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Technische Probleme

Summary:

Es ist das Jahr 2003. Svensson, Tuuli und Samuli leben in Deutschland, Felix ist in New York geblieben, sodass die drei nun eine Fernbeziehung führen. Samuli ist vor wenigen Tagen zwei Jahre alt geworden und zur Feier des Tages wollen sie eine neue Software zur Videotelefonie ausprobieren. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet.

Notes:

Was soll ich sagen, das ist meine allererste Fic überhaupt und dann in diesem absoluten Nischen-Fandom. :D

Habe Funeral for a Dog direkt nach Erscheinend durchgeschaut und hielt anfangs Felix/Mark/Tuuli für einen ziemlich guten Entwurf einer unkomplizierten Poly-Beziehung. Da uns diese aber nicht vergönnt war, hier also ein Ausschnitt meiner Vorstellungen, wie es hätte laufen können.

Vielen Dank an dat_carovieh fürs gemeinsame Brainstormen, Drüberlesen und den AO3-Crashkurs!

Work Text:

Felix war aufgeregt. Vor wenigen Wochen hatte er von der Veröffentlichung einer brandneuen Software gehört, die Videotelefonie über das Internet ermöglichte. Hier in New York war er oftmals schneller in Kenntnis über neue Fortschritte in der Informationstechnologie als Tuuli und Mark. Felix lebte hier auch noch zwei Jahre nach Samulis Geburt und damit anderthalb Jahre, nachdem Mark und Tuuli mit dem Kleinen nach Deutschland gezogen waren, weil er seinen gut bezahlten Job nicht direkt wieder aufgeben wollte. Also hatte er ihnen sofort eine E-Mail mit einem Artikel über die Software sowie dem Link zum Download geschickt. Zu seiner Enttäuschung verzögerte sich das erste Ausprobieren eines Videotelefonates allerdings, da weder Mark noch Tuuli ein Headset oder Mikrofon, geschweige denn eine Webcam besaßen. Drei Wochen später bekam er eine E-Mail mit einem niedrig aufgelösten Foto von einer grinsenden Tuuli, einem etwas überfordert wirkenden Mark und einem schläfrigen Samuli im Anhang. "Unser erstes Webcam-Foto!", stand im Betreff. Am gleichen Abend telefonierten die Drei - noch über das Festnetz - miteinander und vereinbarten einen Termin für ihr erstes Videotelefonat.

Nun saß Felix vor seinem Bildschirm und starrte Löcher in das leere Skype-Fenster. Vor zehn Minuten, so hatten sie sich am Abend zuvor verabredet, wollten Tuuli, Mark und er ihren Anruf starten. Plötzlich klingelte sein Telefon. "Hallo Schatz", nahm er ab, "ich warte schon auf euch."
"Hi Felix", hörte er Tuuli am anderen Ende der Leitung, "wir haben leider ein paar technische Probleme. Das Programm erkennt die Lautsprecher anscheinend nicht, zumindest können wir nichts hören. Mark versucht gerade herauszufinden, woran es liegt."
"Gar kein Problem, ich freue mich auch so, eure Stimmen zu hören. Wie geht es euch denn sonst so? Was macht denn der kleine Mann?", fragte Felix neugierig.

Der kleine Mann, das war ihr gemeinsamer Sohn Samuli. Vor wenigen Tagen war er zwei Jahre alt geworden und Felix war traurig, dass er im Gegensatz zum Jahr davor nicht bei seinem Geburtstag dabei gewesen sein konnte. Natürlich versorgten ihn Tuuli und Mark regelmäßig mit Fotos und hin und wieder auch kurzen Videos des fröhlichen Kindes, trotzdem vermisste Felix ihn über alles. Die wenigen Urlaubstage und die teuren Flugtickets waren zwei Gründe, weshalb er den Rest seiner Familie erst dreimal in Deutschland besuchen konnte. Samuli konnte zwar noch nicht gut reden, aber Felix liebte es, wenn er bei den gemeinsamen Telefonaten dabei war und staunte bei jedem Anruf über die neu gelernten Wörter und Phrasen.
Natürlich vermisste er Mark und Tuuli genauso sehr, doch seinen Sohn nicht selbst bei seinen ersten Lebensjahren begleiten zu können, machte ihm immer mal wieder zu schaffen. Umso dankbarer war er, dass die drei trotz der räumlichen Trennung weiterhin an ihrer Beziehung festhielten und Mark und Tuuli ihn so gut wie es eben möglich war ins Familienleben mit einbezogen. Wann immer ihm Zweifel an ihrer Beziehungskonstellation aufkamen, fiel sein Blick auf das Tattoo, das sie sich alle drei damals in Kolumbien hatten stechen lassen als Zeichen ihrer Untrennbarkeit. Es war ein gemeinsames Versprechen, dass sie alle Höhen und Tiefen zu dritt meistern würden.

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"Ich verstehe das nicht", Mark faltete resigniert die Hände über seinem Kopf zusammen. Seit 15 Minuten war er am Tüfteln, um die Audiogeräte in Skype einzurichten. Erst funktionierten die Treiber für die Kamera nicht, jetzt erkannte das Programm das Mikrofon nicht als Audioquelle.
Tuuli hatte in der Zwischenzeit Felix auf dem Festnetz angerufen, um ihm Bescheid zu geben, dass es wohl noch etwas dauern könnte. Gerade erzählte sie ihm, was Samuli letztens in der Kita gelernt hatte. Sie warf Mark einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur hilflos mit den Schultern und hob die Hände in die Luft. "Ich glaube, das wird hier noch ein bisschen dauern", teilte sie Felix mit. "Warte mal, ich mach dich mal laut." Sie schaltete Felix auf Lautsprecher, damit Mark mithören konnte. "Dad!", rief Samuli begeistert, als er die Stimme seines einen Vaters erkannte. "Sami, mein Großer!", tönte es vom anderen Ende der Leitung zurück. "Ich hab dich sooo lieb!" Der Junge schrie fast ins Telefon. Tuuli hob den Zeigefinger an den Mund und bedeutete ihm, etwas leiser zu sein. "Papa muss sich ein bisschen konzentrieren, damit er das Programm richtig eingerichtet bekommt."
Unvermittelt war ein lautes Pling zu hören und aus Marks Mund kam ein triumphierendes "Na endlich". Er strahlte Tuuli an und streckte den Daumen in die Höhe. "Es sollte jetzt funktionieren."
Tuuli hob Samuli vom Boden auf den Arm und setzte sich neben Mark auf den zweiten Stuhl vor dem Computer. Gespannt warteten sie darauf, dass Felix die Kontaktanfrage bestätigte, die Mark ihm soeben gesendet hatte.

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Felix' Herz pochte vor lauter Vorfreude, als er die Kontaktanfrage annahm und auf "Anrufen" klickte. Es klingelte keine zwei Sekunden, bevor er seine Familie auf seinem Bildschirm sah. Das Video war zwar alles andere als detailliert und ruckelte ein wenig, dennoch war dies hier etwas ganz anderes als die regelmäßigen Telefonate. Er legte seine Hände auf die glühenden Wangen und schaute fast ungläubig auf das Videobild. Dann winkte er in die Kamera und blies Mark und Tuuli virtuelle Luftküsse zu, die die beiden direkt erwiderten. "Dad!", rief Samuli abermals und wäre wahrscheinlich in den Bildschirm geklettert, hätte Tuuli ihn nicht festgehalten. Felix wusste nicht, was er sagen sollte und lachte einfach nur. Über seine schöne Frau, seinen gutaussehenden Freund und das süßeste Kind, das er je in seinem Leben gesehen hatte. Ihr gemeinsames Kind.
"Das ist großartig, dass es nun doch noch geklappt hat", ergriff er dann doch das Wort. "Ihr seht alle toll aus, und Mark, du bist ein wahrer IT-Profi. Warum schulst du nicht um? IT-Jobs sind wirklich hervorragend bezahlt." Er warf ihm ein verschmitztes Grinsen zu. Mark streckte ihm die Zunge heraus. Mit Computern konnte er nicht viel anfangen, was über den alltäglichen Gebrauch bei seinem Job hinaus ging. Seine Leidenschaft war das Schreiben und Computer waren hierbei nur Mittel zum Zweck. "Ach weißt du, eigentlich läuft es gerade richtig gut", sagte Mark, "Im Verlag ist eine Menge zu tun, sodass wir vor kurzem eine Gehaltserhöhung bekommen haben. Und wenn Tuuli oder Samuli mich nicht gerade für sich beanspruchen, schreibe ich an meinem Buch."
Felix war stolz auf ihn. Ein eigenes Buch zu veröffentlichen war schon lange ein großer Traum von Mark und vor kurzem hatte er den ersten Schritt in Richtung der Erfüllung gewagt.
"Wisst ihr, ich habe euch übrigens nicht einfach so zu einem Videotelefonat überredet", setzte Felix bedeutungsvoll an. "Ich habe eine Überraschung für euch." Für einige Sekunden genoss er die erwartungsvollen Blicke von Tuuli und Mark, dann fuhr er fort: "Ich habe ein Jobangebot in Deutschland bekommen, genauer gesagt in Berlin. Ich kann in drei Monaten anfangen."

Mark und Tuuli schauten ihn mit großen Augen durch den Bildschirm an und schienen einen Moment lang nicht zu verstehen, was er eben gesagt hatte. "Sorry, die Verbindung war gerade etwas abgehackt. Kannst du das nochmal wiederholen?", fragte Mark. Felix sprach genau den gleichen Wortlaut noch einmal ins Mikrofon. Dann sah er, wie Mark und Tuuli jubelnd aufsprangen und Tuuli Samuli in die Höhe streckte. Felix musste breit grinsen. Seine Familie war so verdammt süß. Er konnte es kaum erwarten, sie in einigen Wochen wieder in die Arme zu schließen.
Mark wurde plötzlich wieder ernst und setzte sich zurück an den Bildschirm. "Wie werden wir das mit dem Wohnen machen? Unsere Wohnung ist so schon fast zu klein für uns und Lua." Lua, das war ihr gemeinsamer Hund, der sie seit Südamerika auf jedem ihrer Schritte begleitete.
"Meine Eltern haben ein Haus in Berlin", erklärte Felix. "Das würden sie uns überlassen. Dort ist genug Platz für uns alle und einen großen Garten für Lua gibt es auch."
Tuuli kam mit Samuli zurück an den Computer und fragte ihn: "Hast du verstanden, was Dad gesagt hat? Er kommt zurück nach Hause und dann wohnen wir alle zusammen in einem großen Haus." Samuli blickte sie mit großen Augen an. Sie zeigte auf den Bildschirm und erklärte ihm "Da ist Dad, soll er es dir nochmal sagen?"
Felix strahlte in die Kamera und bestätigte dem ungläubig dreinschauenden Kind: "Dad kommt wieder nach Hause und dann bleiben wir alle für immer zusammen. Dann können wir uns wieder richtig in die Arme nehmen und du kannst mir jederzeit etwas erzählen und ich werde dir immer zuhören können."

Mark erhob das Wort: "Es war so schön, dich mal wieder live und in Farbe zu sehen" - er zwinkerte - "aber ich glaube, die Details besprechen wir dann mal in Ruhe am Telefon mit besserer Verbindung?" Tuuli und Felix stimmten ihm zu. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als den beiden einen wunderschönen Abend zu wünschen und Samuli einen Gute-Nacht-Kuss durch die Kamera zu geben, bevor sie sich verabschiedeten. Zu gerne hätte er wie in alten Zeiten seine Stirn an Marks und Tuulis gelehnt, doch dafür würde er nun noch fast drei Monate warten müssen.