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Lebensaufgabe

Summary:

Sherlock Holmes vor allen Gefahren zu beschützen, war Mycrofts Aufgabe. Leider schien er dabei ständig zu versagen.

Whumptober Tag 10: Whipping

Notes:

(See the end of the work for notes.)

Work Text:

Mycroft hatte seinen Bruder nicht aus den Augen verloren. So verantwortungslos war er nicht. Ob es die Verantwortung war, Sherlock vor der Welt zu beschützen oder die Welt vor Sherlock war ihm allerdings nicht bewusst.

Wichtig war, dass er seinen Bruder im Auge behalten musste.

Seine Herangehensweise stellte sich als sinnvoll heraus, als sein kleiner Bruder in Serbien gefasst wurde.

Es musste wohl kaum erwähnt werden, dass sich Mycroft schnell einschleusen konnte. Seine Fähigkeiten würden wohl niemals angezweifelt werden, nachdem er sie jahrelang so gewissentlich zur Show gestellt hatte.

Mycroft musste aber zugeben, dass sein Schreibtisch ihm tausendmal lieber war, als ein Außeneinsatz. Die Kälte. Die Menschen. Es war alles sehr … unerfreulich. Da saß er doch lieber auf seinem gemütlichen Stuhl, gab Befehle und trank eine heiße Tasse Tee.

Was sich nicht vermeiden ließ, ließ sich nicht vermeiden.

Dank Sherlock war er schon an unerfreulichere Orte gelangt.

Mycroft schauderte es immer noch bei den Gedanken an all die abgelegenen Orte. Ratten, durchgelegene Matratzen und völlig weggedröhnte Menschen. Darunter sein kleiner Bruder. Mycroft war sich nie ganz sicher, ob Sherlock seiner Vergangenheit oder seinem eigenen Gehirn entkommen wollte. Egal was es war, er versuchte es immer und immer wieder zu unterbinden. Bedauerlicherweise schien erst Dr. Watsons Anwesenheit wirkliche Wirkung zu zeigen.

Mycroft lehnte sich zurück und ließ die Mütze über seine Augen fallen.

Er hörte die Fragen des Foltermeisters auch so.

Er hörte die Peitsche auch so.

Er hörte die Schreie seines Bruders auch so.

Aber er wusste, dass wenn er die Mütze abnehmen würde, wenn er seine Augen mit diesen Bildern belasten würde, dann würde er etwas Dummes machen.

Wie zum Beispiel aufspringen und dem Foltermeister in ein Koma versetzen.

Aber das wäre Dumm. Emotional.

Egal, wie sehr er Sherlock auch mochte, so konnte er hier nichts riskieren. Für ihr beider Wohl.

Sherlock war klug, er würde sich selber aus dieser Situation befreien. Immerhin gab es genug Anzeichen dafür, dass der Mann krankhaft eifersüchtig war und das wohl zu Recht.

Mycroft musste nur warten, bis er seinen kleinen Bruder retten konnte.

Aber selbst das war eine Zumutung. Er würde später den medizinschen Bericht von Sherlock lesen und sich für jede Verletzung die Schuld geben. Sich jede noch so kleine Einkerbung merken, um niemals wieder zu versagen.

Das schwerste war aber wohl, dass Mycroft das Gefühl hatte, als ob Sherlock diese Folter als Art der Selbstgeiselung akzeptierte. Sich selber bestrafte für die verlorenen Leben, die er nicht retten konnte. Mycroft hoffte, dass er sich irrte. Menschliche Gefühle waren noch nie seine Stärke gewesen. Die seines Bruders erst recht.

Allerdings kannte er seinen Bruder gut genug, dass er wusste, dass er niemals zugeben durfte, wie sehr ihn dieses Folterszene abgeschreckt hatte.

Wenn er vor Sherlock zugeben würde, dass er sich wahrlich um ihn gesorgt hatte, dann würde das sein Bild von dem großen, starken Bruder vollkommen zerstören. Dann würde Sherlock anfangen weitere Weltbilder von ihm selbst zu hinterfragen und das könnte am Ende alles zum Einsturz bringen.

Also würde Mycroft lügen und den Eindruck erwecken, als wären ein paar Peitschenhiebe (siebzehn!) kaum der Rede wert.

Inzwischen war er es ja gewohnt seine Familie zu belügen.

Was machte eine Lüge mehr da schon aus?

Notes:

Um ehrlich zu sein, ist es eine halbe Ewigkeit her, seitdem ich die Folge das letzte Mal gesehen habe. Deswegen war es vermutlich keine Peitsche (bin mir momentan nicht sicher) und vermutlich habe ich Mycroft nicht getroffen. Aber ein Versuch war es wert und zumindest habe ich damit den Prompt erfüllt.