erklärte, das sie ihm nur helfen wolle, während sie ihm zugleich das Gefühl vermittelte alles im Leben falsch zu machen.

Trotzdem fand er sich nun im Wohnzimmer der Geyer-Dunbar-Residenz Liams Eltern gegenüber sitzen und streng betrachtet werdend wieder, beinahe so als wäre er immer noch an der High School und würde schon wieder einmal für Themenabweichungen während eines Tests gescholten werden. Manche Dinge änderten sich wohl niemals.

„Werwölfe und andere Gestaltenwandler sind also real. Genau wie Magie und die Wilde Jagd und Todesfeen“, stellte Doktor Geyer fest.

„Banshees. Sie sind eigentlich keine Todesfeen wie man sie aus der Mythologie kennt, sondern eher normale Menschen mit besonderen Fähigkeiten“, erwiderte Stiles und riss sich dann zusammen, „Aber ja, im Grunde genommen ist das richtig.“

„Und Liam ist ein Werwolf. Weil Scott ihn gebissen hat um sein Leben zu retten“, meinte Mrs. Dunbar, „Und Corey ist eine Chimäre, genau wie Mason, aber der hat keine magischen Fähigkeiten. Malia ist ein Wercoyote, Lydia ist eine Banshee, Kira eine Kitsune, und Mr. Argent ist ein Jäger im Sinne von Sam und Dean Winchester.“

„Ja, das ist alles richtig. Und nette Supernatural-Referenz. Ich hab die Serie aufgehört anzuschauen, nachdem mir klar wurde, dass es echte Werwölfe gibt und mein bester Freund einer ist, weil ich mich dadurch auf einmal wie ein Verräter, der den Gegner unterstützt, gefühlt habe“, erwiderte Stiles, „Ehm, aber das ist nicht der Punkt hier.“

„Und was für ein übernatürliches Wesen bist du?“, wollte Dr. Geyer wissen.

„Nun, ich war mal von einem bösen Kitsune-Verwandten besessen“, erklärte Stiles, „Aber genau genommen bin ich genauso übernatürlich wie Sie beide – also gar nicht.“

„Unser Sohn gesagt hat, dass wir mit dir sprechen sollen, weil du der … Rudelführer bist?“, fuhr Dr. Geyer fort, „Da hab ich angenommen du bist auch irgendein übernatürliches Wesen…“

„Na ja, normalerweise ist wäre das auch der Fall“, gab Stiles zu, „Aber unser Rudel ist ein wenig anders. Wir hatten zu viele Alphas, die alle nicht besonders gut in ihrem Job waren, und deswegen ist Scott zwar der Alpha, aber ich bin der Rudelführer. Sozusagen. Wir teilen uns den Job des Bosses.“ Kein Grund über interne Rudel-Probleme ins Detail zu gehen. „Man muss keine übernatürlichen Fähigkeiten haben um zu einem Werwolf-Rudel zu gehören. Mason, mein Dad, Scotts Mom und Mr. Argent gehören auch zu unserem Rudel und haben auch keine magischen Fähigkeiten.“

„Verstehe“, behauptete Dr. Geyer, doch seine Miene verriet, dass er gar nichts verstand.

„Und wie wird man zu so einem Rudelmitglied?“, wollte Liams Mutter wissen.

„Nun ja, das ist schwierig zu erklären. Meistens … passiert es einfach. Ich meine, es hat immer irgendwie mit Werwölfen zu tun; deren Verbindung zu anderen Menschen macht diese zu ihrem Rudel“, erklärte Stiles, „Liam kam ins Rudel, weil er von Scott verwandelt wurde. Und Scott wiederum hat sich ein Rudel aus seinen engsten Freunden aufgebaut, nachdem er gebissen worden ist. Also mir und Lydia und ein paar andere. Und diese ursprüngliche Gruppe ist seit dem angewachsen.“

„Aha. Und wie kann Liam aufhören Mitglied dieses sogenannten Rudels zu sein?“, lautete Mrs. Dunbars nächste Frage. Offenbar hielt sie das Rudel immer noch für eine Art Gang.

„Ehm, kennen Sie X-2? Den zweiten X-Men-Film? Als Bobbys Eltern ihn fragen: Hast du schon mal versucht kein Mutant mehr zu sein? Das gerade was das Äquivalent zu dieser Szene im wahren Leben“, erwiderte Stiles in hilfsbereiten aber bestimmten Tonfall, „Liam wird immer ein Werwolf sein, und Werwölfe brauchen ein Rudel. Wenn sie keines haben, dann sterben sie. Sie werden sich immer ein Rudel aufbauen, unbewusst oder bewusst. Und unser Rudel, das hält zusammen, egal was kommt. Liam wird sein Leben lang mit Scott verbunden sein. Selbst wenn Scott vor ihm sterben sollte, stehen die Chancen gut, dass Liam als der erste von ihm erschaffene Beta seinen Alpha-Status erbt und dann unser neuer Rudel-Alpha werden würde. Also, sorry, aber so einfach ist das nicht.“

„Meine Frau hat das nicht gemeint“, versuchte ihm Dr. Geyer, der Afro-Amerikanische Arzt in Beacon Hills, zu versichern, „Wir sind nur besorgt. All dieser Ärger in der Schule… bei dem ging es in Wahrheit darum, dass Liam ein Werwolf ist?“

Stiles nickte. „Jemand hat die Bewohner von Beacon Hills gegen die übernatürlichen Wesen aufgehetzt. Brett und Lori wurden getötet, weil sie Werwölfe waren. Und Liam haben sie deswegen auch weh getan“, bestätigte er, „Aber das ist jetzt vorbei. Die übernatürliche Kraft, die dafür verantwortlich war, ist besiegt. Und die Menschen, die dafür verantwortlich waren, haben die Stadt verlassen.“

„Nicht alle“, meinte Mrs. Dunbar pointiert.

„Diejenigen, die noch hier sind, bereuen ihre Taten. Sie hatten Angst und standen unter übernatürlichem und psychologischem Einfluss von anderen“, betonte Stiles, „Liam ist auf der High School wieder in Sicherheit. … Für den Moment.“

„Für den Moment“, wiederholte Mrs. Dunbar.

„Nun, diese Leute, die Brett und Lori getötet haben, die sammeln sich neu und könnten zurückkommen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir unser Rudel wiedervereinen und unsere Kräfte bündeln um ihnen entgegen zu treten. Das Leben und das Ende unserer Schulzeit haben uns in alle Winde zerstreut, was in Friedenszeiten in Ordnung war, aber jetzt … Nun jetzt sollten alle wieder zusammen stehen. Deswegen wollte ich ja Liams Hilfe um Hayden zurück nach Hause zu holen“, erklärte Stiles.

„Weil Hayden eine Chimäre und auch ein Werwolf ist“, warf Dr. Geyer ein.

„Genau. Aber ihre Schwester ist ein normaler Mensch, und um sie zu beschützen ist Hayden mit ihr weggezogen“, fuhr Stiles fort, „Und da Liam und Hayden sich nahe stehen, wollte ich seine Hilfe um sie zu überreden wieder zurück nach Hause zu kommen.“

„Ja klar“, seufzte Mrs. Dunbar, „aber  Auf keinen Fall.“

Nun mit dieser Antwort hätte Stiles nach dem bisherigen Verlauf des Gesprächs rechnen müssen. Er wusste, dass er die Meinung der Frau respektieren sollte, und stattdessen einfach Mason und Corey mitnehmen sollte, die Hayden ja auch nahe standen, aber er wollte nicht so schnell aufgeben.

„Das verstehe ich“, behauptete er, „Ich respektiere, dass Sie ihren Sohn nur beschützen wollen. Aber wenn ich sage, dass Hayden und Liam sich nahe stehen, na ja, dann meine ich…“

„Mir ist durchaus bewusst mit wem mein Sohn eine romantische Beziehung geführt hat und mit wem nicht“, unterbrach ihn Liams Mutter kalt, „Und das ändert nichts an meiner Antwort.“ Ihr Ehemann warf ihr einen verunsicherten Seitenblick zu.

„Oh, ich bezweifle nicht, dass Sie von Liam und Hayden wissen“, versicherte ihr Stiles, „Ich bin nur nicht sicher, ob Sie verstehen, dass im Fall von Werwölfen Beziehungen anders funktionieren als in unserem. Sehen Sie, Werwölfe können normale Beziehungen führen wie Menschen auch, aber sie wählen manchmal auch einen Partner aus, mit dem eine Gefährtenbindung eingehen -das ist so etwas ähnliches wie eine Ehe, nur gibt es da keine Zeremonie oder dergleichen; es passiert einfach, wenn die Liebe besonders groß ist, und oft prägt man sich auf diese Person schon in sehr jungem Alter. Scotts Gefährtin war seine erste Freundin Allison. Nun ist Allison leider gestorben, aber wenn sie noch leben würde, dann wäre sie immer noch seine Gefährtin, weil Werwölfe Gefährten fürs Leben wählen. Liam hat sich natürlich noch keinen Gefährten erwählt, aber ich denke, dass er nach allem, was passiert ist, auf der Suche nach Stabilität ist und nach der einen Person, mit der er alles teilen kann. Insofern könnte es passieren, dass er sich bald auf einen Gefährten prägt, und da Mason mit Corey zusammen ist, und Lydia mich und Malia Scott datet, ist es wohl so, dass er sich der nächstbesten im Alter passenden Person im Rudel zuwenden wird. Was nicht auf Hayden zutreffen kann, wenn sie nicht da ist, versteht sich. Und in diesem Fall … Ach ja, mir wurde gesagt, dass er viel Zeit mit Theo verbringt, nicht wahr? Ich meine, ich will Theo nicht schlecht reden, aber er hat eine Vergangenheit. Und natürlich ist er älter als Liam und erfahrener. Aber ich bin sicher er wird Liam vor jedem Leid beschützen, das ihm widerfahren könnte…“

Mrs. Dunbar starrte ihn regelrecht feindselig an.

Dr. Geyer räusperte sich. „Für wen immer Liam sich als Partner auch entscheiden mag, wir werden seine Entscheidung respektieren“, verkündete er voller Überzeugung. Vermutlich meinte er das sogar ernst.

Mrs. Dunbar schien ihn gar nicht gehört zu haben. Sie kniff ihre Augen zusammen. „Du bist Rudelführer“, stellte sie fest, „Der Boss, derjenige, der den übernatürlichen Wesen sagt wo es langgeht.“

Stiles nickte. „In der Theorie ja“, meinte er, „Ich meine, es ist nicht so, dass ich ihnen Befehle geben würde. Außer in Notsituationen, wenn ich Pläne mache, die uns alle retten sollen oder dergleichen. Aber im Normalfall würde ich mir nie anmaßen ihnen zu sagen was sie zu tun haben. Ich meine, Scott ist der Alpha, nicht ich.“ Er blinzelte unschuldig.

Mrs. Dunbar schien auch ihm kaum zugehört zu haben. „Ja“, meinte sie, „Ich kann sehen wie das funktioniert.“

Stiles lächelte und sah noch unschuldiger drein.


„Ich kann nicht glauben, dass sie zugestimmt haben“, vertraute ihm Liam später an, „Ich meine, sie haben mich angebrüllt. Normalerweise brüllen sie nie. Wegen meinen Wutproblemen, nehme ich an. Weil sie ein gutes Beispiel abgehen wollen. Aber als ich es ihnen gesagt habe, hat Mom mich angebrüllt. Und zwar wirklich. Ich dachte, ich habe jetzt wirklich für den Rest meines Lebens Hausarrest. Aber stattdessen darf ich mit dir fahren…“ Er warf Stiles einen bewundernden Blick zu und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie hast du das nur angestellt?“

„Ach, ich wusste was ich sagen muss“, behauptete Stiles, „Danach war es ganz leicht sie zu überzeugen.“ Liams offene Bewunderung gefiel ihm doch sehr gut. Endlich wusste ihn mal wieder jemand zu schätzen und widersprach ihm nicht ständig oder feindete ihn an. Nach Jackson und Peters kleinen Stunt war Zeit mit Liam zu verbringen wahrlich eine willkommene Abwechslung.

Vielleicht sollte ich mehr mit Liam rumhängen. Ja, er ist jünger und noch auf der Schule und hat seine eigenen Freunde, aber warum sollte ich nicht mehr meiner Zeit mit ihm verbringen? Er respektiert mich, sieht zu mir auf, und ist willig zu lernen. Ich sehe keinen Grund warum wir nicht…

Seine Gedanke wurde unterbrochen, als Theo Raeken mit schnellen Schritten auf den Jeep den sie gerade mit ihrem Gepäck beluden, zuschritten kam. „Was soll das werden?“, wollte er wissen, „Wollt ihr in dieser Todesfalle bis zu Hayden fahren?“

Ach ja, da war ein Grund warum es schwer werden würde mehr Zeit mit Liam zu verbringen. Der neue Anhang. Der, den Liams Mutter so sehr nicht leiden konnte, dass sie lieber bereit war ihren Sohn mit einem praktisch-Fremden zu seiner Ex-Freundin durch mehrere Staaten fahren zu lassen als sich damit abzufinden, dass Liam ihn als Gefährten wählen könnte.

Stiles tätschelte Roscoe um sie darüber hinwegzutrösten, dass sie gerade beleidigt worden war. „Theo, wie immer ist es keine Freude dich zu sehen“, begrüßte er den anderen jungen Mann, „Was willst du? Und wie hast du uns gefunden?“

„Stiles.“ Theo nickte ihm nur kurz zu und wandte sich dann Liam zu. „Eine SMS? Das ist alles?“, meinte er vorwurfsvoll, „Du wolltest mir nicht einmal persönlich sagen, dass du die Stadt verlässt?“

Liam warf ihm einen irritierten Blick zu. „Ich wusste nicht, dass ich dir Rechenschaft über meinen Aufenthaltsort schuldig bin“, erwiderte er, „Ich hätte dir nicht einmal schreiben müssen, dass ich wegfahre. Du bist ja nicht mein großer Bruder oder so was.“

„Zum Glück nicht“, erwiderte Theo nur knapp, „Aber ich bin immer noch dein Bodyguard. Schon vergessen, dass du jemanden brauchst, der dir den Rücken freihält? Willst du nach allem, was passiert ist, wirklich riskieren alleine wegzufahren?“

Liam deutete auf Stiles. „Ich bin nicht alleine“, betonte er.

„Er ist nicht alleine“, bestätigte Stiles und warf Theo einen herausfordernden Blick zu.

„Stiles hat keine übernatürlichen Kräfte“, betonte Theo, „Er kann dich nicht beschützen.“

„Ich kann selbst auf mich aufpassen“, behauptete Liam, „Ich brauche keinen Beschützer. Nur jemanden, der mir den Rücken freihält. Und Stiles hat Scott schon den Rücken freigehalten als du noch …“ Er verstummte.

„Als ich noch was?“, wollte Theo herausfordernd wissen.

„Als du noch ein Psycho-Killer warst“, vervollständigte Stiles Liams Satz und beugte sich zu Theo hinüber, „Deine Sorge ist registriert, aber nicht notwendig, wie du hörst. War nett mir dir zu reden, und jetzt hau ab - ich will losfahren solange wir noch Sonnenlicht haben.“ Er deutete Theo mit einer huschenden Handbewegung aus dem Weg zu gehen.

„Es ist euch also Ernst“, stellte Theo fest, „Ihr wollt wirklich im Jeep wer-weiß-wieviele-Kilometer fahren, nur um Hayden zu sehen. Na schön.“ Er kletterte unaufgefordert auf Roscoes Rückbank neben ihre dort verstauten Koffer.

„Was denkst du eigentlich was du da tust?“, wollte Stiles empört von ihm wissen.

„Wonach sieht es denn aus?“, gab Theo zurück, „Ich fahre mit euch.“

Stiles nahm an, dass er das hätte kommen sehen müssen. „Oh nein, das tust du nicht“, betonte er, „Du hast deine Jeep-Privilegien verloren, als du uns verraten hast und Scotts Kräfte stehlen wolltest.“

Theo warf ihm einen unbeeindruckten Blick zu. „Wenn Liam fährt, dann fahre ich auch mit“, erklärte er unbeirrt.

Stiles wünschte sich, dass er Kiras Schwert hätte und Theo einfach wieder zurück in die Höllendimension, in die er gehörte, schicken könnte. Aber er hatte sich vorgenommen Theo eine Chance zu geben. Peter hatte Schlimmeres getan, und Peter verzieh er doch auch, nicht wahr? (Aber Peter war krank geworden, nachdem Kate versucht hatte ihn und seine ganze Familie abzufackeln, während Theo schon als Kind ein Mörder gewesen war). Und ob er ihn nun mochte oder nicht, er brauchte Theo. Stiles gab einen unwilligen Laut von sich und verkündete: „Na gut von mir aus. Aber du musst dir dein eigenes Essen bezahlen, du bist im Budget nicht eingeplant.“

Liam warf Theo einen dunklen Blick zu und nahm dann am Beifahrersitz Platz. Stiles seinerseits kletterte am Fahrersitz. Und startete Roscoe. Einen Moment lang schien es so als ob der Motor nicht anspringen wollte, was Stiles eigentlich sogar ganz recht gewesen wäre, doch dann erwachte er surrend zum Leben, und die Fahrt konnte losgehen.

„Na dann mal los“, verkündete Stiles, „Du da hinten auf dem billigen Plätzen, schnall dich an und beschwer dich nicht über das Fahrtempo, die Musik, oder die Dauer der Fahrt. Du wolltest mitbekommen. Ich erinnere dich schon jetzt daran, weil ich weiß, dass du dich später beschweren wirst.“

Theo grinste ihn nur durch den Rückspiegel an. „Ach, Stiles, hab doch zur Abwechslung mal ein bisschen Vertrauen zu mir“, forderte er.

Doch darauf würde er lange warten können.


„Wenn ich gewusst hätte, dass dieser Ausflug ein halbes Jahr dauern wird, dann wäre ich nicht mitgekommen“, jammerte Theo, „Ich hab nicht mal eine zweite Unterhose mit dabei. Und ihr wollt ernsthaft hier übernachten? Steht ihr auf Mörder-Motels oder wie?“

Theo hatte wie vorhergesagt schon nach einer halben Stunde damit begonnen sich zu beschweren, und zu diesem Zeitpunkt hatte Stiles noch ernsthaft darüber nachgedacht ihn einfach aus dem Jeep zu werfen, doch inzwischen blendete er das Gejammer des anderen Jungen einfach aus.

„Ja, wir übernachten hier“, erwiderte Stiles nur, ohne auf Theos schweinischen Lebensstil näher einzugehen, „Was dachtest du warum wir die Koffer mitnehmen? Weil wir denken, dass es regnen wird? Nein, weil wir wussten, dass es länger dauern wird bis wir unser Ziel erreichen.“

Liam hatte das Gepäck aus dem Jeep geräumt und musterte das Motel wenig enthusiastisch. „Mit einem hat er recht, es sieht aus wie ein Mörder-Motel“, meinte er.

„Ihr wart nicht im Selbstmord-Motel, also habt ihr kein Recht euch zu beschweren“, gab Stiles unbeeindruckt zurück, „Mehr können wir uns nicht leisten. Jetzt kommt schon.“

Der Kerl am Empfang wirkte wie eine frisch aus der Pyramide gekommene Mumie und starrte sinnentleert ins Nichts anstatt sie zu begrüßen. „Ein Zweibettzimmer und ein Einzelzimmer“, orderte Stiles. Einen Moment lang schien keine Reaktion zu erfolgen, doch dann wurden ihm zwei Schlüssen gereicht. „Danke?“ Wieder keine Reaktion. Nun es gab schlimmeres.

„Ich und Liam werden-“, setzte Theo an.

„Vergiss es“, unterbrach ihn Stiles, „Liam und ich teilen uns ein Zimmer. Du darfst das Einzelzimmer haben. Viel Spaß.“ Immerhin wollte er vor Liams Mutter nicht als vollkommener Lügner dastehen.

„Ich weiß, du hast gute Gründe ihm zu misstrauen“, sagte Liam zu Stiles, als sie alleine in ihrem Zimmer waren, „Aber Theo hat sich verändert. Er will Wiedergutmachung leisten. Am ganzen Rudel. Du solltest versuchen weniger hart zu ihm zu sein. Immerhin ist er mitgekommen um uns zu beschützen.“

Stiles warf ihm einen Seitenblick zu. Zeit für ein wenig harte Fakten. „Nein. Ich meine, ja, vielleicht hat er sich geändert. Und, ja, offenbar will er Wiedergutmachung leisten. Aber Theo ist nicht mitgekommen um uns zu beschützen“, korrigierte er Liam, „Er ist mitgekommen, weil er nicht will, dass du mit Hayden alleine bist.“

Notes:

Teil 2 von „Interne Spannungen“ folgt im nächsten Kapitel.
Und ja schon wieder ein Motel. Das ist offenbar so eine Art Thema in dieser Fic.

Reviews?

Chapter 15: Interne Spannungen: II.

Summary:

Teil 2 von "Interne Spannungen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

II.


Stiles würde wohl nie lernen den Mund zu halten. Inzwischen hielt er es nicht mehr für eine gute Idee Liam über Theos wahre Motive aufgeklärt zu haben, denn die Folge davon war eine schlaflose Nacht, dank des in dem zweiten Bett unruhigen Werwolfs, der sich geschätzt alle fünf Sekunden hin und her wälzte und dazwischen gemurmelte Geräusche von sich gab.

Ist der immer so? Kein Wunder, dass Mason damit aufgehört hat bei ihm zu übernachten, das hält ja keiner aus. Ist das die Werwolf-Sache? Brauchen Werwölfe vielleicht keinen Schlaf? Das ist mir neu, aber sollen sie nur. Aber ich würde gerne schlafen. Was wohl in dieser Nacht ein frommer Wunsch bleiben würde. Ich brauche meinen Schlaf, ich muss fahren. Wenn ich nicht bald ein wenig Schlaf kriege, dann muss ich Theo fahren lassen, und das … geht gegen alles, woran ich glaube. Nur Personen, denen ich vertraue und die ich mag, dürfen den Jeep fahren.

Eine Liste von der Liam sehr schnell wieder herunterrutschen würde, wenn er nicht endlich damit aufhören würde sich hin und her zu wälzen.

Doch alle bösen Gedanken der Welt schienen Liam nicht ruhiger zu stimmen, vermutlich spürte er sie sogar irgendwie und wurde nur noch unruhiger dadurch. Diese Werwölfe waren alle solche Sensibelchen, es war furchtbar! Nein, Liam zu ignorieren würde ihm nicht dabei helfen Schlaf zu finden.

Stiles seufzte tief und drehte dann das Nachtischlicht neben seinem Bett auf, während er sich zu Liam hinüber drehte.. „Was ist los?“, wollte er wissen, „Du hörst nicht zufällig die Geräusche einer Motorsäge, oder?“

„Motorsäge?“ Liams Antwort klang vor allem verwirrt, aber zumindest hatte er damit aufgehört sich in seinem Bett zu wälzen als wäre er ein Hund, den er juckte.

„Vergiss es, das war vor deiner Zeit“, meinte Stiles nur, „Also? Sagst du dem guten Onkel Stiles jetzt was dir auf der Seele liegt?“

Liam schaltete nun auch sein Nachttischlicht ein und richtete sich in seinem Bett auf. Seine Haare standen wild von seinem Kopf ab - ein Grund mehr warum er sich nicht so verrückt herumwälzen hätte sollen, jetzt sah er aus wie das Opfer eines Stromschlages. „Es ist nur … Theo“, erklärte er dann ohne etwas zu erklären.

„Du musst schon etwas genauer werden“, meinte Stiles, „Es gibt mehr Dinge, die einen an Theo stören könnten, als man zählen kann.“

Liam schüttelte den Kopf. „Er … du denkst doch nicht wirklich, dass er mich mag, oder? Weil das … so kann es nicht sein“, führte er aus.

Na toll. Ich bin selbst schuld wie es scheint. „Ich weiß, es ist schwer zu glauben, dass eine Inkarnation des Bösen aufrichtige Gefühle haben soll – und vielleicht hat er die ja auch nicht, sondern ist nur auf einen Quickie aus – aber er hat definitiv Interesse an dir“, meinte Stiles, „Was allen aufgefallen ist. Angefangen bei Mason über deine Mutter bis hin zu mir. Kann es wirklich sein, dass es dir nicht aufgefallen ist?“

Liam gab einen unwilligen Laut von sich. „Das war nur … das ganze Adrenalin. Wir waren so viel Stress ausgesetzt. Gemeinsam in Gefahr. Wieder und wieder. Und in solchen Situationen, da kommt es schon mal vor, dass man den Drang verspürt den anderen küssen zu wollen“, behauptete er, „Aber den unterdrückt man, und dann … geht es vorbei. Ich meine, das ist ihm sicher auch so ergangen.“

Stiles massierte kurz sein Nasenbein und setzte sich dann in seinen Bett auf. „Nein, Liam, ich denke nicht, dass es ihm ebenso ergangen ist. Und ich bin mir nicht sicher, ob es dir so ergangen ist, oder ob du dir das nur einredest, weil du weißt, dass niemand mit Theo einverstanden wäre, und du deswegen nach Ausreden suchst dich deinen Gefühlen nicht zu stellen“, verkündete er dann, obwohl er wusste, dass diese Aussage alles nur noch schlimmer und nichts besser machen würde.

„Doch. Ich meine, ich liebe Hayden. Und dann ist sie weg gegangen, und das hat mich hart getroffen, wirklich hart“, erklärte Liam, „Und dann war Theo da. Und er war für mich da. Hat an meiner Seite gekämpft. Auf mich achtgegeben. War da als kein anderer …“ Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Aber er ist immer noch Theo“, betonte er, „Und Brett ist gestorben, und…“ Er schien nach den richtigen Worten zu ringen. „Selbst wenn ich Gefühle für ihn hätte, vielleicht ist er zu gar keinen wahren Gefühlen dieser Art fähig. Und er hat immer gesagt, dass er mich nicht einmal mag.“

„Was du über ihn auch gesagt hast, nehme ich an“, vermutete Stiles, „Und total ernst gemeint hast.“

Liam schüttelte wieder den Kopf. „Ich liebe Hayden“, betonte er.

Stiles nickte ernst. „Und ich liebe Lydia“, erwiderte er, „Ich habe Lydia immer geliebt. Aber ich habe auch immer noch Gefühle für Malia. Denn man kann Gefühle für mehr als nur eine Person haben, Liam. Gefühle … sind etwas wofür man nichts kann. Und gegen die man nichts machen kann. Keiner sagt, dass du Hayden nicht liebst. Und es geht auch nicht darum was du für Theo empfindest, es geht darum was er für dich empfindet. Außer … deine Gefühle für ihn sind davon abhängig, was er für dich empfindet?“

Liam starrte ins Nichts. „Ich … konnte es unterdrücken, solange ich mir eingeredet habe, dass er mich nie so sehen würde“, erklärte er, „Dann ist es eine Schwärmerei, die vorbei geht. Extreme Situationen führen zu extremen Gefühlen, aber die vergehen, sie halten nicht. Haben sie das nicht in Speed gesagt?“

„Das sagen immer alle. Aber dabei ist Speed II nicht einmal gut. Ich weiß nur, dass ich, bevor mein bester Freund ein Werwolf wurde und mein Leben zu einer einzigen Extremsituation mutiert ist, kein Liebesleben hatte, seit dem aber zwei feste Beziehungen erleben durfte. Zu denen es nie gekommen wäre, wenn Scott nicht gebissen worden wäre“, entgegnete Stiles, „Du weißt was ich von Theo halte, aber … mach dich nicht absichtlich unglücklich indem du dir einredest irgendetwas, das du empfindest, sei nicht echt, nur weil es durch eine Extremsituation zu Stande kam. Wenn du wieder mit Hayden zusammenkommst, dann freuen wir uns alle für dich. Aber wir wollen vor allem, dass du glücklich bist. Und wenn du denkst, dass Theo dich glücklich machen könnte, dann solltest du das bei deinen Entscheidungen miteinbeziehen. Denn wie gesagt, er mag dich definitiv auf diese Weise. Und ist deswegen mitgekommen. Weil er eifersüchtig auf Hayden ist.“ Er legte eine kurze Pause ein.

„Denk darüber nach“, schloss er dann, obwohl er wusste, dass ihm diese Rede vermutlich den Rest seines Schlafes kosten würde, weil Liam durch all das nur noch weniger schlafen würde. Aber manchmal musste man als guter Freund und als Rudelführer eben Opfer bringen. Ob es einem gefiel oder nicht.


Tatsächlich schien ihr Gespräch Liam ein wenig beruhigt zu haben, da er zumindest damit aufhörte sich wie ein Verrückter hin und her zu wälzen. Vielleicht hatte er trotzdem eine unruhige Nacht, doch zumindest dachte er schweigend und still daliegend über seine restlichen Sorgen nach. Was dazu führte, dass Stiles doch noch einschlafen konnte.

Als er am nächsten Morgen erwachte, stellte er allerdings fest, dass doch noch Schlaf gefunden zu haben keine gute Sache war. Er war vollkommen zerschlagen und schaffte es kaum aus dem Bett. In diesem Zustand kann ich unmöglich fahren. … Muss ich doch Theo fahren lassen? Oder soll ich riskieren Liam die Schlüssel zu geben und darauf hoffen, dass sein Werwolfmetabolismus mit weniger Schlaf auskommt als ich schwacher Mensch?

Er sah sich müde in seinem Zimmer und stellte fest, dass es keine Spur von Liam gab. War dieser etwa in der Nacht hinüber zu Theo geschlichen? So hatte ich das auch wieder nicht gemeint. Vielleicht hätte ich warten sollen bis wir Hayden zurückgeholt haben… Nun, er würde noch früh genug erfahren wie sich Liam entschieden hatte. Auf jeden Fall musste er die beiden Werwölfe einsammeln.

Stiles quälte sich also aus dem Bett, erledigte die notwendigste Morgenhygiene (mehr war auch nicht möglich, in diesem Motelzimmer gab es nur ein Mini-Waschbecken), zog sich an und schlurfte dann zu Theos Zimmer hinüber und klopfte an. „Aufstehen! Wir fahren!“, verkündete er so laut er konnte. Und dann wartete er.

Theo öffnete ihm die Türe, und sein sonst immer perfekt sitzendes Haar war durcheinander und stand in alle Richtungen ab. „So früh schon?“, beschwerte er sich.

„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, erwiderte Stiles, „Ist nicht meine Schuld, wenn ihr eure Nächte mit anderen Dingen als schlafen verbringt…“

„Also ist Liam auch dagegen so früh loszufahren“, vermutete Theo, „Damit sind wir zwei gegen einen, und du siehst aus als würdest jeden Moment im Stehen einschlafen. Lass uns noch ein zwei Stunden warten, das ist klüger. Bis dahin sind wir alle wach.“

„Ich hab keine Ahnung was Liam denkt“, erklärte Stiles, „Ich hab ihn heute morgen noch nicht gesehen…“

Theo runzelte die Stirn. „Heißt das er ist mitten in der Nacht aufgestanden und …. Joggen gegangen oder sonst was? Ganz alleine?“, wunderte er sich, was wohl bedeuten sollte, dass er wirklich nicht wusste wo Liam steckte. Soviel dazu, dass Liam in der Nacht zu ihm ins Zimmer geschlichen war.

„Es ist Morgen“, betonte Stiles, „Nicht Nacht. Vielleicht ist er ja wirklich joggen gegangen. Wenn ja, dann wird dir ein Wunsch erfüllt, und wir müssen warten bis er wieder auftaucht, bevor wir weiterfahren können.“

Doch Theo wirkte auf einmal gar nicht mehr müde, sondern sehr wach. „Er wäre nicht so dumm irgendwo in der Fremde alleine ohne jemanden was zu sagen joggen zu gehen, wenn irgendwo dort draußen Jäger sein könnten“, behauptete er.

Stiles war sich dessen nicht so sicher. Immerhin sprachen sie von Liam, und er hatte dem Jungen gestern Nacht einiges Material zum Nachdenken in den Kopf gesetzt. Vielleicht hatte er auf andere Gedanken kommen wollen und war wirklich laufen gegangen ohne jemanden etwas davon zu sagen.

„Wir müssen ihn suchen“, verkündete Theo und verschwand wieder in seinem Zimmer, bevor er gleich darauf wieder auftauchte, mit einem T-Shirt in der Hand, das er sich über den Kopf zog, während er seine Zimmertüre hinter sich schloss. Natürlich war Theo jemand, der mit nacktem Oberkörper schlief.

„Du willst deine Spur erschnüffeln?“, vermutete Stiles.

Theo nickte. „Oder fällt dir was Besseres ein?“, gab er zurück.

„Bevor wir Panik schieben, sollten wir erst mal versuchen ihn anzurufen. Vielleicht sitzt er in irgendeinem Diner und frühstückt gerade ausgiebig“, meinte Stiles, zückte sein Handy, und rief Liam an. Dessen Handy klingelte einige Mal, doch niemand hob ab, schließlich meldete sich die Mobil-Box. Stiles legte auf und wartete einige Momente ab, ob Liam zurückrufen würde. Doch nichts geschah. Theo warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

Stiles nickte. „Okay, jetzt können wir Panik schieben“, meinte er, „Und Liams Spur folgen.“


Werwölfen beim erschnüfflen von speziellen Gerüchen zuzusehen war immer seltsam. Jeder hatte seine eigene Methode, und keiner hatte es besonders gerne, dass man ihm oder ihr dabei zusah. Um Liam zu finden bräuchten sie auf jeden Fall einen Gegenstand mit seinem Geruch daran. Stiles hatte zuerst in ihr Zimmer zurückgehen und Liams Koffer plündern wollen, doch es stelle sich heraus, dass das nicht notwendig war. Theo war ausgerüstet – mit einem Halstuch, das offenbar von Liam stammte, und dass er aus seiner Hosentasche zerrte als wäre es die natürlichste Sache der Welt Halstücher von seinen Kumpels mit sich herumzutragen. Vielleicht sollte ich die Beziehung der beiden einfach nicht mehr hinterfragen sondern sie einfach akzeptieren - eine andere Wahl bleibt mir ja sowieso nicht. Er unterdrückte ein Seufzen und wartete ab bis Theo eine Spur gefunden hatte.

„Ich hab ihn“, verkündete dieser schließlich, „Komm mit.“ Und eilte dann auch schon los. Stiles folgte ihm ein wenig überrumpelt. Und bemerkte dass er ohne Waffen unterwegs war. Doch Theo ließ ihm keine Chance sich zu bewaffnen, so eilig hatte er es.

Er führte Stiles zu einem der anderen Zimmer. Was nichts Gutes bedeuten konnte. Und in Stiles Erinnerungen an das Selbstmord-Motel wach werden ließ. Hoffentlich will sich Liam nichts antun. Ich meine, ich wüsste nicht warum er das wollen sollte, aber der Typ an der Rezeption war schon ein wenig unheimlich… In Momenten wie diese wünschte er sich Lydia und ihre Banshee-Kräfte an seine Seite. Es war wieder mal typisch, dass er sie gerade dann nicht mit hatte, wenn er sie brauchte.

Theo machte Anstalten die Türe aufzubrechen. „Warte“, forderte Stiles schnell, „Wir können da nicht einfach blind hereinstürzen. Wir brauchen einen Plan. Wer weiß was uns dort drinnen erwartet? Ich meine, wir gehen immerhin beide nicht davon aus, dass Liam einfach dahin schlagewandelt ist und friedlich vor sich hin döst, oder?`“

Theo warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Dann meinte er: „Na schön. Was schwebt dir vor?“


Das ist keiner deiner besten Ideen. Nicht nur Theo war dieser Meinung gewesen, doch sie hatten keinen besseren Plan als diesen.

„Zimmerservice!“, verkündete Stiles und klopfte lautstark an die Türe und wartete dann ab. In der einen Hand hielt die drei Handtücher aus ihren beiden Zimmern säuberlich zusammengefaltet bereit, mit der anderen hatte er geklopft. Theo befand sich wie ausgemacht außer Sichtweite und wartete erst einmal ab. Er hatte alle Waffen (seine biologischen wie etwa seine Krallen und einen Baseballschläger für Stiles) und sollte sich erst einschalten, wenn Stiles ihm das Codewort dafür sagen würde. Doch es sah momentan nicht danach aus als ob er eine Chance dazu bekommen würde, da niemand Anstalten machte das Zimmer zu öffnen.

Stiles klopfte noch einmal und rief wieder „Zimmerservice“. Dann machte er sich daran mit seinem Dietrich (von dem niemand beim FBI wusste, dass er ihn hatte) das Schloss aufzuschließen. Zu Hause in Beacon Hills hatte er sich die Schlüssel diverser Türen nachmachen lassen um so überall hineinzukommen, wo er hineinwollte. Diesen Luxus hatte er aber außerhalb seiner Heimatstadt, wo er nicht mehr der Sohn des Sherriffs sondern ein aufstrebender FBI-Agent war, nicht mehr gehabt, aber er hatte trotzdem immer nach das Bedürfnis in diverse Orte hineingelangen zu wollen. Also hatte er improvisiert. Und hoffte nun, dass Rafael McCall niemals herausfinden würde, dass er ihm sein Empfehlungsschreiben so dankte.

Icb bin eben auch Rudelführer. Das ist die größere Verantwortung. Ich meine, nehmen wir diese ganze Sache hier: Liam kann nicht einmal in einem Motel übernachten ohne entführt zu werden. Ich brauche den Dietrich! Wie soll sich sonst ganz ohne übernatürliche Kräfte auf die anderen aufpassen?

Knackend öffnete sich das Schloss, und Stiles drückte die Türe auf. „Hallo?!“, rief er, „Ich bringe frische Handtücher und wollte fragen, ob Sie bei der Rezeption angerufen haben? Es gab einen Ping, der von dieser Zimmernummer kam….“

Er lugte vorsichtig in das Zimmer und stellte fest, dass ihm immer noch niemand entgegen kam. Vorsichtig betrat er den Raum und blickte sich suchend um. Das einzige, was er erblickte, war ein gefesselter und geknebelter und scheinbar ohnmächtiger (hoffentlich nur ohnmächtiger!) Liam am Bett. Stiles ließ die Handtücher fallen und eilte zu Liam.

Doch noch bevor er den Jüngeren erreicht hatte, meinte eine Stimme hinter ihm: „Ich konnte ihn nicht einfach so frei herumrennen lassen.“ Stiles wirbelte herum und erkannte den Mumientyp von der Rezeption.

„Das hier ist Kidnapping“, erklärte er kalt, „Dafür gibt es keine Entschuldigung. Und ich sollte das wissen, denn ich bin ein FBI-Agent in Training und mein Vater ist Sherriff in einer Stadt gar nicht weit von hier. Was immer Sie denken tun zu müssen, Sie sollten es sich lieber zweimal überlegen…“

„Ich konnte ihn nicht frei herumlaufen lassen“, wiederholte der Rezeptionist, „Sonst hätte ich ihn verloren.“

„Verloren? Was soll das heißen verloren?“, wunderte sich Stiles, „Hören Sie, wenn Sie irgendwie verwirrt sind, dann bin ich sicher, dass das jeder verstehen wird. Lassen Sie ihn mich einfach losbinden, und ….“

„Er ist ein reiner Beta, erschaffen von einem True Alpha“, erklärte der Rezeptionist, „Ist dir klar wie selten das ist? Alle anderen sind heutzutage entweder verunreinigte Mischwesen wie dein anderer Freund oder blauäugig durch ihre Taten. Oder sie wurden von einem unechten Alpha erschaffen. Aber dieser Junge … So einen wie ihn gibt es vermutlich nicht noch einmal.“

Angesichts der Tatsache, dass der einzige andere von Scott erschaffene Beta Hayden die Chimäre war, war das sogar wahr. „Und deswegen muss er hier gefesselt liegen, weil…?“ Stiles machte einen auffordernde Handbewegung.

„Weil ich ihn brauche“, erklärte der Rezeptionist, „Das Opfer muss rein sein.“

„Das Opfer…“, wiederholte Stiles. Na toll, zur Abwechslung mal wieder ein durchgeknallter Druide. Ist länger her, dass wir so einen hatten…

„Oh, sieh mich nicht so an. Wenn es leicht wäre, dann würde es nicht Opfer heißen“, sagte der alte Mann (Jennifer hatte das auch immer gesagt, was kein gutes Zeichen war), „Opfern kann man nur Sachen, die von Wert sind, und die fehlen werden. Dieser Beta ist einmalig und wertvoll, und er wird dieser Welt fehlen, aber er muss geopfert werden um uns alle zu retten.“

„Zu retten? Wovor?“, wollte Stiles wissen.

„Vor dem Ende. Die Dunkelheit kommt. Ich kann sie spüren, du kannst mir nicht einreden, dass du sie nicht auch spüren kannst. Wir können sie alle spüren. Selbst diejenigen ohne Kräfte. Jeden Tag rückt das Ende näher. Der Orange Herold ist schon dabei sich zu erheben. Auf ihn werden Naturkatastrophen, Hungersnot, Krieg und die Pest folgen. Die fünf Zeichen der Apokalypse, ermöglicht durch den Herold, die letzten Vorboten vor dem Ende“, lautete die Antwort, „Und um die Dunkelheit, die auf das Ende folgt, aufzuhalten, muss man eine Boje des Lichts opfern, so steht es geschrieben. Ich habe Jahre lang auf ein passendes Opfer gewartet. Und jetzt habe ich keine Zeit mehr um noch länger zu warten. Es tut mir leid, aber selbst du musst einsehen, dass es nicht anders geht. Selbst deine Kräfte können die Dunkelheit nicht aufhalten.“

Meine Kräfte? Für wen hält der mich?, wunderte sich Stiles. Laut meinte er: „Hör mal, Kumpel, ich will ja niemanden beleidigen, aber selbst du musst zugeben, dass sich das alles verrückt anhört.“

Der alte Mann schüttelte sichtbar enttäuscht den Kopf. „Warum nur wollt ihr alle nicht verstehen?“, beschwerte er sich, machte einen Schritt auf Stiles zu, und … ging dann im nächsten Moment zu Boden, weil er von Theo von hinten niedergeschlagen worden war.

„Was?“, verteidigte sich dieser, „Verrückt war doch das Codewort, oder etwa nicht?“

Notes:

Ja, das war eine kleine Liam/Brett-Andeutung, zumindest was Liams Gefühle angeht.
Was die andere Sache betrifft…
Diese Fic spielt nach 6B, nach offzieller Teen Wolf-Timeline also 2013, wenn man anders rechnet 2014, aber so oder so vor Trump 1.0 also als die Welt eigentlich noch in Ordnung war, aber wenn man weiß was danach alles passiert ist und vor allem was gerade passiert…. Nun, ich werde mich nicht dafür entschuldigen ihn das zu nennen was er ist: Den Herold der Apokalypse.

Reviews?

Chapter 16: Interne Spannungen: III.

Summary:

Teil 3 von "Interne Spannungen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

III.


Für längere Diskussionen über ihr Vorgehen blieb ihnen allerdings keine Zeit. Während Theo uncharakteristisch besorgt sicher ging, dass mit Liam alles in Ordnung war, fesselte Stiles den Druiden, der den Werwolf hatte opfern wollen. Und knebelte ihn dann auch noch, nur um sicher zu gehen. Und überlegte sich dann ernsthaft Rafael McCall anzurufen um den Kerl einzubuchten, doch wenn er das täte, dann würde er zugeben müssen, dass er sich auf unbestimmte Zeit von seiner FBI-Ausbildung freigenommen hatte, und das würde eventuell zu einem unangenehmen Gespräch führen.

War es verrückt, dass er sich mehr darum sorgte Scotts Vater zu enttäuschen als seinen eigenen? Nun, vielleicht einfach deswegen, weil er wusste, dass es nichts gab, dass sein Dad ihm nicht verzeihen würde, während das im Fall eines Mentors anders aussah. (Selbst wenn es ein so schrecklicher Mentor war wie Rafael).

Liam war inzwischen wieder zu sich gekommen und rieb sich den Schädel. „Ich wollte nur ein wenig Eis holen, aber dann war da auf einmal ein Geruch hinter mir und … danach kann ich mich an nichts mehr erinnern“, erklärte er.

Theo untersuchte unaufgefordert Liams Hinterkopf. „Ich denke nicht, dass er dich niedergeschlagen hat, ich glaube eher du wurdest vergiftet“, befand er, „Hauch mich mal an.“

„Bitte?“ Liam rückte etwas von ihm ab und warf ihm einen verstörten Blick zu.

„Um festzustellen, ob ich etwas in deinem Atem riechen kann, das besorgniserregend ist“, erklärte Theo, „Durch meine Zeit mit den Dread Doctors habe ich gelernt diverse Gifte zu identifizieren, die Werwölfen auf lange Sicht zusetzen können..“

„Mir geht es gut“, behauptete Liam.

Stiles hasste sich selbst für das, was er als nächstes sagen würde, doch er meinte: „Der Kerl war eine Art Darach oder hält sich zumindest dafür. Insofern solltest du Theo wirklich besser anhauchen. Ich meine, er wollte dich ernsthaft opfern, wer weiß was er dir angetan hat.“

Liam warf ihm einen Blick zu, der eindeutig „Verräter“ sagte, hauchte dann aber sichtlich unangenehm berührt Theo an. „Ich hab heute noch nicht Zähne geputzt“, murmelte er danach.

„Ist schon gut, ich bin Schlimmeres gewöhnt“, behauptete Theo, was Liams Laune nicht gerade hob, „Aber es ist alles okay. Ich rieche nichts Alarmierendes.“ Er klopfte Liam gönnerhaft auf die Schulter. „Du wirst wieder werden.“

Liam wich seinem Blick aus.

Stiles seinerseits wandte seine Aufmerksamkeit von der sich entfaltenden Seifenoper ab und ihrem Gefangenen zu. „Wir werden ihn befragen müssen“, verkündete er, „Und dann wegsperren. Wir können nicht zulassen, dass er herumläuft und versucht Leute zu opfern um das Ende der Welt abzuwenden, selbst wenn er nicht verrückt sein sollte und an was Realen dran ist. Leider sind wir zu weit weg von Beacon Hills um Parrish oder meinen Dad anzurufen. … Ich werde Deaton versuchen; vielleicht weiß der Rat. Aber zuerst ...“

Er verpasste dem Gefesselten einen leichten Klaps auf die Wange und wartete dann ab bis sich dessen Augen öffneten. Der alte Mann wirkte im ersten Moment verwirrt. Dann wurde sein Blick vorwurfsvoll, und er protestierte durch seinen Knebel hindurch.

„Ich nehme den ab, wenn Sie versprechen keine Tricks zu versuchen“, schlug ihm Stiles vor, „Dann können Sie mir alles über die kommende Dunkelheit und den Herold erzählen. Aber weder Liam noch sonst jemand wird geopfert werden, klar?“

Der Mann schien diesen Vorschlag einen Moment lang abzuwiegen. Dann nickte er. Stiles entfernte vorsichtig den Knebel. „Okay, dann…“

„Du willst nicht begreifen, dass Opfer zum Allgemeinwohl manchmal notwendig sind“, sprudelte der Mann los, noch bevor Stiles ausreden konnte, „Aber um die Dunkelheit aufzuhalten, muss man bereit sein zu tun, was getan werden muss. Die Dunkelheit wird uns alle vernichten, ein Streiter des Lichts wäre bereit sich opfern um alle anderen zu retten.“

„Klar, im Kampf gegen einen sichtbaren Gegner um andere vor Schaden zu bewahren“, entgegnete Stiles, „Aber wir sprechen hier von einen nebulösen Ritual, das sich auf eine nicht näher fassbare Bedrohung bezieht, die sich von Blutopfern vielleicht nicht einmal beeindrucken lässt. Ich weiß ihr Darachs versteht nicht, dass wir anderen davor zurückschrecken sinnlos Blut zu vergießen, aber….“

„Ich bin kein Darach“, behauptete der Mann beleidigt, „Ich diene dem Licht, nicht der Dunkelheit. Mir geht es darum Leben zu retten und nicht darum Macht zu gewinnen.“

„In diesem Fall sollten Sie von Blutopfern absehen“, riet ihm Stiles, „Denn die lassen Sie doch sehr darach-haft herüber kommen. Ich kannte einen Darach, und sie war verrückt und immer darauf aus Menschen für das Höhere Wohl zu opfern, nur dass sie vor allem ihr eigenes Höheres Wohl gemeint hatte. Anstatt mit uns zusammenzuarbeiten um unseren gemeinsamen Gegner zu besiegen, hat sie einen Haufen Leute geopfert und sich dann darüber gewundert, dass wir uns gegen sie gestellt haben.“ Und zuletzt hatte sie einfach nur noch Leute als ihre Opfer ausgewählt, die sie anderen liebten, nur um es ihnen heimzuzahlen, egal wie sie das auch gerechtfertigt hatte. Aber Stiles dachte prinzipiell nicht gerne an Jennifer zurück. Sie erinnerte ihn zu sehr an die Anzahl der nicht-normalen Lehrer, die es an seiner Schule gegeben hatte. Die blutrünstige Vertrauenslehrerin, die Liam das Leben schwer gemacht hatte, war nur die letzte in einer langen Reihe gewesen.

„So bin ich nicht“, betonter der Mann, „Leben zu nehmen fällt mir nicht leicht. Doch ich muss tun, was ich kann, um uns alle zu retten. Wenn du deinen Freund erklären würdest, dass es notwendig ist, dass er…“

„Ich werde Liam sicherlich nicht erklären, dass es geopfert werden muss. Oder sonst jemandem“, meinte Stiles sofort, „Hier geht es nicht um Nepotismus sondern ums Prinzip. Es muss eine andere Lösung geben. Ohne Tote.“

Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Dafür ist es zu spät“, behauptete er, „Wir haben zu lange gewartet und zu viel Böses erblühen lassen.“

„Ein Bekannter von mir ist Druide und anderer Meinung“ entgegnete Stiles, „Alan Deaton? Er arbeitet als Tierarzt und war der Abgesandte des Hale-Rudels? Vielleicht kennen Sie ihn ja.“

„Abgesandte sind nicht einsichtig“, meinte der alte Mann sofort, „Sie sind korrumpiert durch ihre Gefühle für ihr Rudel. Sie haben die Bedeutung von Opfern vergessen. Das Gleichgewicht ist ihnen nicht mehr wichtiger als ihre Rudelmitglieder. Er würde es nicht verstehen.“

„Dann eben seine Schwester. Marin Morrell. Die hat keine Skrupel, das weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung“, meinte Stiles, „Wollen Sie nicht mit ihr reden? Das Gleichgewicht zu wahren geht ihr über alles.“

„Marin?“ Dieser Name schien dem alten Mann etwas zu sagen. „Ja, vielleicht würde Marin verstehen. Vielleicht könnte sie es dir erklären, euch allen erklären…“ Er schien in Gedanken zu versinken.

„Wunderbar. Dann sind wir uns einig, dass es keinerlei Opfer geben wird, bis Sie mit Marin geredet haben“, meinte Stiles. Soweit so gut. Wenn man davon absah, dass er Ms. Morrell seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und keine Ahnung hatte wo sie steckte und was sie gerade trieb, aber Deaton würde hoffentlich wissen wo er seine Schwester auftreiben konnte. „Ich muss nur einen Anruf machen“, verkündete er.

Der alte Mann beachtete ihn schon gar nicht mehr, was Stiles nützte um Deaton anzurufen. Er erklärte dem Mann kurz was vorgefallen war, und dass er herkommen sollte und seine Schwester auftreiben sollte, und legte dann wieder auf.

„Uns wird nichts anderes übrig bleiben als abzuwarten bis Deaton hier auftaucht“, wandte er sich an die anderen.

Liam warf einen kurzen Blick auf ihren Gefangenen. „Von mir aus“, meinte er, „Aber weit weg von dem Kerl hier!“ Nun, diesen Wunsch konnte ihn Stiles nur schwer verübeln.


Da sie es offenbar mit dem Besitzer des Motels zu tun hatten, stellte sich die Frage ob es andere Angestellte gab und was sie tun sollten, wenn Gäste auftauchten. Um nicht aufzufallen beschloss Stiles dass es das Beste wäre so zu tun als ob alles in Ordnung wäre und das Motel einfach weiterzubetreiben indem sie abwechselnd den Empfangsschalter bemannten.

Seine Idee stieß nicht auf besonders viel Gegenliebe, doch letztlich taten Liam und Theo was er ihnen sagte. Sie mussten sich aufteilen; einer von ihnen bewachte den Gefangenen, einer übernahm den Schalter in der Lobby, und der dritte hatte frei und sollte ein Auge auf die Gesamtsituation haben. Keiner war über diese Aufgabeneinteilung besonders glücklich, was wohl bedeutete, dass sie sich eine gut funktionierende Strategie zurecht gelegt hatten.

Stiles hoffte nur, dass sich Deaton beeilen würde. „Motel-Betreiber und professioneller Geiselnehmer“ war eigentlich kein Punkt, den er jemals vorgehabt hatte in seinen Lebenslauf aufzunehmen. Noch dazu stellte er schnell fest, dass der Geiselnehmer Teil der einfachere war. Die Motel-Gäste waren es, die ihn in den Wahnsinn trieben. Ständig wollten sie irgendetwas – dass Dinge repariert wurden, die, als das jeweilige Zimmer bezogen hatten, noch vollkommen in Ordnung gewesen waren, dass er die Eismaschine auffüllte, ihnen saubere Handtücher oder Bettwäsche brachte, oder sie wollten Auskünfte über die Gegend (die er ihnen nicht liefern konnte, da er sich ja selbst nicht auskannte), oder sie hatten Sonderwünsche was ihre Zimmer anbelangte, oder (und das waren Stiles „Lieblingskunden“) sie versuchten ohne zu zahlen abzuhauen. In letzteren Fall erwies sich Theo was ziemlich handlicher Türsteher um sie doch noch dazu zu bringen ihre Zeche zu bezahlen. Auf jeden Fall verstand Stile schon nach wenigen Stunden warum ihr spezieller Freund durchgedreht war. Dieser Job musste einen ja in den Wahnsinn treiben.

„Der wollte mich opfern. Ich verstehe nicht warum wir ihm dabei helfen seinen Betrieb am Laufen zu halten“, beschwerte sich Liam ziemlich schnell.

„Weil wir höfliche Entführer sind, deswegen“, erwiderte Stiles, „Der Durchschnittsamerikaner hat es schwer genug, wir wollen doch niemanden davon abhalten sich seinen Lebensunterhalt sichern zu können, nur weil wieder mal irgendein übernatürlicher Supergau bevorsteht. Immerhin wollte der arme Mann die Welt retten. Genau genommen sind wir also auf der selben Seite, und er ist ein Kollege, der Unterstützung verdient.“

Liams Blick wies eindeutig darauf hin, dass er anderer Meinung war, aber er jammerte nicht mehr weiter. Stiles verstand ja, dass er frustriert war; er wollte Hayden sehen und konnte das jetzt nicht so schnell, und mit Theo alleine sein konnte er auch nicht um seine verwirrten Gefühle in dieser Hinsicht aufzuklären, und ja, er musste jemanden helfen, der ihn hatte umbringen wollen, das musste belastend sein - aber die Dinge waren nun mal so wie sie waren. Wenn alles zur Abwechslung mal nach Plan laufen würde, dann wäre das wohl ein eindeutiger Hinweis darauf, dass irgendetwas nicht stimmen musste.

Deaton könnte sich aber wirklich mal beeilen…

Stiles saß am Empfang und langweilte sich. Theo bewachte ihre Gefangenen, und Liam schlief den Schlaf der Gerechten, und er vermisste Lydia, geistige Stimulation, und hinter dem Steuer eines Autos zu sitzen – in dieser Reihenfolge. Es waren schon seit Stunden keine neuen Gäste mehr eingetroffen, und die alten waren verdächtig ruhig, vielleicht war es ihnen endlich gelungen alle genug einzuschüchtern um mit ihren Wehwehchen in Ruhe gelassen zu werden (was aber unglaubwürdig war, vermutlich schliefen einfach alle, weil es zwei Uhr in der Früh war). Stiles war so gelangweilt, dass ihm beinahe die Augen zu fielen.

Doch dann hörte er ein Geräusch, das ihn aus seinem Halbschlaf riss – jemand lud eine Waffe. Stiles zuckte zusammen, griff nach dem Baseballschläger hinter der Theke, und verfluchte die Tatsache, dass er gerade jetzt alleine war.

Die Gruppe, die herein kam, bestand aus drei langhaarigen bärtigen Männern und einer dunkelhaarigen hübschen Frau; alle vier sahen sich recht ähnlich und alle vier waren mit Gewehren bewaffnet. „Waffen sind bei uns im Haus nicht erlaubt. Die müssen in euren Fahrzeugen bleiben“, erklärte Stiles automatisch.

„Ach? Und wie sollen wir uns dann verteidigen?“, wollte die Frau wissen.

„Wogegen verteidigen?“, gab Stiles zurück, „Wildtiere kommen nicht in die Zimmer, und was alles andere angeht, die Notruftaste am Telefon funktioniert wunderbar und verbindet Sie direkt mit der Polizei…. Wollt ihr eine Demonstration?“ Er lehnte den Schläger gegen die Theke, hob mit der freigewordenen Hand den Hörer vom Telefon auf der Theke ab und ließ den Zeigefinger seiner anderen Hand über den Tasten schweben. Eine bessere Waffe hatte er momentan nicht zu bieten, doch es reichte. Einer der Männer lachte, er schien der Älteste der Gruppe zu sein. „Gute Antwort, Junge“, meinte er, „Wir werden unsere Waffen draußen lassen. Wo steckt Doug?“

Doug, nahm Stiles an, war wohl der Besitzer des Motels, der momentan immer noch gefesselt in einem seiner eigenen Zimmer gefangen gehalten wurde. „Er ist krank“, erwiderte er, „Ich helfe aus. Wie viele Zimmer braucht ihr?“

„Krank, also? Zu schade. Ich wünsch dem alten Knaben gute Besserung. Vielleicht sehe ich ihn ja noch, bevor wir abreisen“, meinte der Mann dazu, „Das wären ein Doppelzimmer, ein Einzelzimmer, und ein Zweibettzimmer, bitte schön. Vorzugsweise nahe beieinander.“

„Kein Problem. Tragt euch hier ein, ihr kennt die Prozedur ja“, meinte Stiles und schob der Gruppe das Gästebuch entgegen. Offenbar waren zwei dieser Leute ein Paar. War die gutaussehende aber wenig sympathisch wirkende Frau wirklich mit einem dieser behaarten Hinterwäldler-Typen zusammen? Oder hatten zwei der Hinterwäldler miteinander die Liebe gefunden? Eigentlich interessierte ihn das alles nicht wirklich.

Nachdem sie sich eingetragen hatten, trug Stiles die Zimmernummern ein und schob ihnen dann ihre drei Schlüssel entgegen. Der älteste Mann nickte ihm noch einmal zu, griff dann nach den Schlüsseln und verschwand samt Anhang wieder nach draußen. „Nicht vergessen die Waffen abzugeben!“, rief Stiles ihnen hinterher.

„Du kennst wirklich keine Furcht, oder? Du hast dich gerade mit den Daltons angelegt, ist dir das klar?“

Stiles gab sich Mühe nicht zusammenzuzucken, als er Braedens Stimme hinter sich vernahm. Wie verdammt hatte sie sich an ihn heranschleichen können, ohne dass er sie bemerkte?! Und wie lange stand sie da hinten schon? (War die Gruppe in Wahrheit aus Respekt vor ihr friedlich abgezogen und nicht seinetwegen?!)

„Hi, Braeden“, sagte Stiles möglichst unbeeindruckt, „Welchen Daltons meinst du? Wohl kaum Bob, Bill, Emmett und Grat…“

„Nein, aber deren Nachfahren“, erwiderte Braeden vollkommen ungerührt, was Stiles dazu veranlasste sich zu fragen, ob sie sich gerade über ihn lustig machte oder es ernst meinte. Wenn man den Stammbaum der Argents bedachte, war es nicht ausgeschlossen, dass es andere Jägerfamilien mit berühmten Vorfahren gab. Er warf ihr einen prüfenden Seitenblick zu.

Die Daltons sind die Jägerfamilie aus den Staaten. Der einzige Grund warum ihr bisher noch nie Ärger mit denen bekommen habt, ist, dass sie sich schon vor Jahrzehnten mit den restlichen Jägerclans zerstritten haben und denen aus den Weg gehen. Wenn die Argents und ihre Verbündeten ein Gebiet beanspruchen, ziehen sie sich daraus zurück. Und die Calaveras neigen dazu auf sie zu schießen, wenn sie sie sehen und erst danach Fragen zu stellen, also meiden sie auch alle, die mit denen zu tun haben“, erklärte Braeden, „Aber alle, die nicht zur Jägerallianz gehören meiden ihrerseits die Daltons, weil die auch dazu neigen zuerst zu schießen und dann Fragen zu stellen.“

„Die haben also schon mal auf dich geschossen“, vermutete Stiles.

„Mehrfach“, gab Braeden trocken zurück, „Aber ich habe es noch jedes Mal überstanden.“

„Und was wollen die hier?“, wollte Stiles von Braeden wissen, „Suchen die etwa nach Monroe?“

„Im Grunde ja. Nachdem Monroes Allianz mit der Argent-Familie in Flammen aufgegangen ist und sie fliehen musste, war sie auf der Suche nach neuen Verbündeten. Die Calaveras haben sie eher kühl aufgenommen – immerhin hat sie jeden Kodex gebrochen, den es gibt. Sie hat Kinder, Pazifisten und Unschuldige abgeschlachtet, und das ohne jede Rücksicht auf Geheimhaltung“, berichtete Braeden, „Also muss sie sich außerhalb der Jägerallianz nach Verbündeten umsehen. Und das kommt den Daltons gerade recht. Und die haben gehört, dass ein Beta aus dem McCall-Rudel alleine mit ihrer menschlichen Schwester unterwegs sein soll, und dachten sich wohl, dass ein toter McCall-Werwolf ein gutes Bewerbungsgeschenk für Monroe wäre.“

Na toll. Ich wusste ja, dass es ein Fehler war das Rudel aufzuteilen. Das ist der Beweis. Dabei wusste ich noch nicht mal, dass es die Daltons überhaupt gibt!

„Stellt sich nur noch die Frage woher du das weißt, und wie du uns gefunden hast“, meinte Stiles.

„Ich war in Beacon Hills um euch zu warnen“, erklärte Braeden, „Und habe erfahren, dass ihr auf den Weg zu Hayden seid. Und dann hat mich Deaton angerufen und auf den neuesten Stand gebracht. Und hier bin ich.“

„Wie schön“, seufzte Stiles, „Ich wollte dich sowieso sprechen. Aber das ist jetzt egal.“ Er versuchte einen Moment lang seine Gedanken zu ordnen. „Wir können also nicht warten, sondern müssen sofort zu Hayden um sie zu warnen“, stellte er fest, „Oder wissen die gar nicht wo sie ist und würden uns folgen um sie so zu finden? Und was machen wir mit dem durchgeknallten Druiden?“

„Heutzutage gibt es mehr als nur vier Daltons“, meinte Braeden, „Wir müssen auf jeden Fall auf der Hut sein. Ich weiß nicht, ob sie wissen wo Hayden zu finden ist oder nur im Dunkeln stochern. Aber, dass sie hier auftauchen ist mir ein wenig zu viel des Zufalls. Ich glaube nämlich nicht an Zufälle.“

„Da sind wir schon zwei.“

„Aber zumindest dürften sie dich nicht erkannt haben“, fuhr Braeden fort, „Das ist ein Vorteil. Wenn Liam oder Theo hier am Empfang gestanden wären, dann würden die Dinge anders aussehen, aber momentan haben wir den Vorteil, dass sie nicht wissen wer ihr seid, wir aber wissen wer sie sind. … Trotzdem gehe ich davon aus, dass sie wieder auf mich schießen werden.“

Und auf mich wie es scheint. Und Liam und Theo, aber die stecken das weg. Hoffentlich.

„Na gut“, meinte er, „Wir brauchen einen Plan. Und zwar…“

In diesem Moment tauchte noch ein dunkelhaarigen bärtiger Kerl auf, und der zerrte  niemand andere als Cora Hale hinter sich durch die Türe mit herein.

Notes:

Ich habe Cora versprochen und Cora geliefert. Wenn auch unter nicht gerade idealen Umständen… Tja.

Reviews?

Chapter 17: Interne Spannungen: IV.

Summary:

Teil 4 von "Interne Spannungen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

IV.


Stiles war einen Moment wie erstarrt. Und hoffte, dass Braeden rechtzeitig in Deckung gehen würde. Und dass Cora nichts sagen würde. Tatsächlich war ihr Blick vor allem verwirrt, und es war unklar, ob sie ihn oder auch nur irgendetwas, das sie sah, überhaupt erkannte – sie schien unter Drogen gesetzt worden zu sein. Allerdings versuchte sie sich halbherzig von dem Kerl, der sie hinter sich herzerrte, loszureißen.

„Hey!“, rief Stiles also, „Was denken Sie, was Sie da tun? Die Dame sieht nicht so aus als ob sie mit Ihnen mitkommen wollen würde!“

Coras Kidnapper wandte seinen Blick von seiner Gefangenen ab und warf Stiles einen verwirrten Blick zu. „Was?!“, wunderte er sich blöde. Dann fing er sich wieder. „Oh, nein. So ist das nicht“, behauptete er dann, „Das ist meine kleine Schwester. Und sie hat zu tief ins Glas geschaut und wurde von ein paar Kerlen zu viel belästigt. Also wollte ich sie ins Bett bringen, aber sie … kann nicht klar denken. Das ist alles, was hier läuft!“

Stiles nahm nicht an, dass er diese Geschichte geschluckt hätte, selbst wenn er nicht gewusst hätte wer Cora Hale war und zu welcher Familie der Kerl, der sie hinter sich herzerrte, gehörte. „Und diese Geschichte kann sie mir bezeugen, nehme ich an?“, ätzte er.

Der Mann warf einen flüchtigen Blick auf Cora. „Sie würde lügen um mich in Schwierigkeiten zu bringen“, behauptete er, „Aber … meine Cousins können meine Geschichte bestätigen; sie sollten hier eingecheckt haben…“

Stiles warf dem Kerl einen erwartungsvollen Blick zu.

„Was? Oh ja, klar, ich rufe sie an. Einen Moment“, meinte dieser und zückte sein Handy.

Cora hatte in der Zwischenzeit ihren Widerstand eingestellt und starrte nun ins Leere. Stiles hätte ihr gerne geholfen, doch er wollte seine Tarnung nicht auffliegen lassen. Braeden hatte die Zeitspanne, in der Cora den Kerl abgelenkt hatte, offenbar genutzt um in Deckung zu gehen, was bedeutete, dass Stiles im Moment nichts anderem verdächtigt wurde als sich in Dinge einzumischen, die ihn nichts angingen. Wenn er Cora retten wollte, dann musste er das ausnutzen.

„Sie kommen gleich“, erklärte ihm der Mann, nachdem er sein Handy wieder einsteckte.

Stiles verschränkte seine Arme vor der Brust und warf dem Kerl einen vielsagenden Blick zu. Der tat sein Bestes um diesem standzuhalten.

Sie mussten nicht lange warten. Der Anführer der Daltons und einer der anderen Kerle kamen wieder zur Türe herein. Der Anführer warf einen kurzen Blick auf den Neuankömmling und Cora, und sah dann hinüber zu Stiles. „Ja“, meinte er dann langsam, „ich kann verstehen wie man hierbei den falschen Eindruck vermittelt bekommen kann.“ (Oder in diesem speziellen Fall den richtigen).

Stiles hob eine Augenbraue.

„Das hier ist mein Cousin Emmett. Und das Mädchen ist seine kleine Schwester Callie“, behauptete der Mann, „Sie haben ihre Ausweise nicht dabei, aber ich bürge für sie. Emmett und Callie sind ständig am Kabbeln. Callie mag Alkohol, Motorräder und Bad Boys ein wenig zu sehr. Aber Emmett macht sich nur Sorgen um sie. Er würde ihr nie was antun. Stimmt’s, Billy?“ Er warf den Kerl, der mit ihm zurückgekommen war, einen auffordernden Blick zu.

„Jup“, meinte dieser, „Emmett ist nur ein überbesorgter großer Bruder. Und ein Idiot. Aber kein schlechter Kerl.“

Emmett nickte eifrig. „Das hören Sie es“, sagte er, „Ich sage die Wahrheit. Ich will meine Schwester nur daran hindern etwas zu tun, was sie morgen bereuen würde.“

„Wie nett von Ihnen“, kommentierte Stiles.

Emmett biss sich in die Lippe und warf den anderen beiden einen hilfeheischenden Blick zu. Der Anführer seufzte. „Hör mal, Junge“, meinte er, „Was können wir tun um dich zu überzeugen? Du kannst Callie eigenhändig alleine in einem Einzelzimmer verstauen und ihr den Schlüssel in die hintere Tasche ihrer Jeans stecken. Und morgen nachsehen, ob ihre Unschuld noch in Takt ist. Wie wäre das?“

Stiles tat so als müsste er einen Moment über diesen Vorschlag nachdenken. „Einverstanden“, verkündete er dann, „So machen wir es. Übergebt mir das Mädchen.“

Emmett warf seinem Cousins einen zögernden Blick zu, ließ Coras Handgelenk auf deren Nicken hin dann aber los. Stiles schnappte sich einen Schlüssel und stellte sich neben Cora. „Kommen Sie, Miss. Ich habe ein Zimmer für Sie“, sagte Stiles zu Cora und hoffte, dass sie seinen Geruch wiederkennen und ihm daher vertrauen würde. Cora starrte ihn einen Moment lang verwirrt an, folgte ihm dann aber nach.

„Callie wird morgen früh alles aufklären! Du wirst schon sehen!“, rief ihm der Anführer der Daltons hinterher, der ihm genauso wenig folgte wie die anderen beiden.

Einfach mit Cora abzuhauen war allerdings trotzdem nicht drinnen. Also lud Stiles sie wie ausgemacht in ihrem Zimmer ab, ließ ihr den Schlüssel drinnen, und schloss die Türe dann hinter sich mit dem Motelmanager-Schlüssel ab. Zumindest für den Moment war sie sicher.

Er kehrte auf direkten Weg zur Lobby zurück. Die drei Daltons waren immer noch da.

„Callie kann sich glücklich schätzen, dass jemand wie du auf die achtgibt“, meinte der Anführer zu ihm, „Emmett hätte ja auch wirklich ein Mistkerl sein können.“

„Ich bin nicht überzeugt davon, dass er keiner ist“, gab Stiles zurück, „Aber zumindest scheint er kein Vergewaltiger zu sein.“

Emmett zog ein reuevolles Gesicht. Sein Cousin lachte. „Ich kann dich echt gut leiden, Junge“, meinte er, „Ich bin Jack. Jack Dalton. Wie sagtest du, dass dein Name war?“

„Stuart“, erwiderte Stiles ohne zu zögern, „Stuart Belinski.“

„Stu also“, stellte Jack fest, „Wir werden morgen noch einiges zu besprechen haben, Stu.“ Er zwinkerte Stiles zu und deutete seinem Bruder und seinem Cousin dann mit ihm zu kommen, als er die Lobby wieder verließ.

„Du lebst echt gerne gefährlich, oder Stiles?“ Braeden tauchte wieder aus ihrem Versteck aus. „Und aus irgendwelchen Gründen scheint es für dich zu funktionieren. Aber Belinski? Ist dir nichts Besseres eingefallen?“

„Die besten Lügen sind die, die der Wahrheit am nächsten kommen. Und die werden wohl kaum in den nächsten paar Minuten herausfinden können, dass es in der Vereinigen Staaten keinen Stuart Belinski gibt“, rechtfertigte sich Stiles, „Okay, also, die haben Cora gefunden. Das verkompliziert die Sache, ändert aber nichts daran, dass wir einen Plan brauchen. Irgendwelche Ideen?“


Nachdem sie Theo und Liam auseinandergesetzt hatten was Sache war, konnten sie sich daran machen ihren Plan durchzuführen. Es war kein guter Plan, Stiles gefiel so vieles daran nicht, aber es war der einzige Plan, den sie hatten. Coras Anwesenheit änderte nun mal alles. Und Braeden war mit einem Motorrad anstatt einem Auto gekommen, was einen weiteren Nachteil darstellte. Aber sie mussten mit dem arbeiten, was sie hatten. In jederlei Hinsicht.

„Ich bin absolut dagegen“, erklärte Liam, kaum, dass Stiles ihm und Theo den Plan auseinander gesetzt hatte, während Braeden in der Hoffnung, dass keine Daltons mehr auftauchen würden, den Empfang bemannte.

„Das ist mir schon klar“, entgegnete Stiles, „Aber wir wissen beide, dass du trotzdem tun wirst was ich dir anschaffe, egal wie sehr du dagegen bist. Also überspringen wir die Diskussion am Besten gleich und gehen zu dem Teil über, wo du tust was ich dir sage.“

Liam warf Theo eine hilfesuchenden Blick zu, doch dieser meinte: „Stiles hat recht. Es ist die klügste Vorgehensweise.“

Dass Theo ihm den Rücken freihielt, führte sofort zu in ihm aufsteigenden Misstrauen, doch er unterdrückte dieses. Immerhin wusste er, dass Theo einiges an Liams Wohlergehen lag, also war es nicht weiter verwunderlich, dass er Stiles Plan guthieß. Dieses eine Mal war Theos Motiv schmerzhaft offensichtlich.

Liam schüttelte den Kopf. „Ich mag diesen Plan nicht. … Außerdem wurde mir von meinen Eltern eigentlich verboten jemals ein Motorrad zu besteigen“, sagte er.

„Aber du kannst es fahren. Das ist der Punkt auf den es ankommt“, meinte Stiles.

„Na ja, können ist das falsche Wort“, behauptete Liam, „Ich bin ein paar Mal auf Scott’s gesessen, und…“

„Das reicht schon. Immerhin heilst du wieder, falls du runterfallen solltest“, gab Stiles zurück, „Also, sind wir uns einig?“

Liam zog eine Grimasse. Dann meinte er: „Ja. Ich nehme das Motorrad und fahre alleine los um Hayden zu warnen. Unterdessen kümmert ihr euch um die Daltons, den verrückten Druiden, und Dereks Schwester. … Dürfen Hayden und ich denn zurückkommen um euch zu helfen? Oder werde ich wirklich ganz außen vor gelassen?“

„Sobald du sie gefunden hast und sicher gegangen bist, dass es ihr und ihrer Schwester gut geht, darfst du selbst entscheiden was du als nächstes tust“, meinte Stiles, „Ich vertraue auf dein Urteil.“ In Wahrheit hatte er nicht vor Liam und Hayden die Chance einzuräumen sie anderen retten zu kommen. Er wollte mit den Daltons und der Situation längst fertig sein, wenn Liam Hayden erreicht hatte. Was zugegeben nicht so leicht werden würde wie es klang.

„Also gut.“ Liam nickte. „Sagt mir nur wann es losgeht.“

Losgehen musste es, wenn sie sicher sein konnten, dass die Daltons die Lunte nicht riechen würden. Immerhin hatten sie viel vor in dieser Nacht.

Um sicher zu gehen, dass alles klappen würde, stellte Stiles als erstes den Fernseher des Motelbetreibers auf MTV und drehte die Lautstärke dann so hoch hinauf wie er konnte. Dann wartete er ab. Er musste nicht lange warten, bis Jack mit seinem Bruder im Schlepptau auftauchte.

„Was soll das denn? Wir wollten eigentlich schlafen, Kleiner!“, beschwerte sich Jack.

„Dann tut das doch“, gab Stiles zurück, „Was sollte euch davon abhalten?“

Während sie diskutierten, sollten Theo und Braeden den gefangenen Druiden geknebelt zum Jeep schaffen und darin verstauen, während Liam sich mit dem Motorrad davon machen sollte. Hoffentlich würde zumindest nicht beides die Aufmerksamkeit der restlichen Daltons erregen.

„Hey, Jack, da macht sich einer mit einem Bike davon!“, verkündete Emmett, der nun auch hereingestolpert kam.

„Oh nein, macht sich schon wieder wer davon ohne zu zahlen? Mein Onkel wird mich umbringen!“, jammerte Stiles, „Die bringen das ständig! Die denken, dass sie mit mir alles machen können, nur weil ich jünger bin als sie!“ Er setzte eine Trauermiene auf und schüttelte ernst den Kopf. „Ich hoffe, die landen alle in der Hölle…“

Jack warf einen kurzen Blick auf Emmett. „Nun, weiß du, Stu, weil wir ja Freunde sind, und angesichts des Missverständnis von vorhin … Wie wäre es, wenn Emmett hier versucht den Zechpreller zu verfolgen und für dich zurückzubringen?“, schlug er vor.

Emmett warf ihm einen empörten Blick zu. Stiles tat so als ob er über diesen Vorschlag nachdenken würde. „Na ja, ich möchte den Kerl natürlich meine Meinung geigen“, meinte er dann, „Aber bist du sicher, dass … Emmett … der richtige Mann für den Job ist?“ Er musterte Emmet abschätzig.

„Hey, was genau willst du damit sagen?!“, beschwerte sich Emmett.

Jack legte Stiles gönnerhaft eine Hand auf die Schulter. „Ich verstehe was du meinst“, behauptete er, „Keine Sorge, ich werde Emmett begleiten und dafür sorgen, dass er keinen Mist baut. Billy wird hier alles im Auge behalten, nicht wahr, Billy?“ Er sah seinen Bruder bestimmend an.

„Klar“, seufzte Billy, „Statt zu schlafen oder süße Liebe mit meinem Mann zu machen, habe ich ein Auge auf … die Gesamtsituation. Warum auch nicht.“ Er wirkte alles andere als begeistert.

Jack strahlte und klopfte auf Stiles Schulter. „Dann ist ja alles klar“, meinte er, „Keine Sorge, Stu, ich bring dir den Kerl zurück!“

„Aber nicht auf ihn schießen! Das letzte, was ich brauchen kann ist Ärger mit den Bullen, ich will nur mein Geld!“, rief Stiles Jack und Emmett hinterher, als sie sich davon machten.

Billy blickte ihn verstimmt an.

„Weißt du“, meinte Stiles, „du kannst auch einfach schlafen gehen. Ich brauche hier keine Hilfe. Ich meine, wie viele Zechpreller kann es in einer Nacht schon geben?“

Billy zögerte. Immerhin war er ja nicht hier um Stiles im Auge zu behalten, sondern sollte aufpassen, dass Cora nicht entkam, was er aber wiederum vor ihren neuen Freund Stu nicht zugeben konnte. „Klar“, meinte er, „hast vermutlich recht. Sag Jack halt ich hätte dir beigestanden."

Er zog sich zurück und ließ Stiles alleine zurück. Der wartete einige Momente ab und stellte den Fernseher dann wieder lauter. Es dauerte wie er vorhergesehen hatte nicht lange bis sich Billy wieder blicken ließ. „Sag mal, Kleiner, wann warst du zuletzt bei einem Hörtest?“, beschwerte er sich, „Was soll das denn?“

„Was? Oh, das meinst du. Ich war Roadie und musste damit aufhören, nachdem ich mir einen ziemlichen Hörschaden eingehandelt hatte, und arbeite deswegen jetzt für meinen Onkel. Hab ich das nicht erwähnt?“, erklärte Stiles unschuldig.

Billy blinzelte und glotzte ihn ungläubig an. „Nein“, meinte er dann, „Das hast du nicht erwähnt. … Könntest du bitte den Ton leiser stellen? Ich brauche Schlaf. Zumindest ein bisschen. Plus das nächste Mal steht möglicherweise Bobbie vor dir, und die ist alles andere als verständnisvoll, wenn sie um ihren Schönheitsschlaf umfällt.“

„Oh, okay, mir war nicht klar wie laut es ist“, behauptete Stiles und stellte den Fernseher leise, „So besser?“

Billy nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand und drehte noch viel leiser. „So, jetzt ist es besser“, meinte er, „Danke. Gute Nacht noch.“ Und dann machte er sich wieder davon.

Stiles wartete noch einige Zeit ab, ob noch einer der Daltons auftauchen würde. Nachdem das nicht der Fall war, holte er sich den Allgemeinschlüssel zu den Motelzimmern und schlich sich vorsichtig aus der Lobby. Von den Daltons war nichts zu sehen, und auch sonst war nichts los. Ein Pfeifen von Braeden bestätigte, dass die Luft rein sein sollte.

Stiles schlich sich zu Coras Zimmer und öffnete dieses dann vorsichtig. „Cora? Ich bin’s, Stiles. Bist du wach?“, flüsterte er und schlüpfte vorsichtig ins Zimmer. Es war alles dunkel, und er sah rein gar nichts. Und dann wurde er von etwas gerammt und zu Boden geworfen.

„Ugh. Ich bin’s!“, zischte er, „Ich bin hier um dich zu retten!“

Jemand schnupperte an ihm. „Stiles?“ Coras Stimme klang rau, was kein gutes Zeichen war, aber zumindest hatte sie ihn endlich erkannt.

„Hi“, meinte Stiles, „Ich bin hier um dich hier raus zu holen. Wir müssen uns aber beeilen und leise sein.“ Cora rollte von ihm herunter, und Stiles richtete sich vorsichtig wieder auf und hielt ihr seine Hand hin. „Komm schon“, forderte er.

Cora griff nach seiner Hand und ließ sich von ihm aus dem Zimmer hinaus führen. Sie schwankte ein wenig, offenbar war sie noch nicht wieder nüchtern. Stiles blieb vor dem Zimmer wieder einige Momente stehen, bis er sich auf Braedens Zeichen hin wieder in Bewegung setzte, und führte Cora dann hinter sich her zu Roscoe.

Braeden erwartete sie beide dort mit geladener Waffe. „Los schnell, rein“, meinte sie.

„Wer ist der gefesselte Kerl auf der Rückbank?“, wunderte sich Cora, „Bist du jetzt auch schon im Entführungsgeschäft, Stiles?“

„Achte nicht auf den, der ist nur ein verwirrter Kollege“, meinte Stiles und drückte Cora sanft in den Wagen hinein.

„Sie kommen!“, verkündete Braeden, „Schnell! Es ist diese Bobbie-Bitch!“

„Oh nein, wir haben ihren Schönheitsschlaf unterbrochen, mir wurde gesagt, dass sie das gar nicht mag“, kommentierte Stiles die Lage und schlüpfte auf den Beifahrersitz, „Braeden rein. Theo fahr los!“

Schon setzte sich der Jeep in Bewegung. Braeden war dabei auf das Dach des Jeeps zu klettern. „Was treibt sie da?!“, beschwerte sich Theo.

„Ich nehme an, sie will auf die Daltons schießen“, vermutete Stiles.

„Soll ich fahren, oder auf sie Rücksicht nehmen?“ Theo warf Stiles einen unsicheren Blick zu. „Entweder ich drück drauf oder ich passe auf sie auf! Beides geht nicht!“

Stiles war geneigt ihm zuzustimmen. Braeden klopfte auf das Dach. „Na los, drück drauf!“, befahl sie, „Ich komme klar!“

„Du hast sie gehört“, meinte Stiles, „Fahr schneller!“

Falls Braeden vom Jeep fallen und sterben würde, könnte er jetzt wenigstens sagen, dass es ihre eigene Schuld gewesen war.

Die ersten Schüsse fielen. „Los schneller!“, fuhr Stiles Theo an, „Die trifft uns sonst noch!“

Der Jeep beschleunigte, Braeden schoss (offenbar lag sie am Dach des Jeeps und fiel dabei aus irgendwelchen Gründen nicht herunter), und Gefluche und ein startender Motor waren zu hören. Offenbar wollten die Daltons die Verfolgung aufnehmen. Nun, damit hatten sie gerechnet - sie mussten einfach schneller als ihre Verfolger sein.

Soweit so gut. Hoffentlich hat Liam getan, was er tun sollte und ist das Bike losgeworden und wurde nicht von den Daltons erwischt und ist schon auf halben Weg zu Hayden. Solange sich die Daltons bei der Verfolgung auf sie konzentrieren würden, wären Liam und Hayden hoffentlich in Sicherheit. Dann müssten sie die Jäger nur noch loswerden und zum Treffpunkt fahren.

Theo warf Stiles einen nervösen Blick zu, und der grinste beruhigend. Bisher lief alles wie vorhergesehen. Wenn sein Plan aufgehen würde, wäre das zwar das erste Mal, dass alles glatt laufen würde, aber irgendwann musste zur Abwechslung doch mal alles nach Plan laufen. Oder etwa nicht?

 

Notes:

Wird alles nach Plan laufen? Das werdet ihr im nächsten Kapitel sehen.

Reviews?

Chapter 18: Komplikationen: I.

Summary:

Teil 1 von "Komplilkationen".

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Komplikationen


I.


„Diese Bobbie-Bitch“ abzuhängen stellte sich als schwieriger heraus als erhofft. Laut Theo wegen Roscoe. „Dass das Ding überhaupt noch fährt und nicht sofort eingeht stellt ein Wunder für sich dar!“, wagte er über Stiles‘ treuen Jeep zu behaupten. Roscoe tat ihr Bestes, doch auf jeden Fall kamen ihnen die Daltons immer näher.

Braeden klopfte wieder an die Decke des Jeeps. „Ich schaff sie uns vom Hals, werdet einfach langsamer. Noch langsamer, meine ich. Lasst sie näher an uns herankommen“, befahl sie.

„Die ist doch wahnsinnig“, murmelte Theo, tat aber trotzdem wie ihm geheißen worden war.

Falls die Daltons sie einholen würden, würde es zum Kampf kommen, daran bestand kein Zweifel. Und sie hatten neben Braeden, eigentlich nur Theo und einen ohne Waffen eher nutzlosen Stiles auf ihrer Seite, da Cora immer noch unter Nachwirkungen der Betäubung zu leiden schien. Schwer zu sagen wie so ein Kampf ausgehen würde, aber Stiles nahm an, dass ihre Chancen eher schlecht stünden.

Der Wagen der Daltons näherte sich ihnen, und Braeden schoss wieder auf den Feind. Einmal. Zweimal. Dann klopfte sie wieder gegen die Decke. „Jetzt beschleunigt wieder!“, befahl sie.

Theo drückte wieder aufs Gas, und tatsächlich düsten sie wieder los und ließen den Wagen der Daltons merklich hinter sich zurück. Bis er vollkommen aus den Rückspiegel verschwand.

„Sie hat die Reifen durchschossen“, stellte Stiles beeindruckt fest.

„Ist sie eine verdammte Black Widow, oder was?“, wunderte sich Theo.

„Vor allem ist sie auf unserer Seite“, gab Stiles zurück, „Und das ist die Hauptsache.“

Sie fuhren schnell weiter die Straße entlang. Kein Verfolger tauchte auf. Offenbar hatten sie es geschafft und die Dalton abgehängt.

Nach einigen Kilometern hielten sie an, und Braeden kletterte vom Dach des Jeeps.

„Ich denke, wir sind sie fürs Erste los“, meinte sie und lud ihr Gewehr durch.

„Wieso bist du nicht vom Dach gefallen?“, wollte Stiles wissen, „Bist du Spider-Girl oder so?“

Braeden schüttelte nur ihren Kopf. „Was machen wir jetzt mit dem gefangenen Druiden?“, wollte sie wissen.

„Wir müssen ihn immer noch zu Deaton schaffen“, meinte Stiles, „Oder Deaton zu ihm. Aber zuerst müssen wir sicher gehen, dass mit Cora alles in Ordnung ist. Sie braucht Wasser und Nahrung, und vielleicht auch eine magische Untersuchung.“

Theo steckte seinen Kopf aus dem Wagen. „Was ist mit Liam?“, wollte er wissen, „Woher wollen wir wissen, dass er sicher ist? Sollten wir ihn nicht suchen, nur um das sicher zu stellen?“

Stiles schüttelte den Kopf. „Nein, wir halten uns gerade deswegen von ihm fern um sicher zu gehen, dass er sicher ist“, erwiderte er, „Du willst zum Rudel gehören? Dann musst du lernen anderen zu vertrauen. Liam kommt klar. Und wenn nicht, dann werden wir das früh genug bemerken und ihn retten. Immerhin haben wir auch Cora gerettet.“

Theo wirkte nicht überzeugt, und Stiles verstand ja, dass er sich Sorgen machte, aber er hatte gelernt, dass man andere eben nicht ständig überwachen und bemuttern konnte, sondern sich manchmal einfach auf sie verlassen mussten. Und sie hatten mit ihrem Gefangenen und Cora die Hände schon genug voll.

Inzwischen hatte sich Braeden neben Cora gesetzt und damit begonnen sie zu befragen. „Was ist passiert? Wie bist du in die Hände der Daltons geraten? Wenn es nach Derek und Peter geht, dann solltest du sicher in Südamerika bei einem anderen Werwolf-Rudel leben“, meinte sie.

Cora musterte sie verwirrt und schien sich zu fragen wer diese Frau eigentlich war, und ob sie sie kennen sollte. Stiles zwängte sich neben Braeden. „Cora, hi, ich bin’s. Bist du schon etwas klarer im Kopf? Das ist Braeden. Dereks Gefährtin? Sie hat Isaac damals vor dem Alpha-Rudel gerettet?“, meinte er, „Du kannst ihr vertrauen…“

„Stiles….“ Cora blickte ihn an. „Bist du wirklich hier?“

Du bist wirklich hier. Wie Braeden richtig erwähnt hat, bist du nicht mehr in Südamerika, sondern den guten alten USA. Kannst du dich daran erinnern wie du hergekommen bist?“, wollte er wissen.

Cora schüttelte den Kopf. „Ich….“ Sie schien zu versuchen sich zu erinnern.

„Ich hatte eine Nachricht bekommen. Von Derek“, meinte sie dann langsam, „Dass ich nach Beacon Hills kommen sollte. Wegen einem Krieg der Jäger gegen alle übernatürlichen Wesen…“

Stiles schüttelte bestimmt den Kopf. „Oh, nein, das hast du nicht. Ich meine, diese Nachricht war sicher nicht von Derek. Er und Peter waren strikt dagegen dich zurück nach Beacon Hills zu holen. Das weiß ich, weil ich darüber lange mit ihnen gestritten habe, und sie am Ende gewonnen haben, weil Hale-Sturheit siegt, und weil … ich eine biologische Schwäche für Hales habe, die sich immer mehr zu einem großen Nachteil entwickelt“, meinte er, „Diese Nachricht war eine Fälschung. Jemand wollte dich in eine Falle locken.“

Cora wirkte immer noch verwirrt. „Diese Jäger“, stellte sie fest, „sie haben mich am Flughafen überfallen. Vor aller Augen angegriffen und eingesackt. Es war ihnen egal wer aller zusieht. Sie waren in der Überzahl und hatten Wolfswurz. Ich dachte, sie bringen mich um, aber … sie haben mich nur entführt. Hierher geschafft. Zu diesem Motel…“ Langsam aber sicher schien sie klarer zu werden. „Sie haben über mich geredet, als die Hale-Beta-Wölfin bezeichnet. Gesagt, dass es wichtig ist etwas gegen das Hale-McCall-Rudel in der Hand zu haben… „

„Haben sie sonst noch etwas gesagt das uns weiterhelfen könnte?“, wollte Stiles wissen, „Irgendwelche finsteren Pläne erwähnt oder so?“

Cora dachte über die Frage nach. „Sie haben von Scotts Beta geredet, einer anderen Wölfin, die alleine und ungeschützt ist“, sagte sie, „Sie wollten sie finden.“

„Hayden. Wie du gesagt hast, Braeden“, stellte Stiles fest, „Cora, das ist wichtig: Wussten sie wo sie Hayden finden können?“

Cora schüttelte den Kopf. „Nicht genau. Sie wussten die ungefähre Gegend, aber sie hatte keine Adresse, nicht einmal die genaue Stadt“, meinte sie.

„Das ist gut, das bedeutet, dass Liam eine Chance hat sie rechtzeitig zu warnen“, mischte sich Theo ein.

Cora starrte ihn an. Offenbar wurde ihr erst jetzt klar, dass sie Theo nicht kannte. Dann sah sie hinüber zu ihrem Gefangenen. „Warum ist der Mann gefesselt?“, wollte sie wissen, „Und geknebelt?“

„Weil wir nicht wollten, dass die Daltons bemerken, dass wir abhauen“, erklärte Stiles, „Und er sie auf uns aufmerksam machen hätte können.“

„Okay.“ Diese Erklärung schien Cora auszureichen. Was entweder an den Drogen lag oder daran, dass sie Cora Hale war. Aber im Grunde war egal warum sie sich damit zufrieden gab, Hauptsache sie gab sich damit zufrieden.

„Schön. Wir müssen eine Raststätte finden, wo wir uns mit Deaton treffen können“, befand Stiles, „Und dir was zu trinken und essen besorgen können, Cora. Lasst uns weiterfahren. Haltet nach den Daltons oder anderen Jägern Ausschau. Und der Polizei, der müssen wir auch aus dem Weg gehen, denn wenn die einen gefesselten Mann in meinem Jeep finden, dann kann ich mir eine Karriere beim FBI abschminken. Egal wie verrückt der Kerl auch sein mag.“

„Und sie würden uns zumindest vorübergehend verhaften“, warf Braeden ein.

„Ja, das auch“, gab Stiles zu, der diesen Punkt für weniger wichtig als seine berufliche Karriere hielt, „Also haltet nach Ärger Ausschau.“

Und dann fuhren sie weiter.


Sie beschlossen die nächste Tankstellte, die sie erreichten, gleich als Treffpunkt zu nutzen. Deaton gab an auf den Weg zu sein, und sie teilten ihm mit, wo sie zu finden waren, tankten, kauften Wasser und Snacks für Cora, und legten dann eine hoffentlich harmlos aussehende Decke über ihren gefangenen Druiden. Und warteten.

Cora schien sich langsam zu erholen und zu neuen Kräften zu kommen. Braeden versorgte die Wunden der Werwölfin genau wie ihre eigenen Verletzungen (offenbar hatte sie doch den einen oder anderen Streifschuss abbekommen). Theo stahl ein paar von Coras Skittles. Sie gingen sicher, dass ihr Gefangener noch atmete und weiter bereit war zu kooperieren. Und dann endlich tauchte Deaton auf. Mit Ms. Morrell im Schlepptau.

Die nicht sonderlich erfreut über ihrem Umgang mit Doug dem Druiden war, als sie ihn ihr etwas von der Tankstellte entfernt und hoffentlich außerhalb der Sichtweite der meisten vorbeifahrenden Autos präsentierten.

„Ihr habt ihn geknebelt und gefesselt?! Stiles, also wirklich? War das notwendig?!“, beschwerte sie sich und befreite Doug zunächst als Erstes von seinem Knebel.

„Er wollte Liam opfern“, rechtfertige sich Stiles, „Geknebelt und gefesselt zu werden war noch eine milde Reaktion darauf.“

„Ihr benehmt euch wie Barbaren“, behauptete Miss Morrell, obwohl Doug derjenige gewesen war, der das Blutopfer hatte bringen wollen. Deaton zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Nicht alle von uns sehen alle Dinge gleich“, meinte er, als ob das eine annehmbare Entschuldigung wäre.

„Marin.“ Doug starrte Miss Morrell mit großen Augen an. „Sie wollen es nicht verstehen. Sie denken es wäre mir leicht gefallen, dass ich ihm weh tun wollte, aber ein Opfer wäre kein Opfer, wenn es leicht fallen würde oder sich richtig anfühlen würde“, brabbelte Doug, „Marin, wir müssen die Dunkelheit aufhalten. Das ist wichtiger als alles andere.“

„Natürlich, ich verstehe“, behauptete Miss Morrell, „Aber du musst verstehen, dass nicht alle begreifen wie das Gleichgewicht auf dieser Welt funktioniert…“

„Deswegen wollte ich es ihnen erklären, aber … er will mir nicht zuhören“, jammerte Doug, „Er ist so mächtig und denkt, dass er alles weiß.“

„Er hat Ohren, die sehr gut funktionieren“, merkte Stiles an, da er wusste, dass hier – trotz des Geschwafels, dass er so mächtig sei – wieder mal von ihm die Rede war.

Doug blickte ihn an. „Du hörst nicht zu“, betonte er vorwurfsvoll, „Die Welt zu retten hat ihren Preis. Die Dunkelheit aufzuhalten hat ihren Preis. Den zu bezahlen müsse wir willens sein, wenn wir überleben wollen.“

„Nicht, wenn es Menschenopfer involviert“, schoss Stiles zurück, „Wieso bin ich uneinsichtig, wenn ich keinen am Altar von irgendwelchen alten Göttern opfern will? Kann mir das mal einer erklären?“ Er warf Miss Morrell einen herausfordernden Blick zu.

„Ich verstehe ja, dass ihr beide frustriert seid, aber aufeinander herumzuhacken macht nichts besser“, behauptete sie, „Stiles hat seine Prinzipien. Und um ehrlich zu sein, Doug, habe ich bis jetzt noch nichts von dir gehört, was die Aufgabe von diesen rechtfertigen würde.“

„Hah.“ Das hörte Stiles gerne. Wenn sogar die zwielichtige Druidin auf seiner Seite war, dann musste er doch wohl recht haben.

„Die Welt ist ständig in Gefahr, und die Dunkelheit nähert sich seit Jahrhunderten“, fuhr Miss Morrell fort, „Um das Gleichgewicht zu wahren, müssen wir manchmal Kompromisse eingehen und Dinge tun, die von manchen als falsch angesehen werden könnten, aber ein Menschenopfer ist nichts, das normalerweise zu diesen Dingen gehört.“

„Dieses Mal ist es anders als sonst“, behauptete Doug, „Die Dunkelheit ist kein abstraktes Konzept mehr, das sich ständig nähert, nein, sie wird zu unseren Lebzeiten, um genau zu sein schon sehr bald, über uns alle hereinbrechen, und sie wird uns alle vernichten. Alles was gut und rein ist wird sterben. Es sei denn wir finden einen Weg sie aufzuhalten – oder wenigstens zu verlangsamen.“

„Und ich nehme an, dass du für diese Theorie Beweise hast?“, wollte Miss Morrell wissen.

„Oh ja, viele Beweise. Ich kann sie dir zeigen“, behauptete Doug der Druide, „Ich kann dir alles erklären - du wirst sehen, dass ich recht habe.“

Deaton und Miss Morrell warfen Stiles einen fragenden Blick zu. „Von mir aus soll er euch seine Beweise zeigen“, meinte dieser, „Nehmt ihn mit und lasst euch seine Aufzeichnungen, Mondkalender oder Tiereingeweide zeigen. Wir haben anderes zu tun. Wir müssen Liam und Hayden einsammeln und die Daltons loswerden. Er soll nur nicht abhauen und nicht wieder versuchen jemanden aus meinem Rudel zu opfern. Wenn es diese Dunkelheit wirklich gibt, und wir alle wirklich in Gefahr sind, dann wäre es gut darüber Bescheid zu wissen.“ Immerhin hatte sie bisher immer mehr als nur eine Gefahr auf einmal heimgesucht. Warum sollte es dieses Mal auch anders sein? Zur Abwechslung schon mal im Vorfeld darüber Bescheid zu wissen wäre allerdings eine nette Abwechslung.

„Keine Sorge“, meinte Deaton, „Wir werden ein Auge auf ihn haben.“

„Gut.“ Damit war die Sache für Stiles fürs Erste erledigt. Er übergab Doug an die beiden anderen Druiden und sah ihnen dabei zu wie sie mit ihm davon fuhren. Hoffentlich werde ich das nicht bereuen, dachte er bei sich und wandte sich dann dringenderen Problemen zu –nämlich seinem Rudel.

Sollten sie sich aufteilen oder zusammenbleiben? Da Liam mit Braedens Bike auf und davon war, wäre es eher schwierig sich aufzuteilen. Sie hatten nur noch den Jeep übrig, aber Cora musste in Sicherheit gebracht werden. Bevor sie sich mit Doug dem Druiden auseinandergesetzt hatten, hatte Deaton Cora schnell untersucht und befunden, dass sie soweit in Ordnung war, doch mitten auf der Straße ohne Hilfsmittel hatte der Mann nur eine improvisierte Blitzuntersuchung durchführen können. Es war also nicht auszuschließen, dass sie doch noch nicht vollkommen in Ordnung war.

Doch Liam und Hayden brauchten vielleicht ebenfalls Hilfe. Und Werwolf-Ärzte wuchsen nicht auf Bäumen. Melissa, Deaton, Argent und die Hales waren die einzigen, denen Stiles vertraute, wenn es um die Gesundheit von Werwölfen ging. Das bedeutete, dass sie entweder nach Beacon Hills zurückfahren könnten und Liam und Hayden sich selbst überlassen mussten, oder nachdem sie die beiden eingesammelt hatten alle gemeinsam zurück nach Beacon Hills fahren würden und hoffen mussten, dass es Cora auch wirklich gut ging.

Stiles wusste, dass Theo Liam nicht einfach im Stich lassen würde. Aber er selbst wollte das ja auch nicht. Und immerhin hatte Deaton behauptet, dass mit Cora alles in Ordnung war. Manchmal musste man sich einfach auf sein Wort verlassen und auf das Beste hoffen. Immerhin war er ihr hauseigener Rudel-Druide, oder etwa nicht?

„Als nächstes treffen wir uns mit Liam“, verkündete Stiles also, „Wir haben uns einen Treffpunkt ausgemacht. Mal sehen, ob er auftaucht.“

Der ausgemachte Treffpunkt bestand aus seinem Set Koordinaten, das Stiles mehr oder weniger zufällig ausgewählt hatte, bevor er Liam seiner Wege geschickt hatte, und von dem sie momentan nicht allzu weit entfernt waren. Sie kletterten also alle wieder in den Jeep und fuhren los zum Treffpunkt, immer noch vorsichtig und ständig nach den Daltons Ausschau haltend.


„Mir geht es nicht so gut“, erklärte ihnen Cora, nachdem sie schon einige Zeit auf Liam gewartet hatten. Sie sah auch nicht so gut aus. Zunächst schien wirklich noch alles in Ordnung gewesen zu sein, doch nun wirkte sie so als hätte sie Fieber, und ihre Haut wies zunehmend Rötungen auf. Alles in allem wirkte sie krank.

„Trink etwas und leg dich auf die Rückbank, ich bin sicher was immer es ist ist für dich nur ein Vierundzwanzig Stunden Virus“, meinte Stiles. In Wahrheit war er keineswegs davon überzeugt.

Er ging sicher, dass sich Cora hinlegte und winkte dann Theo und Braeden zu sich in Sicherheitsabstand vom Jeep entfernt um außerhalb von Coras Hörweite über Cora reden zu können.

„Mir gefällt das nicht“, erklärte er, „Werwölfe werden nicht einfach krank. Entweder Cora hatte nie die Masern und holt das jetzt nach, was ich aber bezweifle, oder das hier ist schon wieder ein übernatürlicher Unsinn.“ Er warf den beiden anderen einen fragenden Blick zu. „Können Werwölfe die Masern kriegen?“

Braeden zuckte die Schultern. „Ich bin Söldnerin, keine Immunologin“, meinte sie.

„Gestaltenwandler heilen schneller von Krankheiten und Verletzungen als normale Menschen“, rief ihm Theo in Erinnerung, „Wenn es die Masern, die Röteln oder sonst was pockenartiges ist, dann hast du recht, dann sollte sie morgen wieder fit sein. Wenn aber nicht….“ Jetzt zuckte er die Schultern.

„Ich habe übernatürliche Designer-Viren miterlebt, und das was nicht witzig“, erklärte Stiles (unter anderem auch weil Rafael McCall dem dafür Verantwortlichen den Schädel weggepustet hatte, und das direkt vor Stiles Augen, wortwörtlich, das Blut des Kerls hatte sich Stiles noch Tage später aus seiner Kleidung und seinen Haaren gewaschen), „Wenn es so was ist….“

„Wir sollten nicht vom schlimmsten Fall ausgehen“, meinte Braeden, „Sondern erst einmal abwarten wie sich alles entwickelt. Theo hat recht; sie könnte die Krankheit einfach ausschwitzen.“

„Na gut“, gab Stiles nach, „Wir warten ab. Aber es gefällt mir nicht.“ Wenn Cora sterben sollte, wären Derek und Peter untröstlich. Aber sie war ja auch schon beim letzten Mal am Ende nicht gestorben. Es stellte sich nur die Frage warum ausgerechnet Cora Hale immer die ganzen Fieberschübe und Krankheiten abbekam.

Plötzlich wirbelte Theo herum und fuhr seine Krallen aus, und Braeden zog ihre Waffe.

Ein Wagen hielt ein paar Schritte von ihnen entfernt an, und ausgerechnet Jack Dalton stieg graziös aus diesem aus. „So sieht man sich wieder“, merkte er an, „Lasst stecken. Ich will erst mal nur reden.“ Er machte eine beruhigende Bewegung in Richtung Braeden und Theo. „Und reden hat noch niemanden geschadet. Oder was meinst du, Stu?“

 

Notes:

Ich habe nur die erste Folge und den Film auf Deutsch gesehen (weil ich die Synchro-Fassung grausam fand), weiß aber, dass sie Wolfsbane nicht Wolfswurz genannt haben, aber in dieser Fic übersetze ich den Namen so, weil das mehr Sinn macht.

Reviews?

Chapter 19: Komplikationen: II.

Summary:

Teil 2 von "Komplikationen",

Notes:

Triggerwarning: Implikationen und Andeutungen auf Verbrechen und Gewalttaten gegenüber Frauen

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

II.


Stiles konnte langsam aber sicher nachvollziehen warum Braeden die Daltons nicht besonders leiden konnte. Er kannte sie noch keine zwei Tage und hatte bereits genug von ihnen. Und hätte sie am liebsten nie wieder gesehen, aber wie hieß es so schön? Man kann nicht immer das kriegen, was man will.

„Was wollt ihr, Jack?“, seufzte Stiles und starrte den Anführer der Daltons herausfordernd an, „Falls ihr euer Entführungsopfer zurück wollt, muss ich euch enttäuschen – das wird nicht passieren. Aber ich bin bereit euch die Übernachtung im Motel nicht zu berechnen, weil wir ja alte Freunde sind…“

„Tun wir immer noch so, als ob du irgendetwas mit dem Motel zu tun hättest, Stu - oder wie auch immer dein wahrer Name sein mag? Was habt ihr mit Doug angestellt?“, entgegnete Jack unbeeindruckt.

„Es geht ihm gut. Er macht nur ein wenig Urlaub bei ein paar anderen Druiden“, erklärte Stiles, „Immerhin war er in letzter Zeit verwirrt. Hat vom Ende der Welt und nahender Dunkelheit geredet. Und wollte Menschenopfer bringen um das aufzuhalten. Wie du siehst brauchte er dringend Hilfe, und die hat er bekommen.“

„Wir rücksichtsvoll von euch“, spottete Jack, „Ihr seid wahre Menschenfreunde.“

„Tatsächlich sind wir das“, meinte Stiles unbeeindruckt, „Wir beschützen Menschen. Und retten Leben. Das ist es, was wir tun.“

„So ein Zufall, das ist auch das, was wir tun“, behauptete Jack, „Wir beschützen Menschen vor Monstern.“

„Oh ja, klar, deswegen wurdet ihr auch aus der Jägerallianz geworfen“, spottete Braeden, die immer noch mit ihrer Waffe auf Jack zielte und beschützend neben Stiles stand.

„Es war eine einvernehmliche Trennung auf Grund von persönlichen Konflikten“, erwiderte Jack leichthin, „Und die Jägerallianz ist nicht gerade für ihr Mitgefühl bekannt. Ich nehme an, der Name Gerad Argent sagt euch etwas? Wir sind nicht die gefühllosen Ungeheuer, für die ihr uns haltet.“

„Eine entführte und unter Drogen gesetzte Werwölfin ist ein starker Hinweis auf das Gegenteil“, meinte Stiles dazu nur, „Aber jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung, schätze ich.“

„Werwölfe sind schwer unter Kontrolle zu halten“, erklärte Jack unbeeindruckt, „Wir haben sie nicht gefoltert oder anderweitig verletzt. Wir waren nur dabei sie von einem Ort an einem anderen zu transportieren und mussten sie dazu gefügig machen.“

„Ihr habt sie entführt. In eine Falle gelockt, gefangen genommen, und gegen ihren Willen in ein anderes Land gebracht. Wonach hört sich das an? Nach einem ganz spezifischen Verbrechen … wie hieß es noch gleich? Oh, aber ihr gebt vor, dass es darum gar nicht ging, nicht wahr? Aber nur aus Rassismus heraus, nicht aus Prinzip“, warf Stiles ihm vor.

Jack schüttelte enttäuscht den Kopf. „Was für eine kindische Unterstellung. Aber mir ist klar, dass du mich provozieren willst etwas zu sagen, was dir deine Meinung über uns bestätigt“, erwiderte er, „Nun, ich muss dich enttäuschen. Den Gefallen werde ich dir nicht tun. Im Übrigen wollte sie in das besagte andere Land reisen – wir haben ihr nur dabei geholfen an ihr Ziel zu gelangen ohne für ihren Flug bezahlen zu müssen.“

„Bullshit!“ Stiles konnte kaum glauben, dass dieses Argument ernsthaft vorgebracht worden war. Offenbar kannte Jack kein Schamgefühl. „Diese Diskussion führt zu nichts. Was wollt ihr?“ Er sah Jack erwartungsvoll an.

„Vernünftig darüber diskutieren, dass ihr uns das Mädchen zurückgebt“, erklärte Jack sofort.

„Das wird nicht passieren. Das Zurückgeben, meine ich“, erwiderte Stiles sofort, „Darüber müssen wir gar nicht erst diskutieren. Die Idee alleine ist lächerlich. Wir würden eher sterben als zuzulassen, dass ihr ihr etwas antut. Es gibt also nichts, was du vorbringen könntest, was uns dazu bringen könnte sie euch zu übergeben.“

„Wirklich?“ Jack wirkte nicht so als ob er ihm glauben würde. „Nicht einmal, wenn ihr dadurch die Leben von anderen retten könntet?“, wollte er wissen, „Im Grunde ist sie doch eine Fremde für euch. Euer junger Freund allerdings…“

Theos Augen blitzen gelb auf. „Was ist mit Liam?“, wollte er sofort wissen, da Theo offenbar nur dann lügen und betrügen konnte, wenn niemand, für den er Gefühle hegte, in Gefahr sein könnte.

Stiles warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Kumpel, dein Pokerface war schon mal besser“, merkte er an. Dann wandte er sich an Jack. „Wieso sollten wir euch glauben, dass ihr ihn überhaupt habt?“, wollte er wissen, „Ihr würdet alles behaupten um zu kriegen was ihr wollt.“

Jack grinste. „Damit hast du natürlich recht. Aber ich habe Beweise.“ Er präsentierte ihnen Liams Handy. Stiles griff geistesgegenwärtig nach Theos Arm, um den andern so daran zu hindern auf Jack loszugehen. „Ruhig“, meinte er streng, „Das beweist gar nichts.“ Er warf Braeden einen Blick zu, die zustimmend nickte. „Wer sagt, dass sein Handy nicht alles ist, was ihr von ihm habt?“

Jack grinste wieder. „Du bist ein taffer Verhandlungspartner, Stu. Oder sollte ich sagen Stiles? Du wirst dem FBI einmal von großen Nutzen sein“, meinte er.

Stiles schwieg einen Moment lang. „Okay, ihr habt das Handy also entsperrt. Und ein wenig darin herumspioniert. Dazu braucht ihr Liam nicht zwingend“, sagte er dann.

„Aber bist du bereit das Risiko einzugehen die Möglichkeit, dass wir ihn doch haben zu ignorieren?“, entgegnete Jack.

Theo knurrte bedrohlich. Stiles trat ihn gegen das Bein. „Reiß dich zusammen, Mann!“, zischte er, „Der will dich doch provozieren. Tu ihm den Gefallen nicht.“

„Was wenn es Lydia wäre? Oder Malia?“, zischte Theo zurück, „Wärst du dann auch so ruhig?“

„Nein, aber ich würde hoffen, dass jemand anderer dabei ist, der das für mich ist“, gab Stiles zurück, „Stell deine Gefühle ab, und sei der kalte manipulative Bastard, den wir alle hassen. Den brauche ich jetzt.“ Theo nickte abgehackt und schien sich zusammenzureißen.

Stiles wandte sich wieder Jack zu. „Selbst wenn ihr ihn haben solltet“, begann er, „warum sollten wir euch glauben, dass ihr ihn uns zurückgebt? Und warum solltet ihr ihn uns überhaupt zurückgeben wollen? Für euch ist doch ein Werwolf wie der andere. Ihr wollt sie doch am Liebsten alle erledigen. Oder etwa nicht?“

„Siehst du. Schon wieder tust du so als wären wir hier die Monster“, beschwerte sich Jack und schüttelte traurig den Kopf, „Wir wollen euren Freund Liams nichts tun. Immerhin hat er doch gar nichts getan, oder? Wir haben ihn nur gefangen, um ihn gegen das Mädchen tauschen zu können.“

Braeden schnaufte abfällig. „Oh klar, das kling total glaubwürdig“, spottete sie.

Jack warf ihr einen scharfen Blick zu. „Du bist eine Zynikerin, Braeden“, meinte er, „Und gehst immer gleich vom schlimmsten Szenario aus. Du kannst dir wohl einfach nicht vorstellen, dass wir alle auf der gleichen Seite stehen, aber so ist es.“

„Wir alle … außer das Werwolfmädchen?“, entgegnete Braeden.

Jack grinste. „Wir haben nur ein paar Fragen an sie“, behauptete er, „Wir haben nichts mit ihr vor, was nicht wieder rückgängig zu machen wäre.“

„Das glauben wir euch nicht“, meinte Stiles bestimmt, „Und im Übrigen, wenn ihr wirklich wisst wen ihr vor euch habt, dann solltet ihr auch wissen, dass wir niemanden aus unserem Rudel im Stich lassen. Und sicher nicht ein Mitglied unseres Rudels gegen ein anderes eintauschen.“

Jack musterte ihn einen Moment lang. „Aber siehst du, genau das ist dein Fehler. Diese Wölfin ist kein Mitglied eures Rudels. Nicht auf die selbe Art und Weise wie der kleine Liam“, meinte er, „Wann habt ihr sie zuletzt gesehen? Vor Jahren. Wieviel Zeit haben die meisten von euch mit ihr verbracht? Wohl kaum eine bedeutsame Zeitspanne. Sie mag durch Blut mit manchen Mitgliedern eures Rudels verbunden sein, aber sie gehört nicht zu eurer Familie. Sie war nie da, wenn es darauf angekommen wäre. Im Grunde ist sie eine Fremde.“

„Ich würde auch eine Fremde nicht gegen Liam eintauschen“, verkündete Stiles, „Und Cora ist keine Fremde. Es ist egal wann wir sie zuletzt gesehen haben, oder wieviel Zeit ich je mit ihr verbracht habe. Sie gehört zu uns.“ Selbst wenn er Cora nicht gekannt hatte, er schuldete es Derek und Peter dafür zu sorgen, dass sie heil aus dieser ganzen Sache rauskam.

„Du denkst die Hales würden das Gleiche für dich tun? Jemanden, der ihnen nahe steht, opfern um jemanden zu schützen, der mit dir verwandt ist?“, spottete Jack.

„Derek hat das schon getan“, meinte Stiles ungerührt. Er hatte sich ohne zu fragen gegen Jennifer gewandt, als Stiles Vater in Gefahr gewesen war. Stiles hatte das nie vergessen, er würde es niemals vergessen.

„Ja, aber das war anders, oder nicht?“, argumentierte Jack, „Selbst Derek Hale hat seine Schwester seit langem nicht gesehen. Selbst er kennt sie kaum noch. Wenn er hier wäre, würde er nicht auch den Jungen retten wollen?“

„Wohl kaum“, meinte Stiles nur, „Weil wir wie bereits erwähnt keine Leben gegeneinander eintauschen. Tut Liam weh, und ihr werdet es bereuen. Aber wir übergeben euch Cora auf keinen Fall.“

„Nicht einmal dann, wenn ihr wüsstest, dass sie nicht so unschuldig ist, wie ihr denkt?“, ließ Jack nicht locker, „Was glaubt ihr eigentlich warum wir sie wollen?“

„Was auch immer sie getan haben mag, sie gehört zu uns - wir werden sie immer beschützen“, betonte Stiles, „Du kannst uns nicht dazu bringen uns gegen sie zu wenden.“

„Wir werden sehen…“ Jack musterte Theo einen Moment lang nachdenklich. Dann blickte er zu Braeden hinüber. „Denkt über mein Angebot nach. Wenn ihr euren Liam zurückhaben wollt, dann ruft einfach sein Handy an.“ Dann schritt er gemächlich zurück zu seinen Wagen, stieg ein, und fuhr davon. Stiles blickte ihm wütend hinterher. Der hatte sie doch nicht mehr alle!

„Konntest du Liam an ihm riechen?“, wollte er dann von Theo wissen.

„Er hatte sein Handy. Das konnte ich riechen“, meinte Theo nur.

„Wenn sie ihn haben, dann könnten sie mehr als nur sein Handy vorzeigen“, behauptete Stiles überzeugt, „Die verarschen uns nur. Da bin ich mir sicher.“

Theo wirkte alles andere als überzeugt. „Was ist der Plan?“, wollte er wissen, „Verfolgen wir sie? Wie retten wir Liam?“ Theo war im Stande dazu etwas Dummes zu tun, was entweder dazu führen würde, dass er auch gefangen genommen wurde, oder zu schlimmeren.

„Erst einmal atmen wir durch und kriegen den Kopf wieder frei. Das gilt besonders für dich“, betonte Stiles, „Du kannst Liam nicht helfen, wenn du dich kopflos verhältst. Was wenn er frei ist, und du gefangen wirst, weil du versuchst ihn zu retten? Wenn sie Liam wirklich haben, dann werden wir ihn retten. Aber zuerst müssen wir rausfinden, ob sie ihn haben, und das ohne ihnen dabei in die Falle zu laufen.“

Theo schnaufte. „Ich geh mich ein wenig abreagieren!“, verkündete er dann und stapfte davon. Hoffentlich nicht direkt in die Arme der Daltons. Er wirkte immer noch nicht ruhiger oder vernünftiger als vor wenigen Minuten.

Stiles blickte ihm hinterher und fragte sich nicht zum ersten Mal warum er sich überreden hatten lassen Theo überhaupt mitzunehmen. Bisher sorgte sein ehemaliger Freund für mehr Ärger als sonst etwas.

Stiles wandte sich an Braeden. „Deine Einschätzung?“, wollte er wissen.

„Dieser Jack gefällt mir nicht, weil er weiß was er tut. Bisher waren die Daltons für mich vor allem Hinterwäldler, die zuerst schießen und dann Fragen stellen, aber das hier ist durchdacht. Und dass er versucht zu verhandeln, bedeutet dass viel auf dem Spiel stehen muss. Das gefällt mir alles hinten und vorne nicht. Und ich bin deiner Meinung, ich bin nicht überzeugt, dass sie Liam überhaupt haben. Aber offenbar wollen sie Cora dringend zurück, und ich kann mir keinen Grund dafür vorstellen, und das beunruhigt mich sogar noch mehr“, meinte sie.

Wenn sogar Braeden beunruhigt war, dann gab es Grund zur Sorge. Stiles dachte kurz über alles, was gesagt worden war, nach. Und auch er musste zugeben, dass er sich nicht erklären konnte warum die Daltons ausgerechnet Cora so dringend haben wollten. „Weißt du irgendetwas über dieses Rudel, bei dem sie gelebt hat?“, wollte er dann von Braeden wissen, „Hat Derek mal was über die erwähnt?“

Braeden schüttelte den Kopf. „Nur, dass Cora lange bei ihnen war und sie sie offenbar bald nach dem Feuer aufgenommen haben. Wir haben nicht oft über Cora gesprochen. Er dachte wohl, dass es sicherer ist, wenn niemand weiß wo sie ist“, erklärte sie.

„Da war er im Irrtum. Wenn es um dieses andere Rudel geht … warum sind die dann nicht in deren Land und machen denen Ärger? Und was hat das alles mit Hayden zu tun? Oder denkt er wirklich, dass wir dumm genug sind ihm einfach so zu glauben, dass er Liam hat und uns zurückgeben würde, obwohl er ihn nicht hat?“ Stiles stimmte mit Braeden in einem überein, auch ihm gefiel die Situation nicht, und Jack Dalton gefiel ihm sogar noch weniger. Und mit einem hatte Theo recht: sie brauchten einen Plan. Und dieses Mal einen wirklich guten.


Doch bevor sie ihr weiteres Vorgehen entscheiden konnten, brauchten sie Informationen. Ein Teil von Stiles war sich sicher, dass Jack nur versucht hatte einen Keil zwischen sie zu treiben, als er von Coras angeblichen Taten gesprochen hatte, doch es war nicht zu übersehen, dass er es eindeutig auf sie abgesehen hatte. Dafür musste es einen Grund geben.

Obwohl es Cora nicht besser zu gehen schien, versuchte Stiles also trotzdem mit ihr über alles zu reden. Doch das Stichwort war Versuchen. Inzwischen ging es Cora sogar noch schlechter als zuvor, und sie war kaum noch ansprechbar. „Cora, Cora, das ist wichtig: Kannst du uns einen Grund nennen warum die Daltons ausgerechnet dich wollen sollten und sogar bereit wären einen Beta, der von einem True Alpha gemacht wurde, gegen dich einzutauschen? Geht es um dein anderes Rudel? Irgendein Hale-Familiengeheimnis? Cora?“

Doch es brachte nichts. Cora stöhnte nur noch und schien ihn gar nicht zu hören. Ihr Fieber war eindeutig gestiegen. Soviel zu der Theorie, dass sie die Krankheit ausschwitzen wird. Das sieht gar nicht gut aus. Und gefällt mir kein bisschen.

Stiles packte Cora in eine Decke, in die sie sich begierig einwickelte, und ließ sie dann wieder auf der Rückbank seines Jeeps liegend zurück. Aus ihr würde er keine Informationen hinausbringen.

Derek-Ich-brauche-kein-Telefon-Hale war wieder einmal nicht zu erreichen, also rief Stiles Peter an, der im Gegensatz zu seinem Neffen immer ein Handy auf dem neusten Stand der Technik besaß und seine Nummer zumindest an seine Tochter weitergegeben hatte, die diese mit Stiles geteilt hatte, weil Stiles prinzipiell wissen musste wie er jeden erreichen konnte. Nach seinem versuchten Abtauchen/Abhauen von neulich würde er sein Handy hoffentlich wieder in Betrieb haben und auch abheben, wenn man ihn anrief.

Tatsächlich hob Peter nach dem zweiten Klingeln ab. „Stiles“, begrüßte er ihn.

„Woher wusstest du, dass ich es bin?“, wollte Stiles wissen.

„Weil du nur einer von drei Leuten bist, die meine Nummer haben? Und wer sollte mich sonst anrufen?“, erklärte Peter unbeeindruckt, „Wie läuft euer Ausflug?“

„Ganz toll. Hör mal, gibt es irgendein spezielles Beef zwischen den Hales und dem Dalton-Jäger-Clan? Und wenn nicht, was für einen Grund könnte es geben, dass die Daltons es bevorzugt auf einen weiblichen Beta-Werwolf abgesehen haben anstelle eines männlichen?“, wollte Stiles sofort wissen.

„Was hat Hayden mit den Hales zu tun?“, gab Peter zurück, „Nein, ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns jemals bewusst mit den Daltons angelegt hätten. Ich habe es sicher nicht getan. Aber wer weiß schon was der gute Derek in all den Jahren seiner Abwesenheit aus seiner Heimatstadt getrieben hat? Vielleicht hat er sie sauer gemacht. Ansonsten … nun mir würden einige Dinge einfallen, die man mit Weibchen besser als mit Männchen anstellen kann, aber wir wollen jugendfrei bleiben nehme ich an…“

„Igitt, Peter, darum geht es hier sicherlich nicht“, meinte Stiles und überlegte wie er weiter nach Infos fischen könnte ohne Cora zu erwähnen, „Ich meine, sie sind Jäger. Aus Prinzip heraus. Sowas würden sie nicht tun. Nein, es muss irgendeinen anderen Grund geben. Hat Cora in Südamerika irgendwas angestellt, von dem ich wissen sollte? Oder ist ihr Rudel extremistisch veranlagt und geht gegen Jäger vor oder dergleichen?“

„Ich weiß nichts über Coras neues Rudel, aber selbst wenn, dann wäre das ein Problem von denen und nicht von uns, oder nicht?“, erwiderte Peter, „Nein, mein Lieber, ich denke, du bist da auf den ganz falschen Dampfer. Wenn es um uns Hales gehen würde, warum hätten die uns dann nicht angegriffen, wenn wir alleine unterwegs und damit verletzlich waren? Oder denkst du wirklich die haben zu viel Respekt vor ehemaligen Alphas um sie herauszupicken? Vielleicht hat es mit Monroes Ideen zu tun, aber dann könnte es jeder sein, oder? Aber wenn sie, wie du sagst, nicht jeden wollen, also Liam nicht wollen, aber Hayden schon … Nun dafür muss es dann einen offensichtlichen Grund geben, der über einfache Rache hinausgeht. Und dann geht es um ihr Geschlecht. Außer natürlich es geht um die Chimären-Sache.“

Aber um die ging es nicht, weil es nicht um Hayden ging, sondern um Cora, die keine Chimäre war, sondern ein reiner Werwolf, ein geborener Werwolf, kein verwandelter, was Hayden wiederum nicht war. Aber wenn man bedenkt wie er bei dem Gedanken, dass Cora in Gefahr geraten könnte abgedreht ist, dann sollte ich ihm besser nicht sagen, dass es um sie und nicht um Hayden geht. „Okay, hätte ja sein können. Danke.“

Stiles legte unzufrieden auf. Dieses Gespräch war Zeitverschwendung gewesen. Geboren, nicht verwandelt. Vielleicht geht es darum. Was noch? Derek hat sein Alphatum irgendwie in sie übertragen, aber sie wurde dadurch kein Alpha, sondern nur wieder gesund. Kann das überhaupt irgendwer wissen? Wollen die den Alpha aus ihr hinaussaugen? Ist so was überhaupt möglich?

Er wünschte sich er hätte Deaton nicht weggeschickt. Oder, dass irgendein anderer Experte hier war. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas übersah. Der verrückte Doug hatte Liam gewollt, weil er von einem True Alpha gemacht worden war, und deswegen reiner war als ein normaler Beta. Aber die Daltons wiederum wollten Cora, die die Tochter eines Alphas war und noch dazu Dereks Alpha-Macht einverleibt bekommen hatte, die der von Peter übernommen hatte, die der wiederum von Laura übernommen gehabt hatte, was aber wohl im Endeffekt wieder Talias Alpha-Macht gewesen war, was wiederum bedeutete, dass nur einmal Alpha in Cora steckte und nicht zweimal. Und jetzt ist sie wieder krank, so wie damals, bevor ihr Derek das Leben gerettet hat.

Was hatte Cora, das Liam nicht hatte? Oder hatte Jack das alles nur erfunden um ihn zu verwirren und wollte in Wahrheit wirklich nur durch den angeblichen Tausch Liam und Cora beide in die Hände kriegen?

Aber nicht Hayden. Er hat Hayden mit keinem Wort erwähnt. Weil Liam sie nicht erreicht hat, bevor er geschnappt wurde. Oder eben doch erreicht hat und gar nicht in der Gewalt der Daltons ist. Aber Braeden hat gesagt, dass die Daltons hinter Hayden her waren, weil sie wussten, dass sie alleine und damit verletzlich ist. Aber jetzt wollen sie Cora, die nicht weiß wo Hayden steckt, und nicht Liam, der es weiß. Wenn sie sein Handy gehackt haben, dann müssen sie wissen was Hayden Liam bedeutet – warum sollten sie nicht ihn benutzen um Hayden zu finden? Weil sie ihn nicht brauchen, sie haben sein Handy. Aber sie wollen Cora immer noch zurück.

Cora, die vielleicht irgendeinen übernatürlichen Virus in sich trägt, der sich nicht verbreiten kann, wenn sie sie zurückholen. Also ist es vielleicht kein übernatürlicher Virus. Oder er ist nicht ansteckend. Wenn er ansteckend wäre, wäre Theo jetzt schon infiziert, aber das ist er vielleicht ja auch schon. Aber warum sollten sie sie dann zurückwollen? Sollten sie nicht wollen, dass wir sie mit nach Hause nehmen, damit sie alle anderen ansteckt? Stiles kam einfach nicht dahinter.

Hayden, Cora – sie waren beide vom Rudel getrennt gewesen. Und anders als Isaac und Jackson und Ethan nicht so schnell von Stiles heimgeholt worden. Und am selben Kontinent wie die Daltons. Aber auf Liam traf das alles doch auch zu, und den wollten sie eintauschen. Was war anders an Hayden und Cora als an Liam?

Nun mir würden einige Dinge einfallen, die man mit Weibchen besser als mit Männchen anstellen kann/ Muss es dann einen offensichtlichen Grund geben/ Und dann geht es um ihr Geschlecht.

„Oh, mein Gott. Peter hat recht“, erkannte Stiles. Und dann kamen ihm ganz viele ganz böse Ideen über den Plan der Daltons. Und er wünschte sich auf einmal wirklich stark, dass irgendjemand von den anderen, der nicht Theo oder Braeden war, hier wäre.

Notes:

Viel Spaß mit all den bösen Ideen, die euch jetzt kommen.

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